Sonntag, 28. März 2010

Zusammenfassung

Wer gewinnt nun, nach FlaProVas und Sixtus' fachkundiger Meinung, den Eurovision Song Contest 2010 in Oslo?

Hier das gemeinsame Ranking:

17 Pt. Finnland & Serbien
15 Pt. Albanien, Niederlande & Frankreich
14 Pt. Schweiz & Spanien
12 Pt. Slowenien & Belgien
11 Pt. Deutschland
10 Pt. Irland & Estland
  9 Pt. Dänemark, Slowakei, Portugal & Griechenland
  8 Pt. Zypern, Mazedonien, Bulgarien, Kroatien, Rumänien & Russland
  7 Pt. Vereinigtes Königreich, Israel & Weißrussland
  6 Pt. Georgien & Litauen
  5 Pt. Türkei & Schweden
  4 Pt. Island & Armenien
  3 Pt. Norwegen, Polen, Malta, Lettland, Moldau, Aserbaidschan & Ukraine
  2 Pt. Bosnien-Herzegowina

Der Ordnung halber noch die beiden verworfenen Lieder von Weißrussland und der Ukraine:
 
 5 Pt. Weißrussland (alt) & Ukraine (alt)

Mit unseren ersten 12 gemeinsamen Plätzen bin ich hochzufrieden.
Natürlich (dagegen kann man als Österreicher nicht ankämpfen, das saugt man mit der Muttermilch auf) könnte ich mit einem Sieg Deutschlands nicht leben, aber Zweiter dürfen sie ruhig werden, da bin ich uneigennützig. *harhar*

Freitag, 26. März 2010

Weißrußland & Ukraine: Zweite Wahl (bzw. dritte)


In guter, alter Anželika-Agurbaš-Tradition haben also die Weißrussen ihr Lied ausgetauscht, weil sie selbst gemerkt haben, daß es Müll ist (wie eigentlich jedes Jahr). Es bleibt bei dem dämlichen Gruppennamen „3 + 2“, statt irgendwas weit weg besingen die Maiden und Buben nun „Butterflies“ (Schmetterlinge) aus der Feder des russischen Pop-Panschers Maksim Fadejev (bekannt als Urheber der Truppe „Serebro“, die 2007 für Rußland Bronze holte). Leider merkt man das überhaupt nicht; statt einem vernünftigen Stück Pop kam nur eine Schnulzenballade heraus, die selbst für Disney-Kinderfilme noch zu klebrig-verzuckert ist. Und leider glauben die Lukašenko-Opfer auch weiterhin, daß man sich nur der englischen Sprache, wie wenig man sie auch beherrscht, bedienen müsse, um Erfolg zu haben. Nun, vielleicht reicht es wirklich zum zweiten Male überhaupt für die Belarussen für das Finale, aber viel ausrichten wird diese gesungene Schleimspur dort nicht. Mein Urteil:

(Und das war schon beim vorherigen Beitrag so – „Schmetterlinge gibt’s nicht mehr“, das wissen wir schon seit über 20 und 3 + 2 Jahren!)



Der Preis für das lächerlichste Beitragsfindungsprozedere gebührt heuer zweifellos der Ukraine: Kaum fand in dem Land ein Regierungswechsel statt, schon wurde Spitze der Fernseh(irren)anstalt NTU neu besetzt, die sogleich verfügte, daß der Gi-Ga-Gähnebär Vasyl L. stantepeh nicht mehr als Vertreter des Landes von Titten & Transen zu gelten habe. Er hätte sich seine Teilnahme nur aufgrund seiner Kontakte zur alten NTU-Spitze erschlichen, und etliche begabtere Künstler des Landes (gibt es die überhaupt?) hätten sich beschwert, erst gar keine Chance gehabt zu haben.
Blitzschnell stampfte NTU einen neuen Vorentscheid mit 20 Kandidaten (darunter auch Vasyl mit einer aufgepeppten Version seines Schlafliedes) aus dem Boden, und es gewann die durch und durch unsympathische Schreihälsin Aljoša Kučer (4 Oktaven, 2 Brustimplantate, 1 Kreischsägenstimme). Doch die „Freude“, einen schlechten Beitrag durch einen miesen ersetzt zu haben, währte nicht lange: Flugs kam heraus, daß ihr Lied „To Be Free“ (Frei zu sein) schon vor zwei Jahren veröffentlicht wurde und sogar käuflich zu erwerben war. Und nicht genug der Schmach: Auch die Zweitplazierte wartete mit einem zu alten Lied auf. Statt nun den Drittplazierten zu entsenden, der aussah wie ein Lustknabe aus dem alten Griechenland und auf Ukrainisch herumheulte, daß Engel niemals weinen, entschieden sich die Ukrainer, einfach mal auf gut Glück ohne Lied zum Delegationstreffen nach Oslo zu fahren und auf die Konzilianz der Schwanzlos-Stockfischius-Schranzen zu hoffen.
Selbstverständlich war diese Hoffnung nicht vergeblich, und die Ukraine bekam ein paar Tage Zeit, ein neues Lied für Aljoša zu finden. Dieses fand sich dann mit „Sweet People“ (Liebliches Volk), womit die Ukraine eine wahre Marktlücke heuer fand: Eine Ballade! Zwar mit einigen Gitarren aufgepeppt, aber trotzdem. Und ganz besonders doof ist es jetzt natürlich, daß die Ukraine mit ihrer Partybremse genau als Dritte im Bunde der Depressivballaden nach Schweden und Aserbaidschan startet (was den Ukrainern schon vorher bekannt war).
Mit einem Finaleinzuge sollten die von Orange wieder in tiefstes Rot gewechselten Ukrainer dieses Jahr jedenfalls nicht unbedingt rechnen, unter diesen drei gleich gestrickten Sachen hat Schweden die größere Jurylobby und Aserbaidschan alias Türkei II. die größere Hilfe der Diasporanten. Mein Urteil weiterhin:

(Und damit auch exakt so wie vorher – das ist schon eine Kunst, von schlecht über mies zu grottig. Danke, Ukraine!)

BLR & UKR - Die Nachrücker

Weißrussland

Es ist ja nichts Neues, dass die Belorussen ihre Lieder tauschen wie sie gerade lustig sind. Ein Wunder, dass nicht gleich auch die Gruppe 3+2 dran glauben musste. Na, egal.
Das neue Lied ist  - wie geschickt im heurigen Jahrang - ein Ballade namens 'Butterflies' (Margarinefliegen) und man durfte eigentlich nach der ursprünglichen Beitragsqualität des Mopedliedes nicht viel erwarten.
Umso überraschter war ich, dass gerade diese Ballade so angenehm ins Ohr geht, völlig unaufdringlich, nicht so ein Geplärre wie das norwegische Lied oder das dieser hysterischen aserbaidschanischen Funzn.
Trotzdem dürften die Finalchancen eher schlecht sein - Belarus mag man eben nicht.



Ukraine

Normalerweise gehören die Ukrainer mit Ausschluss bestraft - so einfach. Das ist bereits das dritte Mal in ihrer kurzen ESC-Geschichte, dass sie den Musikwettbewerb politisch mißbrauchen (Green Jolly ganz offensichtlich, Verka unterschwellig und jetzt eben diese Farce).
Schließlich sind bei der Neuauflage der Vorentscheidung dann die 'Siegerlieder' frech gestohlen oder vorher veröffentlicht worden. Für wie blöd halten die uns eigentlich?
Jeder Depp hätte also mit irgendeinem alten Lied antanzen können, ist ja egal, ob das später rauskommt, denn man durfte auf jeden Fall beim Song Contest antreten, eine neue Komposition wäre fein - wenn's leicht geht. Und bitte recht viel Zeit lassen, der Stockfisch verlängert doch gerne die Einreichfrist.
Möchte sonst noch wer sein Lied tauschen? Island vielleicht (BITTE!)?

Der Ordnung halber sei erwähnt, dass die Sängerin Alyosha den Titel 'Sweet People' in Oslo singen wird - so keine widrigen Umstände dazwischen kommen.
Stimmlich ist sie auf der Höhe, das bewies sie bereits in der in Rekordzeit zusammengeschusterten Blitz-VE. Das Lied selbst geht nicht sofort ins Ohr, hat aber etwas. Natürlich wird die Ukraine, unverdienter war es nie (und ich spreche nicht vom Lied), das Finale packen.
Selbstverständlich bleibe ich bei meiner persönlichen Einschätzung objektiv, also

Donnerstag, 25. März 2010

Aserbaidschan: Safura – Drip Drop


Aserbaidschan ist so ein Land, mit dem ich beim ESC so rein gar nichts anzufangen weiß. Schon seit seinem Auftauchen 2008 will dieses Land, politisch ein Restposten der UdSSR, ethnisch die Miniausgabe der Türkei, geologisch ein miefiges Erdölfeld mit einer abtrünnigen Region voller armenischer Bergziegen, musikalisch ein hoffnungsloser Fall, auf Biegen und Brechen gewinnen.
Seit die beiden schwulen Schreihanseln, deren Geseier auf heimischer Produktion fußte, nicht den gewünschten Erfolg brachten (am meisten beklagte sich das Dütt hinterher doch tatsächlich darüber, hinter Armenien gelandet zu sein!), bedient sich die Ersatztürkei bei den Schweden. Letztes Jahr wurde der im Wasawunderland lebende Ex-Iraner Arash dazu verdonnert, mit der damals nochnichtzwanzigjährigen Aysel den Damenbindenschlager „Always“ an die geneigte Telefonwählerschaft zu bringen. Das Ergebnis waren ein dritter Platz und einmal mehr unzufriedene Gesichter in Baku.
Heuer hätte Aserbaidschan erst gar nicht zum Bewerb zugelassen gehört, da das Fernsehen des Türken-Appendix boshafterweise die Ausstrahlung beim armenischen Beitrag störte und auch sonst alles tat, um den heimischen Zuschauer den ungeliebten Nachbarn vergessen zu lassen. Die bösen Staatsfeinde, die es dennoch wagten, für die Aprikosendudler anzurufen (derer gerade mal vier Dutzend), bekamen freundlichen Besuch im Auftrage des Innenministeriums.
Aber Schwanzlos Stockfischius wäre nicht er selbst, wenn die Untersuchungen diesbezüglich nicht fast ohne Ergebnis geblieben wären und Aserbaidschan mit läppischen zweieinhalb Riesen sich nicht hätte freikaufen können.
Somit haben wir dieses Jahr das zweifelhafte Vergnügen, einen weiteren Schwedenschlager für dieses unsympathische Nichtmehrsoganzneuland verkosten zu dürfen. Das heißt, ein Schlager ist es dieses Mal nicht. Wie auch die Original-Schweden entsenden die Aseris eine musikalische Untermalung zum Suizid: Safura, bürgerlich Səfurə Əlizadə, die aussieht wie die durchschnittliche Frisösenazubine mit Migrationshintergrund am Busbahnhof von Lünen-Brambauer, singt oder vielmehr grölt, schreit und rotzt eine selten dämliche „Ballade“ (die gefühlte einhundertste in diesem Jahr) mit dem noch weitaus dämlicheren Namen „Drip Drop“ (Trips-Tropf) vor sich her, die auch wunderbar in jedes Formatradio paßt. Ansonsten hat sie – neben bereits erwähnter reichlich überforderter Interpretin – nichts zu bieten, was sie in irgendeiner Weise besonders erscheinen läßt. Seltsamerweise steht dieser Beitrag bei den Wettbüros derzeit auf dem ersten Platz, aber gewinnen muß dieses musikalische Nichts nun wirklich nicht – wenn ein Sieg Aserbaidschans auch die verlockende Aussicht auf ein Aussetzen des tonsetzenden Tieffliegers Armenien zur Folge hätte…


