Sonntag, 8. Juni 2014

...und das letzte Wort hat die Kaiserin!

1. Österreich
Zuerst mal muss ich mich entschuldigen, mir ist da nämlich in der Nacht der Nächte ein Fauxpas passiert: Es muss natürlich nicht "long live the queen" heißen, sondern "long live the empress"! Noch nie hab ich es erlebt, dass ein Beitrag dermaßen durch einen Wettbewerb getragen wurde - nein, auch nicht bei Tom Dice oder bei den Olsen Brothers. Und ab dem Moment war mir auch klar, wer die Chose 2014 gewinnen wird. Diese Stimme! Diese Ausstrahlung! Diese Blicke! Und: Dieser Song mit DIESEM TEXT! Dazu kamen zwei absolut perfekte Auftritte ohne jeden Schnickschnack, wenn man von den stilisierten Feuerflügeln, ein bisschen Windmaschine, Trockeneis und den Feuersäulen am Schluss mal absieht. Aber mal ehrlich, das ist ja heutzutage quasi nix. Es gibt nicht viele ESCs, die einen so klaren und verdienten Sieger hervorgebracht haben, und wahrscheinlich auch keinen, bei dem die Siegerreprise dermaßen perfekt geklappt hat. All in all: Was für eine Sternstunde für diesen Wettbewerb! Und Conchi, nun geh raus und erobere die Welt!

Hier ist übrigens Eurovision 2014 in a nutshell, sorry, dass ich das auf englisch mache (und sorry an alle, die es schon kennen):

Every Eurovision Song Contest tells a story. A lot of stories. And this year is no exception.

In the two weeks before mother's day, people from all over Europe came to Copenhague (or, as Pilou, one of the three amazing hosts, would say: la mia città (my city)). They all wanted to take part in the ESC, they all were hunters of stars and maybe they would be the one who wins? Who knows?

They all did their best on stage, and every heartbeat was going fast. Everyone asked himself or herself: Will I be the one? Will I start a fire? Or will there be something better? They were, of course, not alone and all wanted to grab our attention. And what songs there were! Some, of course, sang cliché love songs, no way to avoid this. Some wild souls brought one night's anger to the stage. And of course everyone thought: "Quero ser tua (I want to be yours)". The running order was cleverly composed, after heavy or silent storms, there also was calm after the storm. The contestants all were really great, but on the eleventh position came a lady not only with a moustache but with a complete beard. Wow could she SING! What a SONG! What a PERFORMANCE! She did outshine everybody else, and for sure was going to do VERY well.

After everybody had performed, the voting came. Tick tock went the clock, and after the time was up, nothing could be undone any more. And if the voter asked themselves: "is it right" - well, now it was too late for a change of mind!

Round and round it went on the scoreboard, but then the bearded lady did rise like a phoenix to the top. Even those who said of themselves "My Słowianie (we are slavic)" gave her their votes. Many votes. And she was running to victory!

When the lady was coming home, people were waiting for her. They were celebrating and dancing in the rain. Some even had a cake to bake and brought some cheesecake.

What a night! Europe showed the world that we are all children of the universe, that we have no prejudices and that we all beat from the same heart. The lady might know that it's just three minutes to earth, but for now she does rise up to the sky and does her very best to win moj svijet (my world)

It is nothing short to a miracle!








Und wers noch kürzer will, klickt bitte hier!

Merci an alle fürs Lesen und Kommentieren, ich hoffe, es hat Euch Freude gemacht und entschwinde jetzt erstmal in den wohlverdienten Urlaub (und überlasse das Feld dem Hausherren *zwinker*), und wenn ich wiederkomme, ist WM!

Samstag, 7. Juni 2014

Noch ein paar Anmerkungen zwischendurch...

Ich hab da noch die eine oder andere Anmerkung zu diesem Jahr, die ich Euch nicht vorenthalten möchte:

- der fabian'sche Hörtest ist alive and well. Es bleibt dabei: Noch nie hat ein Song, der bei meinem Eingängigkeitstest durchgefallen ist, den ESC gewonnen.

- der Anteil der 4-Chord-Songs lag mit 8 von 37 (Spanien, Portugal, Italien, Deutschland, Dänemark, Irland, Schweden und Slowenien) mittelhoch, darf aber gern wieder ein bisschen runtergehen. Es gibt noch andere Sequenzen, die man mal ausprobieren kann!

