Freitag, 13. Mai 2022

Startnummernanalyse Finale

Seit heute Nacht wissen wir nun, woran wir sind und wer wann startet. Schauen wir mal drauf:


1. Tschechien: Guter Opener, war von den meisten auch schon so erwartet worden. War klar, dass man Spanien nicht auf dieser Position verheizt, ansonsten hätte sich lediglich Finnland angeboten.

2. Rumänien: Verstehe ich nicht so ganz, hätte ich aus Gründen der Abwechslung vielleicht doch etwas später gebracht. Ist gestern vermutlich sehr knapp durchgerutscht.

3. Portugal: Eingekeilt zwischen Rumänien und Finnland und dann noch so früh - nicht gut. Oder gerade gut, weil es aufgrund der stimmlichen Kompetenz besonders strahlen kann. Hab mich noch nicht entschieden.

4. Finnland: Bissl sehr früh, allerdings hat man in dieser Hälfte auch einiges unterzubringen. War jetzt gestern auch nicht soooo überragend, dass später besser gewesen wäre.

5. Schweiz: Nicht die schlechteste Nummer für Marius - mach was draus, Junge.

6. Frankreich: Vor Norwegen? Uff. Nicht gut. Hätte ich mir auf Startplatz, sagen wir mal, 11 gewünscht, weil 11 gut ist. 12 auch. 6 jetzt nicht so. Ich mache mir seit Dienstag große Sorgen 😟

7. Norwegen: Oh. Überraschend früh. Hab mich dann wohl doch verschätzt, was Norwegens Chancen angeht ...

8. Armenien: Armenien wieder nach Norwegen, das ist ein "Schön, dass sie dabei ist"-Startplatz - und bedeutet: Umbaupause vor Italien!

9. Italien: Italien auf der 9 und ein Top-Favorit dahinter ... das ist doch schon mal schiefgegangen. Und Armenien mit Umbaupause direkt davor ist auch nicht wirklich gut. Ich sehe Italien nicht auf Platz 1 und auch nicht auf dem Treppchen.

10. Spanien: Vier Favoriten hintereinander und der größte von allen als Letztes, ich finde, da hätte man auch losen können. Sie heben sich zwar so sehr voneinander ab, dass das kein Problem ist, aber irgendwie waren handgeklöppelte Reihenfolgen schon mal besser.

11. Niederlande: Zwischen Spanien und der Ukraine, das kann total schiefgehen, muss aber nicht, dazu ist der Beitrag zu gut.

12. Ukraine: Gewinnt. Mangels Mitbewerbern und weil der Song gut ist, aus keinem anderen Grund. Damit hätte man sie eigentlich auch weiter nach vorn setzen können, zum Beispiel auf die 2. Einfach, um mit dem Mythos dieser Nummer mal aufzuräumen.

13. Deutschland: Ach, Malik ... jeder Punkt, mit dem Du heimkommst, ist einer mehr, als ich Stand jetzt erwarte. Danke für nix, NDR, wieder mal einen tollen Künstler verheizt. An Malik wird es nicht liegen. Ich drücke alle verfügbaren Daumen, dass ich mich irre und dass er ein richtig tolles Ergebnis einfährt!

14. Litauen: Sie könnte ihm dabei helfen. Die beiden direkt hintereinander ist tendenziell eher ein Vorteil für Malik, aber alles auf bescheidenem Niveau.

15. Aserbaidschan: Ach Gott, ja, er ist ja auch im Finale. Da muss man auch sehen, wie man ihn integriert.

16. Belgien: Nummer nach Aserbaidschan ist jetzt nicht so schlecht, aber in dieser Phase des Finals ist eh alles low, low, low.

17. Griechenland: Die 17 hat ja nicht mehr den Nimbus wie früher zu Loszeiten, aber dennoch dürfte Amanda sich aus ihrem Umfeld deutlich rausheben. Nicht das Schlechteste. Top 10 immer noch in Reichweite.

18. Island: Schwieriger Startplatz für Island, werden leider von ihrem Umfeld komplett überstrahlt.

19. Moldawien: Haben viele auf Startplatz 25 erwartet. In diesem Fall ist der Startplatz egal, das funktioniert von überall her.

20. Schweden: Das auch. Wird sich von Moldawien maximal absetzen können, aber verwunderlich, dass Serbien den besten Platz bekommen hat und nicht sie. Ändert aber nix am Favoritenstatus.

21. Australien: Zwischen Schweden und Großbritannien - oh je. Hoffentlich vertreibt er nicht zu viele in die Pinkelpause und hoffentlich sind die bei Sam alle wieder da. Obwohl, da gibt es ja auch wieder eine Riesen-Umbaupause. Warum gibt es eigentlich so irre viele Umbaupausen dieses Jahr? Props sind ja nun eigentlich nichts Neues.

22. Großbritannien: Ab hier nur noch High Class. 22 ist eigentlich exzellenter Startplatz, ich hoffe, er kann der Ukraine noch ein bisschen Dampf machen, sonst wird das morgen Abend sehr, sehr langweilig. Uneigentlich frage ich mich, warum man ihn ausgerechnet zwischen Australien und Polen gepackt hat. Dreimal Bombenstimme direkt hintereinander, das bringt keinen so richtig zum Leuchten.

23. Polen: Guter Startplatz, natürlich, aber 21-23 ist insgesamt nicht gut sortiert.

24. Serbien: Das lässt Konstrakta umso mehr strahlen. Vielleicht bahnt sich hier doch noch eine gigantische Überraschung an. Es gibt ja welche, die bei Serbien Gewinner-Vibes haben.

25. Estland: Ist eigentlich nicht der typische Closer, aber ein schöner Abschluss und eine schöne Idee, die Show mit den Worten "I hope" zu beschließen. Ich hoffe, er kann was draus machen, ich finde den Song super.


Wo und mit wem auch immer Ihr guckt: Ich wünsche Euch allen ein supertolles Finale! May da best one win!

Breaking News: Startreihenfolge fürs Finale ist da!

1. Tschechien
2. Rumänien
3. Portugal
4. Finnland
5. Schweiz
6. Frankreich
7. Norwegen
8. Armenien
9. Italien
10. Spanien
11. Niederlande
12. Ukraine
13. Deutschland
14. Litauen
15. Aserbaidschan
16. Belgien
17. Griechenland
18. Island
19. Moldawien
20. Schweden
21. Australien
22. Großbritannien
23. Polen
24. Serbien
25. Estland

Blitznachlese Semi 2

Geschafft. Acht Richtige. Nicht so gut wie gestern, aber gut genug, um mich nicht völlig blöd zu fühlen. Und die zwei, die es nicht geworden sind, wundern nicht, einer der es geworden ist, auch nicht.

Aber der Reihe nach.

Ich weiß nicht, wie es Euch ging, aber ich hab dieses zweite Semi als eine über weite Strecken ausgesprochen zähe Angelegenheit empfunden. Besonders die Startnummern 4-11 hätten eigentlich eine SEHR ausgedehnte Pinkelpause erfordert, zum Schluss wurde es dann besser. Auch das Zwischenprogramm hat mich heute weitaus weniger mitgerissen als noch am Dienstag. "Grande Amore" ist zwar immer noch ein toller Song, aber mir gefällt er nur in der Originalversion so richtig gut. Und das Dutett von Laura und Mika? Uff.

Die Finnen hab ich keineswegs soooo sicher weiter gesehen wie viele andere, aber offensichtlich haben die UHU-Verkleidung und vergangener Ruhm doch was gebracht. Immerhin: Einzige Rockband im Finale, aber da müssen sie noch eine Schippe drauflegen, wenn sie dann in Hälfte 1 antreten.

Für Michael freut es mich nach wie vor, dass er nach dem Streik des israelischen Geheimdienstes überhaupt auftreten konnte, und dass es bei dem einen Auftritt bleiben würde, war jetzt auch nicht überraschend. Aber er hatte eine gute Zeit - war es denn jetzt Verlobung oder Hochzeit? Kann mich mal jemand aufklären?

Obwohl Konstrakta als letzte Finalistin angekündigt wurde, hab ich keine Sekunde lang gebibbert und gebangt. Es war von Anfang an klar, dass Serbien ins Finale einzieht. Startet am Samstag in Hälfte 2. Und Konstrakta ist eine megamegacoole Socke!

Aserbaidschan. Immer wieder Aserbaidschan. WA-RUM? Ich muss das nicht verstehen, oder? Ich skippe nicht, wenn der Song kommt, kann man gut nebenbei hören, aber da gab es doch einiges, was ich lieber im Finale gehabt hätte. Samstag dann in Hälfte 2.

Georgien war für die breite Masse dann doch zu durchgeknallt. Aber auf jeden Fall eine Bereicherung in diesem Feld und wird hoffentlich in dem einen oder anderen Rückblick nochmal auftauchen.

Malta: Schlechter Song, nicht gut gesungen, zu viel Publikumsanimation - und tschüss! Am I sad? Am I hell!

Ebenfalls in Rückblicken wird man wohl den Auftritt von San Marino sehen, so drüber, wie das war. Leider genauso grottig gesungen wie befürchtet, aber das war für die Ewigkeit.

Australien - ich habs befürchtet, trotz völlig falschem Ausschnitt im Schnelldurchlauf. Muss ich am Samstag in Hälfte 2 nochmal ertragen.

Zypern hätte ich nach den vorangegangenen beiden Auftritten eigentlich als sehr erholsam wahrgenommen, hätte sie nur nicht so schief gesungen. Das Aus war leider verdient.

Aus der Irin wird in diesem Leben ohnehin keine große Sängerin mehr. Immerhin, die Halle hatte drei Minuten Spaß. Und das ist doch auch was.

Andrea aus Nordmazedonien war leider von Anfang an auf verlorenem Posten, und das Teppichgate vom Sonntag hat da garantiert nicht geholfen. Für sie tuts mir leid, für ihren Beitrag offen gesagt jetzt nicht so.

Nach dieser Durststrecke war der Beitrag aus Estland fast schon ein Selbstgänger. Ich gebe zu, ich bin da ein bisschen voreingenommen, weil er mir aus diesem Semi bei weitem der liebste ist, aber es war auch einfach richtig gut. Startet am Samstag in Hälfte 2.

Rumänien hatte ich im Gegensatz zu vielen Anderen auf der Weiterkommerliste, und der Song ist und bleibt einfach catchy. Der Auftritt ... uff. Aber schön, dass Rumänien nach fünf Jahren endlich wieder im Finale ist. Startet in Hälfte 1.

Dass Polen weiter kommt, habe ich nie ernsthaft in Zweifel gezogen, aber so sehr ich den Song mag: Der Gesang bei den hohen Stellen war teilweise schon etwas grenzwertig. Mal sehen, wo er am Ende landet, wenn er am Samstag in Hälfte 2 antritt.

Mein Trauerfall in diesem Semi ist Montenegro. Sie war so, so, so gut, und ich hätte es ihr sehr gegönnt. Sehr schade.

Belgien kam dann doch viel besser als befürchtet und war vor allem stimmlich voll auf der Höhe. Das hat heute den Unterschied gemacht. Startet in Hälfte 2.

Ich bin ja kein Riesenfan von ihrem Song, aber Cornelia war eindeutig die Beste am heutigen Abend. Wenn die das Semi nicht gewonnen hat, dann weiß ich es auch nicht. Startet in Hälfte 2 und hat eben auf der PK für einen ziemlichen Brüller gesorgt. Hätte ich ihr gar nicht zugetraut, dass sie so cool ist!

Bei Tschechien haben wir alle Blut und Wasser geschwitzt. Es war auch stimmlich nicht optimal, aber manche Songs sind so gut, die kriegst du nicht kaputt. Ich bin sehr happy, dass sie es ins Finale geschafft haben. Dürfen am Samstag in Hälfte 1 ran.

So, wisster Bescheid. Ich melde mich dann später mit der Finalstartreihenfolge und einer entsprechenden Annalühse. Bis dann dann!

Donnerstag, 12. Mai 2022

Tante Tami und die Serviette des Todes, Semi 2 2022

Neun Richtige im ersten Semi. Jetzt nicht übermütig werden, Frau Fabian. Schööön überlegen ... annalühsieren ... Blogs lesen ... nochmal überlegen ... Bauchgefühl walten lassen ... Erfahrung walten lassen ... Würfel walten lassen ...

Gleich hab ichs. Gleich ... gleich ... gleich hab ichs.

ARRRRGH!

Wieso hab ich mich beim Semi 1 eigentlich beschwert? Vier sichere Weiterkommer und drei sichere Ausscheider waren doch ein Superpolster! Hier habe ich: Drei sichere Weiterkommer und einen sicheren Ausscheider. Toll. VIERZEHN Beiträge zwischen Wohl und Wehe. Juhu.

Zunächst die Weiterkommer. Über Schweden, Polen und Serbien braucht man sich bezüglich Finale wohl keine Gedanken machen. Einer von den dreien wird auch das Semi gewinnen, aber ich sehe noch nicht sicher, dass das Schweden sein wird. Serbien ist ein bisschen arg weit vorne in der Startreihenfolge, aber sie wird die Jurys und die Leute so sehr faszinieren, dass der Finaleinzug keine Frage wird.

Nordmazedonien ist raus. Sie können froh sein, wenn sie in dem Semi nicht die rote Laterne davontragen.

Obwohl Michael Ben aus Israel (herzlichen Glückwunsch zur Hochzeit übrigens, ich hab gelesen, dass er gestern geheiratet hat!) aus seinem Auftritt alles rausholt, ist die Startnummer zu früh und vor allem die Zielgruppe zu klein (und dann ist die Hälfte der Zielgruppe auch noch in der Halle), um damit wirklich ins Finale zu kommen.

Estland sollte es schaffen. Das ist ungewöhnlich genug und vor allem singt Stefan so gut und sieht so toll und sympathisch aus, dass es sehr viele mögen werden.

Belgien sehe ich draußen. Auch wenn er gut singt (aber wer bitte tut das nicht), hat das Ganze trotz hoher Startnummer zu wenig Instant Appeal.

Noch elf für sechs Finalplätze. VERDAMMICH! Die können ALLE weiterkommen!

Aber fünf muss ich rausschmeißen. Wen schmeiß ich denn da raus ...

Malta schmeiß ich raus. Der Song ist Grütze und wird auch durch die beste Inszenierung nicht besser. Über die Performance gestern Abend hab ich unterschiedliche Eindrücke gehört, so dass ich nicht glaube, dass sie das Juryfinale gewonnen hat.

