Freitag, 26. Februar 2016

BeGEISTert!

Der Herr Sixtus und ich haben gestern virtuell gemeinsam vor der jeweiligen Glotze gehockt und haben ULfS geschaut. Und was soll ich sagen? Der Herr aus Österreich war voll des Lobes! Es geschehen noch Zeichen und Wunder. :-D

Zu Recht, übrigens. War das doch eine klasse Show gestern abend, Allen voran war Babsi (mal wieder) in Topform und hat uns den Abend versüßt mit kessen Sprüchen, einem tollen ESC-Eingangsmedley, wo sie alles, was nicht bei drei auf dem Baum war, durch den Kakao zog, und endlich auch mal wieder einer ordentlichen Frisur. Herrn Urban in der Kommentatorkabine hätte ich nun wirklich nicht gebraucht, aber es störte nicht so sehr wie von mir am Anfang befürchtet. Eine gigantisch tolle Bühne, die allerdings nicht alle Acts so ausnutzten, wie sie hätten können. Die Kooperation mit den Kunsthochschulen sollte man unbedingst beibehalten! Pausenact hat uns gefallen, ESC-Einspieler hat uns noch mehr gefallen, Ralph Siegel in seiner Paraderolle als altes Tränentier - nu ja. Lud ein bisschen zum Fremdschämen ein, aber is ja nix, was man nicht kennt. Der Mann lebt echt in einer anderen Welt als ich. Jedenfalls, alles sehr, sehr professionell und auch sehr liebevoll gemacht. Dafür, dass das so ein Schnellschuss war, wars super! Und wenns kein Schnellschuss gewesen wäre, wärs auch super gewesen!

Und die Beiträge? Gehen wir doch mal durch:

Ella Endlich im sehr kleinen Spinnenschwarzen mit halbnackten Tänzern, einem schwachen Song aber sehr gutem Auftritt. Gebt der Frau ordentliche Klamotten und ein ordentliches Lied!

Joco - der befürchtete gesangliche Carcrash blieb aus. Aber irgendwie schien diese Bühne und dieser Rahmen doch sehr ungeeiget für diesen Act. Schade, aber es vermochte nicht zu begeistern.

Gregorians lieferten den einzigen Beitrag, über den unsere Meinungen wirklich auseinander gingen. Ich find den Song toll (auch wenn ich ihn nicht tollfinden will, aber was kann ich für meinen Geschmack?), Sixtus fands grauenhaft. Der Auftritt war allerdings auch reichlich überladen, aber so einen grünen Handlaser möchte ich auch mal gerne! Ich hab zwar keine Ahnung, was man damit macht, aber haben is schön!

Die eindeutig beste Postkarte hatten Woods of Birman. Ich hoffe, da haben alle genau hingeschaut, das war absolut grandios. Leider konnten weder Auftritt noch Lied so richtig überzeugen. Das war alles nicht schlecht, aber irgendwie auch nicht gut.

Der Auftritt von Luxuslärm dagegen war super. Die Leadsängerin hat eine schöne Stimme und eine tolle Ausstrahlung und hat das wunderbar gemacht. Aber das Lied ist nun mal einfach nicht geeignet für die internationale Bühne, daran ändert auch der gute Auftritt nichts. Und wieso nennen die sich Luxuslärm? Der Name passt nicht zur Mucke.

Rundum großartig war unser Lieblingsbeitrag von Keøma. Toll gesungen, atmosphärisch, mystisch, schönes Bühnenbild, einfach klasse. Schade, dass es nicht ins Superfinale gekommen ist. War vor den drei Topfavoriten vielleicht zu unauffällig und für die breite Masse zu ungewöhnlich. Auf so einen Beitrag muss man sich halt einlassen, im Vorbeigehen wirkt der nicht. Wirklich schade drum.

