Mittwoch, 13. April 2022

ESC 2022: Ein erstes Fazit

So, das waren sie nun, unsere 40 Tapferen. Was soll man nun davon halten?

Das ganz große Desaster ist ausgeblieben, ich glaube, unsere niedrigste Punktzahl waren zwei Punkte. Sowas hatten wir selten. Aber auch oben ist die Luft im Vergleich zu 2014, 2016, 2018 oder 2021 sehr dünn, es gibt nur wenig, was uns wirklich vom Hocker gehauen hat. Auffallend viele Beiträge sind sehr glattgebügelt, auch wenn ich das nicht überall erwähnt habe. Vieles geht zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus. Radiotauglich, könnte man sagen, was im deutschen ESC-Fantum seit der diesjährigen VE ja schon einem Schimpfwort gleichkommt. Ich verstehe es auch nicht so ganz. Klar, man will nicht nur gut abschneiden, sondern bitte hinterher auch einen Hit generieren, damit die Kasse klingelt. Aber klappt das wirklich noch, wenn der Song keine Ecken und Kanten mehr hat?

Außerdem auffällig: Üblicherweise wird sich gern mal stilistisch an den Vorjahressieger rangehängt. Davon ist in diesem Jahr eher wenig zu sehen. Dafür haben wir viele männliche Falsettgesänge. Erst haben wir gedacht, das sind noch die Nachwirkungen von "Arcade", aber nein - es ist vermutlich eher "Tout l'Universe"-Einfluss. 

Die Four-Chord-Songs halten sich dieses Mal in engen Grenzen. Das heißt aber nicht, dass musikalisch jetzt Bäume ausgerissen werden. 

Die Hoffnung auf mehr Beiträge in Landessprache hat sich leider nicht erfüllt. Einigen tut das Englisch gar nicht gut, aber dafür gibt es diesen einen Beitrag in einer Sprache, die nur von wenigen Menschen gesprochen wird. Trugarez, France!

Irgendwie liegt so eine Bleischwere über dem Jahrgang (allein die vielen besungenen Trennungsgeschichten!), was in Anbetracht der aktuellen Weltlage ja auch nicht ganz unverständlich ist. Es lässt mich alles eher ratlos bis emotionslos zurück. Wirklich berühren oder mitreißen tut mich kaum was. Vielleicht werde ich auch einfach nur langsam alt ("growing up is getting old" oder so)...

Anyway, wir werden sehen, was die Saison noch bringt. Die Vorzeichen sind nicht gut, hoffen wir auf einen tollen ESC, an dem auch alle in Person teilnehmen können!

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