Sonntag, 11. April 2021

Die Eurovisionsklasse 2021, Teil 2

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5. Australien: Montaigne – Technicolour

Bevor ich mich der Interpretin im Allgemeinen und dem Song im Besonderen widme, eine Frage vorab: Habe ich einen Trend verpasst, oder ist es inzwischen wieder en vogue, dass Frau ihr Achselhaar länger als abrasiert trägt? Das hab ich seit der jungen Nena nicht mehr gesehen. Aber gut, to business, Frau Fabian muss ja nicht alles verstehen. Montaigne hat immerhin die Clownsklamotten und das entsprechende Make-up weggeräumt, besser geworden ist aber dadurch nichts. Hier hat man einhundertzweiundelfzig Songs in einen reingepackt, getreu dem Motto »Viel hilft viel.« Na ja. Jeder kann sich mal irren. Für mich ist das alles nur anstrengend und nicht eingängig, da kann Montaigne ihre Stimme noch so akrobatisch präsentieren. Nee, nee, nee. Ganz, ganz, grauenhaft.

Chancen aufs Finale: Wenns Gerechtigkeit gibt, nicht. Aber es gibt keine. Außerdem gibts nur sechs Rausflieger.

Somewhere in Europe 2022: ....? ! ?? :o 

0/10


6. Nordmazedonien: Vasil – Here I Stand

Haldor Lægrid reloaded oder Willkommen beim Eurovision Musical Contest. Ich sehe ja ein, dass es nach Würdigung schreit, wenn ein Künstler aus seinem innersten Inneren in Phasen tiefer Bestürzung (nach dem abgesagten Contest letztes Jahr) einen Song schreibt, und ich sehe auch ein, dass ein solcher Song dann gern ein bisschen Pathos haben darf, aber lieber Vasil: Du bist mit dem Song definitiv auf der falschen Veranstaltung. Das gehört als Höhepunkt in irgendein Musical. Hier fehlt leider jedweder Ansatz von Struktur, da ist nichts, woran man sich erinnern kann oder auch nur will. Vasil singt sich natürlich die Seele aus dem Leib, aber er neigt doch sehr zum Überperformen. So ist das leider chancenlos, was mir für ihn natürlich leid tut, aber irgendwen schrägts halt immer. Dabei war sein Vorjahresbeitrag echt schön!

Chancen aufs Finale: Keine. Und hier bin ich mir ausnahmsweise absolut sicher.

Skopje 2022: Wenn überhaupt, dann nur als neues Musical.

3/10


7. Irland: Lesley Roy – Maps

Lesley! Die hatte ich im letzten Jahr schon total ins Herz geschlossen, und auch dieses Jahr liefert sie wieder ab. »Maps« ist sehr eng an »Story of my Life« angelehnt, und das ist sicherlich kein Fehler. Der Song geht sofort ins Ohr und macht zumindest mir supergute Laune. Dazu kommt, dass Lesley wahrscheinlich der größte Sympathiebolzen seit Poli Genova ist. Wenn sie die Inszenierung nicht versemmeln, sehen wir das zweimal.

Chancen aufs Finale: Siehe oben. Ich denke, dass sie es schafft.

Dublin 2022: Nein

9/10


8. Zypern: Elena Tsagrinou – El diablo

Manche Songs machen es einem ein bisschen schwer, sich ihnen zu nähern. Wir haben hier eine recht ausstrahlungsarme, aber sehr gelenkige Interpretin, die uns in grottenschlechtem Englisch einen davon erzählt, dass sie in den Teufel verliebt ist, und er sagt ihr, dass sie sein Engel ist. Sie macht alle möglichen und unmöglichen Verrenkungen dazu, was zugegebenermaßen nicht jeder kann, und wird dabei irgendwann von einer Horde oberkörperfreier Kerle umtanzt. Zwischendrin kommt urplötzlich ein leiser Teil, wo sie ihre Mamacita fragt, was sie tun soll, und am Ende singt ein Chor auf diese Nänänänänäänää-Melodie (die, die man singt, wenn man anderen eine lange Nase dreht) »I love el diablo, I love el diablo«. Was sagt man nun dazu? Am besten: Nichts.

Chancen aufs Finale: Tamta hats geschafft, Eleni hats geschafft, und sie schaffts auch.

Nikosia 2022: Ochi.

4/10


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