"Jetzt wissen wir, was mit Soluna Samays Jackett passiert ist" waren Sixtus' Worte beim Auftritt von Avantasia. Ansonsten war das für uns DIE Enttäuschung des Abends. Ich steh ja total auf Radau, aber dieser Song zündete bei uns nicht. Außerdem hat der Leadsänger eine unglaublich affektierte Art, das hat auch nicht pläsiert. Zu Recht nicht nach Stockholm.

Alex Diehl hatte einen schnörkellosen Auftritt, der Wechsel ins Englische allerdings hätte nicht sein müssen und sein Französisch war einfach nur peinlich. Im Grunde ist ja gegen diese ganze Geschichte nichts zu sagen, man kann das mögen oder nicht. Aber bitte bitte nicht zum ESC damit, da waren wir uns einig. Und trotz einer kleinen Schrecksekunde bei der Wertung, als Avantasia als Drittplatzierte verkündet wurden und Sixtus in einer fabelhaften freudschen Fehlleistung meinte "Ich fürchte, der Diehl fährt nach Stuttgart" (in dem Falle lieber Stuttgart als Stockholm, obwohl ich den auch hier nicht unbedingt haben muss), ist uns das ja glücklicherweise auch erspart geblieben.

Und dann kam für uns der zweite Flash des Abends. Jamie Lee lieferte einen großartigen Auftritt ab, sie hat eine tolle Stimme, einen Song, den man sich gut anhören kann und einen sehr auffallenden Stil, was mit Sicherheit nichts schlechtes ist. Außerdem ist sie einfach nur zuckersüß (dazu gleich mehr), und die Vorstellung "Hallo, ich bin Jamie Lee, ich bin 17 und komme aus Hannover" kam mir doch von irgendwoher sehr bekannt vor... Wir waren begeistert, und als dann das Ergebnis des Superfinales verkündet wurde, waren wir noch mehr begeistert.

Nach dem tollen Auftritt von Jamie Lee hatte Laura Pinski es natürlich nicht ganz leicht. Aber sie machte das ok, sehr ok sogar. Das Kleid von Polina Gagarina / Aliona Moon / Sabina Babayeva hätte nicht sein müssen, und über den... öh... Song ist ja nun wirklich alles gesagt. Aber Laura sang ordentlich und man möchte ihr wünschen, dass ihr mal irgendwer ein anständiges Lied schreibt. Allerdings war das das einzige Lied, das sich auf Anhieb in meine Gehörgänge gefräst hat und bei dem ich nach dem zweiten (!) Hören sogar die Strophen halbwegs mitsingen kann... Puuuuh.... Möchte man das? Na ja, jedenfalls wissen wir jetzt, dass es nicht Ralph Siegels letztes Mal war...

Alles in allem war das ein toller Abend mit einer überaus würdigen Siegerin. Das zeigte sich übrigens auch in der Pressekonferenz: Jamie Lee machte alles mit, beantwortete jede Frage authentisch, charmant und liebenswürdig, ohne übertriebenen Ehrgeiz oder ebensolches Rumgehampel, dafür aber, wenn es notwendig war, in sicherem Englisch. Eine absolut entzückende Person, der wir hier für Stockholm schon jetzt nur das allerbeste wünschen! Ich weiß nicht, was drin ist, aber die Top Ten sollte in dieser Form kein Ding der Unmöglichkeit sein. Go for it, Jamie Lee!

Samstag, 20. Februar 2016

Fazit zu ULFS

Lieber NDR, Hut ab. Nach dem Naidoo-Desaster innerhalb kürzester Zeit ein solches Line-Up hinzubekommen, ist keine Selbstverständlichkeit. Da hatten wir in manch anderen Jahren mit mehr Vorlauf schon deutlich Schlechteres, und dieses Jahr ist ja nun wirklich eine Menge Abwechslung dabei. Es gibt keine Überflieger, auch keine ganz großen Namen, aber auch nicht nur Rohrkrepierer am laufenden Band.

