Israel
Es scheint wohl ein allgültiges kosmisches ESC-Gesetz zu geben, dass es jedes Jahr irgendwen schrägt, wo kein Mensch damit rechnet. Dieses Jahr waren es sogar zwei; im ersten Semi wurde Belgien eigentlich immer recht hoch gehandelt und im zweiten Israel. Während das Ausscheiden Belgiens in weiten ESC-Fan-Kreisen mit merklicher Erleichterung aufgenommen wurde, löste Israels Ausscheiden kollektive Bestürzung aus. Auch bei mir. Dabei war Mei so großartig. Ihre Stimme passt perfekt zu dem rotzigen Song, der natürlich genau meinen Geschmack trifft und die Halle gerockt hat! Möglicherweise kamen sie und ihre Backings alles in allem dann doch zu amazonenhaft rüber, dazu das sehr kurze Röckchen. Nicht jedermanns Sache. Auch die Mimik passte nicht immer. Aber Himmel, da hatten andere doch ganz andere Probleme! Ansonsten kann ich es mir wirklich nur noch durch die ungünstige Startnummer erklären, und wenn sich 11 Länder ums Weiterkommen balgen, zieht halt einer den Kürzeren. Schade, dass das Israel war.
Georgien
Mit manchen Beiträgen ist es wie mit richtig gutem Wein (jetzt sagt mal, das ist doch ein prima Bezug zur georgischen Postkarte, gell?): Man muss sie mehrmals genießen, um sie wirklich zu schätzen. So geht es mir beim georgischen Beitrag. Am Anfang braucht man erstmal eine Weile, um sich auf diese musikalische Tour de Force einzulassen, schließlich hat der Beitrag ja ungefähr so viele Akkorde wie alle anderen Beiträge zusammen. Aber je öfter man ihn hört, desto besser wird er. Witzigerweise haben sie, sobald Mariko anfängt zu singen, eine 4-Chord-Sequenz drin - wohl eine Konzession an den europäischen Standardgeschmack ;-) . Der Auftritt im Semi war sehr gut, und die durchaus abgefahrene (oder sollte ich besser schreiben: abgespacete) Bühnenshow passte bestens zu Song und Thema. Leider war trotzdem von vornherein klar, dass das zu heftig für Europa war.
Sido, der ja im Zusammenhang mit dem Eurovision Song Contest 2014 weiß Gott genug Scheiße gebaut hat, hat Georgien im Semifinale auf Platz 1 gesetzt und damit zumindest nicht vollkommen danebengehauen. Ich bin also geneigt, von den etwa 10.000.000 Antipathiepunkten, die er seit etwa einer Woche bei mir gesammelt hat, 12 wieder abzuziehen und auf den Rest von Europa zu verteilen, der dieses grandiose Stück Musik auf dem letzten Platz in diesem Semi hat verenden lassen. Hört Euch das bitte alle nochmal an, gehet in Euch und bereuet!
Litauen
Was soll man dazu sagen? Furchtbarer Song, entsetzliche Outfits (der Sieg beim Barbara-Dex-Award dürfte wohl sicher sein), mehr als seltsame Bühnenshow - zum Beispiel tanzten Vilija und ihr Tänzer am Anfang eingehakt. Seltsame, sehr seltsame Bewegungen der Tanzenden. Und dann guckt auf einmal aus nem Loch im Tutu so ne Hand raus - Angriff der Killerhände... Da wurde beim Outfit aber an alles gedacht. Vilija hat dann auch noch ein Zwinkerchen und ein Küsschen in die Kamera verteilt, und ich hab die ganze Zeit drauf gewartet, dass von oben ein 100-Tonnen-Gewicht auf mich drauf fällt und mich von meinem Leiden erlöst.
Drei Minuten können wirklich sehr, sehr lang sein. Übrigens, falls jemand noch nicht beim Barbara Dex Award gewertet hat und das gern tun möchte, bitte hier klicken. Bis Sonntag, 19.5. kann noch gewertet werden.