Irland ist ebenfalls raus. Auch der Song ist Grütze. Brooke hat sich zwar gegenüber der VE enorm verbessert, aber sie hat halt einfach keine Stimme.

Rumänien schafft es nach drei Jahren Abwesenheit dieses Jahr wieder ins Finale. Der Song ist so catchy, dass man damit einige Televoting-Stimmen einfangen wird.

Falls jemand in Stuttgart gerade aus dem Fenster gucken sollte: Die Rauchschwaden über der Stadt kommen aus meinem Kopf.

Georgien ist auch raus. Das ganze ist schräg ohne Ende, aber die ganzen Schräg-Stimmen werden nach Serbien gehen.

Zypern hat ein so schönes Bühnenbild und dürfte nach San Marino und Australien wie eine Wohltat wirken. Ich nenne es den Victor-Crone-Effect, aber Andromache hat den besseren Song und kann besser singen. Lasse ich weiter. 

Für Tschechien wird es ganz schwer. Das war wohl gestern Abend nicht optimal, wie auch schon die ganze Woche nicht. Optisch eine Augenweide, stimmlich hat Dominika zu kämpfen. Der Startplatz ist natürlich ein Riesenvorteil, aber das hat den Dänen auch nichts geholfen letztes Jahr. Der Song ist aber so gut, dass das weiterkommt.

Finnland ist ein krachiger Opener, klappen tut hier aber längst nicht alles. Wie viele Fans von The Rasmus tummeln sich da draußen? Wie sehr kann die Band davon profitieren? (Spoiler: Gar nicht!) Ist sicherlich der beste Rocksong im gesamten Feld, aber richtig gut waren die alle nicht. Rock hat es immer schwer. Da aber alle Fans von Borussia Dortmund dafür anrufen werden und alle, die schon mal UHU benutzt haben, kommt das weiter. 

Aserbaidschan ist gepflegte Langeweile, aber eben aus Aserbaidschan. Gut gesungen und mit Treppen. Früh dran. Fliegt raus! So, da habt Ihrs! 

Jetzt noch einen von San Marino, Australien und Montenegro. 

San Marino schwankt zwischen Genie und Wahnsinn mit deutlichem Ausschlag Richtung Wahnsinn. Singen kann er auch nicht. Das muss er aber auch nicht. Stattdessen hat er eine so bekloppte Inszenierung, dass das eigentlich einiges an Televotingstimmen bringen müsste.

Den jammernden Australier würde ich eigentlich gern rausschmeißen. Leider kann er gut singen. Das ist aber so heftig aufgetragen, dass ich noch niemanden gefunden habe, den das wirklich berührt. Die meisten sind befremdet.

Berühren tut mich dagegen Montenegro, die auch einen gewissen Vorteil bei der Startreihenfolge hat. Aber reicht das? Vor allem: Sie startet direkt nach Polen. Hm. Nee. Montenegro raus. Leider.

That makes folgende Weiterkommer in order of appearance:

Finnland
Serbien
San Marino
Australien
Zypern
Estland
Rumänien
Polen
Schweden
Tschechien

Und ob ich recht hab oder nicht, sagen Euch dann heute Abend Mika, Laura und Alessandro! Ich wünsche Euch allen ein tolles zweites Semifinale!

Mittwoch, 11. Mai 2022

Blitznachlese Semi 1

Sooooo, geschafft! Das erste Semi ist rum! Die beiden guten Nachrichten zuerst: Die sechs aus diesem Semi, die sich in meiner persönlichen Jahrgangs-Top-Ten tummeln, sind alle weitergekommen. Und: Trotz profunder Unwissenheit habe ich wieder 9 out of 10! Ich werde mir langsam selbst unheimlich 😄

Machen wir, wie das seit ein paar Jahren eine liebgewordene Tradition auf diesem Blog ist, ein kleines Nachleseblitzlicht und gucken darauf, wie sich unsere 17 Reckinnen und Recken und Reckis (das sind die, die sich nicht entscheiden wollen) geschlagen haben:

Albanien ist zu Recht raus. Das hat sie sich aber allein durch diese dämliche Inszenierung versaut, auf dem Papier war das ein sicherer Weiterkommer. Selbst schuld. Morgen früh schreib ich an den Zahnarzt.

Lettland - joo, hat Spaß gemacht, und das Publikum hat das P-Wort ja schön laut gesungen. Aber zum Weiterkommen war der Song halt einfach zu schwach. 

Litauen - positive Überraschung. Klasse setzt sich halt einfach durch. Startet am Samstag in Hälfte 2.

Die Schweiz war wohl derjenige unter den Weiterkommern, den die Wenigsten auf dem Zettel hatten. Ich war auch sehr überrascht, aber gute Stimmen setzen sich genauso durch wie Klasse. Startet am Samstag in Hälfte 1.

Slowenien hat unter den Umständen alles rausgeholt, was ging. Mehr war nicht drin.

Dass die Ukraine weiter kommt, hat wohl niemand ernsthaft bezweifelt. Ist aber für mich kein Gewinnersong, auch wenn die Kameraführung extrem clever war. Startet in Hälfte 1.

Bulgarien kam eigentlich ziemlich gut, war aber gesanglich das Zweitschlechteste des Abends. Kein Wunder, dass es da nicht gereicht hat.

Sehr bewegender Auftritt der Niederlande, es hätte sie am Schluss fast zerlegt. Aber das hat es nur noch glaubwürdiger gemacht. Startet in Hälfte 1.

Klasse Kontrast dazu Moldawien. Die Halle hat gekocht, und dann sieht man auch darüber hinweg, dass der Revamp dem Song wirklich nicht gut getan hat. Trotzdem, weiter ist weiter, und am Samstag dann Start in Hälfte 2.

Um Portugal hab ich am meisten gezittert von allen. Das war so intim, so kuschelig, so in sich gekehrt, dass ich gefürchtet hab, dass es nicht reicht. Aber es hat gereicht! YAY! Startet in Hälfte 1.

Kroatien war von Anfang an nicht stark genug, und das Aufstocken von einem auf drei Tänzer hat da nicht geholfen. Das war nett, aber nicht mehr.

Dänemark war besser als befürchtet, aber noch lange lange lange nicht gut. Zu Recht raus.

Österreich hat einen tollen Song komplett versenkt. Schlechtester Gesang des Abends, dazu die übertriebene Animation des Publikums - das war leider zu viel. Hoffentlich sind sie wenigstens nicht Letzte geworden.

Danach hatten es die Isländerinnen mit ihrem auch dieses Mal wieder wunderbaren harmonischen Gesang denkbar einfach, und sie haben geliefert! Am Samstag dürfen sie in Hälfte 2 ran.

Griechenland war für mich der beste Auftritt des Abends. Nuff said. Samstag in Hälfte 2.

Norwegen haben viele Andere als besten Auftritt des Abends gesehen, ich fand es gut, aber Griechenland war besser. Stimmlich teilweise Wackler drin, hat man aber kaum gemerkt. Hälfte 1 am Samstag.

Armenien: Toll gesungen, starke Nerven bewiesen - wer genau hingeschaut hat, hat gesehen, dass das mit dem Aufmachen der Wand am Ende nicht auf Anhieb geklappt hat. Allein dafür, sie das gemeistert hat hat Rosa das Finale aber sowas von verdient! Darf am Samstag in Hälfte 2 ran.

Allen Finalisten viel Glück am Samstag! 

Die Postkarten waren hübsch, die Moderation war nicht Level Mede /Zelmerlöw, aber auch nicht Level Cutugno/Cinquetti. Immerhin. Sehr viele Umbaupausen, wird nächstes Jahr noch mehr werden, weil dann alle Riesen-Props mitbringen. Die Sonnenfinsternis störte mal mehr, mal weniger, aber wenn man es nicht weiß, vermutlich dann doch eher weniger.

Die Pausenacts waren toll, vor allem Diodato. War für mich DER Auftritt des Abends, da hatte ich wirklich Tränen in den Augen. Natürlich verbinden wir inzwischen auch alle eine Menge mit dem Song.

Jetzt muss ich ins Bett, muss morgen oder übermorgen wieder so ein komisches totes Küchentuch vollschreiben. Ihr kennt das. 

Also, auf Wiederlesen bis morgen oder übermorgen!

Montag, 9. Mai 2022

Tante Tami und die Serviette des Todes, Semi 1 2022

Jetzt sitze ich also hier unmittelbar nach den Auftritten der Jury-Generalprobe des ersten Semifinals hier, habe mich durch die Rollblogbeiträge von Eurovision Ireland und OnEurope gefräst, jeden einzelnen Probenbericht samt Snippet auf ESC kompakt inhaliert und vertraue ganz nebenbei auf mein Bauchgefühl. Und das Bauchgefühl sagt:

Ich weiß NIX. GAR NIX.

Aber wat mutt, dat mutt, wie ein längst vergangener Vorsitzender der SPD zu sagen pflegte (der Vorsitz ist vergangen, nicht der Mann selbst, der lebt meines Wissens noch).

Also schön. Gehen wir mal wieder von einfach nach schwer. Ich hab vier sichere Weiterkommer und drei sichere Rausflieger, alle anderen wackeln.

Ganz sicher weiter: Die Ukraine. Da brauchen wir nicht drüber reden.
Genauso sicher weiter:  Griechenland. Da passt alles.
Die Niederlande kommen ebenfalls weiter, auch wenn ich schon Stimmen gelesen habe, die das nicht glauben. Aber sie muss eben bestechend gewesen sein, und selbst falls es mit dem Televoting knapp werden sollte, war sie vorhin so super, dass sie bei der Jury sehr weit vorne landen wird.
In der Bubble meiner Meinung nach total unterschätzt ist Norwegen. Die kommen natürlich nicht nur weiter, da gibt es auch keinen Zweifel, aber ich denke, sie werden am Samstag auch ein bis fünf Wörtchen mitreden, wenn es um den Sieg geht. 

Slowenien und Kroatien werden sich vermutlich gegenseitig einiges an Stimmen geben, aber bei beiden kommt ansonsten nicht viel dazu, da sie beide auf ihre Art zu unauffällig sind. Beide fliegen raus, wobei Slowenien mehr Punkte bekommt als Kroatien.
Ebenso raus ist Dänemark. That is a mess, und es gibt mindestens zehn bessere Songs und Auftritte.

So, das waren die Sicheren. Jetzt wirds haarig.

Leider sehe ich auch die Schweiz nicht im Finale, obwohl Marius supersympathisch ist. Aber auch das ist zu unauffällig und dafür entschieden zu früh dran.

Bulgarien war von Anfang an in der Bubble auf dem letzten Platz, aber die Bubble vereinigt keine Rockfans unter sich. Leider ist das nicht die beste Variante von Rock, die es je beim ESC gab, und obwohl der Auftritt dem Ganzen sehr gut getan hat, denke ich, dass sie es nicht schaffen werden. Sie werden aber nicht Letzte im Semi.

Armenien sollte es eigentlich schaffen, und auch locker schaffen. Sie haben eine tolle Sängerin, die beste denkbare Startnummer, eine aufwendige und auffällige Inszenierung und einen gefälligen Song. Das sollte reichen.

Moldawien kommt weiter, sie schaffen startnummernbedingt den größten denkbaren Kontrast zu den Niederlanden. Es gibt in diesem Semi außer den Letten nichts, was damit vergleichbar ist. Dazu kommt, dass da mehr Bühnenerfahrung auf die Bühne kommt, als alle anderen Acts zusammengenommen überhaupt alt sind (okay, Bulgarien ausgenommen). Und das war noch nie ein Nachteil. Außerdem macht das einfach Spaß!

So, und jetzt wird es richtig haarig. Aus Albanien, Lettland, Litauen, Portugal, Österreich und Island muss ich noch zwei rausschmeißen.

Bei Österreich habe ich ziemliche Bauchschmerzen, so sehr ich den Song mag und so sehr ich es den beiden wünsche (und so sehr ich den Zorn des Hausherren fürchte). Aber: Pia Maria ist die einzige Sängerin des ersten Semis, die in sämtlichen Proben erwähnenswerte stimmliche Probleme hatte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das nicht abgestraft wird. Also: Sie werden es leider, leider nicht schaffen.

Island und Portugal fischen in einem sehr ähnlichen Pool. Island startet nach Österreich und hat dadurch einen leichten Vorteil, allerdings kommen danach Griechenland und Norwegen, was den Vorteil wieder pulverisiert. Beide werden bei der Jury bedeutend mehr Punkte abkassieren als beim Televote, insbesondere Portugal dürfte es mit der Startnummer nach Moldawien sehr schwer haben. Ich lehne mich jetzt mal ganz weit aus dem Fenster und sage, dass sie es beide schaffen.

Noch drei. Davon zwei Weiterkommer. Bei jedem der drei fallen mir fünf Millionen Gründe ein, warum sie es schaffen und sechs Millionen, warum sie es nicht schaffen.

Albanien ist besonders schwierig. Auf dem Papier eigentlich ein sicherer Weiterkommer, aber die Inszenierung ist leider in die Hose gegangen, meiner Meinung nach überhaupt kein guter Start in die Show. Ronela guckt allerdings so böse, dass man sich nicht traut, ihr KEINE Punkte zu geben.

Litauen strahlt im Vergleich zu den anderen beiden, die ja direkt vor ihr starten, jede Menge Klasse und Professionalität aus. Das sollte sich insbesondere bei den Jurys eigentlich auszahlen.

Lettland ist genau das Gegenteil und fällt auch trotz einer geglückten Inszenierung und Provokationen mit gewissen Wörtern gegenüber Moldawien und vor allem Norwegen deutlich ab. Ich glaube, die Letten werden am Ende dann doch diejenigen sein, die es schrägt.

That makes folgende Weiterkommer:

Albanien
Litauen
Ukraine
Niederlande
Moldawien
Portugal
Island
Griechenland
Norwegen
Armenien

Und obwohl meine Quote normalerweise sehr gut ist, bin ich mir sicher, dass meine Bilanz in diesem Jahr verheerend ausfallen wird. Immerhin, drei hat man auf jeden Fall richtig.

Mögen Eure Favoriten morgen weiterkommen!

Sonntag, 8. Mai 2022

Was ich täte, wenn ... (2)

Wenn Irland gewinnt, dann melde ich mich nächstes Jahr auch an. Stimme braucht man ja offensichtlich keine, um zu gewinnen. Dagegen ist Nikki eine ausgebildete Opernsängerin.