AZE - Safura - Drip Drop

Nach all dem was sich Aserbaidschan im Vorjahr geleistet hat wäre es klüger gewesen sie lebenslang vom Eurovision Song Contest auszuschließen. Was sich Svante diesmal wieder dabei gedacht hat bleibt ein ungelöstet Rätsel. Jedenfalls empfiehlt er sich schon längere Zeit für die 'wohlverdiente' Pension. Und bitte ja keinen Schweden mehr nachbesetzen.

Nun aber zum aserbaidschanischen Übel... äh... Vorentscheid.
Drei Interpreten , 2 Damen, eine Gruppe, kämpften um die Teilnahme in Oslo. Dabei wurden jeweils drei gleiche Lieder gesungen (mit einer Ausnahme) um dem Publikum einen direkten Vergleich bieten zu können.

Den Anfang machte die spätere Gewinnerin Safura Elizade. Der erste Eindruck war: die kann nicht singen, ihre Stimme klingt 'blechern', aber ihre Ausstrahlung sagte bereits SIEG (ich will den Azes ja nichts unterstellen, aber in einem solchen Land herrschen normalerweise 'klare Verhältnisse' - wenn ihr versteht was ich meine).
'Drip Drop' - eine realtiv stumpfsinnige Allerweltskomposition - schien Safura am besten von den drei Titeln zu liegen. Die beiden anderen Kompositionen schrie sie mehr als sie zu singen. Zum Fürchten das ganze.
Es konnte eigentlich nur besser werden im Laufe des Abends.

Mitnichten. Die Mädchengruppe Milk & Kisses klangen zwar eine Spur besser als Safura, sangen aber im Großen und Ganzen noch falscher, was eine Kunst ist bei dem runtergekommenen Niveau bislang.
Ihnen lag das interessanteste Lied des Abends, 'Under My Skin', am meisten.

Die beste Sängerin war Starterin Nr.3: Maryam. Auch ihr lag 'Drip Drop' am meisten, allerdings um Welten besser intoniert als von Safura. Am Aussehen kann die Wahl Safuras nicht gelegen haben, Maryam war ihr zumindest 'ebenbürtig'.

Schon bei der Abstimmung - es wurde am VE-Abend nur die Interpretin gewählt, nicht aber das Siegerlied bekanntgegeben - hatte 'Drip Drop' einen klaren Vorsprung, man hätte sich die Geheimniskrämerei also gut sparen können. Falls dieser Vorgang Spannung erzeugen sollte, dann war das ein Schuss in den Ofen.
Noch dazu, wo doch Safura nur wenige Tage später bei der (ersten) ukrainischen Entscheidungsfindung 'Drip Drop' präsentierte.

Wenn man den Wettquoten glauben darf ist Safura eine der großen Favoritinnen auf den ESC-Sieg in Oslo. Mir stülpt es bei dem Gedanken jetzt schon den Magen um. Ich brauch' einen Nussschnaps!

Mittwoch, 24. März 2010

Frankreich: Jessy Matador – Allez Ola


Das Schicksal hat es in letzter Zeit nicht gut gemeint mit den eurovisionären Franzosen (und sie wohl auch nicht so mit uns). 2003 bis 2007 konnten sie anpacken, was sie wollten, es wollte partout nicht Gold werden, sondern nur ein Klumpen Blei. 2008 dann kam die Wende: Wenn gallische Arschkriecherei nichts werden will, zeigen uns die Hexagonen eben, was sie in Wahrheit von uns oder wenigstens dem ESC halten: nämlich nichts.
Sébastien Tellier war nur der Anfang. Mit seiner herrlich überdrehten Bühnenrevue (erst mit dem Golfwägelchen vorgefahren, dann ein kräftiger Zug aus dem Heliumballon) und der immer absichtlich danebenfilmenden Kamera war klar, daß er Anhänger von Melodifergevaltigen-Ästhetik gewiß nicht gewinnen konnte. Das Ergebnis war entsprechend.
Letztes Jahr dann die Überraschung: Patricia Kaas vertrat die Trikolore in Moskau. Doch auch dieser große Name schützte nicht vor einem enttäuschenden achten Platz (und daß sie damit noch hinter Zappel-Sakis und den beiden Türkeien landete, ist der eigentliche Skandal).
Kein Wunder, daß das Hexagon heuer mal gänzlich auf den Hallen-CSD einen fahren läßt und mit seinem Beitrag lieber für eine andere Veranstaltung werben möchte, wo einem keine Diaspora den Arsch retten kann und auch solche Länder wie Armenien keine Rolle spielen: Nämlich die im Sommer anstehende Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika.
Passend dazu engagierte das französische Fernsehen einen Künstler vom schwarzen Kontinent, Jessy Matador (bürgerlich Jessy Kimbangi) geheißen und mit kongolesischen Wurzeln. Und dieser Beitrag setzt sich selbstredend über alle ESC-Konventionen hinweg und verbreitet einfach nur lautstark die Botschaft „Allez Ola“ (recht schwierig zu übersetzen, etwa Welle, los!, also eine Stadionwelle). Nach der Flut all dieser drögen Balladen, von denen die heurigen Teilnehmer glauben, daß sie damit den Juries Punkte entlocken können, wurde es allerhöchste Zeit für diesen Kracher, nachdem schon Serbien die öde VE-Saison wenigstens teilweise hat retten können.
Natürlich ist ein solches Lied weder ein Kunst- noch ein Meisterwerk, aber im Zusammenhang betrachtet – sprich: in der diesjährigen Flut langweiliger Balladen oder sonstwie anbiedernder Allerweltsmusik, die nur ja nicht anecken will – wird es doch schon fast dazu. Zumindest haben die Franzosen es einmal mehr geschafft zu überraschen, und eine Plazierung unter den ersten Zehn sollte eigentlich in diesem schwachen Jahr ohne weiteres möglich sein.


F - Jessy Matador - Allez ola

Man könnte diese Franzosen küssen. Seit 4 Jahren bereits machen sie beim Song Contest was ihnen gefällt und pfeifen auf den Geschmack der Konkurrenz. Und NEIN, sie schicken nicht einfach irgendwas, nur beste Qualität darf es sein.

So wurde Europa Zeuge des genialen wie lustigen Liedes der Les Fatals Picards. Leider konnten die blinden wie tauben ESC-Fanatiker nichts mit dem Humor der Gruppe anfangen.
Ähnlich erging es dem weltbekannten Elektronik-Musik-Künstler Sébastien Tellier, der es sogar 'wagte" einen beinahe vollständig in englischer Sprache gesungen Titel für Frankreich zu präsentieren.
Im Vorjahr dann der Clou überhaupt. Die großartige Patricia Kaas gab ein Stelldichein bei Europas größtem Musikereignis und verzückte, trotz extrem sperrigen Liedes, die Massen. Dass es natürlich nicht für den Sieg reichte war der Ignoranz der 'östlichen' Televoter zuzuschreiben. Aber la Kaas wird das wohl reichlich egal gewesen sein. Sie hatte alle Aufmerksamkeit - und nur das zählt.

Und heuer pfeifen sich die Franzosen überhaupt nix und nutzen den Song Contest als Promotion für die Präsentation der offiziellen Single zur Fußball-WM in Südafrika. Nicht dumm.
Ein typisches Stadion-Mitgröhllied, dass auch noch bei 2.5 Promille Blut im Alkohol blendend mitzusingen ist, wunderbar eingängig - ein Ohrwurm.
Die Grand Nation interessiert sich letztendlich ohnehin mehr dafür, wie sie bei der WM abschneiden, niemand, nicht einmal Jessy Matador, interessiert sich ernstlich, wie er beim Liederwettbewerb abschneiden wird.

Aber vielleicht geht sich sogar ein guter Platz aus, der fürchterliche Schnarchballaden-Jahrgang spielt ihm (ungewollt) in die Hände. Paris 2011? Nein, dafür ist sich Frankreich zu schade.

