Mittwoch, 24. März 2010

Frankreich: Jessy Matador – Allez Ola


Das Schicksal hat es in letzter Zeit nicht gut gemeint mit den eurovisionären Franzosen (und sie wohl auch nicht so mit uns). 2003 bis 2007 konnten sie anpacken, was sie wollten, es wollte partout nicht Gold werden, sondern nur ein Klumpen Blei. 2008 dann kam die Wende: Wenn gallische Arschkriecherei nichts werden will, zeigen uns die Hexagonen eben, was sie in Wahrheit von uns oder wenigstens dem ESC halten: nämlich nichts.
Sébastien Tellier war nur der Anfang. Mit seiner herrlich überdrehten Bühnenrevue (erst mit dem Golfwägelchen vorgefahren, dann ein kräftiger Zug aus dem Heliumballon) und der immer absichtlich danebenfilmenden Kamera war klar, daß er Anhänger von Melodifergevaltigen-Ästhetik gewiß nicht gewinnen konnte. Das Ergebnis war entsprechend.
Letztes Jahr dann die Überraschung: Patricia Kaas vertrat die Trikolore in Moskau. Doch auch dieser große Name schützte nicht vor einem enttäuschenden achten Platz (und daß sie damit noch hinter Zappel-Sakis und den beiden Türkeien landete, ist der eigentliche Skandal).
Kein Wunder, daß das Hexagon heuer mal gänzlich auf den Hallen-CSD einen fahren läßt und mit seinem Beitrag lieber für eine andere Veranstaltung werben möchte, wo einem keine Diaspora den Arsch retten kann und auch solche Länder wie Armenien keine Rolle spielen: Nämlich die im Sommer anstehende Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika.
Passend dazu engagierte das französische Fernsehen einen Künstler vom schwarzen Kontinent, Jessy Matador (bürgerlich Jessy Kimbangi) geheißen und mit kongolesischen Wurzeln. Und dieser Beitrag setzt sich selbstredend über alle ESC-Konventionen hinweg und verbreitet einfach nur lautstark die Botschaft „Allez Ola“ (recht schwierig zu übersetzen, etwa Welle, los!, also eine Stadionwelle). Nach der Flut all dieser drögen Balladen, von denen die heurigen Teilnehmer glauben, daß sie damit den Juries Punkte entlocken können, wurde es allerhöchste Zeit für diesen Kracher, nachdem schon Serbien die öde VE-Saison wenigstens teilweise hat retten können.
Natürlich ist ein solches Lied weder ein Kunst- noch ein Meisterwerk, aber im Zusammenhang betrachtet – sprich: in der diesjährigen Flut langweiliger Balladen oder sonstwie anbiedernder Allerweltsmusik, die nur ja nicht anecken will – wird es doch schon fast dazu. Zumindest haben die Franzosen es einmal mehr geschafft zu überraschen, und eine Plazierung unter den ersten Zehn sollte eigentlich in diesem schwachen Jahr ohne weiteres möglich sein.


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