Donnerstag, 28. Juli 2016

Nochmal das Finale, Platz 26

26. Deutschland

Bevor wir uns die Top 3 anschauen, möchte ich gern nochmal ans Tabellenende.

Aufmerksame Leser dieses Blogs wissen, dass mein Fußballherz für den VfB Stuttgart schlägt. Aufmerksame Beobachter der Fußball-Bundesliga wissen, dass dieses Herz derzeit ein arg geschundenes ist, denn dieser 14. Mai war nicht nur ein weiterer letzter Platz für Deutschland beim ESC, sondern auch der wohl schwärzeste Tag der Stuttgarter Fußballgeschichte. Nicht nur der VfB ist abgestiegen, sondern auch die Kickers und die zweite Mannschaft des VfB. So gesehen war ich dann nach dem ESC wirklich restlos bedient.

Dabei hätte einen dieser letzte Platz eigentlich nicht verwundern dürfen, und mir ging schon in den Probenwochen ein wenig der Hintern auf Grundeis, weil ich mich fragte, wer Jamie-Lee denn eigentlich diesen letzten Platz hätte streitig machen sollen. Natürlich ist sie süß, natürlich singt sie gut, und natürlich kann man ihren Sieg bei der DVE vertreten. Aber "Ghost" ist als Song einfach nur dröööööööge und passt auch nicht wirklich zu ihr. Ich gebe zu, ich habe diese Tatsache in der VE ziemlich verdrängt, weil sie schon wirklich gut abgeliefert hat. Übrigens hat sie das auch in Stockholm. Aber eingekeilt zwischen Schweden und Frankreich hatte sie keine Chance zu strahlen. Das Outfit, das Europa dann doch wider Erwarten nicht verstanden hat, tat ein Übriges. Nicht umsonst ist sie Zweite beim Barbara-Dex-Award geworden, offensichtlich war den Leuten nicht klar, was denn ihr Style mit ihrem Lied und mit allem anderen zu tun hat. Ich gehe aber nicht davon aus, dass das in diesem Falle kriegsentscheidend war, immerhin gibt es ja in der Riege der BDA-Preisträger doch einige, die die Top 10 geknackt haben (Guildo Horn, Eldrine, Rona Nishliu, t.A.T.u., und Verka Serduchka wurde ja seinerzeit sogar Zweite). Das muss also nicht unbedingt den Absturz bedeuten, wenn alles andere stimmt. Nur stimmte halt vieles andere auch nicht.

Natürlich kommt dann die Frage, wen man sonst hätte schicken sollen (erst schocken getippt, geiler Vertipper!). Aus der VE? Avantasia vielleicht? Im Vergleich zu Zypern und vor allem Georgien der wesentlich schlechtere Beitrag, und was mit unsympathischen Sängern passiert, hat Jüri Postmann ja vorgemacht. Alex Diehl? Funktioniert meiner Meinung nach nicht auf der großen Bühne, auch wenn der Song leider nach den schrecklichen Ereignissen der letzten Wochen genau so aktuell ist wie damals. Das ist ehrliche, handgemachte Musik von einem Sänger, bei dem die Botschaft wichtiger ist als die (nicht besonders herausragende) Stimme. Also so gar nix für den ESC, zumal Alex auch aus meiner Sicht bei weitem nicht professionell genug dafür ist. Alle anderen? Ach je. Alles... nett. Dafür, dass diese VE mit glühender Nadel gestrickt war, war das sehr ok. Keoma fand ich ganz schön. Aber ganz ehrlich: Alles in allem hatten wir keine bessere Wahl als die, die wir getroffen haben. Einem nackten Mann kann man nun mal nicht in die Tasche greifen. Und wir spielen bei der deutschen Vorentscheidung schon viel zu lange "Kaisers neue Kleider".

Und damit bin ich beim großen Elend, das in Deutschland seit einiger Zeit sein Unwesen treibt: Es wird sich nix mehr getraut. NIX! Der NDR macht sich, was den ESC angeht, zur Marionette der Plattenfirmen, aber wie man sieht, bringt das keine Erfolge. Leute, traut Euch endlich mal wieder was! Geht nicht auf Nummer Sicher, sondern rein in die Vollen! Risiko macht Spaß! Bringt mal einen Song auf Deutsch! Oder auf Chinesisch! Lasst die Puppen tanzen! Außerdem: Es kann doch nicht sein, dass sich niemand findet, der professionell genug und wirklich heiß auf diesen Wettbewerb ist. Ja, ich hör Euch schon alle "Xavier Naidoo" rufen. Ging in die Richtung, war trotzdem keine gute Idee, und das sehe ich bis heute so. Die Art und Weise, wie er abserviert wurde, war dennoch nicht gut.

