Der Herr Sixtus und ich haben gestern virtuell gemeinsam vor der jeweiligen Glotze gehockt und haben ULfS geschaut. Und was soll ich sagen? Der Herr aus Österreich war voll des Lobes! Es geschehen noch Zeichen und Wunder. :-D
Zu Recht, übrigens. War das doch eine klasse Show gestern abend, Allen voran war Babsi (mal wieder) in Topform und hat uns den Abend versüßt mit kessen Sprüchen, einem tollen ESC-Eingangsmedley, wo sie alles, was nicht bei drei auf dem Baum war, durch den Kakao zog, und endlich auch mal wieder einer ordentlichen Frisur. Herrn Urban in der Kommentatorkabine hätte ich nun wirklich nicht gebraucht, aber es störte nicht so sehr wie von mir am Anfang befürchtet. Eine gigantisch tolle Bühne, die allerdings nicht alle Acts so ausnutzten, wie sie hätten können. Die Kooperation mit den Kunsthochschulen sollte man unbedingst beibehalten! Pausenact hat uns gefallen, ESC-Einspieler hat uns noch mehr gefallen, Ralph Siegel in seiner Paraderolle als altes Tränentier - nu ja. Lud ein bisschen zum Fremdschämen ein, aber is ja nix, was man nicht kennt. Der Mann lebt echt in einer anderen Welt als ich. Jedenfalls, alles sehr, sehr professionell und auch sehr liebevoll gemacht. Dafür, dass das so ein Schnellschuss war, wars super! Und wenns kein Schnellschuss gewesen wäre, wärs auch super gewesen!
Und die Beiträge? Gehen wir doch mal durch:
Ella Endlich im sehr kleinen Spinnenschwarzen mit halbnackten Tänzern, einem schwachen Song aber sehr gutem Auftritt. Gebt der Frau ordentliche Klamotten und ein ordentliches Lied!
Joco - der befürchtete gesangliche Carcrash blieb aus. Aber irgendwie schien diese Bühne und dieser Rahmen doch sehr ungeeiget für diesen Act. Schade, aber es vermochte nicht zu begeistern.
Gregorians lieferten den einzigen Beitrag, über den unsere Meinungen wirklich auseinander gingen. Ich find den Song toll (auch wenn ich ihn nicht tollfinden will, aber was kann ich für meinen Geschmack?), Sixtus fands grauenhaft. Der Auftritt war allerdings auch reichlich überladen, aber so einen grünen Handlaser möchte ich auch mal gerne! Ich hab zwar keine Ahnung, was man damit macht, aber haben is schön!
Die eindeutig beste Postkarte hatten Woods of Birman. Ich hoffe, da haben alle genau hingeschaut, das war absolut grandios. Leider konnten weder Auftritt noch Lied so richtig überzeugen. Das war alles nicht schlecht, aber irgendwie auch nicht gut.
Der Auftritt von Luxuslärm dagegen war super. Die Leadsängerin hat eine schöne Stimme und eine tolle Ausstrahlung und hat das wunderbar gemacht. Aber das Lied ist nun mal einfach nicht geeignet für die internationale Bühne, daran ändert auch der gute Auftritt nichts. Und wieso nennen die sich Luxuslärm? Der Name passt nicht zur Mucke.
Rundum großartig war unser Lieblingsbeitrag von Keøma. Toll gesungen, atmosphärisch, mystisch, schönes Bühnenbild, einfach klasse. Schade, dass es nicht ins Superfinale gekommen ist. War vor den drei Topfavoriten vielleicht zu unauffällig und für die breite Masse zu ungewöhnlich. Auf so einen Beitrag muss man sich halt einlassen, im Vorbeigehen wirkt der nicht. Wirklich schade drum.
"Jetzt wissen wir, was mit Soluna Samays Jackett passiert ist" waren Sixtus' Worte beim Auftritt von Avantasia. Ansonsten war das für uns DIE Enttäuschung des Abends. Ich steh ja total auf Radau, aber dieser Song zündete bei uns nicht. Außerdem hat der Leadsänger eine unglaublich affektierte Art, das hat auch nicht pläsiert. Zu Recht nicht nach Stockholm.
Alex Diehl hatte einen schnörkellosen Auftritt, der Wechsel ins Englische allerdings hätte nicht sein müssen und sein Französisch war einfach nur peinlich. Im Grunde ist ja gegen diese ganze Geschichte nichts zu sagen, man kann das mögen oder nicht. Aber bitte bitte nicht zum ESC damit, da waren wir uns einig. Und trotz einer kleinen Schrecksekunde bei der Wertung, als Avantasia als Drittplatzierte verkündet wurden und Sixtus in einer fabelhaften freudschen Fehlleistung meinte "Ich fürchte, der Diehl fährt nach Stuttgart" (in dem Falle lieber Stuttgart als Stockholm, obwohl ich den auch hier nicht unbedingt haben muss), ist uns das ja glücklicherweise auch erspart geblieben.
Und dann kam für uns der zweite Flash des Abends. Jamie Lee lieferte einen großartigen Auftritt ab, sie hat eine tolle Stimme, einen Song, den man sich gut anhören kann und einen sehr auffallenden Stil, was mit Sicherheit nichts schlechtes ist. Außerdem ist sie einfach nur zuckersüß (dazu gleich mehr), und die Vorstellung "Hallo, ich bin Jamie Lee, ich bin 17 und komme aus Hannover" kam mir doch von irgendwoher sehr bekannt vor... Wir waren begeistert, und als dann das Ergebnis des Superfinales verkündet wurde, waren wir noch mehr begeistert.
Nach dem tollen Auftritt von Jamie Lee hatte Laura Pinski es natürlich nicht ganz leicht. Aber sie machte das ok, sehr ok sogar. Das Kleid von Polina Gagarina / Aliona Moon / Sabina Babayeva hätte nicht sein müssen, und über den... öh... Song ist ja nun wirklich alles gesagt. Aber Laura sang ordentlich und man möchte ihr wünschen, dass ihr mal irgendwer ein anständiges Lied schreibt. Allerdings war das das einzige Lied, das sich auf Anhieb in meine Gehörgänge gefräst hat und bei dem ich nach dem zweiten (!) Hören sogar die Strophen halbwegs mitsingen kann... Puuuuh.... Möchte man das? Na ja, jedenfalls wissen wir jetzt, dass es nicht Ralph Siegels letztes Mal war...
Alles in allem war das ein toller Abend mit einer überaus würdigen Siegerin. Das zeigte sich übrigens auch in der Pressekonferenz: Jamie Lee machte alles mit, beantwortete jede Frage authentisch, charmant und liebenswürdig, ohne übertriebenen Ehrgeiz oder ebensolches Rumgehampel, dafür aber, wenn es notwendig war, in sicherem Englisch. Eine absolut entzückende Person, der wir hier für Stockholm schon jetzt nur das allerbeste wünschen! Ich weiß nicht, was drin ist, aber die Top Ten sollte in dieser Form kein Ding der Unmöglichkeit sein. Go for it, Jamie Lee!
TUNEL - Radio (1980) Single
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