Dienstag, 23. März 2010

Israel: הראל סכעת (Harel Skaat) – מילים (Milim)


Israel debütierte 1973 in Luxemburg, nur etwas mehr als ein halbes Jahr nach der Geiselnahme der olympischen Mannschaft Israels in München, nach dem Motto: Jetzt erst recht! Im Gegensatz zu München waren in Luxemburg jedoch die Sicherheitsvorkehrungen um ein vielfaches stärker (bzw. überhaupt vorhanden), vielleicht sogar etwas übertrieben. So wurde dem Publikum beispielsweise eingebleut, doch bitteschön von spontanen stehenden Ovationen abzusehen, um nicht etwa als mutmaßlicher Attentäter erschossen zu werden. Offenbar führten diese Warnungen auch auf Seiten der Teilnehmer zu Übernervosität, oder wie sollte man sich sonst diesen legendären Volle-Hosen-Tanz eines Cliff Richard erklären?
Wie dem auch sei, der 73er Bewerb ging ohne Todesopfer über die Bühne, und Israel brachte neben seinem Debüt auch die zweite Frau am Dirigentenpult mit (die erste schwang kurz zuvor für Schweden den Taktstock und wurde dafür von den Sängern des schwedischen Beitrages im Liede mit dem zweifelhaften Kompliment bedacht, Brüste wie Schwalbennester zu haben) und nahm dazu noch den vierten Platz mit heim. Bis heute hat Israel dreimal gewonnen und konnte bislang den letzten Platz erfolgreich meiden. Seit dem letzten Sieg 1998 läuft es für das Land nicht mehr ganz so rund: Spitzenplazierungen waren nur noch rar gesät (zuletzt ein vierter Platz für Shiri Maimon im Jahre 2005), dafür aber hintere Plazierungen und gar Semi-Blamagen en masse. Nachdem das friedenspendende Damen-Duo Noa und Mira Awad nur dank den Juries dem letzten Platz entging, setzt der israelische Rundfunk heuer wieder auf männliche Sangeskraft und rein auf die Landessprache.
Harel Skaat, 28 Jahre alt und wie schon sein Vor-Vorgänger Boaz Mauda Gewinner der israelischen Castingshow „כוכב נולד“ (Kochav nolad/Ein Stern ist geboren), durfte im israelischen Vorentscheid vier Lieder singen. Das heißt, eigentlich war es nur eins, das nur unter vier verschiedenen Titeln firmierte. Welches daher siegreich sich hervortun würde, war somit eigentlich egal. Gewonnen hat schließlich Liedvariation Nummer vier, „מילים“ (Milim/Worte).
Abgesehen davon, daß dies mal wieder eine weitere langweilige Ballade für das Jahr 2010 ist, besticht sie doch erstens durch die Tatsache, daß sie komplett auf Hebräisch gesungen wird (was auch hoffentlich so bleiben wird, die Israelis verwässern ihre Lieder schließlich nur zu gerne mit müden englischen Übersetzungen) und zweitens dadurch, daß Harel einer der wenigen Sänger ist, der es auch schafft, sein Lied live so vorzutragen, wie es die Studioaufnahme verspricht. (Eigentlich schon schlimm, daß man so was eigens erwähnen muß, aber im Zeitalter von Verkas, Hadises und hyperaktiven Waldorfschülerinnen ist das nun mal eine Besonderheit.)
Somit schafft Harel es wenigstens, ein bißchen Leben in das ansonsten sterbenslangweilige Lied zu bringen. Das Finale dürfte kein Problem sein, vor allem, wenn man bedenkt, daß er gleich hinter der stimmlich eher zweifelhaften Eva Rivas startet, die außer einem dicken Polster im Dekolletee und an Diasporastimmen kaum etwas zu bieten hat. Im Finale, wenn wohl so einige der Balladen auf der Strecke geblieben sind, könnte dann sogar einmal mehr eine gute bis sehr gute Plazierung für die Israelis herausspringen.


IL - Harel Skaat - Milim

Wozu hat Israel eigentlich einen Vorentscheid veranstaltet wenn doch von vornherein sonnenklar war welches Lied Harel Skaat in Oslo darbieten wird? Jury, Publikum, Sender - alle waren sich einig.
Na Hauptsache eine Show.

Das internationale 'Publikum' (also die Online-Foren-Schreiber)  war sich zumeist einig, dass der Titel Le'an weitaus besser geeignet wäre die Farben Israels zu vertreten als das langweilig dahinplätschernde Milim. Nun gut, die Israelis werden schon wissen was sie tun.

Harel ist ein sehr guter Sänger, kein Zweifel. Leider neigt er bei lauten Sequenzen zum Schreien statt Singen, und da vergeht einem schnell die Lust auf längeres Zuhören. Und gerade das ist das große Problem des Liedes. Am Anfang ist es zum Einschlafen fad, ab dem zweiten Drittel plötzlich laute langgezogene Töne und am Ende plärrt er nur noch.

Schade, da wäre mehr drin gewesen. So kann man ein Talent vergeuden.
Die Jury wird Harel ins Finale hieven wo er dann im hinteren Drittel plaziert sein wird. Von den Televotern darf Israel heuer punktetechnisch nichts erwarten.

Bosnien-Herzegowina: Vukašin Brajić – Munja i grom


Bosnien-Herzegowinas Geschichte bei der Eurovision ist immer mit viel Leid verbunden. Schon als die Bosnier 1964 erstmals für Jugoslawien einen Beitrag entsenden durften, landete der mit null Punkten auf dem letzten Platz. 1993, nunmehr als eigenständiger Staat, hieß der Debüttitel inmitten des entbrennenden Jugoslawienkrieges „Sva bol svijeta“ (Aller Schmerz der Welt), allerdings gänzlich unpassend dargeboten mit einer Art Morgengymnastik-Choreographie. Anfang der 2000er brach dann mal eine Welle eher „fröhlicher“ Titel an, die allerdings ob ihrer Dürftigkeit auch wieder eher traurig waren. Seit 2006 benennen die Bosnier ihre Vertreter direkt, worunter auch der bislang größte Erfolg für das Land („Lejla“, 2006) als auch der für meinen Geschmack beste Beitrag zu finden war („Pokušaj“, 2008).
Auch heuer läßt man von den Direktnominierungen nicht ab, das Ergebnis ist jedoch bestenfalls ernüchternd: Der 26jährige Vukašin Brajić singt das Lied „Munja i grom“ (Donner und Blitz), zumindest versucht er es. Darüber hinaus bricht er mit einer weiteren Tradition des Balkanlandes seit 2006 und wird gerüchteweise die englische Version „Thunder and Lightning“ (ebenfalls Donner und Blitz) singen. Respektive es versuchen.
Denn selten lagen Anspruch und Wirklichkeit bei einem bosnischen Beitrage so weit auseinander: Vukašin, auf Pressefotos gern als netter Mittzwanziger-Halbglatzenzüchter von nebenan dargestellt, gebärdet sich bei seinem Vortrag als wenig sympathisch. Sein Song soll Rock sein, sein Gesang klingt jedoch eher nach Hustinettenentzug. Das Lied plätschert uninteressant und ohne Steigerung vor sich hin, zwischendurch unterbrochen von einem Gitarrensolo, derweil Vukašin unbeholfen auf der Bühne umhertapert. Professionell sieht anders aus, auch in Bosnien.
Es sieht also nicht so aus, als ob Bosnien-Herzegowina ein Wiedersehen mit uns im Finale feiern wird. Die anderen Ex-Jugos im selben Semi schicken viel Besseres (Serbien) bzw. nicht ganz so langweiliges (Mazedonien). Und wenn man bedenkt, daß die verantwortliche bosnische Fernsehanstalt bei der EBU hoch verschuldet ist und demnächst sogar aus ihr ausgeschlossen werden könnte, ist es gleich doppelt traurig, daß dieses gebeutelte Land ausgerechnet mit so einem Mist seinen Abschied nehmen könnte…


Montag, 22. März 2010

BOS - Vukašin Brajić - Munja i Grom / Thunder And Lightning

Wie schon in den letzten Jahren verzichtete Bosnien-Herzegowina auf eine Vorentscheidung mit mehreren Kandidaten und setzte wieder auf eine Direktnominierung. Mit Laka und Regina funktionierte dieses Prinzip sehr gut. Warum also das Konzept ändern?

Noch dazu, wo Bosnien-Herzegowina bei DEN Schulden bei der EBU eigentlich nicht startberechtigt hätte sein dürfen. Da ist Bescheidenheit wirklich vonnöten.
Aber SO bescheiden hätten sie nun doch nicht sein müssen. Das Lied von Vukašin Brajić ist ein Hauch von Nichts. Klingt ein wenig nach dem mazedonischen 'Nachbarn' (sind ja nur ein paar hundert Kilometer, da darf man nicht so kleinlich sein), der gern einmal Rockmusik zum ESC schickt. Aber Mazedonien hat das weit bessere Lied. Der bosnische Beitrag scheitert an allem.

Normalerweise werte ich für diesen Blog rein aufgrund der Live-Auftritte, aber da mir die Tonqualität des Streams ziemlich dürftig erschien griff ich ausnahmsweise auf die Studioversion zurück. Überraschenderweise konnte ich keinen gravierenden Unterschied zwischen 'live' und 'Studio' erkennen. Es bleibt dasselbe langweilige Lied.

Interessant, dass Bosnien so viele Mitbewerber beim ESC 2010 als Pausenact zusammenführen konnte. Alle 'litten' unter der bescheidenen Abmischung des Tonmeisters, aber imerhin konnten sich Vukašin und sein Land so ein Bild von einem Teil der direkten Konkurrenz machen.

Ich habe kein gutes Gefühl. Bosnien wird diesmal kein Finalticket lösen. Da helfen auch die Nachbarschaftsvotings nichts.

Serbien: Милан Станковић (Milan Stanković) – Ово је Балкан (Ovo je Balkan)


Serbien kam, sah und siegte. Schon als es noch im Staatenverbund mit Montenegro 2004 (wieder-) auftauchte, wäre es beinahe zum Triumph gekommen, wenn nicht Ruslana gewesen wäre. Nach der Trennung vom Schwarzberg löste 2007 Serbien Polen als erfolgreichsten Debütanten des ESC ab: Marija Šerifović erreichte auf Anhieb die Spitzenposition für den Balkanstaat. Letztes Jahr hingegen sah es weniger rosig aus: Marko Kon erreichte mit seinem Beitrag „Cipela“ (Schuhe) zwar noch den zehnten Platz im Semifinale, wurde aber von den Juries verschmäht und mußte dem kroatischen Beitrag weichen.
Dieses Jahr kann dies allein deswegen schon nicht passieren, weil die Kroaten im anderen Semi antreten. Nach der letztjährigen Pleite stampfte der serbische Fernsehsender RTS die bis dahin übliche „Beovizija“ ein und ließ seinen Beitrag in der Sendung „Tri pa jedan za Oslo“ (Drei und einer für Oslo) auswählen, wobei der eine Goran Bregović ist, der unter anderem auch schon mit Severina Vučković (die für Kroatien 2006 am ESC teilnahm) und Zdravko Čolić (ebenfalls ein ESC-Veteran, der 1973 Jugoslawien vertrat) zusammengearbeitet hat. Die drei waren die Kandidaten, die jeweils eine Bregović-Komposition vortrugen: Emina Jahović, Ehefrau des türkischen Popbarden Mustafa Sandal, Oliver Katić, der von Jelena Marković unterstützt wurde, sowie der schließlich siegreiche Milan Stanković.
Dessen Lied „Ово је Балкан“ (Ovo je Balkan/Das ist der Balkan) war das einerseits wohl verrückteste der drei Nummern, zugleich aber auch die eingängigste. Sehr schön auch die Darbietung mit den Choristen, die, wenn sie stimmlich gerade nicht gebraucht wurden, sich als lebende Instrumente gebärdeten. Zum Lied kann man weiter nichts sagen, es ist halt eine überdrehte Turbofolk-Nummer: Entweder man mag das oder eben nicht. Ebenso wie an der Musik dürften sich auch an dem Auftreten Milans die Geister scheiden, da mit seiner Mireille-Mathieu-Gedächtnisfrisur (wobei allerdings vorne und hinten vertauscht wurden) aussieht wie seine eigene Schwester.
Aber selbst wenn er aussähe wie der Herr Lordi persönlich, von dem guten Lied lenkt das keinesfalls ab (wie auch Herr Lordi einst das nicht konnte), und es müßte schon mit dem Teufel zugehen, wenn Serbien heuer nicht locker die Qualifikation fürs Finale schafft und dort eine weitere gute Plazierung absahnt.