Irland
Und gleich noch eine Kandidatin, die beim Barbara-Dex-Award Punkte sammeln wird. An diesem Beitrag war alles mittelmäßig: Gesang mittelmäßig, Song mittelmäßig, Klamotte bis auf den grauenhaften Kragen mittelmäßig, Ähnlichkeit zu einer von Krassimir Avramovs Chorsängerinnen mehr als mittelmäßig. Dafür war das Bühnenbild sehr schön, und die Tanzschrittchen sollten wohl an Riverdance erinnern - ist das jetzt schon wieder 20 Jahre her? Kurze Rede, kurzer Sinn: Manche Beiträge sind so schwächlich, dass klar ist, dass sie, egal was während der drei Minuten passiert, auf jeden Fall rausfliegen. Und was hier passierte, war halt eben nur (sagte ich es bereits?) mittelmäßig.
Mazedonien
Der mazedonische Beitrag dagegen hat sein Ausscheiden vor alllem der Optik zu verdanken, soooo schlecht ist der Song nämlich auch wieder nicht. Aber Tijana, eine etwa 3 Meter große Naturtranse, die sich von Laura Voutilainen den Make-Up-Artisten ausgeborgt hat und sich von der genannten Dame nur durch den seltsamen Seitenspoiler unterschied, dürfte viele Zuseher auf den ersten Blick dermaßen verschreckt haben, dass kein Mensch mehr auf den Song gehört hat. Nachdem die erste Songhälfte noch halbwegs ordentlich ablief, kam dann in der zweiten alles, was auf der Bühne war, zum Ballett zusammen und tanzte im Gleichschritt marsch... Und da ging dann gar nix mehr. Ich weiß nach wie vor nicht, wie man einen Typ wie Tijana bestmöglich auf die Bühne bringt. Eine der schlechteren Möglichkeiten haben wir hier gesehen. Tja, Maze. Seit der Einführung des zweiten Semis ist bei Euch irgendwie der Wurm drin...
Donnerstag, 15. Mai 2014
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2 Kommentare:
Sehr plausibel die Ausscheider erklärt - und ja, bei Georgien hätte ich deutlich höhere Jury-Wertungen erwartet, ich dachte dafür gäbe es diese Juroren. Vielleicht war es der Fallschirmspringer, obwohl der ja liedgemäß genauso passte wie das griechische Trampolin. Über das Ausscheiden von Irland und Litauen bin ich übrigens genauso froh, wie die werte Bloggerin.
Israel: Was um alles in der Welt hat Europa seit ein paar Jahren eigentlich gegen das Land? Schon Moran Mazor letztes Jahr war so ein Schock-Ausscheider (das klingt irgendwie skatologisch...), wenn auch noch von Valentina Monetta überstrahlt, und diesmal verstehe auch ich nicht, was da schief gegangen ist. Und stattdessen kommt Finnland durch? Warum?
Georgien: Jedesmal, wenn man denkt, man hätte raus, was der Song will, kommt eine neue Wendung um die Ecke. Es war von Anfang an klar, dass die Televoter und auch die Jurys (die das Teil vermutlich größtenteils zum ersten Mal am Abend gehört haben) damit nichts würden anfangen können.
Litauen: Danke, Europa. Das war mein einziger echter Hassbeitrag dieses Jahr, weil er so gar keine Elemente drin hatte, die ihn irgendwie aufgewertet hätten. Einfach nur scheußlich.
Irland: Tja. Holt euch vielleicht mal Tipps bei der Ukraine, wie man einen bestenfalls mittelmäßigen Song mit ausgefeilten Bühnenshows aufwertet, Irland - ihr könnt das offenkundig nicht. (Einen Hint hätte ich: eine Sängerin, deren Stimme nicht auf offener Bühne dahinstirbt, wäre ein Anfang. Man sollte meinen, Irland hätte diese Lektion nach Dervish gelernt. Tststs.)
Mazedonien: Es reicht eben nicht, die beste Postkarte zu haben. (Wunderbare Idee übrigens.) Ein bisschen musikalische Substanz hätte geholfen. Und eine Sängerin, die nicht so zurechtgemacht wurde, dass sie wie ein Transvestit aussieht - und zwar einer, gegen den Jack Lemmon und Tony Curtis in "Manche mögens heiß" überzeugende Frauen waren.
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