Was ich klasse fänd: Wenn man wirklich mal die Fans mehr ins Boot holen würde. Es gab ja dieses Jahr schon gute Ansätze mit den Kunsthochschulen, aber das bringt alles nix, wenn der Song bzw. der Act nix taugt. NDR, wenn Kritik aus Fankreisen kommt, dann hört verdammt nochmal drauf und beharrt nicht darauf, dass Ihr das aber so und so gemeint habt - der europäische Zuschauer und der europäische Juror wissen das nicht, und wisst Ihr was: Es interessiert sie auch nicht!

Ich wäre ja schon glücklich, wenn wir nächstes Jahr mal eine VE OHNE Skandal hinkriegen. So weit sind wir schon. Die letzte wirklich skandalfreie VE war 2010. 2010. Was war nochmal 2010?

Was das alles mit dem VfB zu tun hat? Nun, hier in Stuttgart hat direkt nach dem Abstieg heimlich, still und leise das Großreinemachen angefangen. Da wurde alles rausgeschmissen, was nicht bei drei auf dem Baum war, und die Zeichen auf Neuanfang gestellt (Hitz is back in town!). Und genau das wünsch ich mir vom NDR ESC-bezüglich auch. Gebt es ab, wenn Ihr es nicht könnt. Wenn Ihr das nicht wollt, tauscht die verantwortlichen Leute aus (und das schließt Peter Urban ausdrücklich mit ein!). Und wenn Ihr das auch nicht wollt, dann traut Euch doch endlich mal was! Lieber mit Grandezza auf die Nase fliegen als mit Langeweile! Und wer weiß: Vielleicht fliegt man ja auch gar nicht auf die Nase, wenn man sich endlich mal wieder was traut?

Das Finale, Platz 4-6

Frankreich

Der eindeutige Liebling dieses Blogs wurde dagegen ein Opfer der schwedischen Kameras. Ich habe schon lange keinen Eurovisionsbeitrag mehr gesehen, der von der Kameraführung dermaßen hingemetzelt wurde. Leute, wenn ich einen derart hinreißenden, charmanten Sänger am Start habe, dann kann ich doch nicht nur Totalen bringen. Leider schwächelte Amir gesanglich auch ein wenig, vor allem am Schluss, so dass ich schon das Schlimmste befürchtete. Mit Platz 6 sehr ordentlich bewertet, aber natürlich bin ich trotzdem total enttäuscht - umso mehr, als ich meine 20 SMSe für Frankreich völlig umsonst rausgeballert habe, da es aus Deutschland (natürlich, möchte ich sagen) keinen einzigen Punkt für Amir gab. Aber dafür hab ich sogar eine Erklärung: Es könnte an der optischen Ähnlichkeit Amirs zu Mats Hummels liegen, der ja jetzt aus bekannten Gründen bei allen Nicht-Bayern-Fans (und das ist die Mehrheit) persona non grata ist. Trotzdem, ewig schade um den besten französischen Beitrag seit Patricia Kaas!


Schweden

Warum der schnöselige Frans dagegen die optimale Kamerführung spendiert bekam, werde ich wohl nicht verstehen. Das war ein solider Auftritt, der Song läuft ab und zu im Radio und dürfte wohl der diesjährige Charts-Gewinner sein. Der jüngste Teilnehmer im Feld konnte letztlich auch nicht viel falsch machen bei diesem Song. Da haben wohl alle kleinen Mädchen, die noch auf waren, reihenweise Mamas und Papas Geld für auf den Kopf gehauen. Na, meinetwegen, wenns schee macht... Mir gibt der Song ja nach wie vor nix, aber ich muss zumindest das Radio nicht ausmachen.