Sonntag, 21. März 2010

SER - Milan Stanković - Ovo Je Balkan

Fast hätte ich bei diesem langweiligen Jahrgang resigniert.
Der Abend des 13.März begann schon sehr übel (kein Wunder: Schweden-Finale und keine Alternative. OK - ein Kochbuch, ein Rosamunde Pilcher-Film...). Was schadete es da den Serbien-Stream zu aktivieren.

Erst dachte ich wie bescheiden die Sendung eigentlich für serbische Verhältnisse ist, fast schon zu 'gemütlich'.
Und dann das erste Lied: Emina Jahović - Ti kvariigro. Ich wußte sofort: DAS will ich in Oslo sehen. VE sofort stoppen und Lied nehmen.
Aber wer hört schon auf mich... in diesem Fall: Gott-sei-Dank!

Zweiter Beitrag: Milan Stanković - Ovo je Balkan. DAS IST ES. Das will ich in Oslo sehen. VE sofort stoppen.
Wieder keine Reaktion aus Serbien auf mein Flehen.

Also weiter: Oliver Katić & Jelena Marković - Predsedniče halo. Endlich war bei mir der Groschen gefallen. Serbien hat heuer einfach keine schlechten Lieder im Angebot und alle sind dem gleichen Balkan-(Turbo-)Folk 'verhaftet'.

Mir war es völlig egal welches Lied zum Song Contest in Norwegen geschickt wird, aber nicht wie bei Schweden ein paar Stunden früher, wo es keine Rolle spielte welcher Hühnerdreck das Land in den Untergang reitet, sondern weil alle drei Beiträge qualitativ auf einem Level waren. Alles potenzielle ESC-Sieger.

Ein Glück, dass die Wartezeit auf die Verkündigung des Gewinners mit einem hervorragenden Pausenprogramm verkürzt wurde. Lauter 'alte Bekannte', alle Lieder im neuen, dem Motto der Show angepaßten Gewand aufgeführt. Einfach hervorragend.

Wahrscheinlich wurde mit Milan Stanković die richtig(st)e Entscheidung in Serbien gefällt. Nach mehrmaligem YT-Genuß der drei Auftritte glaube auch ich, dass er am ehesten das Publikum am Hl. Abend (Finaleinzug ist Formsache) zu überzeugen wissen wird.



Schweden: Anna Bergendahl – This is My Life


Schweden war lange Zeit ein eher unbeachteter Eurovisionsteilnehmer und eine Zeitlang sogar erfolgloser als Finnland, bis 1974 der Fischbüchsenhersteller ABBA erst den Bewerb und dann den Rest der Welt für sich gewann. Seitdem haftet den Schweden der Ruf an, das Grand-Prix-Land schlechthin zu sein, was nicht zuletzt an dem alljährlich ekstatisch zelebrierten Melodifestivalen, der traditionellen Vorentscheidung des Landes, liegen dürfte. Doch was ist dran an diesem Rufe?
Zunächst einmal müßte die Vorentscheidung, betrachtet man das musikalische Niveau und dessen Diversität, eher als Melodifergevaltigen bezeichnen. Nur wenn man unbedingt auf Schlager, Rockschlager, Discoschlager, Schrammelschlager oder Schlagerschlager steht, kann, ja muß man so etwas gut finden. Auch der internationale Erfolg läßt in letzter Zeit bei den Faulfischverkostern doch arg zu wünschen übrig: Obwohl in den letzten fünf Jahren zwei ehemalige Siegerinnen antraten, konnte keine auch nur ansatzweise ihren Titel verteidigen; Charlotte Perrelli, die noch unter ihrem präoperativen Namen Nilsson 1999 gewann, entging sogar nur knapp dem Semi-Aus. Die durchgeknallte Opernsängerin Malena Ernman heimste im vergangenen Jahr so nebenbei die zweitschlechteste Plazierung ihres Landes ein, und auch 2005, 2007 und 2008 sah es nicht viel besser aus.
Keine allzu rosigen Aussichten also für die heurige Vertreterin Schwedens, die achtzehnjährige Anna Bergendahl. Sie singt – oder vielmehr: jammert – den Titel „This is My Life“ (Das ist mein Leben). Wobei ich mich frage, was ein noch nicht mal zwanzigjähriges weibliches Wesen aus einem Wohlstandslande wie Schweden da großartig zu erzählen hat? Vom Komabesäufnis am vergangenen Wochenende mit anschließendem Magenauspumpen? Von aufregenden Entdeckungen beim Pickelausdrücken? Von neuen Striegelmethoden auf dem Ponyhof? Vom Zahnverlust beim Knäckebrotbeißen? Man weiß es nicht. Aber da nicht Anna selbst, sondern u. a. Bobby Ljunggren, ein Endvierziger-Althaudegen des Melodifergevaltigens das Lied geschrieben hat, ist das eh irrelevant.
Bleibt noch das Lied selbst: Nachdem also Schweden mal keinen Schlager schickt, kommen sie dieses Mal mit einem Prodepressivum erster Güte. Die gute Anna möchte bei diesem ach so traurigen Lied am liebsten selbst gleich losheulen, so sehr nimmt es sie mit. Ob sie damit aber auch genügend Zuschauer motivieren kann, dafür anzurufen oder wenigstens die Juries ausreichend erweichen kann, bleibt abzuwarten. Zumal das zweite Semi, in dem Schweden heuer startet, ausreichend mit Balladen gespickt ist, und alle werden sie es gewiß nicht überleben. Wenn Schweden es aber schaffen sollte, sehe ich keine große Verbesserung in der möglichen Plazierung. Aber die Schweden dürfen schließlich auch gerne mal anderen Ländern den Vortritt lassen.


SWE - Anna Bergendahl - This Is My Life

Der Preis für die gräulichste Stimmfarbe geht diesmal klar an Schweden. Diese Bergendahl hat wohl 10 Knödel auf einmal runtergewürgt und nun drückt's sie halt ganz heftig. Gibts niemand anderen der diese gar nicht einmal so üble Komposition singen könnte?
Und wozu eine Gitarre umhängen wenn man sie offensichtlich garnicht benützt? Na gut, über Kleinigkeiten will ich mich nicht aufregen, sonst bekomme ich Sodbrennen.
Hauptsache es wurde in Schweden dieses Jahr nicht auf ABBA-like Häppipeppi-Sound aus dem Rundordner zurückgegriffen. Mit dem Lied geht sich auch kein besserer Platz als 2009 aus, alles besser als Zwanzigster wäre unverdient.

Da veranstaltet man eines der größten Musikfestivals Europas mit tausenden Zusehern im Saal und etlichen Millionen an den Bildschirmen - und dann wird solch minderwertige Kost in "x" Semis aufgetischt. Hatte es denn doch ein wohlklingendes Lied (aus Versehen) in das Melodifergevaltigen geschafft wurde es stante pede wieder aus der Show befördert. So sind sie, die Schweden.

Hab ich schon erwähnt welch lustig Völkchen diese Nordlichter sind? Diese grandiosen Moderatoren (Schleimi und der Pudel), diese lustigen Einspieler, diese bahnbrechenden Pausenacts. Apropos "brechen"...

Immer wieder lese ich, dass sich andere Länder bei ihren Vorentscheiden ein Beispiel am MF nehmen sollten. BITTE, NEIN! Tut Euch sowas nicht an, das funktioniert nur dort (dafür aber gut).
Das MF ist ein eigenständiges Musikfestival, dass eben zufällig am Ende auch einen Teilnehmer für den nächsten Eurovision Song Contest (kurz: Grand Prix) kürt, wie auch die Dora in Kroatien oder dereinst das San Remo Festival in Italien.
Für Vorentscheide braucht man keine großen Semis, da reicht eine Sendung (gut gemacht wäre schön) mit einer festen Anzahl an Künstlern, einem reinen Televote und 'fertig'. Man muss sich nicht immer an Megaevents orientieren und haufenweise Geld verbrennen, die Teilnahme am ESC kostet ohnehin schon genug.

Siehe Schweden: viel heiße Luft und heraus kommt... nichts (zumindest nichts wofür man sein sauer verdientes Geld beim Telefonieren ausgeben sollte).
Voriges Jahr gab's wenigstens noch eine Caroline af Ugglas, mit der man 'mitfiebern' konnte, selbst die Ernman hatte durch die Art des Liedes ihren Reiz, aber diese Tröte heuer. Ich weiß nicht, ich weiß nicht.