- die Rückung hat nun wirklich endgültig ausgedient. Auch wenn ein aufrechtes Häuflein Konservativer (hallo liebe Prinzen!) jedem Song Punkte abzieht, wenn er keine Rückung aufweist (zumindest kommts mir so vor!): Seit 2002 hat genau EIN Song mit Rückungen gewonnen, und der war so gut, dass er auch ohne Rückungen gewonnen hätte. Herauszufinden, welcher das war, bleibt der geschätzten Leserschaft zur Übung überlassen :-)

- Es gibt keine Länder, die nicht ins Finale kommen können! Und gewinnen kann auch JEDER, man muss halt nur alles richtig machen. Durchhaltevermögen ist alles!

- Serbien, Kroatien und insbesondere Bosnien-Herzegowina: You are sorely missed. Please come back!

- Andorra: Wie Du siehst, kommen auch Zwergstaaten zuweilen ins Finale. Bitte komm zurück. Wir vermissen Deine Schneider!

- find eigentlich nur ich, dass Frau de Forest etwas seltsame Beine hat?

- 2014 war sprachlich das eintönigste Jahr aller Zeiten. Lediglich Italien, Spanien, Portugal, Slowenien, Montenegro, Frankreich, Israel und Polen haben ganz oder teilweise in Landessprache oder zumindest nicht auf englisch gesungen, was bedeutet, dass mehr als 75% der Beiträge auf englisch waren. Die Phonetik-Else trauert. Keine phonetische Version eines 2014er Songs, tut mir Leid. Rein landessprachlich waren ohnehin nur vier (!!!), nämlich Italien, Frankreich, Portugal und Montenegro, die sich allesamt nicht für eine phonetische Übertragung eignen. Das darf bitte im nächsten Jahr wieder anders werden! Die sprachliche Vielfalt ist eins der Dinge, die der Eurovision ihren Reiz geben.

- Für alle Freunde phonetischer Versionen gibt es hier ein kleines Trostpflaster. Habt bitte Spaß damit! Und ja, ich weiß selber, dass ich keine Balladenstimme hab, aber was soll ich denn machen, wenn sich keine Sau dazu herablässt, mal wieder einen saftigen Heavy-Metal-Beitrag in Landessprache zu bringen? Man ist ja inzwischen schon froh, wenn man überhaupt mal was taugliches zum Verhackstücken findet!

- und irgendwann in diesem Leben hätte ich dann doch gerne nochmal so einen richtig knackigen Voting-Krimi mit Spannung bis zum Schluss! Think 2003 / 1998 / 1993 / 1991 / 1988....

Frösche, Kinder, Emotionen: WILD Eurovision Nr. 26



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Fotos: blog.prinz.de, estoday.com, eurovision.tv., eurovision-austria.com, jurnalul.ro, Rialto Film

Das Finale, Platz 3-2

3. Schweden
Es kommt ja nur selten vor, dass ich mal einen Song aus Schweden richtig gut finde, aber Undo hat mich von Anfang an gepackt. Das lag wohl weniger am Song als an Sanna, die das ganze wirklich super verkauft hat. Und dabei hat es keiner schwerer gehabt als sie in den Semis; im Jury-Semi wollte einer ihrer Scheinwerfer nicht so wie die anderen, so dass es keinen schönen Lichtkegel gab, im Semi selber dann stand eine Tür auf der linken Seite der Bühne offen, die sich trotz entsprechender Bemühungen aus irgendeinem Grund nicht schließen ließ, so dass im Sternenhimmel ein schwarzes rechteckiges Loch klaffte - wenn man genau hinsieht, kann man erkennen, dass die Tür versucht wurde zu schließen, ging aber nicht. Sanna hat wirklich beeindruckend gesungen und eigentlich genau den Siegeshunger im Blick gehabt, den man braucht, um am Ende ganz oben zu stehen. Trotzdem fehlte noch das allerletzte Quentchen. Dass es nicht für Platz 1 gelangt hat, lag wohl auch weniger an ihr als vielmehr an ihren Mitbewerbern und natürlich an dem, sagen wir mal, sehr konservativen Song. Aber Bronze ist auch prima, und es muss ja auch nicht jedes Jahr nach Schweden gehen.

