Freitag, 15. Oktober 2010

ESC-2010-Nachlese, zweite Runde

06. Lettland
Oh Lettland, Du Land der gewagten Eurovisionsbeiträge! Man sollte bei Euch dringend nochmal klären, wo die Grenze zwischen Gewagtheit und Eurovisionsselbstmord liegt. Sechs knödelnde Tenöre mit Zylindern, die singen können und ein Schmonzenliedle haben = gewagt. Dissonant quäkende Frau mit irrer Mimik, Morgenmantel in unaussprechlicher Farbe und Schuhen, bei denen sich sogar Imelda Marcos eher freiwillig die Füße abhacken würde, als sowas anzuziehen = Eurovisionsselbstmord. Und vom Lied haben wir da noch gar nicht gesprochen. Lass es Dir gesagt sein, Aisha: Mister God wird schon wissen, warum er nicht ans Telefon geht, wenn er auf DIESE Art angeplärrt wird.

07. Serbien
Tja, manchmal gibts Beiträge, da ist man so konsterniert, dass man gar nix schreiben kann. Das hier war Silly Walks, die Zweite, und obendrein noch Silly Haarschnitt. Aber, lieber Milan: Das wächst ja wieder. Ansonsten hab ich mich gefragt, ob das wohl die Tänzerinnen vom Deen waren und warum der Song, obwohl nett, immer noch nicht zünden mag. Was man sich halt während der drei Minuten Balkan-Stimmenfang so fragt.

08. Bosnien-Herzegowina
Die Bosnier machten im großen und ganzen genau das Gegenteil von den Slowaken. Das hier ist sicherlich ein Tiefpunkt in der bosnischen ESC-Geschichte, aber die Bosnier arrangierten den Song um, wodurch er spürbar gewonnen hat, und Vukasin holte alles, wirklich alles raus, was nur eben ging. Seine Chordamen sahen zwar verbesserungswürdig aus, der ganze Chor war aber ebenfalls auf den Punkt und mit angemessener Stimmgewalt da. So mogelt man sich ins Finale.

09. Polen
Wie mach ich einen Song mit möglichst wenigen choreographischen Elementen total kaputt? Nun, ich gröle am Anfang rum, lasse fünf Frauen simultan in einen Apfel hinein-, nicht aber von ihm abbeißen, so dass sich doch wohl jeder fragt, was jetzt mit den Äpfeln passiert ist und ob denn keine der Damen irgendwann eine Maulsperre bekommt, wenn sie so lange mit Apfel im Mund ausharren muss. Dann lässt man das Publikum sich etwas beruhigen und die Damen seltsame Dinge auf der Bühne anstellen. Um dann den Song endgültig abzuschießen, würge man eine der Damen und lasse ihr gleichzeitig von den anderen Damen die Klamotten vom Leib reißen. Für den Fall, dass irgendwer in Europa diese Demütigung auf offener Bühne nicht mitbekommen hat, suche man sich genau diese Szene für den Schnelldurchlauf aus. Und voilà! Schon sind alle Chancen, so denn jemals welche da waren, dahin.

10. Belgien
Wie schon im letzten Jahr, als Yohanna nach dem krassen Krassimir vor ihr direkt durchmarschiert ist auf Platz 1, gab es auch in diesem Jahr einen Profiteur der polnischen Katastrophe. Soll keiner sagen, die Startreihenfolge hätte keinen Einfluss! Und es war klar: Wenn nach den Polen was halbwegs anständiges käme, würden dem sofort alle Herzen in Europa zufliegen. Es kam nicht nur was halbwegs Anständiges, sondern was Wunderschönes. Tom ganz allein mit Gitarre, ohne Schnick und Schnack sorgte für den ersten richtigen Gänsehautmoment des Abends. Der zweite kam dann, als endlich, endlich Belgien im achten Umschlag drinsteckte - mein Gott, was hab ich um den gezittert! Völlig zu Unrecht, wie man inzwischen weiß, der Sieg im ersten Semi war vollkommen verdient! Chapeau Belgique!

11. Malta
Na, da hat ja jemand die Aussprache direkt von Glennis Grace geklaut - my darreeeeaaaam, das kommt mir doch sehr bekannt vor. Alles in allem war das stimmlich weitaus besser als erwartet, allerdings war ich von ihren Augen total abgelenkt. Kriegte die das linke Auge nicht auf, oder hat sie einen Silberblick? Egal, das alleine wär noch gegangen, der komische Raubvogel (ab nach Hause, aber schnurstracks!) allerdings dürfte das ganze gekillt haben. Leider, denn Thea war eindeutig besser als die Portugiesin! Aber dazu gleich mehr.

1 Kommentar:

Sixtus hat gesagt…

Aisha hatte ja schon in der lettischen VE so überhaupt nix verloren gehabt; und der ESC-Antritt war eine grenzenlose Beleidigung für alle in der Halle und an den Bildschirmen.

Milan hätte unbedingt alles aus seiner VE so für den ESC 1:1 übernehmen müssen. Seine "ESC-Show" zündete gar nicht, ein Glück, dass das Lied für sich selbst sprach. One of my favourites!

Bei Polen fand ich die "Show" wenigstens, im Gegensatz zu Dir, Tami, noch am besten von all dem was mir dargeboten wurde.

Zu Tom muss man nichts sagen, der macht seinen Weg. Besonders hübsch war, wie er im Finale während seines Auftritts gelacht hat. Dem war alles wurscht nach dem Finaleinzug, gar kein Vergleich zum (auch guten) Semiauftritt.