Vereinigtes Königreich: Josh – That Sounds Good to Me


Das Vereinigte Königreich – falsch wäre Großbritannien und noch fälscher einfach nur England – war lange Zeit erfolgsverwöhnt und beim Eurovisionstheater Dauerabonnent auf den zweiten Platz, obwohl sich das insulare Königreich selbstverständlich als Erfinder der Popmusik als rechtmäßigen Sieger sah. Und doch, wenn man auf die Siege der Briten schaut, liegen sie nur gleichauf mit dem Konkurrenten Frankreich und dem kleinen Großherzogtum Luxemburg. Seit der verpflichtenden Einführung der Telefonabstimmung jedoch fuhr das Land von Shakespeare und Mister Bean, von Pilzköpfen und Haferschleim einen Negativrekord nach dem nächsten ein. Ein Null-Punkte-Ergebnis im Jahre 2003 war dann der traurige Tiefpunkt dieser Serie.
Zudem müssen die Briten heutzutage hilflos mitansehen, wie Künstler anderer Länder hemmungslos ihre nahezu deklinations- und konjugationsfreie Sprache mißbrauchen und noch mehr Blödsinn damit verzapfen als einst die Untertanen von Königin Elizabeth Numero zwo das selbst taten in solch glanzvollen Pretiosen wie „Ring-a-Ding Girl“ (Klingeling-Mädchen) oder „Boom Bang-A-Bang“ (Krach, bumm, schepper; Lulus siegreiches Lied über ihre Erfahrungen beim Rückwärtseinparken).
Ein weiteres Problem, nicht nur für die Briten, sondern generell für die Traditionsländer: Sie bekommen einfach keine namhaften Künstler mehr, die bereit wären, sich dem Votum des restlichen Europas zu stellen. Letztes Jahr, nach einem weiteren letzten Platz für das einst so ruhmbekleckerte Königreich, schaffte man wenigstens auf Seiten der Komponisten, jemand Namhaftes zu gewinnen: Musical-Alt- und Faltstar Andrew Lloyd-Webber ließ sich dazu herab, ein bezaubernd langweiliges Lied zusammenzukleistern, und Diane Warren, US-amerikanische Schnulzenmassenfabrikantin, lieferte dann den dazu passenden schleimigen Text. Dazu wurde dann die Sängerin Jade Ewen gecastet, die heute zur Strafe eine freigewordene Stelle bei den Sugababes ausfüllen muß.
Damit waren die Vereinigten Königreichler unerwartet erfolgreich, weshalb diese Methode – bekannte Komponisten plus unbekannte Interpreten – auch dieses Jahr angewandt wurde. Als Komponisten wurden heuer Mike Stock und Pete Waterman, die in den 80ern im Verbund mit Matt Aitken die britische Hitfabrik waren, mit Sängern (mehr oder minder) wie Kylie Minogue, Rick Astley, Brother Beyond sowie Sonia, die nach ihrer SAW-Ära 1993 ihr Land beim Großen Weichkäse vertrat und den üblichen britischen zweiten Platz einheimste.
In der Ecke des unbekannten Interpreten findet sich Josh Dubovie, ein neunzehnjähriger bläßlicher Jüngling mit vagen Ansätzen zum Tönetreffen. Und was soll man sagen: Es hat sich nichts geändert bei SAW, auch wenn es heute nur noch SW sind. Immer noch die billigen Synthiklänge zum immergleichen Viervierteltakt, dazu ein Einhämmerrefrain und ein nicht allzu stimmsicherer Interpret: „That Sounds Good to Me“ (Für mich hört sich das gut an) behauptet singenderweise der Jung-Josh, allerdings wird er wohl der einzige sein, der hier etwas Gutes hört. Der Rest der Welt hört hier einfach nur Ausschußware, die es nicht mehr rechtzeitig auf ein Album von Jason Donovan geschafft hat. Und ob der jüngliche Bläßling Josh sein unsicheres Auftreten auf der Bühne bis Mai noch in den Griff bekommt, ist fraglich. Somit fürchte ich, daß dieses Jahr die Briten sich einmal mehr in den Niederungen der Zwanzig-Plus-Plazierungen wiederfinden werden – und das hört sich dann schon nicht mehr so gut an…


GB - Josh - That Sounds Good To Me

In den späten 80ern, als mein Musikgeschmack noch nicht so ausgeprägt und eher hitparadenorientiert war, konnte ich mit Stock-Aitken-Waterman-Produktionen recht viel anfangen. Was war denn so schlecht an 'You Spin Me Round' von Dead Or Alive, 'This Time I Know It's For Real' von Donna Summer, 'Respectable' von Mel & Kim, 'Blame It On The Boogie' von Big Fun oder 'I Just Don't Have The Heart' von Cliff Richard?
Bei mir darf der typische SAW-Sound bei keiner 80er-Party fehlen.

That said... kommen wir zur UK-VE. Was hat man im Vorfeld geschimpft. Pete Waterman, der alte Sack der nur eine Art von Musik kennt und sie bei tausenden Liedern anwendete soll das Lied für das Vereinigte Königreich schreiben. My Goodness! Und dann holt er auch noch seinen Buddy Mike Stock mit ins Boot. Das kann nix werden. Arme Briten!

Wie kann man dann noch sechs völlig unbekannte Opfer für diese billig produzierte Sendung auswählen? Britain, what are you up to?

Die erste Runde wurde mit bekannten Liedern bestritten, die Bevölkerung und die Jury durften sich ein Bild von den gesanglichen Qualitäten der Junginterpreten machen.
Im Großen und Ganzen brachten die Song Contest-Stars 'to be' die Sache recht gut hinter sich, ein wenig Rick Astley, ein bisserl Kylie Minogue, ein Schuss Bananarama..

Ich denke, Pete Waterman wußte schon vorher genau wen er im Superfinale hören und sehen wollte. Alles, nur keine Gruppe. Gut, dann eben zwei Herren und eine Dame.

Diese Drei durften dann DAS LIED für Oslo singen. Esma nahm sich selbst aus dem Rennen als sie den Text vergaß (aber egal, sie konnte gesanglich, zumindest bei diesem Lied, nicht mit ihren männlichen Konkurrenten mithalten). Alexis brachte den catchy Refrain am besten rüber, aber Josh war klar der Sicherste und stimmlich stärkste der Superfinalisten und hat den Pot zurecht gewonnen.

So wie das Lied sich jetzt präsentiert wäre es bestimmt ein Fall für die 'üblichen' (also hintersten) Ränge beim ESC gewesen. Da freut es, dass das Lied angeblich ordentlich re-vamped wird.
Good luck, Britain! Möge der Saft mit Dir sein.

Samstag, 20. März 2010

Deutschland: Lena Meyer-Landrut – Satellite


Deutschland ist (zumindest zum größten Teil) schon von Anfang an mit von der Partie in Sachen Eurovision. Und genau so lange hadert Deutschland mit seinem Schicksal in diesem Wettbewerb, und der Rest Europas mit vielen deutschen Beiträgen, vor allen Dingen in den letzten Jahren, wo sich eine heillose Ratlosigkeit in Sachen Vorentscheidsmodus und -bestückung breitgemacht hat. Vom plüschig-schwulen Dreier in den Jahren 2006 und 2007 bis zur Direktnominierung im letzten Jahr, wo uns Alex Christensen in beeindruckender Art beweisen durfte, daß er es eben nicht besser kann, bis hin zum Großereignis in Zusammenarbeit mit dem Kinderbelustigungssender VIVA, das dann dank Stefan Raabs Eitelkeit zu keiner Wiederholung kam.
Und ausgerechnet dieser Stefan Raab soll dann dieses Jahr wieder für Deutschland die Kohlen aus dem Feuer holen. In einer Zusammenarbeit seines Haussenders PRO 7 mit der ARD wurde heuer die Castingshow „Unser Star für Oslo“ ins Leben gerufen, in der in acht Sendungen (davon zwei in der ARD), zuerst Interpreten, dann Lieder für sie gefunden werden sollten. Hat mich schon bei der Bekanntgabe dieser Auswahlmodus etwas befremdet, bewahrheiteten sich dann mit Einsetzen der Sendereihe meine Befürchtungen: Eine stinknormale Castingshow ohne jeglichen ESC-Bezug (nein, man muß nicht wieder die drei Damen vom Grill aus Skandinavien ihre 60er/70er-Jahre-Schlager trällern lassen, aber ein ausgedehnterer Blick auf die heurige Konkurrenz wäre doch wohl drin gewesen statt dieser willkürlichen Mini-Auswahl in der allerletzten Sendung inklusive gänzlich unangebrachter Raab’scher Gehässigkeit), zwar ohne unterschichtenbeglückende Bohlen-Häme, aber auch ohne eigene Note.
Statt dessen wieder Charts-Karaoke von U-25ern (und nur solchen, damit die Generation Klingelton auch nicht abschaltet). Und in der letzten Sendung schließlich vier neue Lieder, eines so nichtssagend wie das andere, woraus dann das Oslo-Lied gekürt werden mußte. Daß darunter nicht eines auf Deutsch war, muß man wohl angesichts dieses Sendeformats nicht eigens erwähnen.
Und so gewann dann erwartungsgemäß die Beinaheabiturientin Lena Meyer-Landrut weniger erwartungsgemäß mit „Satellite“ (Satellit), das sie zwar kaum singen kann, weil sie erstens eben genau das kann: nämlich nicht richtig singen und zweitens die Melodie auch viel zu tief für ihre Stimme ist. (Das Lied selbst ist übrigens in Studioversion gar nicht mal so übel.) Aber dafür sieht sie ja süß aus, und das reicht nach der Meinung des deutschen Publikums im Altersschnitt zwanzig minus vollkommen aus, um eine Spitzenplazierung damit zu ergattern. Nur leider ist der von Unterschichtenfernsehen und Formatradio gänzlich deformierte deutsche „Geschmack“ in der Regel nicht mit dem des Auslands kompatibel, und daher braucht man sich hernach auch nicht wundern, wenn beispielsweise die Kroaten vor uns landen, die eben nicht nur aufs Äußere, sondern auch aufs Stimmliche achten oder die Serben, die nicht verzweifelt versuchen, irgendwelchen Angelsachsen nachzueifern, sondern auf landestypische Töne aus dem Munde fähiger Sänger setzen. Und wenn man wissen will, wie ein vernünftiges, international vorzeigbares Promovideo auszusehen hat, frage man die Bulgaren. Der böse Osten aber auch immer…
Ach ja, die Chancen für Deutschland sehen meines Erachtens nicht so übermäßig rosig aus. Gut, es ist dieses Jahr wahrlich viel Müll an Beiträgen dabei, aber das meiste (wenn nicht gar alles) davon wird in den Semis ausgesiebt, und unter 24 Profis (na gut: 23, der britische Vertreter ist auch nur ein Castingopfer) werden das niedliche Gehoppel und die permanente Gesangsverweigerung einer dann hoffentlich Wirklichabiturientin untergehen. Man stelle sich also auf etwa Platz fünfzehn plus ein. Und nächstes Jahr treten potentielle Kandidaten bitteschön sofort mit ihrem Lied an, damit wir von Anfang an wissen, womit wir es zu tun haben!


D - Lena Meyer-Landrut - Satellite

Als Österreicher wünscht man den Deutschen alles - nur keinen Sieg!

Haben jetzt alle weggeklickt? Gut, dann kann ich ja mit meiner Analyse der Raab-Show beginnen.

Ich habe akribisch jede Show (Sat sei Dank) verfolgt und war vom Konzept von 'Ein Star für Oslo' sehr angetan. Man merkt: wenn Stefan Raab etwas in die Hand nimmt hat das Kopf und Fuß.

Die Moderation der Sendung war sehr souverän über alle Folgen. Leider kann man das von der Jury nicht immer behaupten. Ich will jetzt gar niemanden persönlich diskreditieren, man weiß ohnehin wer seine Sache gut und wer weniger gut machte.

Über alle acht Shows konnte ich mich, der normalerweise sehr schnell für jemanden Partei ergreift, nie für eine(n) spezielle(n) Kandidaten/in entscheiden. Die Qualität der Darbietungen, zumindest NACH den ersten beiden Sendungen, in denen je 5 KandidatInnen sofort ausschieden, war relativ gleichwertig.