Und dass Ihr Siegel nochmal mitmachen lassen habt, find ich eine schöne Geste. Ohne Onkel Ralphie fehlt einem irgendwie doch was, auch wenn mir bei seinem Song die ganze Zeit das hier durch den Kopf ging (ja, der Song ist tausendmal besser als alles im Line-Up - aber leider schon 30 Jahre alt...)

Nun schauen wir mal, wie die Songs am Donnerstag umgesetzt werden. May da best one win!

Laura Pinski - Under The Sun We Are One

Hihi, das muss man auch erstmal hinkriegen: Beim allerersten Ton der Musik hört man sofort, wer das komponiert hat. Und auch ansonsten hat das Siegel written all over: Eine putzige Sängerin (ok, mit putzig hat er es sonst nicht so, aber diesmal schon) mit starker, leicht ins vokalakrobatische tendierender Stimme (was er sie glücklicherweise nicht tun lässt), Bombastschlager, eine Boooootschaft, einen Chor, der wahlweise alles schön echot oder vorher singt und so weiter und so fort. Ich fand das gerade hochgradig amüsant, das Ding hat wirklich alles, was Siegelsche Kompositionskunst (und manchmal auch -wunst) ausmacht. Köstlich. Aber bitte nicht nach Stockholm wählen.

Chance auf das Ticket nach Stockholm:
Ralph hat gesagt, wenn er das Ticket bekommt, war es sein letzter ESC-Beitrag. Es wird aber nicht sein letzter ESC-Beitrag bleiben.

Chance auf die Top Ten in Stockholm:
Ach komm, hör doch auf. Letzter bis Vorletzter.

4/10

Luxuslärm - Solange Liebe in mir wohnt

Wenn ich Songchecks der deutschen Vorentscheidung mache, bin ich immer ein wenig in der Zwickmühle. Denn einerseits höre ich sozusagen mit meinen eigenen deutschsprachigen Ohren, andererseits überlege ich aber auch immer, wie das auf einen nicht des Deutschen mächtigen Zuhörer wirken könnte. Und bei diesem Song ist das eine ziemlich relevante Überlegung, denn der Text benutzt sehr schöne Bilder "ich lass es schneien in der Wüste", "ich bau aus Trümmern einen Thron", "ich tanz mit jedem meiner Feinde" und so weiter. Klingt gut, hat man so noch nicht gehört. Aber: Die Musik ist sooo eintönig. Es nudelt die ganze Zeit die gleichen vier Akkorde (nein, nicht DIE vier Akkorde, aber dicht dran) durch. Es wird zwar langsam Spannung aufgebaut, aber irgendwie klingt dann doch alles gleich. Da können die drei Minuten für den internationalen Zuhörer sehr sehr lang werden. Versteht mich nicht falsch, das ist ein schöner Song, aber aus meiner Sicht für den ESC absolut nicht geeignet. Schade, bei dem originellen Namen der Band hätte ich mir mehr erwartet.

Chance auf das Ticket nach Stockholm:
Keine. Und das ist auch gut so. Nicht weil das so schlecht ist, sondern weil es schade wäre, sie so zu verheizen.

Chance auf die Top Ten in Stockholm:
Frag mal besser nach der Chance auf die Top 20

6/10

Keøma – Protected

Uiuiui. Das ist mal ein Brett. Mystisch, außergewöhnlich, edel. Erinnert ein bisschen an Frau Savadogo letztes Jahr in Wien, gefällt mir aber insgesamt besser. Und die Stimme der Sängerin ist wunderbar. Ich bin über mich selber überrascht, weil mir solche Beiträge normalerweise beim ersten Hören so gar nicht gefallen, aber das hier ist anders. Und ich hoffe, dass die breite Masse das dann am Donnerstag auch zu schätzen weiß! Schön für anrufen, hört Ihr!

Chance auf das Ticket nach Stockholm:
Ich fürchte, sie werden es nicht mal ins Superfinale schaffen, weil der Beitrag dann doch zu außergewöhnlich ist. Bitte lasst mich mich irren!