Wenn Israel gewinnt, dann freue ich mich, obwohl ich den Beitrag nicht ausstehen kann. Aber dass Michael auf den letzten Metern noch die Kurve gekriegt hat, nach Turin gekommen ist und dann auch noch gewonnen hat, das ist geil.

Wenn Island gewinnt, dann fange ich an zu sparen. Irgendwie wollen die Kneipentouren in Reykjavik ja finanziert werden. Ach ja, und freuen tu ich mich auch.

Wenn Italien gewinnt, dann wird das Wort "Brividi" in den allgemeinen Sprachgebrauch übergehen. In der Bubble ist es das ja bereits. Außerdem wird die RAI direkt am nächsten Morgen Toto Cutugno anrufen, ob er nicht für eine Mordsgage Moderation, Bühnendesign, Postkartendesign und das Singen des italienischen Beitrags ... ach nee, das ist ja inzwischen verboten. Anyway, die RAI wird dann dafür sorgen, dass es noch größeres Chaos gibt als in allen anderen Jahren zusammengenommen, damit sie bloß nicht wieder gewinnen.

Wenn Litauen gewinnt, gönne ich es ihr. Sie hat Klasse. Ich schreibe dann eine Trostkarte an The Roop. Dann ist es mal wieder nicht der Beste des Landes gewesen, der die Krone holt.

Wenn Lettland gewinnt, freue ich mich diebisch darauf, dass in der Siegerreprise deutlich hörbar sowohl das P-Wort als auch das F-Wort fallen. Hähähä, eat this, EBU!

Wenn Moldau gewinnt, dann gibts hier ebenfalls Party. Außerdem singe ich dann am nächsten Tag eine phonetische Version des Songs ein, die mir schon seit Wochen im Hirn rumspukt. Aber vielleicht mach ich das auch, wenn Moldau nicht gewinnt.

Wenn Montenegro gewinnt, bin ich zwar extrem verwundert, freue mich aber sehr für Vladana, insbesondere, weil sie es dann geschafft hat, ihre persönliche Geschichte so zu transportieren, dass alle davon berührt sind.

Wenn Nordmazedonien gewinnt, werde ich wohl das Hobby wechseln müssen.

Wenn Malta gewinnt, kriegt ihr dann hier in den nächsten Tagen mehrseitige Rants, wie ich das finde. Vielleicht schlage ich dann auch meinen Laptop kaputt, obwohl Gewalt gegen Sachen ja nun mal gar nicht geht. Aber egal, ist schließlich mein Laptop.

Wenn die Niederlande gewinnen, bin ich geflasht darüber, dass man mit so einem ruhigen und eher traurigen Lied tatsächlich gewinnen kann. Außerdem wäre ich begeistert, dass sie wieder ausrichten dürfen, weil sie das im letzten Jahr SO brillant gemacht haben.

Wenn Norwegen gewinnt, feiere ich die Nacht durch und freue mir ein Loch in die Mütze. Und hoffe, dass man bei der Siegerreprise sehen wird, wer denn nun die Wölfe sind. Kleiner Tipp: Alexander Rybak ist es nicht, der ist in Chicago und studiert daselbst Filmmusik. Wusstet Ihr das schon? Wenn nein: Bitte, gerne.

Wenn Polen gewinnt, dann bin ich sehr happy. Die Stimme ist genial, der Song ist toll - go for it!

Wenn Portugal gewinnt, dann höre ich den Song die ganze Nacht in Endlosschleife und kuschel mich in meine Kuscheldecke. Und genieße, genieße, genieße.

Wenn Rumänien gewinnt, dann gibt das einen fetten Sommerhit, Tanz und unmögliche Klamotten inklusive.

Wenn Serbien gewinnt, bin ich restlos happy. Das ist große Kunschd und gehört gewürdigt! Außerdem fahre ich dann mal bei einem gewissen Peter Urban vorbei und erkläre ihm, worum es in dem Song eigentlich geht und das das alles ist, aber ganz bestimmt kein anthroposophischer Ansatz. Manchmal kannste echt nur den Kopf schütteln.

Wenn Schweden gewinnt, gähne ich einmal herzhaft und schaue mir eine Wiederholung der Sendung "die Drehscheibe" an. Und dann freue ich mich darauf, dass das Dream Team wieder hosten darf und wieder Intervall-Acts für die Ewigkeit liefert.

Wenn Slowenien gewinnt, kontaktiere ich den Hausherrn und dann zwinge ich ihn, mit mir nächstes Jahr zur Abiturientenveranstaltung da in Ljubljana oder Maribor hinzugehen.

Wenn San Marino gewinnt, dann freue ich mich diebisch, weil die EBU spätestens bei der Siegerreprise die Regel "man darf nicht nackt auf die Bühne" kassieren muss. Und dann zeigen die San Marinesen den Italienern im nächsten Jahr, wo der organisatorische Hammer hängt! 

Wenn die Ukraine gewinnt, dann bin ich alles andere als überrascht und wünsche mir, dass sie daraus was Gutes für sich und ihr Land machen können - wäre ja nicht das erste Mal in der Geschichte, dass ein Eurovisionssieg für die Ukraine ein Signal ist. Ich wünsche mir, dass anerkannt wird, dass der Song einfach gut ist und es verdient hat zu gewinnen und nicht nur diese unsäglichen "Mitleidsvotes"-Diskussionen weitergehen. Und ich wünsche mir, dass ein ukrainischer Sieg keinen Einfluss auf die Zukunft des Wettbewerbs hat. So ganz kann ich mich da von einem gewissen undefinierten Mulm noch nicht frei machen but we will see.


An dieser Stelle auch hier nochmal ein ganz riesengroßes Danke an alle Blogger von ESC kompakt - was Ihr im Moment leistet, ist der Oberhammer, vor allem unter den erschwerten Bedingungen. Danke, danke, danke Euch allen!

Samstag, 7. Mai 2022

Was ich täte, wenn ... (1)

Samstagabend. In ziemlich genau 166 Stunden und 9 Minuten (gerechnet von jetzt, wo ich das veröffentliche) beginnt das große Finale des Eurovision Song Contest 2022. Wir haben jetzt von allen 40 Ländern nach jeweils zwei Proben pro Land den einen oder anderen Probeneindruck sammeln können, wenn auch als Normalsterblicher nur mit kleinen Snippets auf Tiktok und Youtube - und wir haben gesehen, dass in Turin fröhliches Chaos herrscht. Das größte Problem dürfte nach wie vor die nicht bewegliche Sonne auf der Bühne sein, aber das ist bei weitem nicht das Einzige, was nicht glatt gegangen ist. Nun denn, warten wir ab, was passiert und wie es dann nächste Woche wird. 

Einstweilen vertreibe ich mir und Euch, so Ihr Lust habt, die Zeit mit einem kleinen Gedankenspiel. Und zwar stelle ich mir jetzt für jedes Land mal vor, was ich täte bzw. wie ich mich fühlen würde, wenn es gewinnt. Kenntnis der Probeneindrücke ist für die Lektüre von Vorteil, aber nicht Bedingung. Here we go:


Wenn Albanien gewinnt, dann feiere ich es, dass auch das unvorteilhafteste Outfit was reißen kann. Für nächstes Jahr stelle ich mich drauf ein, dass dann die FSK hochgesetzt werden muss. Dann werde ich weinen. Weil sie den Zahnarzt dann bestimmt nie wieder zum Festival i Kenges einladen.

Wenn Armenien gewinnt, freue ich mich. Ich habe diesen doch recht unspektakulären Song inzwischen sehr ins Herz geschlossen.

Wenn Österreich gewinnt, schicke ich eine Kiste Champagner, zwei Kisten Sekt und eine Kiste Aperol zum Hausherrn in die Steiermark, auf dass er gebührlich feiere. Ich feiere mit, ich mag den Beitrag.

Wenn Australien gewinnt, bin ich angefressen ohne Ende, da kann er so gut singen wie er will. Nächstes Jahr dann das große Gejammere. Um Gottes Willen. Ich hasse Jammern. Im echten Leben und in der Musik.

Wenn Aserbaidschan gewinnt, kriege ich einen Hals von hier bis Timbuktu und plane für nächstes Jahr wieder einen Hörtest. Da fallen dann nicht nur einige Songs durch, sondern alle.

Wenn Belgien gewinnt, freue ich mich riesig für das Land, bin aber einigermaßen verwundert, denn insgesamt ist das viel zu unspektakulär in diesem Feld. Da kann er so gut singen, wie er will.

Wenn Bulgarien gewinnt, freue ich mich zunächst mal diebisch, weil Rock halt doch was Gutes ist, selbst wenn er in nicht so herausragendem Gewande daherkommt. 2023 hätten wir dann echt Rock am Ring. Dann schreibe ich einen Trostbrief an Kristian Kostov und einen an Elitsa und Stojan. Obwohl, Stojan ist ja dann Gewinner. Dann nur an Elitsa. Ferner schreibe ich ans albanische Fernsehen, dass Eugent Bushpepa ab sofort bis in alle Ewigkeit albanischer ESC-Teilnehmer zu sein hat.

Wenn die Schweiz gewinnt, verstehe ich es zwar nicht, freue mich aber riesig für den supersympathischen und mit einer tollen Stimme gesegneten Marius. Und ja, Jungs dürfen weinen.

Wenn Zypern gewinnt, dann ist klar, dass nächstes Jahr alle riesige Props anschleppen, schließlich hat die Muschel erfolgreich von der Sonne abgelenkt. Und gegen den Song ist auch nix zu sagen.

Wenn Tschechien gewinnt, finde ich das grandios und buche mein Hotel für Prag nächstes Jahr.

Wenn Deutschland gewinnt, wird wahrscheinlich in der Bubble noch in der Nacht entweder das große zu-Kreuze-kriechen anfangen, oder aber das große "hab ich doch gleich gesagt" (der Mensch ist halt vergesslich). Und wir hätten jetzt und immerdar die Wahl aus Radioseich und Radioseich. So sehr ich mir für Malik eine tolle Zeit und eine gute Platzierung wünsche: Der Preis für einen Sieg wäre hoch. Sehr hoch.

Wenn Dänemark gewinnt, werde ich die Nacht auf der Toilette verbringen und versuchen, meinen rebellierenden Magen in den Griff zu kriegen.

Wenn Estland gewinnt, bin ich begeistert und freue mich, dass das Land dann gelernt hat, dass ein sympathischer Interpret kein Nachteil sein muss.

Wenn Spanien gewinnt, dann ist es eben so. Ich gönne es ihnen als Land, weil sie so oft unterbewertet waren und stelle mich drauf ein, dass es dann demnächst Tanzkurse für Slo-Mo-Mo-Mo-Mo-Mo gibt. Ein Sommerhit wird das mit oder ohne Sieg. Für Zypern käme dann nächstes Jahr wieder Eleni Foureira.

Wenn Finnland gewinnt, haben wir ebenfalls nächstes Jahr Rock am Ring. Geil. Den bei Bulgarien erwähnten Brief ans albanische Fernsehen buschpfefferbezüglich würde ich auch in diesem Falle schreiben.

Wenn Frankreich gewinnt, gibt es in diesem meiner Maison 36 Stunden Party am Stück und ein Hotelzimmer in Paris, pardon, Brest für mich nächstes Jahr.

Wenn Großbritannien gewinnt, rechne ich ebenfalls mit einer Unmenge an (riesigen!) Props im nächsten Jahr. Davon abgesehen würde ich es feiern ohne Ende, mich nächstes Jahr auf eine tolle Moderation von Graham Norton freuen und einen Brief an eine Sendeanstalt 700 km nördlich von hier schreiben mit dem Wortlaut "Jetzt strengt euch nächstes Jahr endlich mal an!"

Wenn Georgien gewinnt, frage ich mich, welche Drogen Europa, der Kaukasus, Israel und Australien genommen haben. Ich freue mich wie Bolle auf die vielen schrägen Beiträge in 2023.

Wenn Griechenland gewinnt, bin ich nicht soooo überrascht. Das ist einfach gut und vor allem auch super inszeniert. 

Wenn Kroatien gewinnt, gucke ich bei dem von einem gewissen P.R. aus HH des öfteren erwähnten Tänzer nochmal etwas genauer hin. An irgendwas muss es ja liegen. Am Lied und an der süßen Mia liegt es nicht.

(to be continued)

Mittwoch, 13. April 2022

ESC 2022: Ein erstes Fazit

So, das waren sie nun, unsere 40 Tapferen. Was soll man nun davon halten?

Das ganz große Desaster ist ausgeblieben, ich glaube, unsere niedrigste Punktzahl waren zwei Punkte. Sowas hatten wir selten. Aber auch oben ist die Luft im Vergleich zu 2014, 2016, 2018 oder 2021 sehr dünn, es gibt nur wenig, was uns wirklich vom Hocker gehauen hat. Auffallend viele Beiträge sind sehr glattgebügelt, auch wenn ich das nicht überall erwähnt habe. Vieles geht zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus. Radiotauglich, könnte man sagen, was im deutschen ESC-Fantum seit der diesjährigen VE ja schon einem Schimpfwort gleichkommt. Ich verstehe es auch nicht so ganz. Klar, man will nicht nur gut abschneiden, sondern bitte hinterher auch einen Hit generieren, damit die Kasse klingelt. Aber klappt das wirklich noch, wenn der Song keine Ecken und Kanten mehr hat?

Außerdem auffällig: Üblicherweise wird sich gern mal stilistisch an den Vorjahressieger rangehängt. Davon ist in diesem Jahr eher wenig zu sehen. Dafür haben wir viele männliche Falsettgesänge. Erst haben wir gedacht, das sind noch die Nachwirkungen von "Arcade", aber nein - es ist vermutlich eher "Tout l'Universe"-Einfluss. 

Die Four-Chord-Songs halten sich dieses Mal in engen Grenzen. Das heißt aber nicht, dass musikalisch jetzt Bäume ausgerissen werden. 

Die Hoffnung auf mehr Beiträge in Landessprache hat sich leider nicht erfüllt. Einigen tut das Englisch gar nicht gut, aber dafür gibt es diesen einen Beitrag in einer Sprache, die nur von wenigen Menschen gesprochen wird. Trugarez, France!

Irgendwie liegt so eine Bleischwere über dem Jahrgang (allein die vielen besungenen Trennungsgeschichten!), was in Anbetracht der aktuellen Weltlage ja auch nicht ganz unverständlich ist. Es lässt mich alles eher ratlos bis emotionslos zurück. Wirklich berühren oder mitreißen tut mich kaum was. Vielleicht werde ich auch einfach nur langsam alt ("growing up is getting old" oder so)...