Vielleicht war es, im Nachhinein gesehen, gar nicht so richtig bekannte Lieder für die Kandidaten zu wählen, man identifiziert sich gerne einmal mit dem einen Song, und wenn der besonders gut oder arg gräulich intoniert wird neigt man dazu den/die SängerIn in höchsten Tönen zu loben oder zu verfluchen (gut, für's Verfluchen hat es eigentlich nie gereicht, das Nivau war überdurchschnittlich).
Selten gab es bei den Entscheidungen Überraschungen, nur bei Jennifer Braun war ich mir an einem Abend 'eher' sicher, dass sie fliegt, doch es kam anders. Und aus jetziger Sicht bin ich froh, dass ich mich irrte.

Die letzten sechs Kandidaten waren beliebig austauschbar, im positiven Sinn, jeder hatte seine Stärken, kaum einer Schwächen. 
Aber nur angenommen eine Shari oder ein Leon hätten Satellite oder Bee vorgesetzt bekommen: was wäre passiert? Zu beiden paßten die Lieder (reine Hypothese meinerseits) NICHT. Wie lange standen dieses 'Gemeinschaftlieder" eigentlich vorher fest?
Auch ein Christian Durstewitz wäre vermutlich nicht glücklich über die Songwahl gewesen, dafür hätte sich Kerstin Freking sehr große Chancen auf das Ticket nach Oslo ausrechnen können.

Gut, Jenni hat die lautere 'Röhre' und Lena diese unglaubliche Ausstrahlung. Aber wer weiß?
Bestimmt wäre Lena das Lied Love Me, dass sie zusammen mit Stefan Raab schrieb, lieber gewesen, man spürte das auch beim Auftritt, aber sie bringt selbst Satellite gekonnt, auf ihre unnachahmliche Art, rüber.

Chancen in Oslo?!? Je nachdem, wie locker sie die ganze Chose nimmt und wie sie bei den Presseauftritten zu überzeugen weiß (danach richtet sich nämlich die Berichterstattung in den jeweiligen Medien) wird sie entweder hohe Sympathiewerte erzielen (es wäre ihr zu wünschen), oder als Hexe 'verbrannt'.

Wie der Auftritt aussehen wird wissen wir jetzt schon - und wehe irgendjemand wagt es die Bühne unnötig bei Lenas Auftritt zu 'überladen'. Finalchancen: 100%! ;-)
Der Rest liegt in der Hand des Ostblocks.

Griechenland: Γιώργος Αλκαίος (Giorgos Alkaios) – Ώπα! (Opa!)


Griechenland stieß im legendären ABBA-Jahr 1974 zur Eurovision mit einem harmlosen Schlagerchen, der von Wein, Weib und Gesang aus weiblicher Sicht handelte. Weniger harmlos war hingegen damals das Verhältnis zur Türkei, deren Erscheinen die Griechen gleich im Jahr darauf aussetzen und wiederum ein Jahr später mit einem hochpolitischen Lied (das in der englischen Version auch noch höchst eindeutig „Der Tod Zyperns“ benannt wurde) wiederkehren ließ, das wiederum die Türken aus dem Bewerb trieb.
Heutzutage ist das Verhältnis zwischen beiden Ländern weitaus entspannter, und dennoch treiben die Griechen mit ihren Beiträgen gerne mal jemanden hinaus. Zwar nicht andere Länder aus dem Wettbewerb, aber doch Zuschauer aus dem Raum, weil sie in der Regel gar so grauslig singen. Schaltet man aber den Ton ab, ist es ganz unterhaltsam zuzusehen, wie sich der Grieche nicht nur musikalisch, sondern vor allem körperlich verrenkt um des Erfolges willen.
Zumindest das fällt heuer weg: Der gerade mal 38jährige Giorgos Alkaios gebärdet sich auf der Bühne so quirlig wie ein Jørgen Olsen ohne Gitarre. Daß auch er nicht singen kann, fällt nicht weiter ins Gewicht, denn das sind wir schließlich von den Griechen gewohnt. Ungewohnt ist jedoch, daß er es dieses Mal auf Griechisch tut, wovon die Hellenen schon seit 2002 abließen. Und gerade der Text läßt mich einmal mehr fordern, daß alle Fernsehsender Übersetzungen des gerade Gesungenen einblenden (oder zumindest via Videotext anbieten) müßten, wie es auch Finnen und Esten tun. Angenehmer Nebeneffekt: Man sähe auch gleich, was für einen Stuß heuer die meisten Ex-Sowjets und die Polen in ihren Liedern mit dem Bauklötzchen-Englisch verzapfen.
Alkaios ist übrigens auch für einen großen Hit der Gruppe Antique (wir erinnern uns: Griechenland beim ESC 2001) verantwortlich, der da „Ώπα Ώπα“ (Opa, Opa) hieß, und was wäre angesichts der aktuellen finanziellen Situation seines Landes passender, als eine Sparversion mit nur noch einem „Ώπα!“ (Heißa! Juchhe! Oder in LML-Diktion: Verdammte Scheiße!) zu erstellen? Die genau so klingt, wie so ziemlich alle griechischen Beiträge seit 2004, weil man dann kostengünstiger komponieren kann? Und dazu dann die „Choreographie“ von Michalis Rakintzis zu stampfen, weil die schon damals so billig war? (Nur halt ohne diese Roboterkostüme, denn die sind zu teuer.) Und dabei dann zu singen, daß man das Alte hinter sich lassen wolle, das Gestern vergessen, nachdem man sich schließlich seiner Schulden entledigt habe? Und nach all den Demütigungen einfach wieder nur zu singen, zu springen (na gut, der Alki-Schorsch weniger) und heißa/juchhe/verdammte Scheiße zu juchzen?
Der heurige griechische Beitrag ist in all seiner gewohnten Klischeehaftigkeit dann doch wieder so anders als die vorangegangenen, gerade weil er alle diese Klischees absichtlich nutzt und sich darüber belustigt (was schon mal ein Riesenschritt für die Griechen ist, wenn man bedenkt, wie ernsthaft sie letztes Jahr sogar diesen selbstverliebten, storchengleich-staksenden Sakis auf der Abschußrampe gemeint haben). Endlich mal wieder Kunst statt Künstlichkeit aus dem Lande, das für sich reklamiert, Wiege von Demokratie und Arschfick zu sein.
Daß dieser Beitrag im Finale landen wird, darüber besteht kein Zweifel. Ob allerdings der Rest Europas diese Selbstironie versteht, mag bezweifelt werden. Aber eh wurscht: Endlich mal ein griechischer Beitrag (der erste übrigens seit 1993), den ich gutheißen kann. Daher:


GR - Giorgos Alkaios & Friends - Opa

Ich bin jetzt schon gespannt wie Griechenland heuer auf das erste schlechte Ergebnis seit 6 Jahren reagieren wird. Was in der Ausscheidungssendung geboten wurde war unter aller Sau bescheiden.

Hat die Wirtschaftskrise und der Beschiss bei der Euroeinführung die Griechen so mitgenommen, dass sie auf jegliche Siegchance von vornherein verzichten? Wäre denn eine Nicht-Teilnahme für alle Beteiligten eine Wohltat bessere Wahl gewesen?

Sunny Baltzi & Second Skin: eine gesangliche Zumutung.
Émigré: werden wir nicht von den Schweden schon genug gequält, muss dieser 'Sound' jetzt auch aus Griechenland kommen (und wenn schon, dann so gekonnt wie Call Me von Feminnem, bitte)?
Den Witz beim Auftritt von Melisses (so es denn einer war) haben wohl nur die Griechen selbst verstanden.
Erträglich gestalteten sich die Darbietungen von Giorgos Karadimos und Christos Hatzinasios, leider sind diese Lieder zu einfach gestrickt um Europa einen Anruf abzuringen.

Und OPA? Tja, was blieb dem Zuseher übrig als sich für eine pseudo-folkloristische Darbietung mit Tanz (also einmal wie immer) zu entscheiden. Gesanglich ist das zwar auch nichts, aber man erkennt wenigstens wo das Lied herkommt. Als wenn das noch was nützen würde.

Griechenland täte eine Seminiederlage mehr als gut, vielleicht besinnt es sich dann auf seine echten Qualitäten. Das Land könnte gut sein wenn es nur wollte.



Freitag, 19. März 2010

Estland: Malcolm Lincoln – Siren


Estland, der kleine Bruder Finnlands mit der noch „lustigeren“ Sprache und den aber viel besseren Plazierungen bei der Eurovision. Estland, das gemeinsam mit den baltischen Nachbarn Lettland und Litauen die Sowjetherrschaft totgesungen hat. Estland, das mit noch nicht einmal anderthalb Millionen Einwohnern eine Musik produziert, daß es einem in anderen Ländern mit sagen wir einmal über achtzig Millionen Einwohnern nur die Schamesröte ins Gesicht treiben kann.
Dieses kleine, wackere Estland nun hat dieses Jahr die für meinen Geschmack vielleicht nicht technisch, aber auf jeden Fall musikalisch beste Vorentscheidung auf die Beine gestellt: Zehn Lieder, sechs davon in Landessprache, jedes davon auf seine Weise ein Kunstwerk für sich. Vor allem: Nahezu kein Titel war das, was man auf Anhieb als übliche Eurovisions-Kost erkennen konnte; am nächsten kamen der vielleicht noch die Drittplazierten, die Gruppe Violina mit der Stimme von Rolf Junior, der sich als He-Man verkleidet hatte und „Maagiline päev“ (Zauberhafter Tag) sang.
Nach dem Superfinale mußte sich dann Lenna Kuurmaa, international bekannt als Sängerin der Gruppe Vanilla Ninja, mit ihrem Titel „Rapunzel“ (könnte man mit „Feldsalat“ übersetzen, sollte man aber nicht) geschlagen geben – und das ausgerechnet wegen eines Titels, den ich als einen von dreien des heurigen Vorentscheids nicht sonderlich mochte:
Malcolm Lincoln (am Namen erkennt man den estnischen Ureinwohner) bejammert drei Minuten lang seine „Siren“ (Sirene), ihm doch bitteschön Kraft zum Weitermachen zu schenken. Rein akustisch fast eine Zumutung, aber ich muß zugeben, daß sein Auftritt einer der besten des Abends war, auch und gerade gesanglich (da gab es vor allem unter den drei ersten Startern doch reichlich Ausfälle). Sein Spiel mit der Kamera überzeugte. Nur den Chor sollte man etwas anders ins Bild rücken, die Herren sahen je nach Laune aus, als ob sie gähnten oder das vor ihnen stehende Mikrofon verschlucken wollten.
Musikalisch läßt sich der estnische Beitrag schwerlich einordnen, aber es läßt sich leicht sagen, was er nicht ist: Kein Schwedenschlager, wie er nur im Melodifergevaltigen und im Anschluß bei der Eurovision vorkommt (obwohl die Schweden heuer selbst dieses Genre daheim ließen), kein weichgespülter Bloßkeinenerschreckensong jemandes, der sonst was Anderes produziert und auch keine Ballade, was heuer ohnehin überflüssig wie ein Kropf gewesen wäre. Es bleibt was ganz Selbständiges zumindest im Rahmen dieses Wettbewerbs. Und genauso eigenartig kommt übrigens auch das Video zu diesem Beitrag daher: Man sieht einen Menschen mit überdimensioniertem Kopf (Kenner des rheinischen Karnevals fühlen sich sogleich an die Mainzer Schwellköppe erinnert) durch den Wald irren und ein hell erleuchtetes Häuschen erreichen – aus. Kunst oder Unvermögen?
Das Finale sollte jedenfalls mit einer solch herausstechenden Nummer locker zu schaffen sein, ob es auch für eine Spitzenplazierung reicht, ist eher fraglich. Jedenfalls gehört der Mut allein schon belohnt.


