Donnerstag, 26. September 2013

Nachlese 2013 - Die Finalisten (2)


Belgien
Das muss man sich mal vorstellen: Da tritt als vorletztes im ersten Semifinale ein Land an, das in bisher 8 Semifinals erst ein einziges Mal ins Finale gekommen ist (da allerdings als Sieger) und bei den übrigen sieben Teilnahmen oft richtig tolle Beiträge dabei hatte, davon einer sogar als potenzieller Sieger gewettet, aber trotzdem immer kleben geblieben. Das Land wird in sämtlichen Vorhersagen als klarer Semi-Ausscheider gesehen. In meinem Last-Minute-Tippspiel in dem Forum, das ich üblicherweise frequentiere, hat NICHT EIN EINZIGER der Mitspieler Belgien im Finale gesehen. Und das waren mindestens 12, 13 Leute, die da mitgemacht haben. Nun ja, jedenfalls, dieses Land schickt ein frisurtechnisch herausgefordertes Bürschken mit zugegebenermaßen schönen Augen. Dem Bürschken steht ein Chor zur Seite, der zwar eifrig singt, aber nicht alle dasselbe Lied in derselben Tonlage, zumindest im Semi, im Finale wars dann ok. Ferner werden Textzeilen zu Gehör gebracht wie "And she fell so deep like she had never fell so deep before" (liebe Texter, was hat die englische Sprache Euch eigentlich getan???). Und schließlich und wichtigstens gibt es da noch zwei Tänzerinnen. Diese beiden Tänzerinnen tanzen mit verzerrten Gesichtern und Bewegungen ein Tänzchen, das mit dem Liebeskillerlied nicht das Allergeringste zu tun hat und das vermutlich ab sofort in sämtlichen "Eurovision-at-its-most-embarrassing"-Zusammenschnitten einen Ehrenplatz bekommt . ABER: Das Liedje ist flotter als der Durchschnitt, und das Jüngelchen am Mikrofon singt wirklich blitzsauber. Trotzdem hätte da keiner einen Pfifferling drauf gegeben, aber dann kam die größte Semi-Sensation seit 2005. Und damit nicht genug: Im Finale landete das allen Ernstes in der linken Hälfte und kratzte an der Top Ten. What has da world come to? Hachja. Wie schön ist doch die Unberechenbarkeit dieses Wettbewerbs.

Estland
Das estnische Schneewittchen erschien im kleidsamen ärmellosen Schwangerschaftshängerchen, wobei "HängerCHEN" trifft es nicht, das war schon ein ausgewachsener Hänger. Und der sah mindestens merkwürdig aus (hat es aber beim Barbara-Dex-Award dank harter Konkurrenz nicht in die Top Ten geschafft), half aber dem Beitrag auch andererseits wieder, im Gedächtnis zu bleiben. Ebenfalls hilfreich auch der nette Schwarz-weiß-im-ersten-Refrain-bunt-mach-Effekt, und der erwies sich angesichts der frühen Startnummer auch als bitternötig. Birgit sang sehr souverän und routiniert, das Lied bleibt schon irgendwie schön, aber: Es berührt mich. Nach wie vor. NICHT.

Weißrussland
Im Gegensatz zu so ziemlich allen anderen in ihrem Semi hat die Weißrussin den Finaleinzug aber mal sowas von gar nicht verdient: Ein schlecht gesungener und verkrampft vorgetragener Strandschlager ohne Substanz und ohne jedweden Spaß an der Sache, dafür aber mit einem gruseligen Outfit. Zudem muss es in Malmö doch kälter gewesen sein als erwartet, anders ist Alyonas eingefrorene Miene nicht zu erklären. Da hat wohl einer versucht, die griechischen Erfolgsrezepte der letzten zehn Jahre zu kopieren und ist damit amtlich auf die Fresse geflogen. Leider schlug sich das nicht in der Semi-Platzierung nieder, der Finaleinzug ist eine Frechheit gegenüber KroatienMontenegroÖsterreichZypern. Leider hat man ihr ja nicht die Startnummer 2 gegeben, auf die so ein Schrott eigentlich ab sofort per Eurovisionsgesetz hinplatziert werden müsste. Und die Finalplatzierung? Das da soll besser gewesen sein als unser Nattymädchen? Haut bloß ab.

Malta
Guck ma, der liebe Onkel Doktor Bezzina hat sich mit ein paar Freunden zusammengetan und singt ein Liedchen. Dabei wandelt er auf einem schmalen Grat; mancher mag ihn schon als debile Grinsebacke wahrgenommen haben, ich finde, er, seine gesamte Truppe und sein Lied sind einfach so süß und sympathisch und obendrein im besten Sinne so wunderbar uncool und nahbar, dass man nicht anders kann, als das Gesamtpaket ins Herz zu schließen. Der achte Platz im Finale war für mich eine höchsterfreuliche Überraschung, damit hätte ich nicht gerechnet. Und vermutlich dürfte der Zungerausstrecker beim Rückweg vom Catwalk auf die Bühne einiges damit zu tun haben. Günstigerweise wurde das dann auch noch im Schnelldurchlauf gezeigt. Diese kleine Frechheit bewahrte Gianluca nämlich davor, als unerträglich nett wahrgenommen zu werden. Das war mal ein richtig, richtig, RICHTIG toller maltesischer Beitrag!

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Endlich die lang ersehnte Nachlese auf diesem Blog. Wie immer fast alles auf dem Punkt. Besonders das Geschmacksdrama aus Belarus treffend beschreiben.
Danke!

Sixtus hat gesagt…

Ich hab mich für Roberto SO gefreut. Das war um Welten besser als dereinst bei der belgischen VE (die noch dazu im Radio inklusive Video-Livestream der Veranstaltung stattfand).
Wenn ich den Auftritt im Semi heute nocheinmal ansehe finde ich in seiner Skurrilität sogar gelungen. Gegensätze ziehen sich an.

Birigt, endlich beim ESC, hatte vielleicht nicht das großartigste Lied, aber ihre gewinnende Ausstrahlung und der saubere Gesang machten alles wett.
Und wenn ich etwas liebe, dann sind es lange weiße Kleider ;-)

Von Platte mag ich Solayah, es ist altmodisch, aber sehr "ohrwurmig".
Der Auftritt jedoch war, wie Du bereits schriebst, verkrampft, langweilig, ja geradezu lächerlich. Alyona hätte niemals das Finale erreichen dürfen. SO nicht!

Und dann noch Grinsekatze Gianluca.
Was soll ich anderes sagen als:
"Leider geil!" ;-)