Donnerstag, 30. Juni 2011

Frau Fabians ESC-Nachlese, Teil 7

Litauen

Ich mag ja den Song noch immer nicht und finde die Juryplatzierung im Semi geradezu schockierend, aber man muss zugeben, dass Evelina das sehr, sehr gut gemacht hat. Nun gut, der gemeine Televoter wird nicht auf ihre sehr facettenreiche Gesangsdarbietung geachtet haben, sondern mehr auf die vorteilhaft präsentierten Doppelpoller im Dekollete, und die Gebärdensprache störte zwar, lenkte aber auch wiederum den Blick an diese strategisch wichtige Stelle. Was sollten denn Europas Heteromänner da machen außer anrufen?! Im Finale saß in der Halle neben mir übrigens ein Pärchen, das für bzw. aus Litauen war. Ich hab mich dann mit Applaus und Unmutsbekundungen lieber vornehm zurückgehalten... aber trotzdem war ich froh, dass sie im Finale nur unter "ferner liefen" landete. Zu Recht übrigens, ging doch ihrer Finalperformance aus nicht bekannten Gründen die im Semi gezeigte stimmliche Bandbreite vollends verloren. Versteht mich nicht falsch, das war nicht schlecht gesungen, aber stellenweise, insbesondere im letzten Refrain schon geradezu schlampig und zeigte bei weitem nicht das Können, das sie noch im Semi auf die Bühne gebracht hatte. Möglicherweise hatte sie ähnlich wie Dino Merlin dank ihrer Startnummer schon einen Knopf an die Sache gemacht – nur dass es bei ihr die gegenteiligen Auswirkungen hatte.

Lettland

Aua, der Schluss tat ja fies in den Ohren weh – wie auch so einiges vorher. Dennoch ist der Song um ein vielfaches besser als zum Beispiel der der direkt danach startenden Dänen, aber dieser tätowierte Hape Kerkeling da am Mikrofon war wohl doch much too much. Und auch der Chor tat seinen Teil dazu, dass das ganze unter dem Begriff einsortiert werden muss, den meine Kinder üblicherweise für sowas verwenden: "Ohrenfolter".

Moldawien

Folgende Erkenntnisse: 1. Nicht alles, was 2005 gut war, ist 2011 immer noch haltbar. 2. Drei Minuten LED-Wand anstarren, und du brauchst keine Drogen mehr (apropos – Herr Iapugnov hat wohl auch irgendwas eingeschmissen, oder??? Das will ich auch haben, was der eingeschmissen hat! Die Welt wird zwar dadurch nicht besser, aber es is einem scheißegal). 3. Wenn nur die Instrumentalteile gut sind, ist der Song trotzdem scheiße, 4. Herr Iapugnov ist hosentechnisch weder in Europa noch im 20., geschweige denn im 21. Jahrhundert angekommen, 5. wenn die Startnummer stimmt und man nach fünf lahmarschigen Beiträgen kommt, kommt man auch mit sowas ins Finale.

Mazedonien

Wie mache ich die ohnehin marginalen Chancen meines Beitrags völlig zunichte? 1. Ich lasse meine Tänzer eine vollkommen bekloppte Choreographie aufführen, 2. Obgleich ich den größten Teil des Liedes in meiner Landessprache vortrage, singe ich den Anfang auf englisch, einer Sprache, die ich offensichtlich nicht im allergeringsten beherrsche, 3. Ich sorge dafür, dass das Bühnenbild so richtig übel aussieht, 4. weil mir schon mal jemand gesagt hat, dass ich ein Hübscher bin, verziehe ich das Gesicht wie ein Hammerwerfer beim Abwurf, damit bloß niemand merkt, dass ich mich sehen lassen kann, 5. Ich bau noch ein bisschen unpassenden Quatsch ein. Megaphon kommt immer gut.

Noch Fragen, Mazedonien?

Malta

Glenda hat eigentlich nix falsch gemacht, aber für den Durchschnitts-Feld-Wald-und-Wiesen-Televoter war das wohl entschieden zu tuckig, zumal eine angenehme Stimme auch anders geht. Die Jurys wollten das ja allen Ernstes im Finale haben. Nun gut, der ESC ist ja inzwischen die offizielle Schwuppenolympiade, aber der Gute dürfte auch für die meisten Schwuppen viel zu heftig gewesen sein. So geht das nicht, Malta.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ja... die gute Evelina, ich saß im Semi 1 in der Halle direkt unter einer der großen Leinwände und hatte somit einen unverstellten Blick von unten hoooooch hinein.... ja, sie hat eine sehr, sehr gute Stimme. :)

Aber an den Applaus, als sie als Finalistin genannt wurde, kann ich mich noch gut erinnern, der setzte erst nach kurzer Schockstarre ein, viele ahnten, dass es im Semi 1 tatsächlich nicht zu den vorher von vielen prognostizierten Finalisten kommen sollte. Ich habe mich ehrlich gefreut, denn so eine barocke Nummer von einer ebensolchen Interpretin gehört für mich ohne Zweifel in ein gediegenes ESC-Finale.

...........
Anmerkung zu den Nachlesen:
Beste Unterhaltung und wie immer auf den Punkt gegart, manchmal ein wenig übersalzen, wie es halt ist, bei wahren Fans ;)

Tamara Fabian hat gesagt…

Merci! Aber: Übersalzen? In der Würze liegt doch die Würze, oder anders ausgedrückt: Wofür schaut man denn den ESC wenn nicht zum Lästern? :-) :-)

Sixtus hat gesagt…

Ich war ja sehr im Zweifel ub ich mich für Elena freuen sollte oder nicht.
Einerseits hat sie es durchaus verdient, andererseits dachte ich: "Du nimmst jetzt nur einem anderen Underdog den Platz weg, die 'üblichen Verdächtigen' kommen trotzdem weiter".

Ich sollte mich irren... (Ätschibätschi, Türkei!)

Ein Satz noch zu Glen: ich mochte eigentlich weder Lied noch Stimme, aber an DEM Abend war er so sympathisch und auch wirklich gut - ich kann die Juries verstehen. Finale wäre, z.B. statt Aserbaidschan oder Griechenland (die größte Scheisse der letzten Jahre) vollkommen in Ordnung gewesen.