Bulgarien

Ich schrieb es schon bei Douwe Bob: Das schöne an diesem Wettbewerb ist seine Unberechenbarkeit. Eigentlich hätte das hier nämlich ebenfalls volle Kanne in die Hose gehen müssen. Seite abrasiert, ein Outfit, das in jedem anderen Jahr aus dem Stand den Barbara-Dex-Award gewonnen hätte und obendrein auch nicht funktionierte (der unterste Leuchtstreifen am rechten Bein leuchtete im Semi nur teilweise und im Finale überhaupt nicht), dazu Tanzbewegungen, die mit "seltsam" noch unzureichend beschrieben waren. Also alles, wofür man Bulgarien gemeinhin kennt und liebt, die machen bekanntlich keine Gefangenen. Aber eben auch: Eine wirklich saustarke Stimme, tolle Backings, die am Schluss aus ihrem Versteck geholt wurden (klasse Geste!), ein grandioser Song und einer der größten Sympathiebolzen, die jemals auf einer Eurovisionsbühne standen. Das war eine kosmische Wiedergutmachung für Polis schmähliches Ausscheiden anno 2011, die sich gewaschen hatte. Ich hätte niemals damit gerechnet, aber ich hab mir ein Loch in die Mütze gefreut!
PS: Hand aufs Herz, was habt Ihr beim Refrain verstanden? Bei mir wars: "Oh, I'm a roof top, I'm a roof top, I'm a roof top, you will never break this down."

Donnerstag, 21. Juli 2016

Das Finale, Platz 7 - 9

9. Litauen

Ich glaube, wir können es mal als eisernes Eurovisionsgesetz festhalten: Unterschätze niemals, niemals, niemals Donny Montell! Man mag ihn mögen oder nicht, aber der ist doch wirklich für die Bühne geboren. Schon in Baku, als er durch seine unglaubliche Bühnenpräsenz das dröge "Love is blind" auf Platz 3 im Semi hievte, hätte man ja eigentlich gewarnt sein müssen. Und auch in diesem Jahr strafte er alle Unkenrufer, die ihm das sichere Semi-Aus prophezeihten, Lügen. Das einzige, was den guten Eindruck etwas trübte, war seine dämliche Frisur, aber Donny ist der lebende Beweis dafür, dass einen schönen Menschen nichts entstellen kann. Und dieser Bursche ist ja nun wirklich bildhübsch. Und ganz nebenbei auch ein bestechender Performer, denn bis auf den Salto, wo er sowohl im Semi als auch im Finale in den Schnee auf den Boden gegriffen hat (oder sollte das so?), waren das zwei absolut perfekte Auftritte, die mit dem zweitbesten litauischen Ergebnis ever belohnt wurden.


8. Polen

Bei diesem Beitrag haben viele, viele Menschen in Europa irgendwas gesehen, das ich nicht gesehen habe. Dass er das Finale geschafft hat, fand ich schon überraschend, immerhin fand sich hier eine ähnliche Konstellation wie bei Douwe Bob: Ein Sänger mit dem alten Zirkusjackett von Freddy Quinn, nackten Füßen in schwarzen Slippern, schwarzem Nagellack und einer Wallemähne bis über die Taille. Ein leider sehr laaaangweiliger Song. Andererseits: Wunderschöne blaue Augen, ein Gesicht zum Niederknien und viel, viel Leidenschaft beim Singen. Da verzieh man ihm wohl auch die versemmelte erste Stophe im Semi und hievte ihn ins Finale. Diesmal traf er bei der ersten Strophe die Töne, hatte aber erkennbar Probleme mit dem Tempo. Aber ansonsten sang er genau wie im Semi um sein Leben. Nach Auszählung der Jurystimmen lag er mit sieben mageren Pünktchen auf dem vorletzten Platz vor Jamie-Lee. Na ja, zwischen Frankreich und Australien war aber auch ein doofer Startplatz. Und dann lässt er beim Televoting beide deutlich hinter sich und hievt sich hinter Russland und der Ukraine auf Platz 3?! Wie gesagt: Manchmal ist mir dieser Wettbewerb ein absolutes Rätsel...


7. Armenien

Falls sich jemand fragen sollte, welcher Beitrag gegenüber der Vorbesprechung bei mir den größten Sprung gemacht hat: Dieser hier. Es ist auch derjenige, den ich mir seit dem ESC mit Abstand am häufigsten angesehen habe. Das war aber auch der Hammer: SO singen, SO aussehen, SOLCH eine Präsenz und fraglos die beste Kameraführung aller Teilnehmer. Da kann man nur schauen und genießen - der Song bleibt zwar anstrengend, ist aber alles andere als Schund und wirklich kongenial umgesetzt. Und nein, das war nicht nuttig, das war genau richtig dosiert! Das hätte gut und gerne noch weiter vorne landen können, aber aus zwei Gründen nicht auf der Pole Position: Erstens wäre dann mein Hörtest für die Hühner gewesen (so aber hat die Serie gehalten), und zweitens hat die ansonsten supersympathische Iveta da im Semi so eine Aktion gebracht... wir reden später noch darüber. Außerdem war der Semi-Auftritt absolut perfekt, aber der Finalauftritt hatte ein paar kleine stimmliche Wacklerchen drin. Trotzdem. Chapeau, Armenie, das war schlicht fantastisch und wurde deutlich zu schlecht bewertet!

