Freitag, 11. Mai 2012

...und zur Einstimmung...

Weniger als zwei Wochen bis zum großen Finale in der doch noch rechtzeitig fertiggewordenen Crystal Hall in Baku, Aserbaidschan.

Endlich ist der ESC 2012-Sampler draußen auf dessen Basis, aber nicht nur, ich heute und in den kommenden Tagen meine Rezensionen 'runterreissen' werde.

Ich gehe, wie es sich gehört, nach der Startreihenfolge der Semis und den zugelosten Plätzen der Big 5 plus dem Gastgeberland vor.

Semifinale 1 beginnt gleich mit einem Hammer.
Dem geneigten Zuseher wird das angekaute Wurstsemmerl im Halse stecken bleiben, soviel ist sicher. Entweder ist er völlig vertattert, dachte er doch einer grenzdebilen Schlagerveranstaltung für nicht ganz ernstzunehmende Kindsköpfe gewahr zu werden, oder positiv angetan von den eigenartigen Klängen die da durch die Lautsprecher des Fernsehapparats zu ihm dringen.

Rambo Amadeus (diesen Namen sollte man sich auf der Zunge zergehen lassen) philosophiert im montenegrinischen Beitrag über den Euro, eine Währung die zwar nicht die offizielle, aber die handelsübliche in jenem Staate ist, und das in einer vielzahl an Reimwörtern unter balkanesischen Klängen, alles sehr reduziert und 'strange'.

Besagter Zuseher hat nun zwei Möglichkeiten:
1. er schaltet angeekelt zum Musikantenstadl (oder was sonst noch läuft) oder
2. er harrt aufgewühlt des Nachfolgesongs in freudiger Erwartung eines musikalisch revolutionierten TV-Formats.



Ob Greta Salóme & Jónsi da die Richtigen sind?
Ein fidelnder Derwisch im weißen Gewand und eine steinerne Gestalt singen, zugegebenermaßen qualitativ hochwertig, eine dramatische Hymne wie sie nur zum Eurovision Song Contest passen kann.
In der isländischen Vorausscheidung konnten sie mich noch nicht so richtig überzeugen, aber nach mehrmaligen Hören und nicht zuletzt durch die Verlagerung vom Isländischen zum Englischen bin ich sicher, dass die Einwohner der kleinen Insel im Nordatlantik stolzen Hauptes auf ihre Entscheidung zurückblicken können. Vielleicht geht sich sogar ein Top 10 Platz im Finale aus.




Ein trauriges Bild bot der griechische Vorentscheid in diesem Jahr. Wo sonst nur ausgemergelte Schlager-Altstars die Präsentation der neuen Frühjahrskollektion musikalisch untermalen, wurde - von Universal Musics Gnaden - der Pleitegeier-Star gesucht und gefunden. Eleftheria Eleftheriou heißt die 'glückliche' Gewinnerin der Möbelhaus-Eröffnung und sie war nicht einmal die Beste, aber vermutlich die einzige die ernstlich ihre Karriere in Baku beenden will.
Das ewig gleich(langweilig)e Peloponnesgedudel, ausgelutscht bis zum Erbrechen, soll's richten. Und wißt Ihr was das Traurigste ist?? Es wird funktionieren. Da wünscht man sich die 100% Jurywertung wieder zurück.




Aufgrund von Terminkollisionen (man kann leider nicht alle VEs eines Tages gleichzeitig anschauen) mußte ich jene aus Lettland zurückstellen. Eigentlich ist es sonst meine Art die versäumten Sendungen von Anfang an nachzuholen, aber bei Lettland war ich besonders neugierig und habe bei DuRohr nachgespechtelt wer wohl gewonnen hat.
Erst dachte ich an einen Witz. Dummdreister Text, miserabler Gesang, wahnwitziges Bühnenbild, schreckliche Tänzerinnen.
Klarer Fall: der letzte Platz im Semi ist fix vergeben. Da fährt die Bahn drüber.