Chance auf die Top Ten in Stockholm:
Japp. Wenn sie es nach Stockholm schaffen, besteht auch eine gute Chance für die Top Ten - zumal das hier typisches Juryfutter ist.

9/10

Alex Diehl - Nur ein Lied

Da setzt sich nach den Terroranschlägen in Paris ein ganz normaler junger Mensch hin und schreibt unter dem Eindruck des Geschehenen einen Song. Er postet ihn auf Facebook, und dann wird das Ding millionenfach angeklickt und zum Hit. So weit, so gut. Aber was dieses Lied dann im ESC-Vorentscheid zu suchen hat, erschließt sich mir nicht. Wenn man nämlich von dem Lied mal die Botschaft abzieht (die als allererstes mit einem anklagenden Zeigefinger von sich weg auf alle anderen zeigt - geht GAR NICHT), dann bleibt nichts mehr übrig. Nichts. Keine Stimme, keine Optik, keine Professionalität (dazu gleich mehr). Und der Song ist halt auch nur - nett. Es kam ja schon oft der Vergleich mit Andreas Kümmert. Der stimmt aber nur insofern, als beide für die große Bühne nicht gemacht sind. Aber Andreas hat dem Alex halt nun mal einfach seine herausragende Stimme voraus, und ohne das gehts nun mal einfach nicht. Es ist ohne Frage ein aus dem Moment heraus geschriebener, ehrlicher handgemachter Song. Aber sorry, Alex, für die Eurovisionsbühne reicht das nicht. Und für die VE-Bühne strenggenommen auch nicht.

Was die Professionalität angeht: Nach dem Songcheck auf dem Prinz-Blog ging es dort in den Kommentaren recht kontrovers zu, teilweise auch mit Anmerkungen weit jenseits der Gürtellinie. Daraufhin bat Alex die Prinzen, seinen Songcheck zu löschen. Die Prinzen posteten daraufhin ein paar Gedanken zur Netiquette auf dem Blog, aber der Songcheck wurde dankenswerterweise nicht gelöscht. Und das ist auch gut so. Denn, lieber Alex: Wenn Du ins Rampenlicht willst, musst Du sowas aushalten können. Es gibt immer wieder Leute, die in der Anonymität des Internets munter unter die Gürtellinie hauen (und ich gebe Dir recht, ein paar der Kommentare gingen deutlich zu weit), aber die wird es immer geben. Damit musst Du umgehen lernen. Und wenn Du auf die internationale Bühne willst, dann wird das noch viel schlimmer werden (Axel Hirsoux haben sie seinerzeit auch als Mr. Creosote bezeichnet).

Chance auf das Ticket nach Stockholm:
Er könnte ins Superfinale kommen - das Ticket gewinnt er aber (hoffentlich) nicht.

Chance auf die Top Ten in Stockholm:
Douze Points (pardon, vingt-quatre points) from France, sonz nix.

4/10

Avantasia - Mystery Of A Blood Red Rose

Falls sich jemand gefragt haben sollte, auf welchen VE-Song ich im Vorfeld am meisten gespannt war: Auf diesen hier. Ich hab natürlich schon mitbekommen, worum es hier geht, und da ich ja nun mal eine Radautüte vor dem Herrn bin, geh ich bei sowas normalerweise ab wie ein Zäpfchen. Der Vergleich mit Meat Loaf kam ja im Vorfeld oft genug, ich sehe hier auch noch eine gute Portion Scorpions. Also gespannt angehört - und spontan ein bisschen enttäuscht gewesen. Der Leadsänger sagt mir ja so gar nicht zu, weder stimmlich noch mit seiner (nicht vorhandenen) Ausstrahlung. Und der Song weiß nicht so recht, wo er sich einsortieren soll. Solls laut sein? Schnell? Jaulende Gitarren? Bombastisch? Oder doch alles zusammen oder was anderes? Nein, ich bin nicht überzeugt. Mit einer guten Bühnenshow lässt sich da zwar einiges rausreißen, aber da ist noch ne Menge Luft nach oben!