Mittwoch, 20. Juli 2016

Das Finale Platz 10 - 13

13. Österreich

Das Land des Hausherrn dieses Blogs gehört zu den wenigen, die sich dieses Jahr mal was getraut haben. Leider wurden sie dafür nicht belohnt, und das ist ausschließlich den Jurys zu verdanken (meine Meinung zu den Jurys dieses Jahr: Siehe Mazedonien). Der Televoter hatte ZoëZoë nämlich im Semi auf Platz 2 und im Finale auf Platz 8, was beides wesentlich angemessener gewesen wäre als die tatsächlichen Plätze 7 und 13. Was bitteschön hat Euch denn daran nun nicht gefallen, Juroren? Ein wunderhübscher französischsprachiger (!) Song (in keiner anderen Sprache hätte das gesungen werden dürfen!), der zumindest mich sofort fröhlich macht, eine süße Sängerin mit einer Stimme wie Vanessa Paradis, die zwar zum Anfang des Semis sehr aufgeregt war, das aber trotzdem mit Bravour gemeistert hat, und ein hinreißender Bühnenhintergrund. Außerdem haben sie alles weggelassen, was in der VE noch zuviel war, etwa das Laufband. Mir ist schon klar, entweder liebt man es (zum Beispiel ich) oder man hasst es (zum Beispiel die Juroren). Und ich hab recht!


12. Malta

Im Gegensatz zu Zoe bekam Ira ihre Punke zum allergrößten Teil von den Jurys. Die Televoter stehen wohl nicht auf schwangere gereifte Diven. Schwanger? Ja! Falls es irgendwer noch nicht mitbekommen haben sollte: La Losco ist schwanger. Okay, Ihr habts doch mitbekommen. Wenn schon nicht durch ihr Strahlen und die trefflich in Szene gesetzte Oberweite, dann aber spätestens durch ihr Babybauchtätscheln am Ende des Finalauftrittes. Is legitim, darf man machen. Mit dem Song werde ich immer noch nicht so richtig warm, und auch die Kameraführung tat ihr keinen Gefallen - die war nämlich mehr an dem Schlitz in ihrem Kleid und ihrem linken Bein interessiert als an ihrem nach wie vor makellosen Gesicht. Übrigens hätte ICH zu dem Schlitzkleid niemals Stiefeletten angezogen, sondern irgendwas, wo man auch den Fuß sieht, aber mich fragt ja keiner. Andererseits sang Ira aber sehr ok (meine erste Reaktion im Semi war: "Huch, die kann ja wirklich singen!"). Aber für die Top Ten hats halt nicht gereicht.


11. Niederlande

Manchmal gibts Sachen, die gibts echt gar nicht. Eigentlich schrie alles an Song und Auftritt "Semi-Aus!": Douwe Egberts Bob im blauen Dreiteiler, dazu das rausguckende Rosen-Tattoo am Hals, die Zehnsekunden-Pause, in der das Publikum anfing zu johlen und Douwe die Worte "I love you too, Baby" sprach, nachdem die Musik wieder einsetzte, beflirtete er das Hallenpublikum, als gäbs kein Morgen. Ach ja, und der Song fällt in die Kategorie "angenehm locker-flockig-unangestrengt" und ist dabei so zeitlos (deshalb auch die Zifferblätter auf dem Bühnenboden), dass den ohne weiteres Henk Hofstede vor dreißig Jahren hätte schreiben können (jetzt müsste man wissen, wer Henk Hofstede ist, gell?). Aber der Songcontest ist zuweilen von faszinierender Unberechenbarkeit. Auch dass eine Finalstartnummer 3 einen auch mit einem unauffälligen Song an den Rand der Top Ten bringen kann, ist ja eher die Ausnahme. Aber sowas geht halt auch nur, wenn man sich mit all den oben genannten Dingen ansonsten nicht den allerkleinsten Patzer erlaubt. Und gesanglich klangen beide Auftritte perfekt wie von CD, insbesondere auch die Backings waren herausragend. Aus meiner Sicht eine sehr erfreuliche Überraschung! Da hätte ich nicht mit gerechnet!


