Donnerstag, 18. Februar 2016

New game, new rules

Heute wurde bekanntgegeben, dass das Voting beim ESC 2016 radikal erneuert werden wird. Es wird immer noch so sein, dass es die nationalen Jurys und das flächendeckende Televoting gibt, aber die Auswertung der Stimmen wird sich drastisch ändern.

Es werden nämlich jetzt pro Land nicht mehr maximal 12, sondern maximal 24 Punkte vergeben. Die alte Staffelung 1-8, 10, 12 bleibt gleich, aber nun werden Juryvotes und Televotes vollkommen getrennt voneinander betrachtet und nicht mehr zu einem Gemeinschaftsvoting pro Land verquickt. Das heißt, ein Beitrag kann aus einem Land nun nicht mehr maximal 12 Punkte, sondern maximal 24 Punkte bekommen, und bei 26 Finalteilnehmern könnten im extremsten Fall 20 davon aus einem Land bepunktet werden, das heißt, nur fünf gingen leer aus.

Diese Trennung hat natürlich auch Folgen für die Punktevergabe. Da man nicht alle 43 Länder jeweils zweimal die Punkte ansagen lassen will, werden zunächst von den Spokespersons nur die Jurypunkte vorgelesen und auf dem Scoreboard aufaddiert. Wenn die Spokespersons alle durch sind, sieht man auf dem Scoreboard sozusagen die komplette Jurywertung und damit die Hälfte aller zu vergebenden Punkte. Damit die Punktevergabe sich nicht bis unendliche ausdehnt, wird das Televoting dann zu einer gigantischen Wertung zusammengefasst und zwar dergestalt, dass die Punkte aller Länder aufaddiert werden und ein Land somit im Extremfall 504 Punkte durch das Televoting erreichen könnte. Das wird natürlich nicht passieren, aber das Televoting kann die gesammelten Jurywertungen nochmal gründlich durcheinanderbringen - Abweichungen gab es ja in den vergangenen Jahren zur Genüge. Die Televoting-Ergebnisse werden dann von den Moderatoren vorgetragen.

Christer Björkman hat es also mal wieder geschafft, dem ESC einen weiteren Schubs in Richtung Melodifestivalen zu geben, denn dort läuft das derzeit exakt so ab.

Falls übrigens für ein Land keine Juryergebnisse oder kein Televotingergebnis vorliegt oder man diese Ergebnisse nicht verwerten kann (zu wenig Leute haben abgestimmt, offensichtliche Schiebung der Jury usw.), entfällt diese Wertung nicht etwa, sondern es wird ein Mittelwert aus Wertungen von zuvor ausgesuchten Ländern geben. Diese Auswahl wird im Vorfeld mit der EBU abgestimmt.

Was ist nun davon zu halten? Mir persönlich ist erstmal eine Gerölllawine runtergefallen, dass dieses unsägliche Ranking nun endlich Geschichte ist und auch hoffentlich bleiben wird. Schlimmer als das kann und wird die neue Regelung nicht sein. Ich finde es nur ein wenig schade, dass der Jurywertung soviel Zeit eingeräumt und das Televoting dann in einem Aufwasch abgefrühstückt wird. Umgekehrt wäre es mir lieber gewesen. Aber nichtsdestotrotz ist das aus drei Gründen auf jeden Fall eine Verbesserung:

- das Ranking ist weg, Wettbewerbsverzerrungen wie in den letzten drei Jahren, die polarisierende Beiträge benachteiligten und das Mittelmaß nach oben hievten, wird es in dieser Form nicht mehr geben können. Auch kann die Jury nichts mehr aktiv nach unten ziehen.

- die Spannung bleibt erhalten. Der letzte Jahrgang, wo es richtig spannend war, war 2003. Seitdem stand der Sieger immer schon mehrere Wertungen vorher fest, was die Wertungsphase gegen Ende leider ein wenig langweilig werden lässt. Durch das neue System bleibt es spannend bis zur letzten Wertung.

- und nicht zuletzt wird es dem immer größer werdenden Finale auch eher gerecht. Bei 27 (ok, dieses Jahr wieder nur 26) teilnehmenden Nationen sind 10 zu bepunktende pro Land einfach zu wenig. Bei dem neuen System sind es im Maximalfall 20, was dem stetig wachsenden ESC viel eher gerecht wird.

Doch, ich glaube, alles in allem ist das eine deutliche Verbesserung. Ich bin schon sehr gespannt, wie das dann wird im Mai - und ob dann immer noch eine Chance darauf besteht, dass mal wieder jemand "nil poäääh" schafft.

1 Kommentar:

Sixtus hat gesagt…

Liebe Tamara,
ich gebe Dir vollkommen Recht.

Ausnahmsweise sind die schwedischen Änderungen bezüglich des ESC nicht "für die Fisch'", sondern, im Gegentum, eine gelungene Neuerung und ein Schritt gegen die Schieberei (die aber in den letzten Jahren glücklicherweise deutlich abgenommen hat).

Natürlich wäre auch mir lieber, wenn umgekehrt die Publikumswertung von den Spokespersons verkündet und die Jurywertung aufaddiert würde, aber im Prinzip ist die neue Version aussagekräftiger.

Lassen wir uns überraschen.