Chance auf das Ticket nach Stockholm:
Ich denke, sie kommen ins Superfinale, aber es wird dann wohl doch eher Jamie Lee Kriewitz

Chance auf die Top Ten in Stockholm:
Das hängt davon ab, ob sich die Fanbase mobilisieren lässt. Es sind schon bessere Songs im Semi gescheitert.

8/10 (nur 8/10 muss man in diesem Falle sagen)

Gregorian - Masters Of Chant

Herrschaften, das soll doch bittschön Material für einen Songwettbewerb sein und nicht für einen Fantasy-Blockbuster. Und ich hätte es ja besser gefunden, wenn Ihr Euren Song "Monsters of Chant" genannt hättet. Das ist schon arg bombastisch geraten und mit Sicherheit auch nicht jedermanns Sache. Aber Abwechslung erfreut, und wenn man sich mal überlegt, mit was für Einheitsbreis wir in früheren Jahren beglückt wurden, ist sowas unbedingst zu begrüßen. Außerdem, und jetzt dürft Ihr mich alle schlagen: Das ist mein persönliches Guilty Pleasure in dieser VE. Ich will das nämlich eigentlich nicht mögen, aber was soll ich sagen: Ich finds super (wobei ich es ohne den Gesang noch superer fänd, aber man kann nicht alles haben)!

Chance auf das Ticket nach Stockholm:
Wenn es schon für mich ein Guilty Pleasure ist, ist es vermutlich für alle anderen eher nur Guilty ohne Pleasure. Also keine.

Chance auf die Top Ten in Stockholm:
Wenn sie es wider Erwarten doch schaffen sollten, landet es entweder ganz oben oder ganz unten. Dazwischen gibts nix.

8/10 (ich sag ja, Guilty Pleasure)

Woods of Birnam - Lift Me Up

Ein Song, der beim ESC antritt und auf möglichst eingängig getrimmt wird, läuft ja immer Gefahr, ins Beliebige abzurutschen. Soviel sei gesagt: Die Gefahr besteht hier schon mal nicht. Di Rhythmik ist alles andere als plätscherig und hält einen bei der Stange, und der Song selbst macht gute Laune. Phasenweise erinnerte es mich ein bisschen an "the hightest heights", was keine Herabwertung sein soll, denn das ist ein Supersong, auch wenn die Performance damals profund unsuper war. Jedenfalls, auch dieser Song muss noch etwas gekürzt werden, was hier aber glücklicherweise kein Problem sein sollte. Ich bin sehr gespannt, wie das auf die Bühne gebracht wird.

Chance auf das Ticket nach Stockholm:
Für das Superfinale könnte es eventuell langen, fürs Ticket eher nicht.

Chance auf die Top Ten in Stockholm:
Würde ich dort eher im Bereich von Platz 15 sehen. Leider.

8/10 (aber nicht so stark wie Jamie Lee Kriewitz)

Jamie Lee Kriewitz - Ghost

Die Top-Favoritin auf das Ticket nach Stockholm, und zwar vollkommen zu recht. Jamie ist total süß und zwar auf eine das-hat-man-noch-nicht-tausendmal-gesehen-Art süß. Sie hat eine tolle Stimme und ist nicht umsonst Siegerin von The Voice of Germany geworden. Der Song ist ebenfalls klasse, mystisch, ungewöhnlich, nur leider viel zu lang, und das macht mir gerade ein bisschen Angst. Ich hoffe, man lässt beim Kürzen Weisheit walten - die zauberhafte Bridge muss unbedingt drin bleiben. Ansonsten: Jamies Ausstrahlung, ihre Optik und ihre Stimme werden das schon richten.

Chance auf das Ticket nach Stockholm:
Hoch. Sehr hoch. Mal sehen, ob noch jemand kommt, der ihr da Konkurrenz machen kann.

