Ab den frühen Neunzigern drohte der altehrwürdige ESC aus allen Nähten zu platzen: Außer den bereits seit Jahr(zehnt)en teilnehmenden Ländern Westeuropas drängten nun auch nach und nach die Länder des Ostens sowie diverse Splitter der Sowjetunion und Jugoslawiens in den Wettbewerb.
1993 kam die erste Welle der Osterweiterung; sieben Länder wollten ihr Debüt in der irischen Metropole Millstreet (County Cork, ca. 1.500 Einwohner) geben. Die EBU allerdings wollte nur dreien von ihnen Einlaß gewähren, und so fand am 3. April 1993 in Ljubljana, der Hauptstadt des frisch selbständig gewordenen Sloweniens, eine Vorentscheidung statt. Neben den Gastgebern waren auch noch Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Estland, Ungarn und Rumänien am Start. Bekanntermaßen traten aus diesem Wettbewerb rein zufällig die drei Ex-Jugo-Länder als Sieger hervor, die sich dann im Finale auf den Plätzen 15 plus tummelten. Sieht man sich die Ergebnisse dieser Vorentscheidung an, so gewinnt man beinahe den Eindruck, daß speziell die Ex-Jugo-Juries lediglich versuchten, sich stärkere Konkurrenz vom Halse zu halten, denn weder der Sieger, der slowenische, mediterran angehauchte Plätscherschlager „Tih deževen dan“ (Ein ruhiger, regnerischer Tag, Platz 22 von 25 im Finale), die bosnische Jammerarie „Sva bol svijeta“ (Aller Schmerz der Welt, im Finale mit Kniebeugen angereichert und mit Platz 16 entlohnt) und erst recht nicht der kroatische Schleimfetzen „Don’t Ever Cry“ (Weine niemals, Platz 15) wissen so recht zu überzeugen – aber das war leider ein allgemeines Phänomen der musikalischen Qualität der ESC-Neunziger. Rockiger ließen es die Slowaken angehen, die Straffreiheit für Untreue forderten („Amnestia na neveru“). Die Esten ließen eine junge, unbeschwerte Maid antreten, die dann auch passenderweise von Sorglosigkeit und einem flammenden Herzen sang („Muretut meelt ja südametuld“), womit die Balten nur wenige Jahre später in Gestalt von Maarja-Liis Ilus wesentlich erfolgreicher sein sollten. Aber auch für sie reichte es nicht, ebensowenig wie für die ungarische Teilnehmerin, die ihren einsamen Morgen beklagte („Árva reggel“). Letzter in diesem Entscheid allerdings wurde der rumänische Beitrag „Nu pleca“ (Geh nicht). Dida Drăgan, 1947 in Jugureni geboren, trug ihr Lied stimmgewaltig und mit dramatischer Gestik vor, wie man dies sonst nur von italienischen Schmachtfetzen einer Mia Martini oder Anna Oxa kannte. Und beim 93er ESC wäre dies auch der weitaus „italienischere“ Beitrag gewesen, weil das Original es vorzog, uns mit seinem schleimigen Schunkelschlager „Sole d’Europa“ (Europas Sonne) einmal mehr zu zeigen, wie sehr ihm der Wettbewerb mittlerweile am Pöter vorüberzog.
Wer nun neugierig geworden ist und sich auch nicht an zweieinhalb Minuten jugoslawischem Geschwafel stört, drücke bitte den Startknopf:
1993 kam die erste Welle der Osterweiterung; sieben Länder wollten ihr Debüt in der irischen Metropole Millstreet (County Cork, ca. 1.500 Einwohner) geben. Die EBU allerdings wollte nur dreien von ihnen Einlaß gewähren, und so fand am 3. April 1993 in Ljubljana, der Hauptstadt des frisch selbständig gewordenen Sloweniens, eine Vorentscheidung statt. Neben den Gastgebern waren auch noch Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Estland, Ungarn und Rumänien am Start. Bekanntermaßen traten aus diesem Wettbewerb rein zufällig die drei Ex-Jugo-Länder als Sieger hervor, die sich dann im Finale auf den Plätzen 15 plus tummelten. Sieht man sich die Ergebnisse dieser Vorentscheidung an, so gewinnt man beinahe den Eindruck, daß speziell die Ex-Jugo-Juries lediglich versuchten, sich stärkere Konkurrenz vom Halse zu halten, denn weder der Sieger, der slowenische, mediterran angehauchte Plätscherschlager „Tih deževen dan“ (Ein ruhiger, regnerischer Tag, Platz 22 von 25 im Finale), die bosnische Jammerarie „Sva bol svijeta“ (Aller Schmerz der Welt, im Finale mit Kniebeugen angereichert und mit Platz 16 entlohnt) und erst recht nicht der kroatische Schleimfetzen „Don’t Ever Cry“ (Weine niemals, Platz 15) wissen so recht zu überzeugen – aber das war leider ein allgemeines Phänomen der musikalischen Qualität der ESC-Neunziger. Rockiger ließen es die Slowaken angehen, die Straffreiheit für Untreue forderten („Amnestia na neveru“). Die Esten ließen eine junge, unbeschwerte Maid antreten, die dann auch passenderweise von Sorglosigkeit und einem flammenden Herzen sang („Muretut meelt ja südametuld“), womit die Balten nur wenige Jahre später in Gestalt von Maarja-Liis Ilus wesentlich erfolgreicher sein sollten. Aber auch für sie reichte es nicht, ebensowenig wie für die ungarische Teilnehmerin, die ihren einsamen Morgen beklagte („Árva reggel“). Letzter in diesem Entscheid allerdings wurde der rumänische Beitrag „Nu pleca“ (Geh nicht). Dida Drăgan, 1947 in Jugureni geboren, trug ihr Lied stimmgewaltig und mit dramatischer Gestik vor, wie man dies sonst nur von italienischen Schmachtfetzen einer Mia Martini oder Anna Oxa kannte. Und beim 93er ESC wäre dies auch der weitaus „italienischere“ Beitrag gewesen, weil das Original es vorzog, uns mit seinem schleimigen Schunkelschlager „Sole d’Europa“ (Europas Sonne) einmal mehr zu zeigen, wie sehr ihm der Wettbewerb mittlerweile am Pöter vorüberzog.
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1 Kommentar:
Die da im Video bietet ja wirklich bemerkenswerte ESC-Dramatik - ein schönes Stück und sehr klassisch dargeboten, allerdings hätte der gemischte kleine Chor etwas mehr bei der Sache sein können.
Schönes Kleinod - schade, daß der gemeine ESCler dieses nicht in Millstreet sehen durfte.
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