Freitag, 19. März 2010

Rußland: Пётр Налич (Pjotr Nalič) – Lost and Forgotten


Rußland: Der Welt größtes Land, in der Eurovision eher ein Zwerg – bis, ja bis sämtliche ehemalige Sowjetrepubliken westlich des Urals peu à peu mittaten und die jeweiligen russischen Minderheiten uns mal zeigten, was ein funktionierendes Mobiltelefon alles zu leisten vermag für Mütterchen Rußland: Estland, Lettland, Litauen, Weißrußland, die Ukraine, Moldawien, Armenien, Aserbaidschan und Georgien – ist es nicht schön zu wissen, daß man selbst mit dem schlimmsten Gewinsel niemals Letzter werden kann?
Umgekehrt ist es für Rußland natürlich ungleich leichter, einen Spitzenplatz einzunehmen oder gar – wie 2008 geschehen – zu gewinnen. Und weil Dima Bilan eben doch nicht zu dem Weltstar wurde, als den er sich gerne selbst sieht, rächten sich die Russen letztes Jahr mit einer technisch zwar perfekten, aber reichlich herzlosen und vor allem in den Semis dermaßen grauenvoll „moderierten“ Eurovisionsdarbietung, daß sie sich selbst als Gastgeber eigentlich für mindestens zehn Jahre disqualifiziert haben.
Und gerade das scheinen die Russen heuer einmal ausreizen zu wollen: Pjotr Nalič, dem Äußeren nach zu urteilen ein chronischer Zuspätaufsteher, daher Nichtmehrrasierenkönner und Friseurterminverpasser sowie von seiner Netzseite aus zu schließen ein Sowjetzeitgutfinder, weil ja gottseidank nicht mehr Miterlebthabenmüsser, jammert uns drei Minuten lang nebst mitleidender Begleitband irgendwas von „Lost and Forgotten“ (Verloren und vergessen) vor, daß es einen nur so graust. Und jetzt komme mir keiner mit der „russischen Seele“ – die ist schon lange verkauft und verreckt. Daß dieser Zuspätkommunist sich überdies auch noch der Sprache des Feindes bedient, scheint so langsam Methode bei den Ex-Sowjetstaaten zu haben: Sie konnten die Amerikaner politisch nicht besiegen, also ermorden sie hinterrücks deren hilflose Sprache.
Ob diese AStA-Audimax-Vorführung jedoch genügend Mitleid hervorrufen mag, um die Russen erneut ins Finale zu hieven, dürfte dieses Jahr eine spannendere Frage sein als sonst, denn aus dem Westen gibt es sicher nichts für diesen „gesanglichen“ Offenbarungseid, und von den vier Ex-Sowjetstaaten, die ebenfalls im ersten Semi sich tummeln, darf lediglich Weißrußland als sicherer (Höchst-) Punktegeber betrachtet werden.


1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

"Zuspätkommunist".... großartig !!