Samstagabend. In ziemlich genau 166 Stunden und 9 Minuten (gerechnet von jetzt, wo ich das veröffentliche) beginnt das große Finale des Eurovision Song Contest 2022. Wir haben jetzt von allen 40 Ländern nach jeweils zwei Proben pro Land den einen oder anderen Probeneindruck sammeln können, wenn auch als Normalsterblicher nur mit kleinen Snippets auf Tiktok und Youtube - und wir haben gesehen, dass in Turin fröhliches Chaos herrscht. Das größte Problem dürfte nach wie vor die nicht bewegliche Sonne auf der Bühne sein, aber das ist bei weitem nicht das Einzige, was nicht glatt gegangen ist. Nun denn, warten wir ab, was passiert und wie es dann nächste Woche wird.
Einstweilen vertreibe ich mir und Euch, so Ihr Lust habt, die Zeit mit einem kleinen Gedankenspiel. Und zwar stelle ich mir jetzt für jedes Land mal vor, was ich täte bzw. wie ich mich fühlen würde, wenn es gewinnt. Kenntnis der Probeneindrücke ist für die Lektüre von Vorteil, aber nicht Bedingung. Here we go:
Wenn Albanien gewinnt, dann feiere ich es, dass auch das unvorteilhafteste Outfit was reißen kann. Für nächstes Jahr stelle ich mich drauf ein, dass dann die FSK hochgesetzt werden muss. Dann werde ich weinen. Weil sie den Zahnarzt dann bestimmt nie wieder zum Festival i Kenges einladen.
Wenn Armenien gewinnt, freue ich mich. Ich habe diesen doch recht unspektakulären Song inzwischen sehr ins Herz geschlossen.
Wenn Österreich gewinnt, schicke ich eine Kiste Champagner, zwei Kisten Sekt und eine Kiste Aperol zum Hausherrn in die Steiermark, auf dass er gebührlich feiere. Ich feiere mit, ich mag den Beitrag.
Wenn Australien gewinnt, bin ich angefressen ohne Ende, da kann er so gut singen wie er will. Nächstes Jahr dann das große Gejammere. Um Gottes Willen. Ich hasse Jammern. Im echten Leben und in der Musik.
Wenn Aserbaidschan gewinnt, kriege ich einen Hals von hier bis Timbuktu und plane für nächstes Jahr wieder einen Hörtest. Da fallen dann nicht nur einige Songs durch, sondern alle.
Wenn Belgien gewinnt, freue ich mich riesig für das Land, bin aber einigermaßen verwundert, denn insgesamt ist das viel zu unspektakulär in diesem Feld. Da kann er so gut singen, wie er will.
Wenn Bulgarien gewinnt, freue ich mich zunächst mal diebisch, weil Rock halt doch was Gutes ist, selbst wenn er in nicht so herausragendem Gewande daherkommt. 2023 hätten wir dann echt Rock am Ring. Dann schreibe ich einen Trostbrief an Kristian Kostov und einen an Elitsa und Stojan. Obwohl, Stojan ist ja dann Gewinner. Dann nur an Elitsa. Ferner schreibe ich ans albanische Fernsehen, dass Eugent Bushpepa ab sofort bis in alle Ewigkeit albanischer ESC-Teilnehmer zu sein hat.
Wenn die Schweiz gewinnt, verstehe ich es zwar nicht, freue mich aber riesig für den supersympathischen und mit einer tollen Stimme gesegneten Marius. Und ja, Jungs dürfen weinen.
Wenn Zypern gewinnt, dann ist klar, dass nächstes Jahr alle riesige Props anschleppen, schließlich hat die Muschel erfolgreich von der Sonne abgelenkt. Und gegen den Song ist auch nix zu sagen.
Wenn Tschechien gewinnt, finde ich das grandios und buche mein Hotel für Prag nächstes Jahr.
Wenn Deutschland gewinnt, wird wahrscheinlich in der Bubble noch in der Nacht entweder das große zu-Kreuze-kriechen anfangen, oder aber das große "hab ich doch gleich gesagt" (der Mensch ist halt vergesslich). Und wir hätten jetzt und immerdar die Wahl aus Radioseich und Radioseich. So sehr ich mir für Malik eine tolle Zeit und eine gute Platzierung wünsche: Der Preis für einen Sieg wäre hoch. Sehr hoch.
Wenn Dänemark gewinnt, werde ich die Nacht auf der Toilette verbringen und versuchen, meinen rebellierenden Magen in den Griff zu kriegen.
Wenn Estland gewinnt, bin ich begeistert und freue mich, dass das Land dann gelernt hat, dass ein sympathischer Interpret kein Nachteil sein muss.
Wenn Spanien gewinnt, dann ist es eben so. Ich gönne es ihnen als Land, weil sie so oft unterbewertet waren und stelle mich drauf ein, dass es dann demnächst Tanzkurse für Slo-Mo-Mo-Mo-Mo-Mo gibt. Ein Sommerhit wird das mit oder ohne Sieg. Für Zypern käme dann nächstes Jahr wieder Eleni Foureira.
Wenn Finnland gewinnt, haben wir ebenfalls nächstes Jahr Rock am Ring. Geil. Den bei Bulgarien erwähnten Brief ans albanische Fernsehen buschpfefferbezüglich würde ich auch in diesem Falle schreiben.
Wenn Frankreich gewinnt, gibt es in diesem meiner Maison 36 Stunden Party am Stück und ein Hotelzimmer in Paris, pardon, Brest für mich nächstes Jahr.
Wenn Großbritannien gewinnt, rechne ich ebenfalls mit einer Unmenge an (riesigen!) Props im nächsten Jahr. Davon abgesehen würde ich es feiern ohne Ende, mich nächstes Jahr auf eine tolle Moderation von Graham Norton freuen und einen Brief an eine Sendeanstalt 700 km nördlich von hier schreiben mit dem Wortlaut "Jetzt strengt euch nächstes Jahr endlich mal an!"
Wenn Georgien gewinnt, frage ich mich, welche Drogen Europa, der Kaukasus, Israel und Australien genommen haben. Ich freue mich wie Bolle auf die vielen schrägen Beiträge in 2023.
Wenn Griechenland gewinnt, bin ich nicht soooo überrascht. Das ist einfach gut und vor allem auch super inszeniert.
Wenn Kroatien gewinnt, gucke ich bei dem von einem gewissen P.R. aus HH des öfteren erwähnten Tänzer nochmal etwas genauer hin. An irgendwas muss es ja liegen. Am Lied und an der süßen Mia liegt es nicht.
(to be continued)
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