Chance auf die Top Ten in Stockholm:
Sollte eigentlich machbar sein. Hängt von der Inszenierung ab. Ich finde die Sängerin stärker als den Song.

8/10

Joco - Full Moon

Poah, das ist jetzt echt schwierig zu beurteilen. Ich kenne von diesem Stück wie vermutlich alle anderen auch nur eine Liveaufnahme, die mit Trommeln und Piano recht sparsam instrumentiert wurde. Ich hoffe doch sehr, dass sich das bis Donnerstag noch ändert. Aus dem Song lässt sich nämlich durchaus was machen. Die Schwestern sind auch sehr hübsch anzusehen, die Stimmen harmonieren gut, aber: Was das Gesangliche angeht, hat das ganze leider ein gewisses Carcrash-Potenzial. Ich hoffe, dass ich mich da irre. Mir sind solche Acts nämlich eigentlich immer grundsympathisch. Aber so in der Form wird das leider nix.

Chance auf das Ticket nach Stockholm:
Keine.

Chance auf die Top Ten in Stockholm:
Auch keine.

5/10

Ella Endlich - Adrenalin

Ella Endlich war im Vorfeld einer der wenigen Namen, die ich tatsächlich schon kannte. Keine Frage, das Mädle kann was. Sie kann singen, sie sieht gut aus, sie kann soweit ich weiß auch ganz gut tanzen. Und sie präsentiert: Ungenierten Schlager. Nu ja, warum auch nicht. Adrenalin geht ganz gut ins Ohr und hört sich nicht unangenehm an, könnte aber noch ein bissi mehr Pep haben. Ich hatte hier eine Version von 3:44 Min, die ja noch auf drei Minuten gekürzt wird. Das wird dem ganzen auf jeden Fall sehr gut tun, gegen Ende wurde es doch etwas arg eintönig. Das ist auch das Hauptmanko des Songs, mir fehlt da ein bisschen die Abwechslung. Die Kürzung wird sicher helfen, aber vielleicht kann man am Arrangement noch ein bisschen basteln. Aber dafür, dass das Schlager ist und ich mit diesem Genre gemeinhin eher wenig anfangen kann, ist das nicht verkehrt.

Chance auf das Ticket nach Stockholm:
Ich denke, das Superfinale ist auf jeden Fall drin. Für das Ticket wird es aber eher nicht reichen.

Chance auf die Top Ten in Stockholm:
Wenn das Arrangement umgebaut würde, würde ich das dort eher auf Platz 11-15 sehen.

6/10 (mit Tendenz zur 7)

ULFS - Vorbemerkung

Es ist Samstagnachmittag, der Rest der Familie ausgeflogen, draußen schneeregnet es und ich hab Lust auf nix. Ein idealer Zeitpunkt, sich endlich mal gebündelt die Songs der deutschen Vorentscheidung reinzuziehen. Vorab: Da ich üblicherweise keinen Dudelfunk höre, kenne ich noch absolut nichts davon, auch die Namen der Protagonisten sagen mir größtenteils nix, was aber wohl eher gegen meine Bildung bezüglich der aktuellen deutschen Musikszene spricht. Und wenn schon. Da noch keine Reihenfolge feststeht, werde ich mir die Beiträge nach dem Alphabet geordnet vornehmen - und zwar, damit mal Abwechslung reinkommt, nach dem Songnamen sortiert.

Los gehts!

Donnerstag, 18. Februar 2016

New game, new rules

Heute wurde bekanntgegeben, dass das Voting beim ESC 2016 radikal erneuert werden wird. Es wird immer noch so sein, dass es die nationalen Jurys und das flächendeckende Televoting gibt, aber die Auswertung der Stimmen wird sich drastisch ändern.