EST - Malcolm Lincoln - Siren

Ein estnischer Vorentscheid ist ja mit nichts zu vergleichen. Alle Lieder beinhalten, selbst wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint, etwas Schräges.
Gerade heuer hat sich das wieder in besonderem Maße gezeigt. Da glaubt man wenigstens ein 'hübsches' lustiges Liedchen von Lenna Kuurmaa (Rapunzel) zu vernehmen, schon änderst sich der Stil.
Von 'New' von Mimicry braucht man gar nicht erst anzufangen, wäre es nicht das Eesti Laul, man hätte es für eine Zumutung halten können, aber durch die estnische Brille gesehen ist 'New' ein Meisterwerk. Alles eine Frage des richtigen Blickwinkels.

Genauso wie Malcolm Lincoln, der im Vorfeld nicht zu den Favoriten zu zählen war, hätte es auch die beiden großartigen Beiträge von Tiiu Kiik oder Iiris Vesik 'treffen' können das Publikum in Norwegen und an den Bildschirmen zu beglücken. Nach solchen Liedern könnten sich andere Länder alle zehn Finger abschlecken, und Estland schöpft dermaßen aus dem Vollen. Ungerecht ist das.

Möglich, dass Siren unverdienterweise im Semifinale hängenbleiben wird, die Qualität erschließt sich leider erst nach mehrmaligem 'Genuss'. Man kennt ja das Eurovisionsvolk, hauptsache jede Schei**e klingt nach Schweden, ist eine schwülsitge Ballade oder irgendein orientalisch angehauchter Hüpfdohlenschlager.
Möge das estnische Meisterwerk (trotzdem) Erhörung finden!

Rußland: Пётр Налич (Pjotr Nalič) – Lost and Forgotten


Rußland: Der Welt größtes Land, in der Eurovision eher ein Zwerg – bis, ja bis sämtliche ehemalige Sowjetrepubliken westlich des Urals peu à peu mittaten und die jeweiligen russischen Minderheiten uns mal zeigten, was ein funktionierendes Mobiltelefon alles zu leisten vermag für Mütterchen Rußland: Estland, Lettland, Litauen, Weißrußland, die Ukraine, Moldawien, Armenien, Aserbaidschan und Georgien – ist es nicht schön zu wissen, daß man selbst mit dem schlimmsten Gewinsel niemals Letzter werden kann?
Umgekehrt ist es für Rußland natürlich ungleich leichter, einen Spitzenplatz einzunehmen oder gar – wie 2008 geschehen – zu gewinnen. Und weil Dima Bilan eben doch nicht zu dem Weltstar wurde, als den er sich gerne selbst sieht, rächten sich die Russen letztes Jahr mit einer technisch zwar perfekten, aber reichlich herzlosen und vor allem in den Semis dermaßen grauenvoll „moderierten“ Eurovisionsdarbietung, daß sie sich selbst als Gastgeber eigentlich für mindestens zehn Jahre disqualifiziert haben.
Und gerade das scheinen die Russen heuer einmal ausreizen zu wollen: Pjotr Nalič, dem Äußeren nach zu urteilen ein chronischer Zuspätaufsteher, daher Nichtmehrrasierenkönner und Friseurterminverpasser sowie von seiner Netzseite aus zu schließen ein Sowjetzeitgutfinder, weil ja gottseidank nicht mehr Miterlebthabenmüsser, jammert uns drei Minuten lang nebst mitleidender Begleitband irgendwas von „Lost and Forgotten“ (Verloren und vergessen) vor, daß es einen nur so graust. Und jetzt komme mir keiner mit der „russischen Seele“ – die ist schon lange verkauft und verreckt. Daß dieser Zuspätkommunist sich überdies auch noch der Sprache des Feindes bedient, scheint so langsam Methode bei den Ex-Sowjetstaaten zu haben: Sie konnten die Amerikaner politisch nicht besiegen, also ermorden sie hinterrücks deren hilflose Sprache.
Ob diese AStA-Audimax-Vorführung jedoch genügend Mitleid hervorrufen mag, um die Russen erneut ins Finale zu hieven, dürfte dieses Jahr eine spannendere Frage sein als sonst, denn aus dem Westen gibt es sicher nichts für diesen „gesanglichen“ Offenbarungseid, und von den vier Ex-Sowjetstaaten, die ebenfalls im ersten Semi sich tummeln, darf lediglich Weißrußland als sicherer (Höchst-) Punktegeber betrachtet werden.


RUS - The Peter Nalitch Band - Lost And Forgotten

DAS ist nun wirklich ein harter Brocken! Man steht vor einem Rätsel.
Einerseits treibt einen die Stimme von Peter ins Narr'nkastl, andererseits ist das alles so herzzerreissend.
Und alleine der Umstand, dass dieses Lied so viele hassen macht es für mich schon wieder interessant.

Hätten die Russen doch lieber die Babushkas gewählt, die wären sofort meine Jahrgangs-Nummer Eins geworden.
Ein Glück, dass ich die russische VE verpaßt habe, welche Perlen müssen dort noch versteckt gewesen sein?!

Jetzt habe ich, neben dem Auftritts-Video, auch die Studio-Version des russischen Beitrags angehört. Im Prinzip gibt es keinen Unterschied zur Live-Version.
Das Englisch ist so furchtbar, dass man erst durch Zufall draufkommt einige Wortfetzen zu vernehmen die man theoretisch schon früher einmal gehört, ja sogar gelernt hat.
Aber dies ist bei solch einem Werk auch schon egal.

Gefällt mir die Komposition oder ist es das Schlimmste, was ich je beim Song Contest vernehmen durfte?
Merkt denn - verdammt noch mal - keiner wie ich LEIDE? Muss ich werten? Soll ich eine Münze werfen wie Pierre Kartner es bei der niederländischen VE vorhatte?

Noch einmal anschauen... noch einmal anhören...
Eigentlich ist die Melodie sehr schön. Eine traurige Geschichte um eine verlorene Liebe. Die Idee des Zwiegesprächs. - Weia.

Ich muss völlig plemplem sein...

Donnerstag, 18. März 2010

Belgien: Tom Dice – Me and My Guitar


Belgien ist eines der sieben Urgesteine des eurovisionären Liederbewerbes: Schon seit 1956 schickt unser westlicher Nachbar Beiträge ins Rennen, eventuelle Aussetzer waren allein dem Reglement geschuldet. Und eine Besonderheit prägen die belgischen Beiträge: Es wechseln sich immer der flämische und der wallonische Eurovisions-Sender (VRT bzw. RTBF) ab, und das ohne irgendwelche Komplikationen, was im Falle Belgiens schon fast ein kleines Wunder ist.
Ein Wunder, oder vielmehr müßte man sagen: eine Unverschämtheit ist auch das Abschneiden der Beiträge aus dem Lande der Schlümpfe und der Pommes frites: Meist landeten sie ab- oder zumindest weit unter Wert geschlagen auf den hinteren Rängen (die Flamen traf es in der Regel schlimmer als die Wallonen). Und Belgien war es auch, das am längsten von den Teilnehmern der ersten Stunde auf seinen Sieg warten mußte: Nach geschlagenen dreißig Jahren holte im Jahre 1986 Sandra Kim, mit damals dreizehn Jahren bis heute die jüngste Siegerin, den Großen Weichkäse heim nach Brüssel – übrigens aus Norwegen, wo bis zum Jahr zuvor ebenfalls nie jemand damit gerechnet hätte, daß die jemals gewinnen könnten – aber das ist eine andere Geschichte.
Seit der Einführung der Telefonabstimmung ist Belgien jedoch wieder das gebeutelte Verliererland von einst. Wenn man mal von dem Ausrutscher „Sanomi“ im Jahre 2003 absieht, haben die Belgier kein einziges Mal mehr ein gutes Ergebnis erreicht, und seit 2005 darben sie hoffnungs- und wie im letzten Jahr nahezu punktelos im Semi vor sich hin. Daß sich dieses ändern soll, dafür soll der 20jährige Tom Dice (bürgerlich Tom Eeckhout) aus dem ostflandrischen Eeklo sorgen. „Me and My Guitar“ (Ich und meine Gitarre) heißt ganz unprätentiös der Titel, und ebenso ohne alle Effekthascherei wird er dann auch von dem jungen Manne mit Hut dargeboten. Das Lied selbst klingt nach Formatradiogedudel, tut nicht weh, regt nicht auf, bleibt leidlich hängen. Für meinen Geschmack zu aufgetragen ist der „amerikanische“ Akzent, dem Tom nachzueifern bemüht ist. Gesanglich gibt es an ihm jedoch nichts auszusetzen, da sitzt jeder Ton, was jedoch wenig verwunderlich ist, da er in der belgischen X-Factor-Version den zweiten Platz belegte.
Ob all das aber genügt, um ins Finale zu kommen, mag dahingestellt sein, denn Belgien ist in der Eurovision nun mal ein gänzlich auf sich allein gestellter Staat (wenn man mal von den Niederlanden absieht), der immer mehr leisten muß als andere, um überhaupt auf einen grünen Zweig zu kommen. Da aber heuer erstmals auch im Semi die Juries ein Wörtchen mitzureden haben, dürften die Chancen deutlich besser stehen.