10. Belgien

Im zweiten Semi war man gezwungen, siebzehn Wagenladungen voller nicht ganz leichter bzw. vollkommen unverdaulicher Kost zu genießen. Und dann kommt auf Startplatz 18 auf einmal so eine frische Brise daher. Kein Blau im Bühnenhintergrund. Ein superniedliches, authentisches, unverbrauchtes junges Ding, das zwar stimmlich niemals die Champions League gewinnen wird, ber mit seinen Tänzern einfach Riesenspaß auf der Bühne und überdies seit der VE erkennbar an seinem Beitrag gearbeitet hat. Das war drei Minuten Erholung! Und natürlich war in dem Moment, als bei der Finalistenverkündung "Belgium" gesagt wurde, klar, dass das das Finale eröffnen würde. Dort brachte man noch ein paar lustige Tüchlein in schwarz-gelb-rot mit, ansonsten war alles wie im Semi einschließlich Publikumsanimation (die übrigens dieses Mal vom Televoter nicht bestraft wurde) und lustigem Umzug auf dem Catwalk. Belgien sichert sich ja seit einiger Zeit das Monopol auf die lustigsten Tanzschritte, und das ist bisher jedes Mal belohnt worden. Auf jeden Fall: Dat hat Spass jemacht!

Sonntag, 17. Juli 2016

Das Finale Platz 14-17

17. Aserbaidschan

Da hat sie uns ja alle hübsch an der Nase herumgeführt, die gute Samra. In den Proben sang sie so verheerend, das fast jeder Beobachter das erste Semi-Aus für Aserbaidschan für eine ausgemachte Sache hielt. Aber im Semi und im Finale schaffte sie es tatsächlich, ihren Song gesanglich einigermaßen unfallfrei auf die Bühne zu bringen. Dazu dann noch ordentlich Pyro, wie sich das fürs Land of fire gehört. Über die Klamotten der Tänzer breiten wir mal den Mantel des Schweigens, wie auch über Samras merkwürdigen Hosenanzug, der in seiner Machart verdächtig an den Body von Iveta erinnerte. Haben Armenien und Aserbaidschan etwa den gleichen Schneider gehabt?


16. Italien

Der 16. Rang für Italien hat unsere Runde kollektiv enttäuscht. Das war doch sooo schön: Italienische Sprache, ein hinreißendes Bühnenbild und eine ebensolche Sängerin. Leider war Francesca nicht immer so ganz tonsicher, aber Herrgott, anderen Beiträgen verzeiht man das doch auch. Was bitte hat denn Juroren und Televoter so irritiert? Am Ende gar die frühe Startnummer? Ach, mer waaß es net, mer vermuts nur. Jedenfalls ein wunderschöner Beitrag hoffnungslos unter Wert geschlagen. Sehr, sehr schade drum. Lieber Sixtus: Bitte schimpf Jurys und Televoter Idioten.


15. Lettland

Auch die Letten hätte man nach dem sechsten Platz des Vorjahres weiter vorn erwartet. Der süße Justs sang sich dann auch die Seele aus dem Leib. Der Song kommt nicht ganz an "Love Injected" ran, und irgendwas hat mir auch bei der Performance gefehlt. Am Gesang lags nicht, der war einwandfrei. Vielleicht war es sein unmotiviertes Rumlaufen. Oder die Tatsache, dass er am Ende der drei Minuten doch sehr wie ein verschrecktes Kaninchen aussah. Vielleicht fehlt da noch ein bisschen die Erfahrung. Soll in fünf Jahren nochmal wiederkommen - dann kassiert er die Trophäe ein!