Doch Überraschung: Anmarys Lied ist ein ganz fieser Ohrwurm. Im nu kann man den ganzen Text auswendig. Ich gehe inzwischen von einem sicheren Finaleinzug aus. Anspieltipp: [Video der holl. Veranstaltung]




Natürlich konnte ich nicht alle FiK-Shows ansehen, man hat zu Weihnachten schließlich besseres zu tun als vorm Rechner zu hängen und sich wackelige Internet-Streams (ohne die das Fanleben zugegebenermaßen nicht halb so schön wäre ;-) ) anzusehen.
Das Finale am 29.12. jedoch wollte ich um keinen Preis der Welt verpassen - und ich wurde belohnt.
Eine herrliche Show, ein wunderbares Liveorchster, überdurchschnittlich viele gute Acts und eine 'Göttin'.
Meine Güte, wie stieg mir die Gänsehaut auf als Rona Nishliu zu singen begann. Ich wäre glatt tot vom Stuhl gekippt hätte jenes wunderbare Lied die Veranstaltung nicht gewonnen.
So eindringlich, so übergeschnappt, so genial! Und als Zuckerguss noch das reduzierte Betonpatschen-Video.

Wäre es nicht der ESC, wo Gesetze herrschen die die meinen nicht sind, wir träfen uns im kommenden Jahr in Tirana.




Da Rumäniens 'Selectia Nationala' gleichzeitig mit dem (eigentlich völlig irrelevanten) schwedischen Melodifestivalen (dessens gefühlte 100 Semis ich selbstredend verweigerte) stattfand, habe ich sie nicht live sehen können und danach schlicht 'vergessen' *schäm*.
So passierte es, dass ich Madingas Lied gar nicht kannte als ich mir eine CD der ESC12-Lieder zusammenschnitt.
Erst war ich etwas verwundert ob der 'Billigkeit' des Beitrags, aber es passierte was bei potenziellen Sommerhits passieren mußte: das Bein wippte zuerst, der Körper folgte.

Nicht unbedingt ein Lied das "Sieg" schreit, aber ich könnte mir durchaus einen Top 10-Platz im Finale vorstellen, vorausgesetzt die Show und die Stimmen sind gut.




Über die Schweiz habe ich mich ja in einem früheren Posting bereits ausführlich ausgelassen. Lys hätte gewinnen MÜSSEN, Sinplus haben es letztlich geschafft.
Nicht geschafft haben sie ihre englische Aussprache zu verbessern, deswegen denkt man bei dem Text noch immer an "Swim egenst se Shrimp" und "Your widest Rim" (was unsere Freunde der erhitzen Fraktion, deren Leserschaft ich besonders grüßen möchte - sehr erfreuen dürfte).
Ich prognostiziere, aufgrund schlechter Liveleistung, das Semi-Aus.




Über Belgien gibt es nicht viel zu berichten. Mädchen im Kleinkindkleid singt belangloses Lied.
Es ist schon eine Kunst von zwei vorgetragenen Liedern das schlechtere zu wählen (und an besagtem VE-Abend waren nahezu alle ESCToday-Leser mit mir einer Meinung, dass 'Safety Net' die vernünftigere Wahl gewesen wäre).
Null Ausstahlung plus dünner Gesang reicht leider nicht. Belgien wird verdient nach dem Semi heimgeschickt.




Die Finnen hatten heuer eine sehr interessante und neuartige Art der Auswahlsendung. Natürlich standen auch hier die Kandidaten im Mittelpunkt, aber nicht das simple Schema "Auftritt" - "Jurywertung" (das fand wohl im Hintergrund statt), sondern Interviews mit Jurymitgliedern, Interpreten, weiß Gott wem, schnelle Schnitte des Auftritts, die Meinung der Jury kurz angerissen und dann die Entscheidung, aber eher im Film- denn im Showstil. Alles kompakt in einer Stunde verpackt, noch bevor es einem Zuseher langweilig werden konnte. Herzliche Gratulation dazu.

Das Finale wurde natürlich traditionell übertragen und endete mit einem reinen Televote. Leider haben die Zuseher nicht 'begriffen' was die Jury ihnen sagen wollte, nämlich, dass [b]Stig[/b] die einzig richtige Entscheidung gewesen wäre, und erkoren die todlangweilige Pernilla Karlsson zur Vertreterin ihrer Nation.



Keine Kommentare: