Samstag, 7. Juni 2014

Das Finale, Platz 3-2

3. Schweden
Es kommt ja nur selten vor, dass ich mal einen Song aus Schweden richtig gut finde, aber Undo hat mich von Anfang an gepackt. Das lag wohl weniger am Song als an Sanna, die das ganze wirklich super verkauft hat. Und dabei hat es keiner schwerer gehabt als sie in den Semis; im Jury-Semi wollte einer ihrer Scheinwerfer nicht so wie die anderen, so dass es keinen schönen Lichtkegel gab, im Semi selber dann stand eine Tür auf der linken Seite der Bühne offen, die sich trotz entsprechender Bemühungen aus irgendeinem Grund nicht schließen ließ, so dass im Sternenhimmel ein schwarzes rechteckiges Loch klaffte - wenn man genau hinsieht, kann man erkennen, dass die Tür versucht wurde zu schließen, ging aber nicht. Sanna hat wirklich beeindruckend gesungen und eigentlich genau den Siegeshunger im Blick gehabt, den man braucht, um am Ende ganz oben zu stehen. Trotzdem fehlte noch das allerletzte Quentchen. Dass es nicht für Platz 1 gelangt hat, lag wohl auch weniger an ihr als vielmehr an ihren Mitbewerbern und natürlich an dem, sagen wir mal, sehr konservativen Song. Aber Bronze ist auch prima, und es muss ja auch nicht jedes Jahr nach Schweden gehen.

2. Niederlande
Ich gestehe, dass ich die gute Platzierung der Holländer bis heute nicht so ganz verstehe. Mir schlafen bei dem Song die Füße ein. Ich akzeptiere aber jetzt und hier schon mal, dass ich diese Meinung wohl ziemlich exklusiv hab, und ich kann auch mit dem Ergebnis bestens leben, schließlich sind se Nesserlänz nicht nur generell mein Lieblings-Eurovisionsland, sondern auch viel zu oft hoffnungslos unter Wert geschlagen worden. Dass obendrein noch ein netter Chartserfolg dabei rausspringt, freut mich ebenfalls. Aber der Knaller ist ja: Wenn man sich mal anschaut, was die gemacht haben! Wie die aufgetreten sind! Da stehen zwei zugegebenermaßen sehr hübsche Menschen in komischen Klamotten (Ilses Kleid!!!) mit Gitarren um und singen sich an. Kameras ignorieren wir komplett, wenn mal zufällig eine vorbeikommt, schauen wir wohl mal rein, aber ansonsten singen wir uns an, darauf kommts doch an. Ein komplett reduzierter Auftritt, dazu haben sie einen Song aus einer Gattung im Gepäck, die beim ESC bisher noch nie einen Stich machen konnte. Mit einem Wort: Auf alle Eurovisionsgesetze einmal gepflegt gepfiffen! Allerdings machten sie das so gut, dass Europa sie von allen Seiten mit Punkten zugeschmissen hat. Tja, und was macht man, wenn man das beste Ergebnis seines Landes seit 39 Jahren einfährt? Na? Man trennt sich. Traurig aber wahr: Waylon hat das Projekt verlassen und will sich künftig Soloprojekten widmen. Echt schade, darauf hätte man doch aufbauen können!

5 Kommentare:

Ospero hat gesagt…

Ich werde mich zu den Plätzen 5 bis 2 nochmal getrennt äußern, aber eine Sache ist mir in diversen Kommentaren aufgefallen, die durch die ständige Wiederholung bedauerlicherweise nicht richtiger wird, nämlich die Behauptung, Country hätte beim ESC noch nie was reißen können. Äh, Leute? Ist 2001 schon dermaßen lange her, oder haben alle kollektiv einen der schwächsten ESCs des Jahrtausends verdrängt? Was war "Never Ever Let You Go", wenn nicht Country? Zwar mit deutlich mehr Tempo als "Calm After the Storm", aber doch zweifellos dem gleichen Genre zuzuordnen. Und das Teil ist mit 17 Punkten Rückstand Zweiter geworden. (Nebenbei frage ich mich auch, wie groß die Probe insgesamt ist, aus der die Aussage hergeleitet wird. An Countrysongs beim ESC fallen mir neben DK 2001 und NL 2014 nämlich nur noch DE und DK 2006 ein, und das wars dann. Kann es sein, dass "Countrysongs reißen beim ESC nichts" schlicht eine derartige Kraft entwickelt hat, dass sich keiner getraut hat?)

Tamara Fabian hat gesagt…

Hei jei jei, Ospero, so sehr ich Deine Kommentare schätze und mich drüber freue, hier schmeißt Du mich mit anderen Leuten in einen Topf, wo ich nicht hineingehöre. Wenn Du Dir mal meine Abhandlung da oben durchliest, wirst Du das Wort "Country" nicht finden, und zwar ganz einfach deshalb, weil "Calm after the storm" für mich kein Country-Song IST. Das fällt für mich eher in die Kategorie "Chilliges Stück, dass wahrscheinlich aus den USA kommt". Und DIESE Gattung, da bleibe ich bei, hat es generell schwer. In dem Stück ist so gar nix, was um Aufmerksamkeit buhlt. Und dafür ist das Ergebnis allemal erstaunlich.

Ospero hat gesagt…

Dann hast du aber ganz bewusst einen falschen Eindruck vermittelt - "chilliger Song aus den Staaten" ist für meine Begriffe kein Genre, "Country" hingegen schon (und "Calm After the Storm" ist Country, da gehe ich nicht von ab). Außerdem habe ich auch für den Fall ein Gegenbeispiel parat: wie war das doch gleich mit "Me and My Guitar"? Oder (zugegeben schon etwas weiter entfernt) "Standing Still"?

Tamara Fabian hat gesagt…

Bei "Standing Still" kam eine gewisse Optik einschließlich Kameraflirt dazu, bei "Me and my Guitar" muss ich Dir recht geben. Da hat Europa ausnahmsweise mal alles richtig gemacht :-) Anyway, ich bin ja froh, dass es diese Garantien "Genre xy schneidet schlecht ab" nicht gibt. Und das Abschneiden der Holländer, so wenig ich mit dem Song anfangen kann, ist einfach eine tolle Sache!

Ospero hat gesagt…

Schweden: Sorry, aber ich muss es schon wieder sagen: Ich begreife es nicht. Joah, war ganz nett, aber ich habe Songs nach dieser Bauart schon so oft im hinteren Drittel der Punktetabelle versanden sehen, dass sich mir der dritte Platz nur mit latenten Sympathien für Schweden erklären lässt (die ich nicht teile, aber ich bin ja auch kein Bayern-Fan und werde solche Leute auch nie verstehen, und da Schweden quasi der FC Bayern des ESC ist...). Mal sehen, was da nächstes Jahr kommt - wobei das völlig egal ist, für die OGAEr wird es so oder so wieder ein Siegkandidat werden. ;)

Niederlande: Ach, ist das herrlich. Als einziger im Raum einen Song zu mögen, während alle anderen ihn offenkundig langweilig finden, und dann zu sehen, wie er sich ein lange Zeit offenes Duell um die Krone liefert, ist ein großartiges Gefühl. Außerdem hätte ich so um 2008 keinen Pfifferling darauf gewettet, dass sich in sechs Jahren mal Österreich und die Niederlande um die ESC-Krone prügeln. Danke, Niederlande, dass ihr selbst in den dunkelsten Zeiten nicht kapituliert habt - und seht her, oh ihr Erfolglosen aus Andorra, Tschechien, der Slowakei, Luxemburg oder Monaco: Das hättet ihr sein können!

(Nachtrag zum letzten Kommentar: Meine Anmerkung zur Probengröße bleibt beim Wechsel der Begrifflichkeiten übrigens erhalten. Wie viele - erfolgreiche oder gescheiterte - amerikanisierte Balladen hatten wir denn schon beim ESC?)