14. Israel

Ich frage mich, wer das israelische Budget genehmigt hat. Drei Viertel davon ist nämlich fürs Shoppen im Swarovski-Laden draufgegangen. Ist aber egal, denn in diesem Falle passt es. Das waren zwei richtig, richtig tolle Auftritte. Die Tänzer im Hula-Hoop-Reifen hätte ich jetzt nicht unbedingst gebraucht, aber soooo gestört haben sie dann auch nicht. Aber Hovi wäre auch allein stark genug gewesen. Er hat auf der Bühne alles richtig gemacht, und dass er ohne Frage einer der besten Sänger des Jahrgangs ist, hat sicher nicht geschadet. Und: Nie war die Golddusche so passend!
PS: Der Song hat mir übrigens vor kurzem einen wirklich magischen Moment beschert. Ich war abends gegen kurz nach neun auf der A8 aus Richtung Wendlingen unterwegs nach Hause, bin also Richtung Westen gefahren. Im Himmel hatte man sich entschlossen, endlich mal wieder so richtig die Pinsel rauszuholen und sich auszutoben. Im CD-Player hatte ich den Eurovisionssampler, und just als dieser unglaubliche Sonnenuntergang am allerschönsten war, kam "We are made of stars, silver fragments fallin', we are made of stars...." Und in dem Moment hat mich das total mitgerissen, und ich hab gedacht, er hat recht. Wir sind wirklich made of stars. (Leider vergessen wir das zu oft)

Donnerstag, 14. Juli 2016

Das Finale Platz 18-21

Uff. Eigentlich wollte ich ja nach Beginn der Nachlese täglich bloggen, aber ich war abgelenkt. Musste Fußball schauen. Soviel sei schon mal gesagt: Beim Fußball ist es wie beim ESC, nicht immer gewinnt der Beste. Und die Welt ist seit meinem letzten Posting bekanntlich auch nicht besser geworden, aber dazu später mehr. Jetzt erstmal weiter im Text:

21. Zypern

Rock! Im Finale! Sehr erfreulich, Europa, dankeschön! Die Zyprioten konnten auch kaum was falsch machen, eine derartige Nummer bringt man ohne viel Schnick und Schnack auf die Bühne, und dann ist gut. Okay, die Negativeinsprengsel und die eingeblendeten Wölfe waren dann doch ein wenig Schnickschnack, hat aber nicht geschadet. Alles in allem war das einwandfrei, wenn auch der Gesang im Finale gegenüber dem Semi ein kleines bisschen abfiel (zuviel gefeiert?). Mehr als Platz 21 kann man für eine solche Nummer leider nicht erwarten. Aber das Finale sei ihnen von Herzen gegönnt, es sind schon ein paar coole Socken. ("Do you want first or second half?" "I want a beer").


20. Georgien

Mei, was war der Jubel bei mir und meinen Mitguckern groß, als es die Georgier ins Finale geschafft haben! Für uns war das klar das beste des zweiten Semis, und keiner von uns hätte einen Pfifferling drauf gegeben. Aber das war auch klasse: Ein sperriger, gitarrenbratziger Song, schnörkellos vorgetragen, eine tolle Lightshow und Spiegeleffekte bei der Kameraführung - das machte einfach Spaß. Dass die große Meute das nicht goutiert, war leider ebenfalls klar, aber Top 20 - immerhin! Überraschenderweise trotz größerer Sperrigkeit sogar einen Platz vor Zypern. Mehr war da vermutlich nicht drin.


19. Ungarn

Nach drei Ausscheidern war klar, dass so langsam im Semi 1 mal was passieren muste. Freddie ist sehr hübsch und hat eine interessante Stimme - das reichte schon. Der Song fällt unter "solide", aber Freddie sang sich die Seele aus dem Leib,wenn er auch im Semi nicht immer hundertprozentig tonsicher war. Das Gewackel der Backings erinnerte ansatzweise an das von Jakob Sveistrup anno 2005, und das Pfeifen hat man sich von Sebalter abgeschaut. Solider Beitrag, wie gesagt, solide platziert. War eh nie ein Kandidat für ganz vorne.


18. Serbien

Bei Sanja dagegen bin ich vom Abschneiden sehr enttäuscht. Die hätte ich dann doch etwas weiter vorne erwartet. Nun hatte sie extra ihr Amy-Winehouse-Make-up abgelegt und ihre Manierismen deutlich reduziert. So ein leichter Hang zum Übertreiben war immer noch da, war aber bei der Präsentation ihres Beitrags seinerzeit deutlich schlimmer. Dafür hat sie aber dann sämtliche Lakritzschnecken-Vorräte in Belgrad aufgekauft und sich ein Kleid draus schneidern lassen. Nicht mal die Haare blieben davon verschont. Bäh. Haben sie das wenigstens hinterher zusammen aufgegessen? Gesanglich wars natürlich ganz großes Tennis (bis auf die hohe Note vor der Rückung im Finale), und der Song ist ja auch nicht gerade Schund. Das hätte eigentlich ein bisschen weiter nach vorne gehört!