Montag, 23. Mai 2011

Der ESC 2011 im Nachtritt. Teil 1: Das Drumherum


Mit einem gesunden Abstand von mittlerweile zwei Wochen (war es denn wirklich wahr?) fühle ich mich endlich einmal in der Lage, den heurigen ESC, den ich in voller Länge wie Breite vor Ort miterleben durfte, Püree rasieren zu lassen.
Zunächst einmal zum Ort: Ich war von Anfang an begeistert, daß Düsseldorf sich bewarb, liegt es doch nur schlappe drei Zugstunden von mir entfernt. Hamburg und Hannover wären schon weniger attraktiv gewesen, aber Berlin, Bundeshauptstadt hin oder her, das sich mit einer Art Hüpfburg in Ruinen bewarb, wäre doch der Peinlichkeit zu viel gewesen, namentlich nach den Innenansichten eines Toasters, womit uns der Bayerische Rundfunk 1983 in München beglücken zu müssen glaubte, nebst einer hochgradigst überforderten Moderateuse („Frankreich natürlich nur zwei Punkte…“).
Womit ich schon beim nächsten Punkt wäre, der mich angenehmst überrascht hat: Stefan Raab angenehm zurückhaltend und im Verein mit Anke Engelke (die Seele des ESC 2011) ein unschlagbares Moderatorenduett, das zumindest in den letzten zehn Jahren seinesgleichen sucht (und höchstens in Lettland 2003 findet). Die dritte im Bunde, Judith Rakers, war als NDR-Quotenfrau sowie attraktiver Kleiderständer mit Sprachkenntnissen zumindest nicht unangenehm auffallend, was man leider ganz und gar nicht von dem PRO7-Quotenmann Steven Gätjen behaupten kann, der gemeinsam mit Peter Urban das erste Semifinale kommentieren durfte und ungefähr dreimal soviel redete wie Urban, dafür aber nicht einmal auf die Hälfte des Informationswertes Urban’scher Äußerungen kam (und Urban hat sich in den vergangenen Jahren schon oft genug als Dummschwätzer erwiesen, heuer hingegen war er in Form). Man konnte als Zuschauer nur dankbar sein, daß der Kommentatorenton für gut die Hälfte der Sendung ausfiel. Als Zuschauer in der Esprit-Arena bekam man von alledem ohnehin nichts mit.
Dafür aber um so mehr von dem Geschehen auf der Bühne, die sehr weit in die Halle (die ja eigentlich keine ist) hineinverlegt wurde. Licht und Klang: Wunderbar. Leider saß man im Innenraum auf waagerechter Ebene, so daß man dort von den hinteren Plätzen aus kaum etwas von der Bühne sehen konnte; ein Problem, das sich auf den regulären Tribünenplätzen aufgrund ihrer Anordnung nicht ergeben konnte. Besonders gelungen war die Idee, den sogenannten „Green Room“ hinter die riesige LED-Wand zu verlegen, die sich zur Punktevergabe teilte und den Blick auf die mitfiebernden Delegationen auf der umgebauten Nordtribüne freigab.
Dort durften am Ende Alder & Nigga aus Aserbaidschan jubeln, die auf wundersame Weise die meisten Punkte einsammelten. Nächstes Jahr also auf nach Baku, wo uns die Aseris hoffentlich einmal mehr von sich und vor allem ihrer Musik preisgeben als in den drei Jahren zuvor mit eingekaufter Schwedenmucke.
Apropos Einkauf: Während ein Münchener Privatsender noch schnöde, öde Werbung sendete, durfte das Publikum in Düsseldorf sich an einer deutschen Volksweise aus aller Länder Münder erfreuen:



Die Pausenfüller zwischen Abstimmungsende und Finalisten-Bekanntgabe bzw. Punktevergabe hingegen waren durchweg für die Tonne: Ein Dutzend importierter Duracellhasen im ersten Semi, Problemviertelkinder aus Berlin bei der Bewältigung ihres ADHS zu klassischer Musik im zweiten und ein durch und durch vernuschelter Jan Delay im Finale. Aber wer braucht nach dem Duo Raab und Engelke noch Zwischenprogramm, das am Ende gar noch erfolgreicher würde als die Teilnehmer (man denke an Norwegens Madcon letztes Jahr)?


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