Dienstag, 8. Juni 2010

Der ESC 2010 im Nachtritt. Teil 4

Finnland: Wie mein austriakischer Kollege schon richtig bemerkte, war das Ausscheiden des finnischen Beitrages ein Skandal! Fehlerfrei singen, tanzen und mit zentnerschweren Quetschkommoden über die Bühne hüpfen will erst mal gelernt sein! Ob Finnland heuer, ebenso wie Kroatien und Schweden, mehr oder weniger bewußt von den Zuschauern abgestraft wurde, weil es letztes Jahr die Wahl der Juries war und Mazedonien den Finalplatz wegschnappte? Man weiß es nicht und will es eigentlich auch gar nicht wissen. Jedenfalls danke, Finnland, daß du uns drei Minuten Heiterkeit beschert hast, die durchaus auf sechs, wenn nicht gar neun Minuten hätten ausgedehnt werden dürfen!

Frankreich: Was für ein herrliches Durcheinander! Fast wie anno ‘94 die völlig enthemmte Nina Morato. Wollen die Franzosen etwa die gute Zeit der frühen Neunziger wiederbeleben, als das Hexagon mal eben darauf einen ließ, was der Rest der Eurovisions-Bohème ablieferte und aus aller frankophonen Welt Musikalien einsammelte? Zu befürchten ist eher nein, da der heurige Beitrag eher ein „Unfall“ war, weil man nach dem unverdienten Kaas-Flop eben irgendwas schicken wollte, aber solche Unfälle sehe ich gerne. Mit Platz zwölf zwar unterbewertet, aber immerhin noch in der oberen Hälfte, und neben Belgien und Deutschland scheint sich dieser Beitrag zum dritten kommerziellen Erfolg dieses Jahrganges zu mausern – warten wir nur erst mal die Fußballweltmeisterschaft ab!

Georgien: Beeindruckend war die stimmliche Leistung Sophos angesichts dieser Akrobatik allemal, aber damit dürften die lobenswerten Erwähnungen für diesen Beitrag bereits abgegolten sein. Das Lied bleibt ein austauschbarer Import-Tand, den gerade ein musikalisches Land wie Georgien nicht nötig hat. Die Plazierung wie für den übrigen Kaukasus weit über Wert. Und die eigenwillige Interpretation englischer Aussprache sorgt mal wieder wie schon bei der Fetisch-Liesel Diana Gurtskaja („Piss and cum“ oder so) für unfreiwillige Komik: Wieso singt Sopho von Läden im Himmel („stores in the sky“) – bekommen etwa nur verstorbene Georgier Schuhe?

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