Anyway, wir werden sehen, was die Saison noch bringt. Die Vorzeichen sind nicht gut, hoffen wir auf einen tollen ESC, an dem auch alle in Person teilnehmen können!

ESC 2022: Die Big 5

Großbritannien: Sam Ryder - Space Man

Und hier lauert die größte Überraschung des gesamten Jahrgangs. Eigentlich haben wir alle gedacht, dass die Briten endgültig keinen Bock mehr auf den ESC haben, insbesondere nach der (ungerechtfertigten) Maximaldemütigung für James Newman letztes Jahr. Aber das hat sie dann wohl doch gewurmt. Jedenfalls wollen sie es dieses Jahr nochmal wissen. Sam Ryder sieht aus wie Jesus und singt wie ein Engel - heiliges Kanonenrohr, hat der eine Stimmgewalt und einen Tonumfang! Er singt davon, dass er ein Spaceman ist - da kommen mir Inszenierungsideen, gegen die die Choreo von Kate Miller-Heidke ein Killefitz ist. Bitte lasst ihn auf der Bühne fliegen, dann klappts auch mit den Punkten! Obwohl - das klappt auch so. Trotzdem. Den fliegenden Sessel aus dem Video, und Ihr habt uns. Also, noch mehr, als Ihr uns ohnehin schon habt.

Chancen auf die Top Ten? Ja. Und es wird UKs bestes Ergebnis seit 2009 werden.

Cardiff 2023? Da fragt Ihr mich was ... vielleicht.

9/10 (Kinder: 8-9 und 8-9)


Spanien: Chanel - SloMo

Wildes Mädchen, schüttel dein Haar für mich! Das hier ist 60% Fuego, 35% Loco Loco und ein winziger Spritzer "S.A.G.A.P.O." (dieses ge-echote Mo-Mo-Mo-Mo-Mo). Nachdem die Zyprer in diesem Jahr wieder zurück zu ihren Wurzeln sind, musste den Dance-Klopper des Jahres halt jemand anders übernehmen. Und immerhin: Chanel sieht toll aus, kann sich super auf der Bühne bewegen, hat keine Angst vor merkwürdigen gewagten Outfits - nur die Mähne müsste halt noch ein bisschen länger, um auch wirklich mit Eleni oder Hurricane mithalten zu können. Aber die Extensions sind ja schon erfunden. Das Lied ist genauso nichtig wie die anderen Lieder dieser Bauart und überzeugt mich beim ersten Hören ebensowenig wie die Vorgänger. Aber das kann sich ja noch ändern. Call me Spaßbremse. Glücklicherweise verlangt diese Art Lied keine stimmlichen Höchstleistungen.

Chancen auf die Top Ten? Sowas landet üblicherweise um Platz 15.

Zaragoza 2023? No.

4/10 (Kinder: 3 und 5)


Frankreich: Alvan & Ahez - Fulenn

Meine Damen, meine Herren, dürfen wir vorstellen: Unsere unangefochtene Nummer 1 in diesem Jahrgang! Mystisch. Verstörend. Spannend. Eine Sprache, die man sonst beim ESC nie hört (okay, außer dem völlig unterschätzten und unterbewerteten "Diwanit Bugale"). Druidensound meets Elektrofolk. Der außergewöhnlichste Beitrag des Jahrgangs. Macht da weiter, wo "Shum" aufgehört hat. Und wird hoffentlich mindestens genauso gut abschneiden. 

Chancen auf die Top Ten? Oui. Oui! OUI!

Brest 2023? Bitte. Gerne! Bin ich sofort dabei.

10/10 (Kinder: 10 und  9)


Deutschland: Malik Harris - Rockstars

Vom außergewöhnlichsten Sound zu einem Sound, der ... nun ja ... jetzt gar nicht mal so richtig außergewöhnlich ist. Im Grunde ist ja zu Malik alles gesagt. Er hatte beim VE das beste Gesamtpaket, er kann was, er sieht gut aus. Leider war das bekanntlich er Einäugige unter den Blinden, denn der Song kann halt nicht allzu viel. Musi wie "Teenage Life", Thematik wie "Rock'n Roll Kids" (wiewohl das heute eine ganz andere Bedeutung hat als 1994), das Einzige, was es dann wirklich nochmal rausreißen könnte, ist der Rap. Der mit Abstand das Beste am ganzen Song. Natürlich drücken wir Malik die Daumen, er hätte es wirklich verdient, dass er gut abschneidet. An ein gutes Ergebnis glaubt von uns indes niemand. Bitte, lieber Malik, komm gern wieder, aber dann bring einen gescheiten Song mit!

Chancen auf die Top Ten? Keine. Kann froh sein, wenn er die Top 20 knackt.

Hamburg 2023? Da werden sie wieder hinter ihren Türen sitzen und mauscheln. Und uns ärgern und aufregen. Kohle für einen ESC müssen sie nicht locker machen.

6/10 (Kinder: 5 und 6)


Italien: Mahmood & Blanco - Brividi

Man kann sich nicht in der ESC-Bubble bewegen, ohne im Vorfeld den Hype über den italienischen Beitrag mitbekommen zu haben. Natürlich waren unsere Erwartungen deshalb astronomisch. Es ist Mahmood! Alle finden es toll! Italienische Sprache! Gänsehautgarantie! Ballade mit einigen schnellen Einsprengseln! Das muss doch toll sein! Oder?
Oder. Lieber Consi, lass Dir sagen, Du bist nicht allein. Natürlich ist Brividi im Vergleich zum restlichen Feld immer noch herausragend gut und wird auch sicher ganz vorne mitspielen, zumal der Beitrag auch irre viele Fans hat. Die beiden machen das super, und vor allem die zweistimmig gesungenen Stellen sind wirklich eine Klasse für sich. Aber irgendwann sprach es einer von uns aus: "Soldi war besser". Ja, Soldi war viel besser, weil dieses rotzig-wütende unserer Meinung nach viel besser zu Mahmood passt. Vielleicht bin ich auch einfach nur langsam alt und konservativ. 

Chancen auf die Top Ten? Brauchen wir nicht drüber reden. Ja, ohne Wenn und Aber.

San Remo 2023? Ja. Trotz der Zweifel im Hause Fabian sehr ernsthafter Siegesaspirant.

8/10 (Kinder: 7 und 7-8)

ESC 2022: Zweite Hälfte der zweiten Hälfte des zweiten Semis

Polen: Ochman - River

Dampfende Pauken! Das hab ich auch noch nie gesehen! Hübsche Idee, bitte beibehalten. Das hier fängt ganz langsam an, catcht einen dann aber direkt zweimal. Das erste Mal ist, wenn Ochman anfängt zu singen. Hat der Junge eine tolle Stimme! Okay, die von Stefan aus Estland finde ich noch einen Ticken besser, aber Ochman hats drauf, keine Frage. Das ist immer für ein paar Bonuspunkte gut. Und damit das Ganze dann auch wirklich nicht Gefahr läuft, ins Langweilige abzugleiten und in der Masse zu verschwimmen, kommt dann etwas später als zweiter Catcher der Dubstep. Doch, das ist gut. Das gefällt. Das darf so bleiben.

Chancen aufs Finale? Die tolle Stimme, die Dampfpauken und die verheißungsvolle Startnummer 14 sollten das nicht unmöglich machen.

Warschau 2023? Das dann doch nicht.

8/10 (Kinder: 8,5 und 6-7)


Rumänien: WRS - Llámame

So, das musste ich jetzt erstmal nachgucken: Der Typ heißt WRS (von Urs wie Ursu, das ist sein Nachname), nicht die ganze Truppe. Alles klar. Mit einer Mixtur aus englischen Strophen und anderssprachigem Refrain hat Rumänien ja schon seine Erfahrungen gemacht und dabei brauchbar ("Zaleilah",2012) bis sehr gut (das geniale "Tornerò" anno 2006) abgeschnitten. Ob es in diesem Jahr auch dafür reicht, wage ich leise zu bezweifeln - wiewohl der Refrain und insbesondere der Instrumentalteil danach richtig gut ins Ohr gehen. Zu den Klamotten der Tänzerinnen und Tänzer nur so viel: Schade, dass der Barbara-Dex-Award abgeschafft wurde. Sie hätten gute Chancen gehabt!

Chancen aufs Finale? Sowas geht eigentlich immer.

Bukarest 2023? Nope. And rightly so.

6/10 (Kinder: 4 und 4-5)


Schweden: Cornelia Jakobs - Hold Me Closer

Schweden erfindet auch in diesem Jahr wieder das Rad nicht neu. Wieder eine Trennungsschmerz-Ballade (die wievielte eigentlich in diesem Jahr?). Und Strassketten noch und nöcher, dieses Mal am Oberteil. Na ja, wenigstens nicht im Gesicht. Das Lied ist so ein typisches Da-geb-ich-sechs-Punkte-Ding, will sagen, das ist eigentlich ganz okay, aber mehr auch nicht. Aber die Schweden wissen, wie sowas auf die Bühne zu bringen ist, und vor allem hat Cornelia eine enorme Bühnenpräsenz. Diesbezüglich macht sie alle anderen in diesem Jahr nass. Was es ihr in Kombination mit dem eher durchschnittlichen Song bringt? We will see.

Chancen aufs Finale? Es ist Schweden!

Stockholm 2023? Ich glaub es zwar nicht wirklich, aber es wäre fahrlässig, Schweden nicht auf der Rechnung zu haben.

6/10 (Kinder: 6 und 6)


Tschechien: We Are Domi - Lights Off

Die Tschechen schließen nicht nur diese meine Besprechung dieses Semis ab, sondern später im Mai dann auch das Semi selbst. Und das ist gut so! Denn der Schreiberin dieser Zeilen sind aus den vergangenen 30 Halbfinals nur sechs Fälle bekannt, wo der letzte Starter des Semis nicht ins Finale kam. Allein die Startnummer liefert also schon mal eine 80%-Chance. Den Rest macht der Song. Das gefällt uns allen richtig gut. Irgendwie haben die Tschechen, wenn sie richtig gut sind (und das sind sie hier) immer was Einzigartiges, was man sonst von niemandem sieht. Das ist auch hier der Fall, auch wenn ich meinen Finger beim besten Willen nicht drauf legen kann, was es denn eigentlich ist. Aber genau das macht vielleicht ja auch gerade den Charme des Ganzen aus. Der Geigenbogen auf den Gitarrensaiten und die Spiele mit dem Licht tun ein übriges. Das wollen wir im Finale sehen!

Chancen aufs Finale? Oh ja, bitte, unbedingt!

Prag 2023? Das wohl dann doch eher nicht.

8/10 (Kinder: 9 und 7)


This completes the Besprechung of the zweite Semi. Ehrlich gesagt, alles in allem eine ziemlich zähe Sache, aber es gibt zum Glück doch den einen oder anderen Lichtblick. Mal sehen, wer kommt denn da ins Finale? Ich glaub, ich hab da so ungefähr jedem Chancen eingeräumt, weil halt alles so gleich ist. Es ist schon bezeichnend, dass irgendwann inmitten einer Hörsession die Kinder angefangen haben, sich hinter mir auf dem Sessel zu balgen (wir saßen zu dritt auf dem Sessel, wohlgemerkt!), weil sie sich so gelangweilt haben ...

Nun gut, gucken wir mal, wen wir auf der Weiterkommerliste haben, in order of appearance in the semi:

Finnland
Israel
Serbien
Aserbaidschan
San Marino
Australien
Zypern
Estland
Rumänien
Polen
Montenegro
Belgien
Schweden
Tschechien

Puh, 14 von 18. Dat is wat viel. Wen schmeißen wir denn da jetzt noch raus?

Aserbaidschan. Australien. Montenegro. Und Israel.

Makes, Stand jetzt, folgende Finalisten:

Finnland
Serbien
San Marino
Zypern
Estland
Rumänien
Polen
Belgien
Schweden
Tschechien

Und bestimmt werde ich das bis Mai noch zwölfundsiebzigmal umschmeißen.

Dienstag, 12. April 2022

ESC 2022: Erste Hälfte der zweiten Hälfte des zweiten Semis

Belgien: Jeremie Makiese - Miss You

Interessanter Sänger mit toller Stimmfarbe. Das Video bringt viele verschiedene Inszenierungsideen, aber eine sticht raus und sollte auch genau so auf die Bühne: An einigen Stellen hat er so eine rot-weiße Lederjacke an und tanzt mit ein paar schwarzgekleideten Tänzern auf der Straße / in einem Hinterhof / na ja, halt irgendwo draußen. Und genau so sollte man das machen! Und bitte keine langweilige Choreo, sonst zieht sich das Ganze zu sehr. Diese Pausen nach dem "Miss you" und anderen Stellen im Refrain sorgen dafür, dass das alles irgendwie sehr "schwer" und zäh wird. Trotz des schwermütigen Themas müssen die Belgier aufpassen, dass das nicht zu schwer und zu zäh wird, sonst verliert man die Voter unterwegs.

Chancen aufs Finale? Müsste eigentlich. Es sei denn, sie versemmeln die Inszenierung.

Brüssel 2023? Nein.

7/10 (Kinder: 5 und 7) 


Estland: Stefan - Hope

Die Esten überzeugen in diesem Jahr gleich in mehrfacher Hinsicht. Sie haben einen Westernsong (!!!!!) am Start. Man macht die Augen zu und ist sofort mitten im Wilden Westen. Man hört Geier kreischen, sieht Kakteen wachsen, fängt mit dem Lasso ausgebrochene Pferde ein und tanzt mit Wölfen und Tatankas. Und hofft, genau darum geht es nämlich in dem Song. Und was brauchen wir im Moment mehr als Hoffnung? Ganz nebenbei haben die Esten nicht nur den schönsten Mann des Jahrgangs am Start, sondern auch die schönste Männerstimme. We like a lot!

Chancen aufs Finale? I hope, I hope, I hope! Es ist so ungewöhnlich, das kann total in die Hose gehen oder aber richtig toll werden.

Tallinn 2023? Nein, aber vielleicht gute Finalplatzierung?