BEL - Tom Dice - Me And My Guitar

Ha, diese Belgier. Wenn man am wenigsten von ihnen erwartet (und nach dem Kopier-Elvis - oder Elvis-Kopie?!- ist das kein Wunder), dann kommen sie mit so einem 'gemeinen' Ohrwurm um die Ecke.

Hat der Tom doch die Frechheit einfach im Dunklen, nur einen Scheinwerfer auf ihn gerichtet, mit seiner Klampfe eine zärtliche Liebeserklärung an sein wundervolles Dasein als Singer/Songwriter zu zelebrieren.

Wäre Me And My Guitar nicht mit dem Manko ein ESC-Lied zu sein gebrandmarkt, es hätte ein Top10-Hit in vielen (vorwiegend) westlichen Ländern Europas werden können.
Auch beim Song Contest wird diese, die ruhigste aller Balladen des Jahres, positiv auffallen, ja, als angenehm empfunden werden.
Und Belgien schleicht sich dann hinterrücks ins Osloer Finale. Was würde ich dafür geben solch ein Lied am Ende als Sieger sehen zu dürfen.

Das von den Flandern vorgestellte Werk ist zwar nicht mein Lieblingslied des aktuellen Jahrganges, aber es könnte über die Jahre dazu werden. Ich wünsche mir Tom Dice in den Top10 erleben zu dürfen. Die belgischen Verantwortlichen haben eine hervorragende Wahl getroffen, hoffentlich geht die Rechnung auf.

Moldawien: SunStroke Project & Olia Tira – Run Away


Moldawien lieferte anno 2005 ein gefeiertes Debüt mit einer Oma im Rollstuhl Schaukelstuhl, das verdientermaßen auf dem sechsten Platze landete. Hernach war es aber auch schon vorbei mit der Herrlichkeit von der Moldau, bis vergangenes Jahr Nelly Ciobanu mit „Hora din Moldova“ (was im Norwegischen so viel wie deine Hure Moldau heißt) die Fetzen fliegen ließ. Und heuer hätte Doinița Gherman alledem noch einen draufsetzen können mit ihrer „Meloterapia“.
Aber all das hat nicht sollen sein, und so erhielt dieses Mal Olia Tira, eine verzweifelte Dauerabonnentin moldawischer Vorentscheide, den Zuschlag. Und somit verfällt Moldawien erneut in seine musikalische Belanglosigkeit, die es neben der Sprache mit den Rumänen gemeinsam hat.
„Run Away“ (Lauf weg) ist leider in seiner derzeitigen Form der Darbietung wirklich zum Weglaufen: Ein heilloses Durcheinander der Interpreten sowie eines Saxophonisten, Olia in einem fleischfarbenen Overall mit Glitzerpanzer und dazu dann die heuer üblichen zwei Minuten Dauerrefrain. Daß die Herrschaften samt und sonders kein Englisch können, diese bemitleidenswerte Sprache dennoch malträtieren, ist dabei nur das Tüpfelchen auf dem i. Wenn sich zumindest am Auftritt nichts mehr ändert (das Lied ist eh schon verloren), darf sich Moldawien dieses Jahr schon einmal darauf einrichten, das Finale von draußen zu betrachten.


MOL - SunStroke Project & Olia Tira - Run Away

Wie furchtbar müssen die anderen Finalteilnehmer gewesen sein, dass sich die moldauische Bevölkerung genötigt sah so eine schwache, nichtssagende, tausend Mal gehörte Allerweltsnummer als Vertreter für den Song Contest 2010 zu wählen.

Was paßt hier denn überhaupt? Chaos auf der Bühne (denn ein Konzept kann wirklich nicht dahinterstecken), ein Saxophon-Solo wie aus einen Kinder-Instrument, die Sänger sehen aus wie Arsch und Friederike.

Zugegeben, die Zweitplatzierten, Millennium, waren noch schlechter (ja, das geht) und wen Pasha mit seinem Rollstuhl-Theater erreichen wollte ist völlig unklar.

Eigentlich hätte kein Weg am großartigen Beitrag von Doinița Gherman vorbeiführen dürfen, ihr Auftritt im Finale war zwar nicht genial, aber dass man bei der Bühenshow etwas außer Atem gerät sollte einleuchten. Null Punkte von der Jury - scheinbar wollte man zeigen welch abwechslungsreiche Musik die Republik Moldau hervorbringt und verzichtete daher absichtlich auf eine 'Hora Din Moldova'-Kopie.
Selber schuld! Vielleicht gefällt's ja wem in Oslo - ich hoffe nicht.

Mittwoch, 17. März 2010

Rumänien: Paula Seling & Ovi – Playing With Fire


Rumänien debütierte 1994 als einer von vielen Neulingen aus dem Osten. „Dincolo de nori“ (Hinter den Wolken) hieß der Erstling, Punkte und Plazierungen blieben jedoch hierfür wie auch für die nächsten Beiträge eher hinter dem Mond (der dann im Jahre 2000 besungen wurde). Aber auch von den Erfolgen seit 2002 dürfte wohl kaum einer der rumänischen Beiträge in irgendeiner Weise als „Klassiker“ bezeichnet werden, dafür waren alle zu austauschbar.
Auch der heurige Beitrag fällt mal wieder in diese Kategorie: Paula Seling und Ovi heißt das Duett aus stimmgewaltiger Fönfrisur und kurzrasiertem Zappelphilipp, die sich an einer Art siamesischem Flügel gegenseitig via Mikrofon angiften, derweil sie so tun, als könnten sie diesem Instrument einen Ton entlocken. Dazu mal wieder ein englischer Text aus dem Reimelexikon: „Playing With Fire“ (Mit dem Feuer spielen) reimt sich auf „desire“ – ja, so langsam wissen wir das doch!
Zwischendrin jodelt dann Madame Haarwusch noch ein wenig operettierend umeinander, was so gar nicht zum eigentlich eher tanzlastigen Lied passen will – aber wer kommt auch auf die Idee, zu einer Tanznummer eine Sitz-„Choreographie“ zu erfinden? Zum Schluß hält es die Herrschaften dann doch nicht mehr auf den Hockern, und sie erfreuen sich dann stehend und singend der Pyrotechnik, die da um sie her ihre Pracht entfalten darf. Ach ja, das Lied – war da noch was? Nein, nur austauschbare Stangenware mal wieder – Rumänien halt. Das Finale ist durchaus in greifbarer Nähe. Dort jedoch dürften die für die Rumänen in letzter Zeit üblichen Plazierungen ab 15 abwärts winken.


RUM - Paula Seling & Ovi - Playing With Fire

Da ist Rumänien aber knapp an der Katastrophe vorbeigeschrammt. Eine Disqualifikation des Siegertitels stand im Raum, weil das Lied angeblich 'fremd' mitkomponiert wurde, und das darf laut rumänischen Statuten nicht der Fall sein.
Flugs distanzierte sich der norwegische Co-Autor von seiner Rolle als solcher und gab an , die 50% der Einnahmen am Lied nur deshalb zu erhalten, weil er als Produzent fungiere. Hauptsache die Kohle stimmt.

In der Finalsendung konnte man diesmal viele radio-, aber nicht unbedingt ESC-taugliche Rocksongs hören. Dass Rock beim 'Grand Prix'-Publikum nicht sonderlich gut wegkommt bewiesen im letzten Jahr die Schweizer. Es war also, trotz der hohen Qualität der Lieder, eine weise Entscheidung, gitarrenlastige Bands daheim in Rumänien zu lassen.

Flotte Popnummern wie die von Alexa, die fehlerfrei agierte, hätten besser auf die Bühne Oslos gepaßt, aber sie wären ob der oberflächlichen Kompositionen nicht sonderlich aufgefallen.

Aufgefallen wären ganz bestimmt die vollkommen schrägen Auftritte von Lora & Sonny Flame, eine Art Folklore-Reggae-Darbietung mit toller Bühnenshow UND die Ganzkörperkondome samt Hintergrundvideo rund um Razvan Krivach (den ich  - naturgemäß - am liebsten in Oslo gesehen hätte).

Sehr discomäßig catchy kamen die Sieger des Abends, Ovi und Paula Seling, daher, mit guten Stimmen ausgestattet, hervorragend harmonierend und einer im wahrsten Sinne des Wortes 'heißen' Bühnenshow, die das Publikum mitriss.
Rumänien hat hiermit hervorragende Chancen auf einen Finaleinzug in Norwegen und könnte sogar zu höheren Weihen berufen sein.

Dienstag, 16. März 2010

Portugal: Filipa Azevedo – Há dias assim


Nicht wenige Länder erhielten als „Begrüßung“ zum Einstieg in den Eurovisionszirkus einen letzten Platz, das war vor Portugal im Jahre 1964 schon Österreich und Monaco „geglückt“, zuletzt Tschechien und San Marino (jedoch eher unbemerkt in den Vorrunden). Portugal jedoch wurde gleich mit null Punkten abgestraft, was erst dreißig Jahre später Litauen widerfahren sollte. Und als ob dieser mißratene Einstieg ein böses Omen wäre, ist Portugal heute das Land, das am längsten auf seinen Sieg wartet. Nicht einmal ein Platz unter den ersten Fünf war den Lusitaniern vergönnt: Ein sechster Platz im Jahre 1996 bildet bis heute die einsame Spitze portugiesischer Plazierungen, die aber sogleich im Jahre darauf wieder mit einem Null-Punkte-Ergebnis relativiert wurde.
Jedoch scheint sich in den letzten Jahren das Blatt langsam zu wenden: Nach dem absoluten Tiefpunkt in musikalischer Hinsicht im Jahre 2006, als der Beitrag mit Fug und Recht „Coisas de nada“ (Nichtigkeiten) hieß, verpaßte Portugal im Jahr darauf mit einem zwar seichten, aber doch unverkennbar landestypischen Schlager nur um drei Punkte das Finale und zog dann endlich 2008 dort ein, unter einem Freudentränenausbruch der portugiesischen Kommentatorin. Auch letztes Jahr war ihnen der Finaleinzug vergönnt.
Ob sich der heurige Beitrag ebenfalls durchsetzen kann, ist hingegen noch offen. Die 18jährige Filipa Azevedo steht mit ihrer Ballade „Há dias assim“ (Es gibt solche Tage) in direkter Konkurrenz zum maltesischen Beitrag, wenngleich ihr Auftreten ungleich sicherer und bezirzender ist als das der Insulanerin. Nur das Lied selbst will irgendwie sich nicht so recht einprägen, es geht zwar hie und da immer einen Ton höher, aber einen richtigen Höhepunkt gibt es nicht, und nach drei Minuten ist es einfach aus – und vielleicht ist es für Portugal heuer auch wieder nach dem Semi vorbei…