Dienstag, 19. März 2019

Eurovision 2019, die vierte

Griechenland - Katerine Duska: Better Love

Liebe Griechen, nehmt Euch an den Georgiern mal ein Beispiel. Da seid Ihr nun letztes Jahr mit dem grandiosen "Oneiro mou" im Semi rausgeflogen (wir verdrücken hier gerade ein Tränchen in der Erinnerung), und prompt kommt Ihr wieder mit Allerweltsgedudel um die Ecke. Dazu singt die gute Katerine, als ob sie eine heiße Kartoffel oder sonst was Sperriges in der Kehle stecken hätte. Soll das echt so? Ich nenn das Knödeln. I am very unterwältigt und hätte aus Griechenland gern mal wieder ein bisschen landestypischere Klänge! Oder habt Ihr das verlernt?

Chancen aufs Finale? Ach je. Mit Zypern in diesem Semi und der allgemein schwachen Gemengelage... vermutlich schon.
Athen 2020? Ochi.
3/10 (Kinder: 2 und 3)


Island - Hatari : Hatrið mun sigra

Ich hab gerade "Toy"-Vibes, gekreuzt mit "Minn hinsti dans". Das Ding dürfte der polarisierendste Beitrag in diesem Jahr sein, entweder man liebt es oder man hasst es. Wir finden ihn allesamt scheußlich, aber er wird in Tel Aviv dennoch abräumen. Die Grundsatzidee, seine Verzweiflung über den immer weiter um sich greifenden Hass in der Welt auf diese Art rauszuschreien, ist schon toll. Aber der Song ist trotzdem von allen (!) isländischen Beiträgen bisher derjenige, der mir am allerwenigsten gefällt.

Chancen aufs Finale? Ganz sicher durch ...
Reykjavik 2020? ... und wird wohl auch um den Sieg mitspielen.
1/10 (Kinder: 0 und 2)


Portugal - Conan Osíris : Telemóveis

Wahrscheinlich wäre dieser Beitrag bei mir viel höher gelandet, wenn ich ihn nur gehört und nicht gesehen hätte. Die optische Umsetzung ist mal mindestens verstörend: Ein Mann mit goldenen Becken im Gesicht in Erzengel Gabriels Engelsmantel ohne Flügel, dafür aber mit Struwwelpeter-Fingernägeln in Gold wimmert sich durch ein hübsch-verspieltes, asiatisch angehauchtes Klanggewaber, allerdings in einer völlig anderen Tonart als der Backgroundtrack. Das goutieren meine Ohren nicht. Dazu kommt ein Tänzer in gleicher, aber geöffneter Gewandung. Ab und an lässt sich der Tänzer mal auf den Boden plumpsen, offensichtlich gehört das so. Man wartet die ganze Zeit darauf, dass Edward mit den Scherenhänden kommt und denen mal endlich die Nägel schneidet. Grundsätzlich find ich ja abgedrehte Sachen spannend, aber so abgedreht dann doch nicht. Die Karaoke-Version von dem Stück will ich aber auf jeden Fall haben, ich glaube, die könnte mir gefallen!

Chancen aufs Finale? Ja, schon.
Lissabon 2020? Nö.
3/10 (Kinder: 1 und 4)


San Marino - Serhat : Say Na Na Na

Serhat ist unter allen Eurovisionistas Kult, und wie man hier sieht, völlig zu Recht. Er croont sich auch bei diesem Versuch durch einen Discoschlager, der sich sofort in den Gehörgang fräst und da drin bleibt. Natürlich nix Weltbewegendes, aber nach den beiden extrem abgedrehten Beiträgen vorher sehr erholsam. Und von wegen, Startreihenfolge matters not! Je später Serhat in diesem Semi dran ist, desto sicherer könnte er das Finale erreichen. Im wesentlich stärkeren ersten Semi 2016 war es ja schon knapp, dieses Mal könnte er es tatsächlich schaffen.

Chancen aufs Finale? Ja. Wird der Schockqualifikant dieses Semis.
Serravalle 2020? Na kommt. Nicht übertreiben.
7/10 (Kinder: 3 und 5)




Gütiger Himmel nee, ist das ein grottiges Semi, vielleicht das schlechteste, das ich jemals erlebt habe. Meine Punkte sprechen ja auch für sich. Bisher war noch nichts dabei, was mich auch nur ansatzweise angesprochen hat. Ein Blick auf die Wettquoten zeigt aber, dass die besseren Sachen wohl noch kommen.



Und jetzt soll ich mir auch noch Qualifikanten aus den Fingern saugen? Nun denn. Man hat ja mindestens drei Richtige:


Island
Portugal
Serbien
Tschechien
Ungarn
Zypern
Australien
Polen
San Marino
Griechenland

Es könnte (und wird vermutlich) aber ganz anders kommen.

Demnächst kommt in diesem Theater dann das zweite Semi.

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