8/10 (Kinder:  7-8 und 8)


Irland: Brooke - That's Rich

Nach ihrer einzigartigen Erfolgssträhne in den 90ern sind die Iren ja bekanntlich in den letzten 20 Jahren ziemlich eingebrochen. In den letzten 20 Jahren gab es lediglich 9 Finalteilnahmen (davon nur eine seit 2014) mit gerade mal zwei Top-Ten-Plätzen in 2006 (eine dermaßen begnadete Stimme kriegst du auch mit dem langweiligsten Song und der fragwürdigsten Optik nicht kaputt) und 2011 (hier das genaue Gegenteil, hat halt einfach einen Mordsspaß gemacht!). Danach kam nur noch sehr wenig. Deshalb probieren sie es in diesem Jahr mit - Disco. Oh-kaaaay ... Entweder man liebts oder man wendet sich ab mit Grausen. Wir tendieren im Moment zu letzterem, zumal bei Brooke mein Carcrash-Alarm dunkelrot leuchtet. Bin gespannt (und skeptisch), ob sie das live wirklich hinbekommt.

Chancen aufs Finale? Meint Ihr? Meint Ihr ernsthaft??

Dublin 2023? Na ja, sie hatten ja in den letzten 25 Jahren genug Zeit, um dafür zu sparen. Aber: Nee.

3/10 (Kinder: 3 und 4)


Montenegro: Vladana - Breathe

Das hier ist einer der wenigen Songs, wo wir uns nicht einig waren. Die Kinder fanden es langweilig und deprimierend, aber mich hat es gepackt. Wenn man weiß, dass Vladanas Mutter an Covid gestorben ist und sie das Lied aufgrund dieser Erfahrung geschrieben hat, dann bekommt der Text eine unglaubliche Intensität, die vermutlich viele in Europa nachfühlen können - wie viele von uns haben Freunde oder Verwandte an dieses verdammte Virus verloren? Vladana hat eine tolle Stimme und kann das sehr kompetent performen, und wenn das richtig und nicht zu übertrieben inszeniert wird, wird es die Leute auch berühren.

Chancen aufs Finale? Wie gesagt: Eine gute Inszenierung sollte Montenegros dritten Finaleinzug nicht unmöglich machen.

Podgorica 2023? Nein, aber möglicherweise das beste Ergebnis fürs Land bisher.

7/10 (Kinder: 5 und 4)


Nordmazedonien: Andrea - Circles

Wow, die hat aber mal eine richtig schöne Stimme! Das dürfte wohl auch das größte Plus an diesem Beitrag sein, der Song selbst ist leider ziemlich dröge. Es geht wie bei so vielen anderen (dazu nachher mehr) um eine gescheiterte Beziehung. Dafür wird das bis zum Erbrechen ausgelutschte Bild bemüht, dass man sich nur im Kreis dreht bzw in selbigem rennt. Macht eine Choreographie-Idee daraus, dann haben wir wenigstens was zu lachen. Für Andrea-mit-den-lustigen-Zöpfen (bitte nicht auf der ESC-Bühne!) gibt es leider nix zu lachen. Wenn sie nicht eine Über-Über-Überdosis Gefühl in ihre Performance legt, hat das keine Chance aufs Finale. Und DAS richtig zu dosieren - au backe. Gebt ihr einen guten Song und eine anständige Frisur und lasst sie damit nochmal antreten, dann rockt die die Hütte!

Chancen aufs Finale? Keine. Siehe oben.

Skopje 2023? Ach, geh doch weg.

6/10 (Kinder: 5 und 5)

ESC 2022: Zweite Hälfte der ersten Hälfte des zweiten Semis

 Malta: Emma Muscat - I Am What I Am

"Bäääääm! Bäm bäm bääääääm! Bäm bäm bäääääm! Bäm bäm bäääm bäääm bäääm bäääm!
I am what I am 
And what I am needs no excuses ...
I deal my own deck
Sometimes the ace, sometimes the deuces ..."
Das wäre unser Preis gewesen. Stattdessen kriegen wir die Niete. 
Höheres Töchterchen hockt im weißen Hosenanzug am Flügel und singt sich durch einen 4-Chord-Song. Sie ist, was sie ist, und wenn sie auf die Nase fällt, steht sie wieder auf. Aha. Um sie herum springen Menschen, die durch Rahmen schauen. Das wär doch mal ein toller Titel für einen neuen deutschen Problemfilm. "Menschen, die durch Rahmen schauen". Muss ich mir merken. Singen kann sie ganz gut, wiewohl Kind 2 unterstellt, dass man da ja wohl bei der Produktion nachgeholfen hätte und sie live wahrscheinlich nicht so gut klingen würde. Werden wir sehen. Den Unmut der Bubble hat sie sich ohnehin schon zugezogen, da sie kurz nach der maltesischen VE den Song ausgetauscht hat. Ich weiß nicht, wie der war, da ich nicht das geringste Bedürfnis verspüre, mir den auch noch anzuhören. Wenn er noch langweiliger war als das hier, wäre ich ohnehin eingeschlafen. Das Beste am Video ist noch der Flügel. Ich hätte mir allerdings gewünscht, dass man den in bester Verflixte-7-Nieten-Manier mit 10000 Tischtennisbällen gefüllt hätte. Hätte dem Song bestimmt gut getan. 
"Take it or leave it, I am what I am". I'm leaving.

Chancen aufs Finale? Ach, komm, so ein Samstagabend vor der Glotze ist doch auch was Schönes.

Valletta 2023? No no never!

3/10 (Kinder: 2 und 2)

(Funfact, und um in den Anfang ein bisschen ESC-Bezug reinzubringen: Gloria Gaynor ist am selben Tag geboren wie Lena Valaitis. Habt Ihr auch noch nicht gewusst, oder?)

    

San Marino: Achille Lauro - The Stripper

So, das Positive zuerst: San Marino hat zum ersten Mal in seinem Eurovisionsdasein eine VE gemacht. Das ist unbedingst zu begrüßen. Ebenfalls zu begrüßen ist der Radau in italienischer Sprache, von der ich allerdings trotz entsprechender Kenntnisse dieses Mal nicht allzu viel verstanden habe - ein Blick auf den Text verrät auch, warum das so ist: Es gibt jede Menge Einsprengsel in englischem Idiom, das der gute Lauro leider nicht akzentfrei beherrscht. Überhaupt, der Sänger. Optisch soll das wohl wieder in die Glamrockrichtung gehen, ist aber eine absolute Zumutung. Sein Rumgefummel am / im Hosenbund soll wohl zeigen, dass er ein böser Junge ist. Bei mir erzeugt das in diesem Falle akuten Brechreiz. Und ob es so eine kluge Idee ist, sich nach einem faschistischen Politiker bzw. einem zuerst entführten und dann abgefackelten Kreuzfahrtschiff zu benennen?

Chancen aufs Finale? Fischt im gleichen Pool wie Finland. Aber die kommen zuerst. Vorteil Suomi. Aber wahrscheinlich schaffen sie es beide.

Serravalle 2023? Nein.

9 (für den Song) plus 1(für die Optik) und das Ganze geteilt durch 2 macht insgesamt 5/10 (Kinder:  5 und  6)


Serbien: Konstrakta - In Corpore Sano

Serbien liefert endlich mal wieder Klasse ab! Das hier ist ganz große Kunschd, das hört man auf den ersten Hör. Dabei kommt es, wenn ich jetzt nicht völlig daneben liege, sogar nur mit einem einzigen Akkord aus. Das heißt aber nicht, dass es langweilig wäre, au contraire. Konstrakta sitzt vor einer Waschschüssel, um sie herum stehen fünf Typen mit Handtüchern. Sie wäscht während des Liedes ausgiebig die Hände und trocknet sie dann gegen Ende ab. Soll das heißen, dass man sich immer schön die Hände waschen soll, um einen Corpore Sano zu behalten? Und was hat Meghan Markle, die in den ersten Zeilen erwähnt wird, damit zu tun? Keine schmutzige Wäsche waschen, sondern lieber Hände waschen? Das ist fürwahr Kunschd. Große Kunschd. Gute Kunschd!

Chancen aufs Finale? Wehe wenn nicht!

Belgrad 2023? Dafür ist es dann wohl doch zu speziell.

7/10 (Kinder: 7 und 6)


Zypern: Andromache - Ela

Wir haben ja in diesem Jahr schon viel zu viel Radioseich, da ist man für jeden froh, der keinen Radioseich bringt. Und auf die Hellenen ist da Verlass. Der Song hatte mich bereits bei dem zum Niederknien schmerzhaft-schönen Harfenintro am Anfang, und auch ohne das hört man sofort, wo das hier herkommt. Alles in allem ein wirklich schöner, eigenständiger Song mit einer kompetenten Sängerin. Einziger Wermutstropfen, der leider gleich richtig viel kaputt macht: Ein Großteil des Songs ist in englischer Sprache gesungen, ich hoffe, das überlegen sie sich nochmal. Der Anteil der Songs beim ESC, die auf englisch besser klingen als in der Landessprache, ist verschwindend gering. Konkret fällt mir da nur einer ein. Dieser ist es nicht. Bitte macht es komplett auf griechisch, dann klappt es auch mit einer guten Platzierung!

Chancen aufs Finale? Ich hoffe doch sehr!

Nikosia 2023? Ochi.

7/10 (Kinder: 6-7  und 6  - wir geben alle drei fett Abzug dafür, dass der Song nicht vollständig auf Griechisch gesungen wird)

ESC 2022: Erste Hälfte der ersten Hälfte des zweiten Semis

Liebe Freunde,

1000x Entschuldigung, dass wir hier so eine lange Pause gemacht haben - manchmal schlägt das Real Life zu, manchmal die Unlust, bei uns wars beides. But now we are back. Wir haben in den letzten Tagen den Rest vom Fest durchgehört, was, soviel darf ich schon mal verraten, weiß Gott nicht immer pläsierlich war. Nach erfolgter Notengebung kommen nun meine ausführlichen Eindrücke, und ich hoffe, Ihr habt Spaß beim Lesen.

Off we go!


Aserbaidschan: Nadir Rustamli - Fade To Black

Hab ich da ein Duduk gehört? Beziehungsweise das aserbaidschanische Pendant? Wenn ja, wäre das so ziemlich das einzige Eigenständige in diesem Beitrag, der ansonsten eine .... äh ... wie sag ich das jetzt nett? ... 1:1-Hommage an "Tout l'Universe" ist. Ja, is irgendwie schön, aber auch irgendwie sehr langweilig. Ach Azedaze. Wir würden ja so gern mal was von Eurer eigenen Kultur kennenlernen (über das Azeri-Duduk hinaus!), gern auch in Eurer eigenen Sprache. Aber an dem Tag, an dem Aserbaidschan mal was wirklich Eigenständiges zum ESC schickt, wird Buttermilch vom Himmel fallen, werden Milch und Honig fließen und die AfD sich sofort freiwillig auflösen. Das ist gewisslich wahr.

Chancen aufs Finale? Wahrscheinlich schon.

Baku 2023? Ach was.

5/10 (allerdings mit gewaltigem Schönhörpotenzial. Kinder: 3 und  5-)


Australien: Sheldon Riley - Not The Same

Australien entwickelt neuerdings ein Faible für die ganz große Extravaganza. Nach Montaigne jetzt Sheldon, der eine zugegebenermaßen herausragend gute Stimme hat, aber das Lied geht mir entschieden zu sehr ins Jammerige. Vor allem aber verstört mich die Optik auf allen möglichen denkbaren Ebenen. Fingernägel, für die Edward mit den Scherenhänden einen Mord begehen würde. Ein Tüllgebamsel, für das Conchita einen Mord begehen würde. Und ein Strassgebamsel vorm Gesicht, für das ich einen Mord begehen würde (allerdings würde ich das nicht vorm Gesicht tragen, sondern auseinanderbauen und zu was Vernünftigem verarbeiten, aber das nur nebenbei). Nervt das eigentlich nicht? Mich würd das nerven, allerdings lassen sich damit höggschd dramatische Choreo-Ideen umsetzen. Am Ende kommt das Strassgebamsel weg, und wir sehen einen gar nicht mal unhübschen Kerl mit Strasslidschatten (ach, schon wieder Strass!), der leider immer noch rumjammert. Ist bestimmt große Kunschd, aber uns erreicht das ja mal grad so gaaaar nicht.

Chancen aufs Finale? Knapp.

Somewhere in Europe 2023? Ja, schon. Aber bestimmt nicht, weil das hier gewonnen hat.

3/10 (Kinder: 3  und 3-4)


Finnland: The Rasmus - Jezebel

Ha, auf die Finnen ist doch Verlass! Endlich mal ein bisschen Radau inne Hütte. Der Song kann auch wirklich was. Sonst hängen sich ja immer alle an den Vorjahressieger dran, aber damit siehts in diesem Jahr verhältnismäßig mau aus. Da ist man als Fan von Radau fast jeder Couleur schon froh, wenn es überhaupt mal jemand macht. Apropos Couleur: The Rasmus are sponsored by UHU, Borussia Dortmund und der Biene Maja. Schwarzgelb aller Orten, sogar bei den Saiten des Basses. Da ist man konsequent. Optisch ist das eher die dunkle Saite, pardon, Seite von GlamRock, das fängt bei der Frise des Leadsängers an (Bienenfresserflügel? Irgendwie hängt doch alles mit allem zusammen) und hört beim Abwurf seines knallgelben Kunstpelzmantels noch lange nicht auf. Dass er da am Ende oberkörperfrei rumsteht, macht die Sache nicht besser, aber anscheinend muss das bei Glamrock so. Liebe Finnen, das üben wir bitte noch. Aber: Der Song ist gut.

Chancen aufs Finale? Ja, aber sischer dat! 

Helsinki 2023? Eher nicht so.

7/10 (Kinder: 6 und 6)


Georgien: Circus Mircus - Lock Me In

Hei jei jei, die kaukasische Wundertüte macht diesem Spitznamen mal wieder alle Ehre. Wenn sich ein Act schon "Circus Mircus" nennt, dann kann man ja auch Wunderdinge erwarten kann. Wie genau die aussehen, wissen wir allerdings noch nicht, denn die Truppe hat aus Protest gegen den russischen Einmarsch in der Ukraine ihr offizielles Video rausgenommen und den "Video unavailable"-Bildschirm mit dem Text "This artist condemns russia's invasion of Ukraine" versehen. Musikalisch ist das auf jeden Fall wieder Wundertüte aus der Reihe "Wie packe ich möglichst viele Akkorde in einen Song?". Leider fehlt dem Ganzen komplett die Struktur. Ich fürchte, das schneidet so ab wie die beiden anderen Akkordwundertüten-Songs von 2014 und 2018. (Immer im Vier-Jahres-Takt? Zufall?)

Chancen aufs Finale? Siehe oben. Es sei denn, die Performance ist ein derartiger Burner, dass man nicht anders kann, als dafür abzustimmen. Am Song wird es aber nicht liegen.

Tbilisi 2023? Öh ... wie meinen bitte?

