Dienstag, 12. April 2022

ESC 2022: Erste Hälfte der zweiten Hälfte des zweiten Semis

Belgien: Jeremie Makiese - Miss You

Interessanter Sänger mit toller Stimmfarbe. Das Video bringt viele verschiedene Inszenierungsideen, aber eine sticht raus und sollte auch genau so auf die Bühne: An einigen Stellen hat er so eine rot-weiße Lederjacke an und tanzt mit ein paar schwarzgekleideten Tänzern auf der Straße / in einem Hinterhof / na ja, halt irgendwo draußen. Und genau so sollte man das machen! Und bitte keine langweilige Choreo, sonst zieht sich das Ganze zu sehr. Diese Pausen nach dem "Miss you" und anderen Stellen im Refrain sorgen dafür, dass das alles irgendwie sehr "schwer" und zäh wird. Trotz des schwermütigen Themas müssen die Belgier aufpassen, dass das nicht zu schwer und zu zäh wird, sonst verliert man die Voter unterwegs.

Chancen aufs Finale? Müsste eigentlich. Es sei denn, sie versemmeln die Inszenierung.

Brüssel 2023? Nein.

7/10 (Kinder: 5 und 7) 


Estland: Stefan - Hope

Die Esten überzeugen in diesem Jahr gleich in mehrfacher Hinsicht. Sie haben einen Westernsong (!!!!!) am Start. Man macht die Augen zu und ist sofort mitten im Wilden Westen. Man hört Geier kreischen, sieht Kakteen wachsen, fängt mit dem Lasso ausgebrochene Pferde ein und tanzt mit Wölfen und Tatankas. Und hofft, genau darum geht es nämlich in dem Song. Und was brauchen wir im Moment mehr als Hoffnung? Ganz nebenbei haben die Esten nicht nur den schönsten Mann des Jahrgangs am Start, sondern auch die schönste Männerstimme. We like a lot!

Chancen aufs Finale? I hope, I hope, I hope! Es ist so ungewöhnlich, das kann total in die Hose gehen oder aber richtig toll werden.

Tallinn 2023? Nein, aber vielleicht gute Finalplatzierung?

8/10 (Kinder:  7-8 und 8)


Irland: Brooke - That's Rich

Nach ihrer einzigartigen Erfolgssträhne in den 90ern sind die Iren ja bekanntlich in den letzten 20 Jahren ziemlich eingebrochen. In den letzten 20 Jahren gab es lediglich 9 Finalteilnahmen (davon nur eine seit 2014) mit gerade mal zwei Top-Ten-Plätzen in 2006 (eine dermaßen begnadete Stimme kriegst du auch mit dem langweiligsten Song und der fragwürdigsten Optik nicht kaputt) und 2011 (hier das genaue Gegenteil, hat halt einfach einen Mordsspaß gemacht!). Danach kam nur noch sehr wenig. Deshalb probieren sie es in diesem Jahr mit - Disco. Oh-kaaaay ... Entweder man liebts oder man wendet sich ab mit Grausen. Wir tendieren im Moment zu letzterem, zumal bei Brooke mein Carcrash-Alarm dunkelrot leuchtet. Bin gespannt (und skeptisch), ob sie das live wirklich hinbekommt.

Chancen aufs Finale? Meint Ihr? Meint Ihr ernsthaft??

Dublin 2023? Na ja, sie hatten ja in den letzten 25 Jahren genug Zeit, um dafür zu sparen. Aber: Nee.

3/10 (Kinder: 3 und 4)


Montenegro: Vladana - Breathe

Das hier ist einer der wenigen Songs, wo wir uns nicht einig waren. Die Kinder fanden es langweilig und deprimierend, aber mich hat es gepackt. Wenn man weiß, dass Vladanas Mutter an Covid gestorben ist und sie das Lied aufgrund dieser Erfahrung geschrieben hat, dann bekommt der Text eine unglaubliche Intensität, die vermutlich viele in Europa nachfühlen können - wie viele von uns haben Freunde oder Verwandte an dieses verdammte Virus verloren? Vladana hat eine tolle Stimme und kann das sehr kompetent performen, und wenn das richtig und nicht zu übertrieben inszeniert wird, wird es die Leute auch berühren.

Chancen aufs Finale? Wie gesagt: Eine gute Inszenierung sollte Montenegros dritten Finaleinzug nicht unmöglich machen.

Podgorica 2023? Nein, aber möglicherweise das beste Ergebnis fürs Land bisher.

7/10 (Kinder: 5 und 4)


Nordmazedonien: Andrea - Circles

Wow, die hat aber mal eine richtig schöne Stimme! Das dürfte wohl auch das größte Plus an diesem Beitrag sein, der Song selbst ist leider ziemlich dröge. Es geht wie bei so vielen anderen (dazu nachher mehr) um eine gescheiterte Beziehung. Dafür wird das bis zum Erbrechen ausgelutschte Bild bemüht, dass man sich nur im Kreis dreht bzw in selbigem rennt. Macht eine Choreographie-Idee daraus, dann haben wir wenigstens was zu lachen. Für Andrea-mit-den-lustigen-Zöpfen (bitte nicht auf der ESC-Bühne!) gibt es leider nix zu lachen. Wenn sie nicht eine Über-Über-Überdosis Gefühl in ihre Performance legt, hat das keine Chance aufs Finale. Und DAS richtig zu dosieren - au backe. Gebt ihr einen guten Song und eine anständige Frisur und lasst sie damit nochmal antreten, dann rockt die die Hütte!

Chancen aufs Finale? Keine. Siehe oben.

Skopje 2023? Ach, geh doch weg.

6/10 (Kinder: 5 und 5)

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