2. Niederlande
Ich gestehe, dass ich die gute Platzierung der Holländer bis heute nicht so ganz verstehe. Mir schlafen bei dem Song die Füße ein. Ich akzeptiere aber jetzt und hier schon mal, dass ich diese Meinung wohl ziemlich exklusiv hab, und ich kann auch mit dem Ergebnis bestens leben, schließlich sind se Nesserlänz nicht nur generell mein Lieblings-Eurovisionsland, sondern auch viel zu oft hoffnungslos unter Wert geschlagen worden. Dass obendrein noch ein netter Chartserfolg dabei rausspringt, freut mich ebenfalls. Aber der Knaller ist ja: Wenn man sich mal anschaut, was die gemacht haben! Wie die aufgetreten sind! Da stehen zwei zugegebenermaßen sehr hübsche Menschen in komischen Klamotten (Ilses Kleid!!!) mit Gitarren um und singen sich an. Kameras ignorieren wir komplett, wenn mal zufällig eine vorbeikommt, schauen wir wohl mal rein, aber ansonsten singen wir uns an, darauf kommts doch an. Ein komplett reduzierter Auftritt, dazu haben sie einen Song aus einer Gattung im Gepäck, die beim ESC bisher noch nie einen Stich machen konnte. Mit einem Wort: Auf alle Eurovisionsgesetze einmal gepflegt gepfiffen! Allerdings machten sie das so gut, dass Europa sie von allen Seiten mit Punkten zugeschmissen hat. Tja, und was macht man, wenn man das beste Ergebnis seines Landes seit 39 Jahren einfährt? Na? Man trennt sich. Traurig aber wahr: Waylon hat das Projekt verlassen und will sich künftig Soloprojekten widmen. Echt schade, darauf hätte man doch aufbauen können!

Freitag, 6. Juni 2014

Das Finale, Platz 5-4

5. Ungarn
Über das Ergebnis der ersten Semis war ich offengesagt dann doch ein wenig überrascht. Ich hätte nach DIESEM Auftritt Stein und Bein schwören können, dass András das gewinnt, denn der Auftritt war in jeder Hinsicht absolut PERFEKT. Dennoch, 19 Punkte hinter den Hänflingen, 4 hinter Sanna - was war da los? Im Finale war das ganze um Nuancen schwächer, hätte aber in einer gerechten Welt immer noch mindestens auf Platz 2 kommen müssen. Nun gut, dieses äußerst riskante und düstere Thema ist sicherlich nicht jedermanns Sache, aber mal ganz ehrlich, das Leben ist kein Ponyhof, und immer wahlweise "ich liebe dich, Säugling, ich bin nur auf der Welt, damit ich die Nacht mit dir verbringen kann" oder "mit uns is Schluss, hau endlich ab" oder "Säugling, jetzt biste weg, bitte komm doch wieder in mein Bettchen meine Arme, sonst heul ich" ist möglicherweise auch ein bisschen wenig. Es gab ja genügend kritische Stimmen, die der Meinung waren, dass "so etwas" nicht auf die Bühne gehört. Warum eigentlich nicht? Das Leben ist nicht nur Friede Freude Eierkuchen, und wir hatten auch in der Eurovision schon öfter Songs, die schwierige Themen behandelt haben, nur halt wesentlich weniger erfolgreich, ich erinnere da nur an den russischen und den finnischen Beitrag 2005. Das Thema wurde durch die Art und Weise, wie die Ungarn es auf die Bühne gebracht haben, auch nicht banalisiert, ganz im Gegenteil. Die Einheit aus Gesang, Song und insbesondere auch den beiden Tänzern war beklemmend einerseits und mitreißend andererseits. Hochverdienter Platz 5, und eine höhere Platzierung hätte ich hier noch besser gefunden.

Ach ja: Die obigen Textvorschläge dürft Ihr gerne verwenden. Die Schweizer suchen ja ab September Eurovisionssongs. Vergelt's Gott.