5/10 (Kinder: 3-4 und 4)


Israel: Michael Ben David - I.M.

Ich frage mich, wie ich das Gesamtpaket wohl fände, wenn ich nur den akustischen Eindruck kennen würde. Wahrscheinlich besser. Das offizielle Video buhlt doch schon SEHR um die Kernzielgruppe es Wettbewerbs, zu der ich nun mal einfach schon qua Geschlecht nicht gehöre. Auf solche Art ausgeschlossen zu werden missfällt mir, und den Song mag ich auch nicht. Dennoch wünsche ich Michael nur das Beste, denn wie esckompakt heute vermeldete, wäre seine Teilnahme in Turin nach aktuellem Stand aufgrund eines Streiks im israelischen Außenministerium nicht möglich. Es gibt zwar das Backup-Tape, so dass Israel vermutlich dennoch teilnehmen könnte, aber das wünscht man keinem der Künstler. Ich hoffe für Michael, dass die Situation sich bis in drei Wochen so entspannt hat, dass er nach Turin reisen kann!

Chancen aufs Finale? Wahrscheinlich schon.

Tel Aviv 2023? Die waren doch erst da.

2/10 (Kinder: 5 und 2)

Sonntag, 27. März 2022

ESC 2022: Zweite Hälfte der zweiten Hälfte des ersten Semis

Kroatien: Mia Dimšić - Guilty Pleasure

Leutöööö! Wenn man einen Song Guilty Pleasure nennt, dann muss auch Guilty Pleasure kommen! Da kann man doch nicht so ein Gitarrengeplodder schicken! Ja, das Lied ist schön, aber es geht zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus. Ich hab so das Gefühl, das schreibe ich unter jedem zweiten Song. Mia wirkt stimmlich und klamottentechnisch wie frisch aus der Castingshow entsprungen, auch wenn sich meine Kinder eher an Keira Knightley erinnert fühlen. Muss mal recherchieren, ob sie das tatsächlich auch ist. Ich sehe eher Parallelen zu ManuElla, nicht zuletzt durch den zwar sehr akrobatischen, aber irgendwie überhaupt nicht dazu passenden Tänzer. Wenn der in Turin auch dabei ist, möge er bitte analog zu ManuEllas Tänzer seinerzeit seine Oberbekleidung zuhause lassen, damit ich wenigstens was zu gucken hab! Und bevor mir diesbezüglich von einem meiner beiden Lieblingssteirer wieder Gedächtnisgeilheit vorgeworfen wird: Worauf soll man hier denn sonst achten? Zusammengefasst: "Blue and red" war für mich ein Guilty Pleasure. Das hier heißt nur so.

Chancen aufs Finale? Hmph. Ich muss so langsam aber sicher gucken, ob ich überhaupt genügend Finalisten zusammenkriegen. Schneckenrennen hier! 

Zagreb 2023? Nope.

5/10 (Kinder: 3,5  und 4)



Norwegen: Subwoolfer - Give That Wolf A Banana

Ein tatsächliches Guilty Pleasure beziehungsweise das Potenzial dazu kommt in diesem Jahr aus Norwegen. Die Herren und Damen in gelben Ganzkörperkostümen (bei denen ich jetzt zehn Minuten lang versucht habe rauszukriegen, wie die Dinger heißen - sind das Zentais? Zweckdienliche Hinweise bitte in die Kommentare, lasst mich nicht dumm sterben!), denn Bananen sind ja schließlich gelb, die Herren haben zusätzlich noch mit den Kindergartentanten ihrer Kinder ein Wolfsgebiss gebastelt und tragen das jetzt auf der Bühne, damit man erkennt, dass sie ganz gefährliche Wölfe sind. Den Song kann man anhören, ist gesanglich keine Offenbarung, hat aber lustige Textzeilen, sprich Wolf essen Oma auf, also gebt dem Wolf bitte eine Banane. Nein, ich möchte das jetzt nicht vertiefen. Wie gesagt, es hat Potenzial, aber ich hätte mir das ganze gern NOCH trashiger gewünscht. So finde ich es noch ein bisschen halbherzig. Wenn schon Trash, dann bitte die volle Dröhnung. Lasst uns in Turin nicht hängen, Norweger!

Chancen aufs Finale? Yep. Das kommt durch. 

Oslo 2023? Nonono.

6/10 (weil in trashtechnischer Hinsicht einfach noch Luft nach oben ist. Da geht noch mehr! Kinder: 6  und 6)



Österreich: LUM!X feat. Pia Maria - Halo

Tu felix Austria! Eine Sache ist schon mal klar: Von den drei DACH-Beiträgen wird dieser hier am besten abschneiden, immer unter der Voraussetzung, dass sie die Performance nicht versemmeln. Ich bin hier aber guten Mutes. Das Video bietet jede Menge Opulenz, kann man mit auf die Bühne nehmen, braucht es aber gar nicht. Aber die sechs zugelassenen Leute brauchts, hier kann man inszenatorisch sehr viel rausholen. Ach so, der Song? Hat ordentlich Wumms und holt zumindest mich sofort ab! Ich prophezeihe, dass das ab sofort auf jeder eurovisionsbezogenen Tanzfläche der Burner wird, egal, wie es abschneidet. Ich nehm es auf jeden Fall mal in meine eigene Spotify-ESC-Rumzappelliste auf.  Wäre meiner Ansicht nach übrigens der ideale Song, um das Semi abzuschließen.

Chancen aufs Finale? Yes.

Wien 2023? Naaaa!

8/10 (Kinder: 7 und  6-)



Portugal: MARO - Saudade, Saudade

Ach menno, Black Mamba, warum musstet Ihr letztes Jahr auf Englisch singen und dann auch noch so erfolgreich? Jetzt denkt man in Portugal, dass das immer so muss. Hallloooooo, Salvador Sobral hat komplett auf Portugiesisch gesungen! MARO singt größtenteils Englisch, das muss man allerdings dazusagen, da recht schwer zu verstehen. Dabei ist das ein Song zum Zuhören, nebenbei funktioniert das nicht. MARO hat eine schöne Stimmfarbe und wird von ihren Backings sehr gut ergänzt. Die Harmonien, die dabei entstehen, sind ziemlich ungewöhnlich und gefallen zumindest mir sehr gut. Man muss sich aber drauf einlassen. Sehr viel erinnert mich hier an "O Jardim", aber ich hoffe, das hier wird besser abschneiden - auch wenn der Beitrag sich am Ende vielleicht einen Ticken zu sehr in die Länge zieht.

Chancen aufs Finale? Das ist bei keinem Beitrag so schwer zu sagen wie bei diesem und könnte hier auch maßgeblich von der Startreihenfolge abhängen. 

Lissabon 2023? Nein.

8/10 (Kinder: 5 und 7)


So, soviel zum ersten Semi. Wer von denen schaffts denn ins Finale? Mal gucken:

Albanien
Litauen
Moldawien
Niederlande
Ukraine
Griechenland
Island
Norwegen
Österreich

und noch einer aus Dänemark, Armenien und Portugal. Hm. Doch gar nicht so schneckenrennig. Ich nehm Portugal.

Mittwoch, 23. März 2022

ESC 2022: Erste Hälfte der zweiten Hälfte des ersten Semis

Armenien: Rosa Linn - Snap

Nachdem jemand auf ESC kompakt in den Kommentaren schrieb, dass ihn das hier an Boggie erinnere, hatte ich ja schon schlimmste Befürchtungen. Aber nein - das her ist gut. Bisschen sehr auf Radiotauglichkeit getrimmt, kloppt aber nicht die Tränendrüsen kaputt und lässt sich wirklich gut anhören. Das Video mit dem fliegenden Haus gefällt mir sehr gut, das als Gimmick auf die Bühne, und Ihr habt mich. Allerdings hat die Schreiberin dieser Zeilen mal wieder ganz leise Zweifel daran, ob die gute Rosa das auch live hinbekommt, und bis dato haben sich diese Zweifel leider immer als berechtigt erwiesen. Ich hoffe in diesem Falle, dass es anders ist, das ist nämlich schon irgendwie hübsch.

Chancen aufs Finale? Ich hoffe, aber ich sehe sie keineswegs sicher drin.

Jerewan 2023? Nope

7/10 (Kinder: 6,5 und 6-)



Dänemark: REDDI - The Show

Ach, Dänemark. Nachdem Deine Beiträge jetzt vier Jahre lang halbwegs okay beziehungsweise sogar ganz gut waren, kippt es heuer wieder in den Abgrund, lasst Euch da nicht von unserer Punktzahl täuschen. Es geht extreeem laaaangweiliiiiig los, eine strunzöde Klavierballade ohne Selling Point ("Boah, ist das generisch"), bei der man auf den Wumms wartet und wartet und wartet ... und dann wird der Radau angeschmissen. Ich glaube, das ist der krassteste Bruch, den ich jemals bei einem Eurovisionssong vorgesetzt bekommen habe (und Ihr regt Euch über "Era stupendo" auf - PÖH!). Allein, der Wumms ist zwar gut gemeint, aber noch lange nicht gut. Noch mehr Wumms und den von Anfang an, und das wäre genau mein Beuteschema. Aber so: Nicht. Alles lassen wir uns dann auch nicht vorsetzen. Vor allem missfällt einem der Kinder auch die Frisur der Sängerin ("Das sieht aus wie aus den Achtzigern"). Ich hab mich auf Rock am Ring dieses Jahr gefreut, aber doch bitte nicht so!

Chancen aufs Finale? Na, mal gucken, ob sich noch sieben schlechtere Beiträge in diesem Semi finden. Könnte aber auch hier eng werden.

Kopenhagen 2023? Ach Leute.

5/10 (Kinder: 5- und 7, und in allen drei Fällen gelten die Punkte nur für den zweiten Teil, für den ersten gibts von uns eine dreifache glatte Null!)



Griechenland: Amanda Tenfjord - Die Together

Die Griechen trauen sich was! Der Anfang ist extrem reduziert und fokussiert allein auf Amandas Stimme und die ihres Background-Sängers. Das live zu stemmen wird sicherlich eine Herausforderung, aber bei ihr haben mich die oben benannten Zweifel nicht befallen. Auch die Titelzeile "Die together" ist ein Risiko, alles in allem ziemlich viel Risiko auf einmal - und das wird hoffentlich belohnt! Ich bin im Moment schon um jeden Beitrag froh, der mal was riskiert und nicht so tut, als sei er fürs Radio konzipiert.

Chancen aufs Finale? Wehe wenn nicht! 

Athen 2023? Kann ich mir Stand jetzt noch nicht vorstellen.

8/10 (Kinder: 8 und 8)



Island: Systur - Með Hækkandi Sól

Drei isländische Elfen mit Katarren um den Hals singen was, was ebenfalls eher nicht so im Radio laufen, dafür aber auf Spotify bei mir in Endlosschleife laufen würde (und wird). Der Nachwuchs ist nicht ganz so geflasht wie ich und fühlt sich an den Soundtrack eines Drachenzähmen-Films erinnert. Würde ja passen, dort haben auch mal Isländer gesungen. Die Stimmen der Systurs, die in echt auch tatsächlich Schwestern sind, harmonieren wunderbar miteinander, und ich denke, dass das auch live auf der Bühne kein Problem sein wird. Ich könnte denen stundenlang zuhören. Der Song braucht meiner Meinung nach auch keine besondere Inszenierung, die sollen einfach machen und singen, dann ist man, so man für diese Töne empfänglich ist, auch sofort gefangen. Wenn man nicht für diese Töne empfänglich ist, hilft auch die tollste Inszenierung nix. Mit anderen Worten: Das dürfe ziemlich polarisieren, aber das muss ja nix Schlechtes sein. Ich freu mich, dass Island weiterhin tolle Beiträge schickt und die Schwächephase Mitte der Zehner endgültig überwunden zu sein scheint.

Chancen aufs Finale? Wie gesagt. Es polarisiert vermutlich. Da man aber nur für und nicht gegen was stimmen kann, werden sie es aller Voraussicht nach schaffen.

Reykjavik 2023? Dafür wird es nicht reichen.

9/10 (Kinder: 6 und 7)

Montag, 21. März 2022

Danke, aufrechtgehn.de!

Lieber Oliver,

soeben habe ich zur Kenntnis nehmen müssen, dass aufrechtgehn.de sich aus dem deutschen ESC-Nachrichtenversum verabschiedet. Die Gründe kann man auf Deiner Startseite lesen, Das ist selbstverständlich zu akzeptieren, und ich kann Deine Beweggründe da durchaus auch nachvollziehen.

Dennoch lässt mich Dein Abschied von aufrechtgehn.de sehr traurig und bestürzt zurück. Da geht etwas, was für mich seit vielen Jahren untrennbar zum ESC dazugehört. Wenn ich mal so zurücküberlege, muss ich mich das erste Mal so um 2004 rum auf Deine Seite verirrt haben, also zu der Zeit, wo Du in Istanbul Deinem ersten Live-ESC beigewohnt hast. Damals steckte die ESC-Berichterstattung im Internet ja noch in den Kinderschuhen. Viele der Seiten, ohne die wir heute alle nicht mehr auskommen können, gab es noch gar nicht. Kein Wunder, dass ich auf Deine Seite kam, las und hängenblieb.

Da schreibt jemand, der für den ESC brennt. Der jedes kleine Schnipselchen inhaliert. Der Meinungen hat und sie vertritt. Der sich nicht scheut anzuecken und auch mal was zu schreiben, was vielleicht nicht jedem gefällt. Und: Der eine wirklich brilliante Schreibe hat.

Ich weiß nicht, wie viele überaus vergnügliche Stunden ich in den letzten 18 Jahren mit Deinem Blog verbracht habe, aber summa summarum dürfte man es inzwischen wohl in Wochen, vielleicht sogar in Monaten messen können. Denn aufrechtgehn.de war für mich immer eine Ganzjahresangelegenheit, bestens dafür geeignet, in der eurovisionsfreien Phase etwas zu haben, wo man hingehen und eurovisionären Spaß haben kann. Und den hatte ich! Ich weiß nicht, wie oft ich mich über eine von Deinen grandiosen Formulierungen beömmelt habe, wie oft ich sofort runtergescrollt habe, um meinen Senf zu Deinem Artikel dazuzugeben, wie oft ich mich gefreut habe, wenn Dir wieder mal was tolles Neues eingefallen ist. Ich denke da nur an das Songduell 2017 oder Dein Komplettranking 2019.

