Dienstag, 3. April 2018

ESC 2018 - Teil 9

Und dann noch die Big 5 plus Puttugall:

Portugal: Cláudia Pascoal - O Jardim

Letztes Jahr hatten wir doch schon mal mit leisen Tönen Erfolg, dachte man sich in Portugal, da probieren wir es doch gleich mal wieder. Claudia hat ein hübsches Stimmchen, ein hübsches Kleid, hübsche rosa Haare und ein sehr hübsches Gesicht. Sie macht das auch sehr ordentlich, aber dennoch ereilt uns mittendrin ein WTF-Moment, als sich nämlich die Backgroundsängerin mitten im Lied umdreht, mitsingt und Claudi allein schon qua Stimmvolumen platt an die Wand fegt. Das müssen sie unbedingt noch in den Griff bekommen. Dennoch: Weitaus besser als fast alles aus der zweiten Hälfte des zweiten Semis.

Chancen auf die Top Ten: Gibts Heimbonus? Nee, oder? Dann nicht.
Lissabon 2019? No.
7/10 (Kinder: 7 und 8)


Spanien: Amaia Romero Arbizu + Alfred García Castillo - Tu Canción

Licht und Schatten beim derzeit bei den Bookies sehr hochgehandelten Beitrag. Die Inszenierung ist klasse, keine Frage. Da hat man fast alles richtig gemacht, allerdings sollten sie sich in Lissabon dann am Ende auch küssen, damit es noch überzeugender rüberkommt. Auch die Amaia ist klasse, ihr nimmt man das alles ab. Allerdings, und das ist der große Haken an der Sache, befinden sich die beiden erkennbar nicht auf Augenhöhe. Sie: "Ja, du bist wirklich bei mir. Du hast es wirklich geschafft, eine so tolle Frau an Land zu ziehen. Komm, ein bisschen Mut!" Er dagegen guckt wie ein Hund im Leckerliladen, der nicht weiß, wie ihm geschieht: "Ich. Hier. Eurovisionsbühne. Darf mit dieser tollen Frau singen und kuscheln. Passiert das gerade in echt?" Daran muss bis Mai noch gearbeitet werden. Wenn sie das schaffen, könnte das eins von Spaniens besseren Ergebnissen werden.

Chancen auf die Top Ten: Siehe oben. Wenn sie das in den Griff kriegen und die Gesangsleistung stimmt, dann ja.
Madrid 2019? Es wär zu süß, aber nein.
8/10 (Kinder: 5 und 5)


Italien: Ermal Meta + Fabrizio Moro - Non mi avete fatto niente

Die Italiener liefern wie immer amtlich ab, und wie! Aus Rücksicht auf den mitschauenden Nachwuchs habe ich nicht das offizielle Video gezeigt, sondern den Liveauftritt. Wenn man den italienischen Text versteht, obendrein noch den englischen Text eingeblendet bekommt und somit alles versteht, haut das voll rein. Das ist kein Wischi-Waschi-Peace-Peace-Peace-Wir-haben-uns-alle-lieb-Ding, das ist eine ganz klare kantige Ansage. Und zwar eine, die weder auf Gefälligkeit noch auf ESC-Tauglichkeit aus ist. Gerade das nimmt sie für mich ein.

Chancen auf die Top Ten: Wehe, wenn nicht!
Rom 2019? In einer gerechten Welt: Ja, unbedingt! Aber die Welt ist leider nicht gerecht.
10/10 (alles andere verbietet sich hier!) (Kinder: 3 und 7 (wie man sieht, haben die den Text nicht verstanden)


Großbritannien: SuRie - Storm

Blutleer. Das ist so ziemlich die einzige Vokabel, die mir dazu einfällt. "Storms don't last forehehehever.  Forehehehever. Forehehehever. We can hold our hands togehehehether..." Und sehr viel anderes eurovisionskompatibles Vokabular. Auch ansonsten hat man anderswo zugelangt, die Stelle vorm Refrain, wo die Drums plötzlich immer schneller werden, kam mir sehr bekannt vor, und ich hab das halbe Lied gebraucht, bis es mir eingefallen ist, woher ich das kenne. Das gabs auch bei "Rise up" (GR 2014) Ach geh doch. Du siehst zwar aus wie Annie Lennox und glaubst, Dich genauso anzuhören, aber weißte was: Tuste gar nicht!

Chancen auf die Top Ten: Nä. Kandidat für die rechte Hälfte!
London 2019? Auch da gibts wieder ein Eurovisionskonzert.
5/10 (Kinder: 3 und 6)


Frankreich: Madame Monsieur – Mercy

Und schon wieder so ein Ding, das voll ins Kontor haut. Dieses Mal geht es um ein Kind, das an diesem Tag auf dem Meer zwischen zwei Kontinenten geboren wird. Mit anderen Worten: Hier wird thematisiert, wie viele Menschen auf ihrer Flucht übers Mittelmeer alljährlich ertrinken. Das ganze ist so zurückgenommen wie nur irgend möglich, es gibt keine Bilder (okay, es gibt das Meer), es gibt nichts, was in irgendeiner Weise vom Text ablenkt. Und der knallt voll rein.

Chancen auf die Top Ten: Alles andere wäre unfassbar ungerecht.
Paris 2019? Ah oui, warum nicht? Allerdings haben es Lieder, die rein auf den Text setzen, immer recht schwer. Vor allem, wenn sie nicht auf englisch gesungen werden.
10/10 (Kinder: 3 und 9 (wieder den Text nicht verstanden))


Deutschland: Michael Schulte – You let me walk alone

Lieber Michael, ich hoffe, Du guckst bei Frankreich und Italien genau hin. SO inszeniert man nämlich Beiträge über Sachen, die einem am Herzen liegen, und nicht mit so einem blöden Laptop, wo man sich Bilder von den Leuten mit ihren Vätern schicken lässt. Das ist too much. Das mag auf andere noch so waaaahnsinnig authentisch und bewegend rüberkommen, mich stößt es ab. Und dass Du Dein Anliegen in eurovisionsgefälligen Four-Chord-Seich verpackt hast, nimmt mich auch nicht gerade für Deinen Beitrag ein. Wir beiden werden in diesem Leben keine Freunde mehr. Noch so ein paar Aktionen, und Boggie ist ihren Status als meine Hassbeitrag-Nummer-1-Lieferantin los. Und die Gründe? Na, rat mal. Ich hasse es, wenn man meint, mit dem Holzhammer meine Tränendrüsen malträtieren zu müssen.

Chancen auf die Top Ten: Könnte ein Roman-Lob-Ergebnis einfahren.
Berlin 2019? Bitte nicht. Ich freu mich jederzeit über einen deutschen Sieg, aber bitte bitte bitte nicht damit!
5 (für den Song, der audio nicht ganz so unerträglich ist) plus minus 5 (für die Attitüde, den Laptop und alles andere) macht zusammen 0/10 (Kinder: 0 und 0)

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