Normalerweise kommen wir ja hier mit Vor- und Nachlesen wochenlang nicht aus dem Quark, aber dieses Jahr ist alles anders. Dieses Jahr muss ich sofort loslegen, sonst platz ich, ich bin so voll mit meinem Emotionscocktail, dass er unbedingst raus muss!
Ihr bekommt also jetzt jeden Tag häppchenweise meine ausführliche Nachlese, und heute beginne ich dann mal mit dem Drumherum:
Tja, wo fange ich an? Vielleicht mit einer kleinen Rückblende. Wir schreiben den 12. Mai 2001 und befinden uns im Parken Stadium (oder Stadion?) zu Kopenhagen, wo der 46. Eurovision Song Contest seinen Lauf nimmt. Mit einem Bühnenbild, wo man zwar nicht weggucken muss, das aber die Interpreten reichlich verloren wirken lässt, zumal die Kameraführung ihnen da auch nicht gerade entgegenkommt. Mit 40.000 Leuten, von denen die Hälfte immer irgendwie wo anders war (beim Würstchengrill?). Mit zwei wirklich bedauernswerten Moderatoren, von Terry Wogan fies, aber treffend "Dr. Death and the Tooth Fairy" getauft (überhaupt, Wogan, an dem Abend ist er wirklich zu Höchstform aufgelaufen!). Und einem Sieger, mit dem kein Mensch was anfangen konnte.
Und die Schmach dieser leider vollkommen misslungenen Contest-Ausrichtung haben die Dänen nun 13 Jahre mit sich herumgetragen (und über das verschollene Videoband von 1964 haben wir hier noch gar nicht gesprochen). 2011 sah man dann in Düsseldorf, dass es durchaus möglich ist, eine solche Scharte (remember 1983, oder schon verdrängt?) auch nach vielen Jahren wieder auszuwetzen. "Das machen wir auch!" haben sich die Dänen gedacht. Und, soviel sei schon mal verraten, sie haben es auch geschafft. Und wie!
Das außerordentlich charmante und übrigens auch sehr attraktive Moderatorentrio Nikolaj Koppel, Lise Rønne und Pilou Asbæk führte sehr souverän und warmherzig durch die drei Abende. Auch die eine oder andere Panne, als zB ein Umbau oder ein Voting noch nicht fertig war, überbrückten sie ohne Problem. Herausragend nicht nur ihre gemeinsam gesungene Hymne auf die 12 Punkte, sondern vor allem Lises Aktionen im Greenroom. Sie hat es tatsächlich geschafft, den bisher immer reichlich langweiligen Greenroom-Interviews ("How do you feel?" "Oh, it's so amazing") nochmal eine ganz neue Note zu geben, allen voran natürlich der Talk im 2. Semi mit Conchita. Aber dazu später mehr. Auf jeden Fall ist das Experiment, zwei Männer und eine Frau moderieren zu lassen, unbedingt geglückt!
Aber auch alles andere an diesem Abend war toll: Die Postkarten, wo die Teilnehmer selbst ihre Landesflagge nachstellen mussten: Zum Niederknien. Die Bühne: Groß, aber nicht überladen und alle Teilnehmer toll ins rechte Licht setzend. Die Pausenacts: Herrlich und entspannt lustig (und nicht so unentspannt lustig wie letztes Jahr). Eine grandiose Idee auch, beim Finalpausenact zum offiziellen Song "Rainmaker" die Teilnehmer alle auf die Bühne zu holen. Das Publikum wollte die Truppe ja zum Ende des Liedes überhaupt nicht mehr von der Bühne lassen! Das Eurovision Book of Records war eine absolut fabelhafte Idee - kann nochmal irgendjemand den Auftritt von "Hold me now" anschauen, ohne sich zu beömmeln? Ich nicht! Auch den Finaleröffnungsact, in dem man die Teilnehmer nacheinander zügig auf die Bühne rief, fand ich wunderbar.
Das Publikum lässt mich ein klein bisschen zwiespältig zurück, aber das besprechen wir dann in den nächsten Tagen bei den einzelnen Beiträgen.
Anyway, das alles bildete einen überaus würdigen Rahmen für das stärkste Teilnehmerfeld, das ich jemals bei einem ESC bewundern durfte - und für ein absolut unglaubliches, wahnsinniges Ergebnis. Aber das sind eigene Geschichten für eigene Postings, das erzähl ich Euch dann in den nächsten Tagen.
Montag, 12. Mai 2014
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1 Kommentar:
Sorry, dass ich für Russland gebuht habe, aber das wollte ich mir auch als heterosexueller junger Mann nicht nehmen lassen. Diese Politik gehört mit Buhrufen bestraft, denn Russland hat beim ESC nichts mehr verloren. Auch wenn die beiden Twins zum Anbeißen waren.
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