4. Armenien
Au weia, da war aber jemand nervös. Ich find den Song nach wie vor super, aber was Aram MP3 da im Semi und auch im Finale gezeigt hat, war eines Top-Favoriten absolut nicht würdig. Dazu kam seine, wie ich finde, zum Schreien unsympathische Ausstrahlung - und wer hat ihm die dunklen Augenringe geschminkt? Der Gesang hat mir auch nicht zugesagt, am Anfang wars etwas wacklig, und dann, als der Turbo gezündet wird, fehlt ihm leider die Stimmgewalt. Auch im Finale saßen im leiseren Teil die Töne längst nicht alle. Schade um Song und Inszenierung, das war nämlich beides toll. Mit einem anderen Sänger hätte das richtig super werden können. Mit Platz 4 ist das ganze außerordentlich schmeichelhaft bewertet im Vergleich zu so einigen anderen Leistungen, die an dem Abend erbracht wurden. Nun, einen tollen Song kriegt man halt nicht kaputt. Aber war mir ja eh klar, dass er nicht gewinnt, sonst hätte er bei mir beim Eingängigkeitstest anders abgeschnitten!

Mittwoch, 4. Juni 2014

Das Finale Platz 8-6

8. Norwegen
Dieser Beitrag teilt die Gemeinde streng in zwei Hälften: Die einen sind zu Tränen gerührt, die anderen lässt es vollkommen kalt. Ich persönlich gehöre zur ersten Gruppe, schon bei den ersten Tönen empfange ich einen feinen Florettstich mitten ins Herz. Und wenn dieser Bär von Mann dann anfängt, mit brüchiger Stimme sein Innenleben bloßzulegen, steht mir das Wasser in den Augen und das Herzblut fließt in Strömen. Ab der zweiten Strophe packt er dann den Turbo aus und hat auch noch ein Geigenballett mitgebracht, dass von dem einen oder anderen als over the top empfunden wurde - bittschön, andere haben Hamsterräder, Wippen, Rollkunstlauf, Trampolins oder Trapezgeturne! Man kann das natürlich auch anders performen, der Song ist in jedem Falle stark genug. Aber gerade durch den krassen Gegensatz zwischen Carls Erscheinung und der brüchigen und nicht unbedingt perfekten Stimme, mit der er den Anfang gesungen hat, hat dem ganzen eine emotionale Tiefe gegeben, die mich mehr berührt hat als alle anderen Songs 2014. Das war dann auch nach Montenegros eher suboptimaler Performance am Samstag mein Finalfavorit, und ich hätte es liebend gern siegen sehen.

7. Russland
So, liebe Tolmachevy-Schwestern, jetzt will ich mal eins von Euch wissen: Waren das wirklich EURE Haare, oder waren das Extensions? Wenn das Eure Haare waren, Respekt. Das hätte ich mich nicht getraut. Aber der Auftritt warf auch noch andere Fragen auf: Warum schwang die Wippe nicht sofort zurück, als die eine von Euch sie verlassen hatte, sondern senkte die andere Seite nur gaaaanz langsam ab? Wie habt Ihr das gemacht? Normale Wippen benehmen sich anders. Das sind so die Dinge, die mir beim Auftritt durch den Kopf gingen. Man wurde ja weder durch das Lied noch durch den Gesang sonderlich abgelenkt, wenn man mal von dieser "Jodelstelle" nach der Rückung absieht, die sowohl im Semi als auch im Finale böse danebengegangen ist. Es war halt nix Besonderes; verdienter Finaleinzug, unverdienter 7. Platz, das hätte bestenfalls irgendwo ins Mittelfeld gehört.
PS: Für alle, die in der Halle und vorm Bildschirm gebuht haben, bitte hier gucken, Text anhören und verinnerlichen. Nuff said.

6. Ukraine
Im Gegensatz zum 7. Platz für die Russinnen ist der 6. Platz für die Ukraine hochverdient. Mariya sah SUPER aus, sicherlich eine der schönsten Frauen im Wettbewerb, und das geschlitzte Kleid bewies einmal mehr, dass Erotik sehr viel mit gekonntem Verhüllen zu tun hat (lest Ihr mit, Polinnen?). Zudem sang Mariya sowohl im Semi als auch im Finale viel viel besser, als ich ihr das jemals zugetraut hätte. Der mystische Anfang, bevor der Beat einsetzt, war wirklich großartig umgesetzt, allein das dösige Hamsterrad störte. Das hat nun wirklich kein Mensch gebraucht und ich bin fest davon überzeugt, dass sie auch ohne das Hamsterrad (was wohl ein Rhönrad sein sollte, aber de facto ein Hamsterrad war) zwei tolle Auftritte hingelegt hätte. Ich mag das Lied immer noch nicht besonders, und der Chor war mir stellenweise auch zu laut, aber nichtsdestotrotz ein Ergebnis, das völlig in Ordnung geht.