Es werden nämlich jetzt pro Land nicht mehr maximal 12, sondern maximal 24 Punkte vergeben. Die alte Staffelung 1-8, 10, 12 bleibt gleich, aber nun werden Juryvotes und Televotes vollkommen getrennt voneinander betrachtet und nicht mehr zu einem Gemeinschaftsvoting pro Land verquickt. Das heißt, ein Beitrag kann aus einem Land nun nicht mehr maximal 12 Punkte, sondern maximal 24 Punkte bekommen, und bei 26 Finalteilnehmern könnten im extremsten Fall 20 davon aus einem Land bepunktet werden, das heißt, nur fünf gingen leer aus.

Diese Trennung hat natürlich auch Folgen für die Punktevergabe. Da man nicht alle 43 Länder jeweils zweimal die Punkte ansagen lassen will, werden zunächst von den Spokespersons nur die Jurypunkte vorgelesen und auf dem Scoreboard aufaddiert. Wenn die Spokespersons alle durch sind, sieht man auf dem Scoreboard sozusagen die komplette Jurywertung und damit die Hälfte aller zu vergebenden Punkte. Damit die Punktevergabe sich nicht bis unendliche ausdehnt, wird das Televoting dann zu einer gigantischen Wertung zusammengefasst und zwar dergestalt, dass die Punkte aller Länder aufaddiert werden und ein Land somit im Extremfall 504 Punkte durch das Televoting erreichen könnte. Das wird natürlich nicht passieren, aber das Televoting kann die gesammelten Jurywertungen nochmal gründlich durcheinanderbringen - Abweichungen gab es ja in den vergangenen Jahren zur Genüge. Die Televoting-Ergebnisse werden dann von den Moderatoren vorgetragen.

Christer Björkman hat es also mal wieder geschafft, dem ESC einen weiteren Schubs in Richtung Melodifestivalen zu geben, denn dort läuft das derzeit exakt so ab.

Falls übrigens für ein Land keine Juryergebnisse oder kein Televotingergebnis vorliegt oder man diese Ergebnisse nicht verwerten kann (zu wenig Leute haben abgestimmt, offensichtliche Schiebung der Jury usw.), entfällt diese Wertung nicht etwa, sondern es wird ein Mittelwert aus Wertungen von zuvor ausgesuchten Ländern geben. Diese Auswahl wird im Vorfeld mit der EBU abgestimmt.

Was ist nun davon zu halten? Mir persönlich ist erstmal eine Gerölllawine runtergefallen, dass dieses unsägliche Ranking nun endlich Geschichte ist und auch hoffentlich bleiben wird. Schlimmer als das kann und wird die neue Regelung nicht sein. Ich finde es nur ein wenig schade, dass der Jurywertung soviel Zeit eingeräumt und das Televoting dann in einem Aufwasch abgefrühstückt wird. Umgekehrt wäre es mir lieber gewesen. Aber nichtsdestotrotz ist das aus drei Gründen auf jeden Fall eine Verbesserung:

- das Ranking ist weg, Wettbewerbsverzerrungen wie in den letzten drei Jahren, die polarisierende Beiträge benachteiligten und das Mittelmaß nach oben hievten, wird es in dieser Form nicht mehr geben können. Auch kann die Jury nichts mehr aktiv nach unten ziehen.

- die Spannung bleibt erhalten. Der letzte Jahrgang, wo es richtig spannend war, war 2003. Seitdem stand der Sieger immer schon mehrere Wertungen vorher fest, was die Wertungsphase gegen Ende leider ein wenig langweilig werden lässt. Durch das neue System bleibt es spannend bis zur letzten Wertung.

- und nicht zuletzt wird es dem immer größer werdenden Finale auch eher gerecht. Bei 27 (ok, dieses Jahr wieder nur 26) teilnehmenden Nationen sind 10 zu bepunktende pro Land einfach zu wenig. Bei dem neuen System sind es im Maximalfall 20, was dem stetig wachsenden ESC viel eher gerecht wird.

Doch, ich glaube, alles in allem ist das eine deutliche Verbesserung. Ich bin schon sehr gespannt, wie das dann wird im Mai - und ob dann immer noch eine Chance darauf besteht, dass mal wieder jemand "nil poäääh" schafft.