Freitag, 15. Oktober 2010

ESC-2010-Nachlese

Oh Gott oh Gott, wir haben schon Oktober, Düsseldorf ist ausgewählt als Austragungsort 2011, und ich hab den 2010er Jahrgang immer noch nicht Revue passieren lassen - dat geht ja nu gah nich!

Ich könnte mich ja damit rausreden, dass ich mich erstmal vom Schock des deutschen Sieges erholen musste (was stimmt), aber das wär doch ein bisschen schäbbich. Deshalb hier live und in Farbe meine Nachlese des ersten Semifinales:

01. Moldawien
War ja bekanntlich das erste Land, das die Chance bekam, Auge und Ohr zu beleidigen, und ich bedachte das seinerzeit mit einer schönen fetten Null. Inzwischen hatte ich mir den Song schöngehört, aber als ich den Auftritt sah, wusste ich wieder, woher die Null kam. Sorry, da kriegt man ja vom Zugucken Augenkrebs. Und obendrein klang das ganze auch noch etwas angestrengt. Dass es für diesen Haufen die Finninnen rausgetragen hat, erbost mich über die Maßen. Aber irgendwer musste ja im Finale auch den hinteren Teil des Feldes füllen...

02. Russland
Was war denn eigentlich nu auf dem Blatt drauf, war das wirklich ein Foto von der Liebsten oder einfach nur a weißes Bladdl Babbier? Egal. Peter machte das ganz gut, und es gelang ihm mit diesem Auftritt auch vortrefflich rüberzubringen, dass das ganze eine Verarsche ist. Einmal kippte die Stimme ab, aber was solls. Bei der anschließenden Pressekonferenz erwies sich Peter im übrigen als supersympathischer Zeitgenosse, weshalb ich ihm das Finale dann doch gönne - nicht aber wegen seines Liedes.

03. Estland
Ungefähr alles an diesem Auftritt war schräg: Die Musi natürlich (wobei ich die gut fand), dann benutzt der Pianist Fingersätze, für die mich meine Klavierlehrerin seinerzeit schon im ersten Lernjahr 24 Stunden bei Wasser und Brot eingesperrt hätte, und schließlich der Leadsänger, der aussieht wie eine Kreuzung aus Jürgen Klinsmann und einem, der zu Zeiten der Neuen Deutschen Welle nix geworden ist (aber er erinnert mich noch an irgendwen anderen - glaubt Ihr, ich komme drauf? Zweckdienliche Hinweise bitte an mich) und uns auf offener Bühne die wichtigsten Stellen aus dem Monty-Python-Sketch mit dem Ministery of Silly Walks vorspielt. Dass die Herrschaften dazu allesamt blaue, bordeauxrote oder schokoladenbraune Cordjacketts tragen, ist da fast noch das Normalste...

04. Slowakei
Die Slowakei, bis dato nur wenig erfolgreicher als ihr Bruderland nebenan, trat in diesem Jahr mit dem wohl aussichtsreichsten Beitrag ihrer bisherigen ESC-Geschichte an. Leider wurde aber vergessen, den guten Song auch mit einer ebensolchen Sängerin auszustatten. Kristinchen sah ja allerliebst aus, zumindest im Gesicht (das weiter unten war eher Geschmackssache), aber sie traf nicht nur meilenweit an den Tönen vorbei, sondern kam dadurch, dass sie versuchte, ihrer ohne Zweifel entzückenden Heimatsprache durch rrrrrrrollllende rrrrrrrrrs noch mehr Gewicht und Betonung zu verleihen, so manches Mal bedenklich aus dem Rhythmus. Und dass die Waldschrat-Braut dann auch noch anfing, eben jenen Waldschrat zwischendrin mit Alleluja und so weiter zu preisen, half dem Lied auch nicht, das hätte man besser gelassen - genau wie das gelbe Licht übrigens. Im Vorfeld sah ich das ja als sicheren Finalisten, aber nach diesem Auftritt konnten sie froh sein, dass sie nicht Letzte wurden.

05. Finnland
Kein Semi ohne Skandal, und hier haben wir den größten, den die diesjährigen Semis zu bieten hatten. Die Mädels waren bis zum letzten Ton stimmsicher, spielfreudig und haben die Halle gerockt. Der Song macht Laune. Also, Televoter und Jurys in Europa, wo zum Henker hattet Ihr Eure Augen während dieser drei Minuten??? Am Bildschirm ja wohl nicht, oder? Ich kanns mir wirklich nur so erklären, dass die Leute nach den vorangegangenen sechs Minuten Katastrophen-TV erstmal Bier nachfüllen mussten. Das erklärt vielleicht manches, aber es entschuldigt nix! Jeder, der NICHT für die Finnen angerufen hat, sollte das mir gegenüber besser verschweigen!

4 Kommentare:

Sixtus hat gesagt…

Peter und seine Freunde sind wahrlich großartig. Ich durfte (via Radio) einem Live-Konzert beiwohnen, das haute mich fast vom Stockerl.
Natürlich mußte ich mir sofort einige Alben (besonders LIVE) besorgen.

Zu Deinem Finnland-Kommentar muss man nicht mehr viel sagen.
Das war wirklich ein Riesenskandal!
Shame on you, Televoting-Mob!

Tamara Fabian hat gesagt…

Was Finnland angeht, so tust Du den Televotern ein bisschen Unrecht, denn es waren die Hühnerf***er aus der Jury, die die Finnen rausgekegelt haben. Die hatten die sage und schreibe auf dem drittletzten Platz (hinter Polen! hinter Mazedonien! Wo verdammt nochmal sind wir hier?!?), während der Televoter sie immerhin auf einem soliden siebten Platz hatte. Im Endeffekt waren es lächerliche drei Punkte weniger als Moldawien. GRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRr ZÄHNEFLETSCH

Tamara Fabian hat gesagt…

Sorry, die Finnen waren sogar sechste im Televoting. Umso schlimmer!

Sixtus hat gesagt…

Ui, da war ich wohl (wieder einmal) falsch informiert. Juries sind eben Wi**er!