(Mein absolutes Highlight war übrigens ein Artikel vom 26. September 2010. Ich denke, Du weißt noch, welchen ich meine. Das war für mich eine unglaubliche Ehre! Alle anderen: In die Suchzeile mal meinen Namen eingeben und gucken, was da kommt.)

Vor allem aber warst Du immer am Puls des Geschehens, sobald die Saison losging. Immer wenn ich wusste, da steht wieder was an, kam ich alle paar Stunden auf Deiner Seite, um zu schauen, ob Du die neue Veranstaltung schon besprochen hattest. Und jedes einzelne Mal hab ich mich gefreut, wenn der neue Artikel da war. Insbesondere in den Probenphasen des ESCs war das sehr intensiv, weil sich dort dann auch oft entsprechende Prognosen von Dir fanden, und was ist spannender als Prognosen?

Am Ende ging es gar so weit, dass man Deine Nachbetrachtungen und andere amüsante Ansichten in Buchform erstehen konnte (Mario R. Lackner und Oliver Rau: "Friede, Freude, Quotenbringer: #60 Jahre Songcontest", ISBN 978-3902981578, gehört natürlich in jede Fan-Bibliothek!).

Natürlich war ich nicht immer Deiner Meinung. Über Tom Dice, Raphael Gualazzi, Sjonni's Friends oder Ryan O'Shaughnessy werden wir wohl ebensowenig in diesem Leben nochmal auf einen Nenner kommen wie über DQ (ups, jetzt bin ich persona non grata :D ), Hadise, Michael Schulte oder Sakis Rouvas' ersten Versuch. Aber letztlich macht das doch auch genau den Reiz des Ganzen aus. Wir diskutieren über und bewerten etwas, was eigentlich unbewertbar ist. Wenn alle die gleiche Meinung hätten, wär es ja langweilig. Und deshalb hab ich Deine Artikel auch dann sehr genossen, wenn Du meine Meinung mal wieder nicht geteilt hast.

So meinungsfreudig und wenig zimperlich Du in Deinen Postings mit den Künstlern auch warst, so freundlich, verbindlich und zugewandt warst Du immer in den Kommentaren, auch wenn Dir dort mal jemand quer kam. Nie bist Du ausfallend geworden, nie hast Du die Contenance verloren. Und auch bei den paar Malen, wo wir Mailkontakt hatten, habe ich Dich als auffallend freundlich und höflich erlebt. Das hat dazu geführt, dass ich mich auf Deinem Blog immer unglaublich wohlgefühlt und stundenlang mit Freude Deine Postings durchstöbert habe.

Nebenbei hat mir Dein wahnsinniger Einsatz immer wieder Respekt abgenötigt. Es gab in den letzten Jahren keine Vorentscheidung, die Du nicht kommentiert hast, kein Ereignis, das von Dir unbemerkt geblieben ist - und das als Ein-Mann-Show. Oft habe ich mich gefragt, wie Du es geschafft hast, das alles ganz allein zu stemmen. Und letztendlich ist das ja, wie man lesen kann, einer der Gründe, warum Du nun nicht mehr weitermachst. 

Nun denn, wie ich oben schon schrieb, Deine Entscheidung ist zu akzeptieren und zu respektieren, und ich kann das irgendwo auch nachvollziehen. Wenn eine Sache, die man völlig unentgeltlich und rein aus Leidenschaft und Herzblut betreibt, zur Last wird, ist es wohl tatsächlich Zeit, die Last abzulegen, so schwer das für uns Leser auch ist. Ich bin sicher, dass Du Dir diese Entscheidung alles andere als leicht gemacht und sie Dir sehr gründlich überlegt hast.

Du hast auf Deiner Startseite das Cover von Hannes Schöners "Nun sag schon Adieu" als Bild zum Artikel ausgewählt. Ich leihe mir da die Worte von einer anderen großen Kölnerin: Niemals geht man so ganz... (Verdammt, jetzt kommen mir tatsächlich die Tränen!)

Will sagen: Lass, wenn es für Dich irgend machbar ist, die Seite so in dieser Form im Netz, wie Du es ja auch schon angekündigt hast. Und wenn die Zeiten wieder besser werden und Du vielleicht doch nochmal wieder Lust bekommst ... never say never, oder?

Auf jeden Fall hoffe ich, dass Du uns, wie Du in Deinem Abschiedsposting geschrieben hast, als ESC-Fan erhalten bleibst und dass wir Dich weiterhin in entsprechenden Kommentaren oder eben auf Twitter lesen dürfen.

Lieber Oliver, tausend, tausend Dank für die vielen tollen Stunden, die ich bei der Lektüre Deiner Artikel und beim Verweilen auf Deiner Seite haben durfte. Ich werde das entsetzlich vermissen und verneige mich vor Dir und Deinem großartigen Blog. 

Alles Liebe und auf hoffentlich baldiges Wiederlesen,

Deine Tami


Samstag, 19. März 2022

Noch ein paar Worte zur Ukraine

 Ich habe den ukrainschen Beitrag im letzten Posting behandelt wie jeden anderen auch, aber natürlich sind hier dann doch nochmal ein paar ergänzende Worte nötig. Es ist ein sehr schwieriges Thema und ich hoffe, ich kann das, was ich sagen möchte, gut rüberbringen, und Ihr versteht es so, wie es gemeint ist.

Zuerst mal: Das Wichtigste im Zusammenhang mit diesem Beitrag ist, dass Kalush Orchestra bis Mai unversehrt bleiben und überhaupt erst mal antreten können. Das ist ja leider keineswegs gesichert, und ich wäre zwar sehr bestürzt, aber leider nicht überrascht, wenn die Ukraine aufgrund des Krieges dann tatsächlich noch zurückziehen müsste. Hoffen wir weiterhin, dass dieser völlig sinnbefreite Krieg schnellstmöglich endet.

Aus dieser Hoffnung heraus habe ich in der Songbesprechung auch "Kyiv [sic!] 2023?" untendrunter geschrieben, wohl wissend, dass das eine aus logistischen Gründen so gut wie unmögliche Option ist. Es fällt halt gerade sehr schwer, damit adäquat umzugehen. Falls es zu einem ukrainischen Sieg kommen sollte (was ja an sich was sehr Erfreuliches wäre, siehe Besprechung im vorigen Post), wird die EBU da sicher eine Option finden. Müsste sie im Falle eines australischen Sieges ja schließlich auch.

Nun ist es so, dass die Ukraine derzeit mit großem Abstand auf Platz 1 in den Wettquoten liegt mit einer Wahrscheinlichkeit von 34% und Quoten, die Måneskin nie auch nur ansatzweise erreicht haben. Das gab schon einigen in der Bubble zu denken, von wegen, die Ukraine würde in diesem Jahr auf jeden Fall wegen des Krieges den ESC gewinnen, und das sei wahlweise toll / blöd / total ätzend. 

Dazu drei Gedanken: 

1. Ich finde den Gedanken, es sei doch ätzend, dass die Ukraine wegen des Krieges und vieler aufgrund dieser Tatsache zu erwartender Mitleidspunkte den ESC gewinnen könnte, absolut beschämend und unangebracht. Seien wir froh, wenn die Ukraine überhaupt im Mai dabei sein kann, wie sie abschneidet, werden wir sehen. Da gibt es im Moment weiß Gott Wichtigeres als die Möglichkeit, man könne aus Mitleid den ESC gewinnen. Und selbst wenn: Warum ist das ein Problem?

2. Man kann Juroren und Televotern nicht in den Kopf gucken. Die Gründe, warum ein Beitrag den ESC gewinnt, wird man nie erfahren, man kann nur mutmaßen. Also kann man es auch lassen.

3. Nun gut, so ganz stimmt das nicht: Üblicherweise gewinnen Beiträge, die bei ihrem Auftritt ein gewisses Momentum schaffen. Aus Mitleid oder politischen Gründen hat noch nie jemand beim ESC was gewonnen oder verloren. Sonst hätten SuRie, Corinna May, Serafin Zubiri, Pertti Nurikan Nimipäivet, Monika Kuszynska oder Daniel Diges besser und die Tomachevy Sisters, Polina Gagarina oder Sergej Lazarev schlechter abgeschnitten. Und nein, die Null für Gemini 2003 hatte absolut nichts mit dem Irakkrieg zu tun. Im entscheidenden Moment zählt NUR das Gesamtpaket aus Song und Performance, nichts anderes. Die Ukraine ist nicht ohne Grund eine der erfolgreichsten ESC-Nationen überhaupt und hat in der Vergangenheit schon oft gezeigt, dass sie auch schwache Songs (2006! 2011!) so auf die Bühne bringen können, dass ein Momentum generiert wird. Das wurde dann auch entsprechend honoriert. In diesem Jahr ist der Song sehr stark und wird vermutlich, wenn alles klappt, auch wieder sehr gut auf die Bühne gebracht werden. Und DAS wird dann honoriert werden, nicht die äußeren Umstände.

Nochmals: Hoffen wir, dass Kalush Orchestra die Zeit bis Mai unversehrt überstehen und auftreten können. Und dass sie und ihre Landsleute baldmöglichst wieder ein friedliches Leben führen können.

PS: Fuck Putin!

ESC 2022: Zweite Hälfte der ersten Hälfte des ersten Semis

Niederlande: S10 - De diepte

Auch die Niederlande seit 2010 zum ersten Mal wieder in Landessprache. Überhaupt, eine erfreuliche (wenn auch nicht unerwartete) Fülle an landessprachlichen Beiträgen. Der Kontrast zu 2010 ist allerdings krass, denn das hier geht heftig unter die Haut. Wenn ich den Text richtig verstehe, geht es um eine gescheiterte Beziehung, die die Sängerin nicht loslassen will. Den Schmerz transportiert das Lied vortrefflich, es war hier drei Minuten lang still. Und das Beste: Man kann hier bei der Bühnenshow nur wenig falsch machen, wenn man das Lied einfach wirken lässt. Das ist sehr, sehr gut!

Chancen aufs Finale? Was heißt da Chancen? Das ist ganz sicher drin.

Amsterdam 2023? Dark Horse.

9/10 (Kinder 9 und 8,5)



Schweiz: Marius Baer - Boys Do Cry

Nach drei grandiosen Jahren geht es für die Schweiz wieder ins Niemandsland. Zumindest fürchte ich das. Wir waren nach dem Hören des Songs allesamt erstmal eine Runde ratlos. Ja, das Lied ist schön und ist auch schön melancholisch, aber die Messlatte liegt nach den letzten beiden Jahren diesbezüglich extrem hoch. An Gjon kommt Marius weder optisch noch stimmlich annähernd ran, obwohl er ebenfalls eine schöne Stimmfarbe hat. Aber der Song ist leider ein bisschen langweilig.

Chancen aufs Finale? Das dürfte sehr eng werden.

Zürich 2023? Nein.

6/10 (Kinder 5,5 und 5,5)



Slowenien: LPS - Disko

Kommentar meiner Tochter: "Das fängt an wie das Intro zu einer Talkshow". Oh ja. Mit dem ganzen Song könnte man eine Samstagabendshow untermalen. Dabei gibt es eine ganze Menge Gutes: Das Lied ist in Landessprache, und es passiert auch jede Menge im Song. Von Langeweile kann also beim besten Willen keine Rede sein. Ob der doch schon sehr altmodische Sound bei der abstimmenden Masse so gut ankommt? Da bin ich mir nicht sicher ...

Chancen aufs Finale? Puh.

Ljubljana 2023? Nein.

6/10 (Kinder 6 und 5)



Ukraine: Kalush Orchestra - Stefania

(Anmerkung: Wir behandeln diesen Beitrag hier zunächst wie alle anderen. Es kommt nachher noch ein gesonderter Artikel dazu)

Wenn man sich  mal überlegt, dass das hier "nur" der Zweite der ukrainischen VE war (die Erstplatzierte hat zurückgezogen), dann kann man nur sagen: Respekt. Die haben echt immer Hochkaräter am Start. Auch in diesem Jahr. Der Beitrag ist wieder in Landessprache (auch die Ukraine ist diesbezüglich inzwischen auf den Geschmack gekommen) und verbindet Folk- mit Rapelementen. Die wollen es mal wieder wissen, und wenn ich mir überlege, wie die Ukraine üblicherweise ihre Beiträge auf die Bühne bringt, dann haben wir hier einen sehr ernsthaften Anwärter für die Krone. Das ist grandios!

Chancen aufs Finale? Die Frage ist doch wohl eher, ob sie das Semi gewinnen.

Kyiv 2023? Das ist ein ernsthafter Siegesanwärter, ja.

8/10 (Kinder 8-9 und 8-9)

ESC 2022: Erste Hälfte der ersten Hälfte des ersten Semis

Albanien: Ronela Hajati - Sekret

Albanien macht was, was es nachgewiesenermaßen richtig gut kann: Einen Song mit einer laut singenden Frau bringen, der beim ersten Mal supersperrig ist und sich danach mööööglicherweise richtig gut in die Gehörgänge fräst. Vielleicht aber auch nicht, das kann ich noch nicht sagen. Jedenfalls hätte man den Wechsel ins Englische lieber sein und den ganzen Song auf Albanisch lassen sollen. Man merkt eh keinen Unterschied. Das offizielle Video ist ziemlich irritierend ("das Beste ist die Burg"), man wird sehen, wie das Ganze dann auf der Bühne umgesetzt wird. Ronela means business, ich denke, sie wird eine sehr gute Bühnenpräsenz haben (ähnlich wie Anxhela letztes Jahr). Im Dunkeln möchte ich ihr trotzdem nicht begegnen.

Chancen aufs Finale? Wenn sie es nicht versemmeln, ja.

Tirana 2023? Dafür ist es zu sperrig.

5 /10 (Kinder 4 und 4)



Bulgarien: Intelligent Music Project - Intention

War das da SIMON PHILLIPS im Video?! Frau Fabian ist gerade mal eine Runde starstruck. Davon ab: Das fing genau wie was an, was ich supergern höre, allerdings kam es danach nicht so richtig aus dem Quark und entwickelte sich nicht. Ausnahme: Die Bridge, die fanden wir richtig gut. Aber alles in allem muss man sagen: Das wird leider nix. Schade. 

Kleine Randnotiz: Zwischenzeitlich schnellte Bulgarien mal für ein Stündchen auf Platz 3 der Quoten - weil irgendein frustrierter Fan auf dem offiziellen Twitterkanal des Senders das Gerücht kolportiert hatte, dass IMP durch Kristian Kostov ausgetauscht würde. Leider nur ein Gerücht. Hallo Sender aus Bulgarien, wir winken dann mal alle mit Zaunpfählen!