Montag, 2. Juni 2014

Das Finale, Platz 11-9

11. Finnland
Hm. Hm hm hm. Zu dem Beitrag fällt mir irgendwie nix knackiges ein. In bester Coldplay-Tradition versuchte sich hier die Kreuzung aus den Lovebugs (Sound) und Anonymous (die Jugend!). Der Auftritt war soweit ok, nix besonderes, einzig bemerkenswert war die spektakuläre Lightshow im Refrain - und natürlich die Tatsache, dass wir hier von FINNLAND reden. Ich, ewiggestrig, wünsch mir trotzdem die Radaufraktion zurück und halte die Schulbuben für entschieden zu hoch platziert. Und, liebe Finnen, falls das mit der Radaufraktion nicht klappen sollte, hab ich eine Bitte an Euch. Nur eine. Tut der Frau Fabian den Gefallen und schickt den most handsome guy, der jemals auf einer Eurovisionsbühne gestanden hat. Und falls Ihr nicht mehr wissen solltet, wer das ist, schaut Euch nochmal Euren Heimcontest an! Es wär ja nicht der erste Moderator, der danach nochmal singt!

10. Spanien
Ruth! Kind, nä, sachma, so mit nassen Haaren auffe Bühne, tusse Dich da nich mit erkälten? Und geschummelt wars auch. Der Rest von Ruth war nämlich trocken, das gilt insbesondere für ihr Kleid und das Make-up. Da war alles da, wo es sein sollte. Also, wenn ich im Regen stehe, dann seh ich aber anders aus. Ruth bewies, dass sie über zwei bestens funktionierende Lungenflügel verfügt und dosierte sich dieses Mal sogar angemessen, es war nicht ganz so geschrien wie in der VE. Im krassen Gegensatz zum besungenen Element schickte sie dann auch noch Glutblicke in die Kamera. Das Konzept "Schönheit brüllt sich die Seele aus dem Leib" hat mal wieder bestens funktioniert, und stimmgewaltig ist sie ja, das muss man ihr lassen. Trotzdem, Platz 10 find ich schon recht schmeichelhaft. Der Regen wurde nämlich zwar überallhin projiziert, aber getanzt hat sie nicht!

9. Dänemark
Auch Basim hat sich unverständlicherweise für einen offenen Binder entschieden, kein Mensch weiß warum, kein Mensch will wissen warum. Ansonsten war das drei Minuten Hardcore-Spaß, wenn man es fertig bringt, das ganze genauso unernst zu nehmen, wie es offensichtlich gemeint war. So ungefähr alles an diesem Beitrag war wunderbar behämmert: Der Song (klar!), dessen Text, das Rumgehampel der Backings, die Aufforderung ans Publikum, mitzumachen (das erste Mal, dass das nicht bestraft wurde). Alles natürlich nicht besonders hochwertig, aber lustig - und der Basim ist, wie Frau Permanente jetzt sagen würde, ein Thüther. Recht hätte sie. Und der Thüthe hat das ausgesprochen gut gemacht und in die Kamera gestrahlt, was das Gesicht her gab. Was die deutsche Jury bewogen hat, diesen Beitrag kollektiv auf Platz 1 zu setzen, kann ich zwar immer noch nicht nachvollziehen, aber sei es drum. 

Das Finale, Platz 14-12

14. Polen
Der Herr Sixtus hat gesagt, ich möge doch bitte nur Liebes über diesen Beitrag schreiben. Ich probiers. Aber ich versprech nix.
Wir sehen auf der Bühne: Einen Schreihals im Trachtenmini mit Seitenzopf und Stiefeln, drei sich drehende Trachtenröcke in unterschiedlichen Farben, immerhin waren die dazugehörigen Oberteile unerwartet hochgeschlossen, und zwei Damen Weiber am Arbeiten. Beide haben Dekolletes, wie man das aus dem Preview-Video kennt, soll heißen, sie geizen nicht mit ihren Reizen. Eine stampft mit aufreizender Langsamkeit Butter (oder was sollte das sein?), die andere wäscht in gleicher Manier von Hand ein Wäschestück im Waschzuber - reiner Zufall, dass es weder im Semi noch im Finale geklappt hat, das Oberteil richtig nass zu kriegen. Und sie hats versucht. Bei dem Tempo, in dem die beiden Butter stampfen bzw. Wäsche schrubben, denk ich persönlich an ganz andere Dinge, über die man öffentlich gar nicht reden darf... Die Nummer spricht so ziemlich alle niederen Instinkte des Heteroherrn an, aber ich finds nach wie vor abscheulich. Im Finale wäre es übrigens bei reinem Televoting in der Top Ten gelandet, wurde aber von den Jurys durch die Bank abgestraft. Trotzdem erzielten die Polen ihr bestes Ergebnis seit 1997 2003 (oh welch krasser Gegensatz zu dem genialen "Ale Jestem"- Edit: Da hat der Fehlerteufel zugeschlagen. 2003 gabs mit den ebenfalls genialen Ich Troje noch einen 7. Platz. Merci an Patrick für den Hinweis!). Man fragt sich zwar warum, aber gut - sollnse doch alle machen, was sie wollen. Und der Song is auch nix. Aber mit einem einzigen Akkord sind ja Stojan und Elitza seinerzeit auch auf Platz 5 gekommen...
Verzeih mir, Sixtus, ich habe kläglich versagt.

13. Schweiz
Über Sebalter was Nettes zu schreiben fällt mir hingegen ausgesprochen leicht. Nachdem es gleich mit einem Knalleffekt losging, hatte er direkt die Halle auf seiner Seite, und nachdem er meiner Meinung nach DER männliche Eye Candy in diesem Jahr (obendrein mit Bart!) war und seinen Charme großzügigst versprühte, hatte er im Semi natürlich leichtes Spiel. Und die Entscheidung, das Intro zu pfeifen und nicht von einem anderen Instrument übernehmen zu lassen, war goldrichtig! Das waren insgesamt sechs Minuten Unterhaltung allerbester Sorte, und ich glaube, es war ganz gut, dass man den von Sebalter selbst verbrochenen Text nur marginal verstand, denn (und das ist das einzige, was ich an diesem Beitrag wirklich auszusetzen hab) der passte so GAR NICHT zur Performance... nachdem ich die Zeile "I am the hunter, you are the prey, tonight I'm gonna eat you up" rausgehört hatte, musste ich den Text dann doch mal nachschauen. Sebalter, Du wirktest nun wirklich nicht wie ein Jäger auf Beutejagd, sondern wie ein netter Kerl, der sich mit seinen Freunden auf der Bühne tolle drei Minuten macht. Toll dagegen der Einsatz der Feuerdusche (und der Kamera!!) bei der Zeile "I press my nose to the glass, it's raining outside, it's raining outside". Man muss lange, lange zurückgehen, bis man einen Schweizer findet, der eine bessere Platzierung hingelegt hat, und man wird erst 1991 (!) fündig. Ja, ich weiß, Annie Cotton und Vanilla Ninja, das waren aber beides keine Schweizer! Alles in allem zwei tolle Performances, die nach unserer einhelligen Meinung gern noch besser hätten abschneiden dürfen!

12. Rumänien
Ich sagte ja bereits im Vorfeld, dass Rumänien irgendwann demnächst nochmal gewinnt, aber dass das wohl nicht dieses Jahr sein wird. Hab ich wohl recht behalten, wundert einen aber auch irgendwie nicht, denn an diesem Beitrag war zuviel Licht-und-Schatten-Gemisch, um wirklich punkten zu können. Auf der Habenseite haben wir zwei durchaus attraktive und auf jeden Fall mal hochtalentierte Sänger - Paula dürfte ohne Zweifel in dieser Disziplin die Jahrgangsbeste sein, und den Rekord für den längsten Ton der Eurovisionsgeschichte hat sie auch einkassiert - und einen superstarken Chor, die zusammen für einen runden, vollen Sound sorgten. Das allein reicht aber nicht, liebe Rumänen (und das solltet Ihr eigentlich auch wissen): Der Gimmick mit der Paula-Projektion war ebenso verzichtbar wie das seltsame runde Keyboard (woher habt Ihr das? Ich brauch dringend ne neue Klobrille, ich will das auch!). Der Song bleibt schlecht, und leider gaben Paula und Ovi dieses Mal auch kein überzeugendes Pärchen ab. Da knisterte nix zwischen den beiden. 2010 haben sie gezeigt, dass sie es besser können. Paula, Ovi, kommt bitte gern nochmal wieder, aber dann mit einem absoluten Knallersong - dann holt Ihr die Kiste auch!