Chancen aufs Finale? Die Erfolgssträhne wird wohl enden. Leider. 

Sofia 2023? Nope.

7 /10 (Kinder 7 und 7)



Lettland: Citi Zēni - Eat Your Salad

Pollapönk meets Stefan Raab. So doof, dass es schon wieder gut ist. Die Letten stehen ja bekanntlich nach ein paar sehr erfolgreichen Jahren am Anfang im Grunde seit 2009 mit dem Rücken zur Wand. Bis auf die beiden Aminata-Jahre gelang kein Finaleinzug mehr, stattdessen sammelte man letzte Plätze im Semi. Also dachte man sich, was solls, hauen wir doch einfach auf den Putz, wenigstens Spaß gehabt dabei. Und Spaß machts. Selbst wenns ein Guilty Pleasure vor dem Herrn ist. Darauf ein Salatblatt!

Die Kinder hauen mir gerade jede Menge Herr-der-Ringe-Parodie-Zitate um die Ohren: "Ihich? Soll Salat essen? Scheiße, nein! Ich bin hier, um am Pool zu chillen, und dann .... Was machen eigentlich die Hobbits?"

Chancen aufs Finale? Wohl eher was für die Sammlung, siehe oben. Andererseits: Pollapönk hatte ich seinerzeit auch nicht auf dem Zettel.

Riga 2023: Jepp. Aber nur für die lettische Vorentscheidung. Sonz nich.

7 /10 (Kinder 7 und 6)



Litauen: Monika Liu - Sentimentai

Nach Aussage der Kinder könnte dieses Lied prima als Hintergrundmusik bei einem (Zitat) Mordkrimi laufen. Monika singt diesen sehr, sehr klassischen Eurovisionssong in litauischer Sprache sehr kompetent. Die Frisur ist gewöhnungsbedürftig, hat aber weiland Mireille Mathieu auch nicht geschadet. Nur die "huuuhs" und die Publikumsanimation sollte sie lassen. Meins ist es nicht, aber das ist typisches Juryfutter. 

Chancen aufs Finale? Die Jurys werdens richten. Bei den Televotern wird es eher keine Rolle spielen.

Vilnius 2023: Nein.

5/10 (Kinder 5 und 4-)



Moldawien: Zdob și Zdub & Frații Advahov - Trenulețul

Es kommt ja selten vor, dass ich einen nichtdeutschen Song vor dem ersten Hören hier schon kenne. Den hier hatte ich allerdings schon mal gehört. Der hat mich beim ersten Hören mitgerissen, und beim zweiten direkt nochmal. Zdob si Zdub are back, und nach dem unsäglichen "So lucky" vor elf Jahren geben sie uns dieses Mal die volle Folklore in der Bahn von Chisinau nach Bukarest, und wir lieben jede Sekunde davon! 24 rumänische Punkte sind damit schon mal sicher - im Finale wohlgemerkt. Den Rest wird die Bühnenpräsenz des immer durchgeknallter werdenden Roman Iagupov und die Erfahrung seiner Truppe richten. We like a lot!

Chancen aufs Finale? Aber sowas von!

Chisinau 2023? Das glaub ich nicht.

9/10 (Kinder 8-9 und 7)

Mir san am Start...

 ... Klunker vierazwanz Karat, unser Bier hat ans-zwa Grad ...

Jawoll, dieses Jahr sind wieder WIR am Start. Nachdem meine Kinder sich letztes Jahr bitter beschwert haben, dass ich sie nicht in die Songbesprechung mit reingezogen habe, dürfen / müssen sie dieses Jahr wieder mit ran. Daher werden wir das ganze auf die nächsten Tage strecken, mehr als neun Songs auf einmal schaffen wir in dieser Konstellation nicht am Tag. Aber das macht nix, so habt Ihr länger was davon. Bier haben wir keins, aber wir können das selbstverfreilich auch ohne.

Also denn, meine Damen und Herren, bringen Sie Ihren Sitz in eine aufrechte Position und befestigen Sie Ihren Sicherheitsgurt, denn jetzt geht! Es! LOOOOOOOOOOS!

Samstag, 5. März 2022

DVE 2022: Viele Tiefen und ein Höhepunkt

Im Moment sind die Zeiten bekanntlich sehr schwierig und düster. Und so durfte man sehr gespannt sein, wie man denn in solchen Zeiten eine deutsche Vorentscheidung zum ESC gestaltet. Das ist sicherlich keine einfache Aufgabe gewesen. Ist sie denn unter den Umständen gut gelöst worden? Schauen wir mal.

Positiv ist sicher, dass die Show von der Sendung "Solidarität mit der Ukraine" (Name aus dem Gedächtnis zitiert, ich hab sie nicht gesehen) umrahmt wurde. Man hat das Thema nicht totgeschwiegen (was weder möglich noch angemessen gewesen wäre), sondern versucht, es so gut wie möglich irgendwie in die Show zu integrieren. Auch die vielen vielen Solidaritätsgesten von Künstlern und Publikum (die Masken!) sind mir sehr positiv aufgefallen.

Das war es aber leider auch schon fast mit den guten Eindrücken. Moderation und der größte Teil des Rahmenprogramms vermochten mich leider so gar nicht zu überzeugen - nein, auch das ins Medley eingebettete "Ein bisschen Frieden" nicht. Und wenn Gitte Haenning schon als Überraschungsgast auftritt, täte man gut daran, sie nicht im Vorspann zu erwähnen.

Breiten wir über das Drumherum lieber den Mantel des Schweigens - wobei wir den nachher nochmal kurz lupfen werden. Aber bevor wir das tun, ein Blick auf die Beiträge.

Ich hab es ja in meinem vorvorletzten Posting schon geschrieben, dass ich die Auswahl der Beiträge milde gesagt problematisch finde. Durchhörbarer Radiopop, zum einen Ohr rein, zum anderen wieder raus. Das heißt, man hatte als Zuschauer wirklich nur die Wahl zwischen lauter Optionen, die eigentlich keine waren.

Schauen wir sie uns an:

1. Malik Harris - Rockstars

Malik ist sympathisch, hat Stimme, Ausstrahlung und Bühnenpräsenz. Die Musik seines Songs erinnert mich SEHR an "Teenage Life" von Daz Sampson (UK 2006), In der ersten Minute des Songs bediente er drei verschiedene Instrumente. Kann man machen, muss man nicht. Trotzdem war das so weit okay und hat dann schlussendlich auch gewonnen. Ein Sieger mit dem ich gut leben kann. Bis Turin kann man an der Bühnenshow noch feilen, auch wenn Malik sagt, dass er das gar nicht kann ohne die Instrumente. Da müssen sie ihn noch ein bisschen aus seiner Komfortzone rausholen. Blamieren werden wir uns mit diesem Paket in Turin nicht, auch wenn ich nicht glaube, dass es im derzeitigen Zustand eine Chance auf die Top 20 hat. Aber daran kann man ja noch arbeiten.

Auf jeden Fall mal: Herzlichen Glückwunsch, lieber Malik!


2. Mael & Jonas - I Swear to God

Jede Menge sympathisches Koblenzer Chaos und zu meiner gigantischen Überraschung die eindeutigen Sieger des Radiovotings, dazu später noch mehr. Leider ist der Song zumindest in musikalischer Hinsicht nach einer Minute auserzählt, und deshalb haben sich die drei Minuten auch ziemlich in die Länge gezogen. Aber die beiden sind sympathisch, hatten Spaß auf der Bühne und haben keinen unangenehmen Eindruck hinterlassen. Mehr kann man nicht wollen. Schade, dass sie nicht mit dem Bulli auf die Bühne fahren durften. Aber ich vermute, das wäre in Turin auch nicht gegangen. Den Hinweis, dass auch Thomas Anders aus Koblenz stammt, hätte sich Babsi übrigens besser gespart.


3. Eros Atomus - Alive

Einen Song mit dem Text "it's great to be alive" zu singen ist im Moment sicherlich auch nicht ganz unproblematisch. Zum Glück hat Eros sein Einspielfilmchen gerettet, wo er erklärt hat, was ihn zu dem Song inspiriert hat. Er wirkte auch sehr sympathisch auf der Bühne, allerdings hatte ich insbesondere im Refrain das Gefühl, dass er mit angezogener Handbremse singt. War das die Abmischung oder war das die Tatsache, dass er wirklich nur 75% gegeben hat? Junge, bei so einem Event muss man Vollgas geben! 100%! 120%! 150 %!


4. Emily Roberts - Soap

Wo soll man da anfangen? An ihrem Kleid scheiden sich die Geister, an ihrem Liedchen auch, die Inszenierung mit den Tänzern in den Seifenblasen war zwar gut gemeint, verpuffte aber vollends. Im ersten Refrain verlor sie auf der Suche nach den Tönen die Orientierung, und in der zweiten Strophe war der Text weg. Das hab ich auch seit Steffi Hinz 1986 nicht mehr erlebt. Das sind so Momente, wo es einem auch als Zuschauer die Sprache verschlägt. Das darf nicht passieren, vor allem darf man nicht so damit umgehen. Als Krönung thematisiert sie diesen Aussetzer auch noch im Gespräch mit Babsi nach ihrem Auftritt. Leute, das ist hier kein Nachwuchswettbewerb, sondern die Ernennung des deutschen Vertreters für die größte Musikshow der Welt!

Liebe Emily, falls Du das hier lesen solltest, mal ein paar Ratschläge von jemandem, der fast 20 Jahre länger Musik macht, als Du überhaupt auf der Welt bist: Egal was Du auf der Bühne machst, mach es mit Überzeugung! Wenn Du schief singst, muss es so klingen, als ob das so sein soll! Wenn Du den Text der zweiten Strophe vergisst, sing die erste! Und vor allem: Thematisiere Deine Aussetzer um Gottes Willen nicht auch noch!


5. Felicia Lu - Anxiety

Meine Favoritin im Vorfeld, und sie bekam auch meine Stimme im Onlinevoting. Ja, sie wollte das unbedingt und ja, sie hatte den interessantesten Song im Wettbewerb. Der war auch gut inszeniert, aber dennoch leider nur der Einäugige unter den Blinden. Auch bei Felicia hätte ich mir gesanglich viel mehr Wumms und eine weniger hohe Quote von nicht genau getroffenen Tönen gewünscht. Wir fanden es das beste Gesamtpaket, waren aber nicht 100% überzeugt. Dass sie trotzdem nur Vierte geworden ist und im Televoting gar nur Fünfte, ist schon echt arg. Ich hoffe, sie kommt nochmal wieder, dann aber mit einem Killersong!


6. Nico Suave und Team Liebe - Hallo Welt

"Hallo Welt", ja sind wir denn ein Computer? Jeder, der mal programmiert hat, kennt diesen Satz, aber aus ganz anderen Zusammenhängen. Dieser Song war indes nichts für Nerds. Eher für Leute, die sich mal richtig schön fremdschämen wollen. Warum dieser Song überhaupt im Aufgebot gelandet ist - man weiß es nicht. Auf Deutsch, 30 Sekunden zu lang, benutzte Markennamen, und der Text "Hallo Welt, wie geht's dir, warum so down, warum gibst du negativen Vibes nur so viel Raum" wurde zwei Tage später passend zur aktuellen Situation umgeschrieben. Letzter Startplatz, einziger deutschsprachiger Song, Text passend zum Krieg hingeschnitzt - die Befürchtungen waren gigantisch, dass das am Ende noch durchmarschiert. Der Auftritt war dann auch einer der besseren, leider, oder vielmehr, glücklicherweise hat man vom Rapteil kaum was verstanden. Letztendlich ist der Kelch den Votern sei Dank an uns vorübergegangen.


Apropos Voting: 50% der Punkte wurden im Vorfeld beim Online-Voting ermittelt, 50% beim Televoting in der Sendung. Und das Online-Voting sah so aus:

Mael & Jonas: 8 x 12 Punkte, 1 x 10 Punkte

Malik Harris: 7 x 10 Punkte, 1 x 8 Punkte, 1 x 12 Punkte

Felicia Lu: 8 x 8 Punkte, 1 x 10 Punkte

Nico Suave und Team Liebe: 9 x 7 Punkte

Eros Atomus: 8 x 6 Punkte, 1 x 5 Punkte

Emily Roberts: 8 x 5 Punkte, 1 x 6 Punkte

Irgendwie war man sich da schon sehr sehr SEHR einig. Was davon zu halten ist? Ich weiß es nicht. Angeblich wurde ja immer nur eine Stimme pro Nase gezählt, aber irgendwie ist das Ergebnis doch schon leicht fischig. Darüber wird sicher noch zu reden sein.

Das Televoting hat es dann nochmal etwas auf den Kopf gestellt. Die Anrufe wurden ebenfalls in Punkte umgerechnet, und zwar entsprechend der Anteile aus 432 Punkten (in Summe waren es am Ende durch die erfolgten Rundungen 433 Punkte, aber who cares). 

Das führte letztendlich zu folgendem Gesamtklassemang:

1. Malik Harris 208 Punkte (90 vom Online-Voting + 118 vom Televote)

2. Mael & Jonas 185 Punkte (106 + 79)

3. Nico Suave und Team Liebe 155 Punkte (63 + 94)

4. Felicia Lu 139 Punkte (74 + 65)

5. Eros Atomus 123 Punkte (53 + 70)

6. Emily Roberts 53 Punkte (46 + 7).


Alles in allem war das ein Abend, wo mich sehr vieles enttäuscht hat und kaum was begeistern konnte. Insbesondere von den Teilnehmern selbst habe ich keinen gesehen, der derzeit international mithalten könnte.

Aber einen Auftritt gab es dann doch noch, der für ein bleibendes Momentum gesorgt hat. Jamala, ESC-Siegerin von 2016, sang nochmal ihren Siegerbeitrag und gab danach auch noch ein kurzes Interview. Ehrlich, ich hab "1944" nie besonders gemocht, aber vorhin bei ihrem Auftritt hab ich geheult. Das war einer der intensivsten und bewegendsten Auftritte, die ich je gesehen habe. Durch den Krieg hat das Lied nochmal eine furchtbare Aktualität bekommen. Jamala selbst ist erst vor ein paar Tagen aus Kiew mit ihren Kindern zu ihrer Schwester nach Istanbul geflohen. Ihren Mann musste sie in der Ukraine zurücklassen. Ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass es in der Ukraine bald wieder friedlich ist und sie nach Hause zurückkehren kann.

Hoffen wir das beste. Vielleicht sieht die Welt im Mai ja schon wieder besser aus.