Freitag, 11. Oktober 2013

Nachlese 2013 - Die Finalisten (4)


Rumänien
Es ist kaum zu glauben, aber, meine Damen und Herren: Rumänien hat im zweiten Semi tatsächlich das Televoting gewonnen! Wie um Himmels Willen konnte das passieren? Ganz einfach: In diesem Meer der Langeweile musste wohl wirklich mal einer wie Cezar kommen, bei dessen Auftritt man zwischen brüllendem Gelächter und absolutem Unglauben schwankt. Der Ausdruck "over the top" hat eine komplett neue Bedeutung bekommen. Egal was man davon hält: Es polarisiert, bleibt im Gedächtnis und ist wohl niemandem wirklich egal, sondern man findet es entweder total geil, oder man kann sich wenigstens so wie ich daran abarbeiten. Dem Cezar ist das alles ernst, sehr ernst, und er hat eine halbe Stunde lang geweint, nachdem er ins Finale gekommen ist. Glaub ich sofort. Unmittelbar nach seinem Finalauftritt sahen die Äugelchen auch schon wieder verdächtig rötlich aus. Ich werde hier nicht versuchen, die beiden Auftritte auch nur ansatzweise zu beschreiben, das muss man einfach selber gesehen haben. Gleiches gilt übrigens auch für das  offizielle Video, und vergleicht bitte unbedingst mal die dort zu sehende Brustbehaarung mit der beim Auftritt! Grandios übrigens an dieser Stelle Petra Mede nach dem Semi: "He made me think of this old famous saying: Every successful man has a woman under his skirt" . Übrigens hat auch mein Mann schlagartig von seinem Buch aufgeblickt und für drei Minuten wie festgetackert auf den Bildschirm gestarrt, als Cezar anfing zu, äh, singen. Und das will wirklich was heißen.
     
Großbritannien
Falls sich jemand beim Lesen dieser Postingreihe fragen sollte, welcher Eintrag mir am schwersten fällt: Dieser hier. Ich schreib das hier mit blutendem Herzen. Das war die vielleicht schlimmste Selbst-Demontage der gesamten Eurovisionsgeschichte, da kommt sogar die von Dana International in Düsseldof nicht ran. Ich schrieb in der Vorbetrachtung, dass Bonnie es noch könne und alles an die Wand singen würde. Glücklicherweise hab ich darauf keine Wette abgeschlossen, sonst könnte ich wohl meine sämtlichen Habseligkeiten jetzt im Pfandhaus abliefern. Nein, sie kann es nicht mehr. Zumindest konnte sie es in den drei Minuten nicht mehr, als es darauf ankam. Einer gut gekleideten, gut konservierten (ja, leider sah man DAS auch, und nein, das war NICHT vorteilhaft) Dame mit großer Vergangenheit und bestenfalls nettem Gegenwartssong, den irgendeine gütige Seele auch noch einen Ganzton tiefer gelegt hatte, beim hoffnungslosen Kampf um jeden einzelnen Ton zuzuschauen, macht nicht schadenfroh, sondern einfach nur tieftraurig. Bitte tut sowas nicht nochmal, "liebe" Briten.

Schweden
Derjenige, der für die schwedischen Kostüme zuständig war, wollte wohl unbedingt vermeiden, dass Schweden auch 2014 Gastgeber wird. Anders sind Robins Oberteil und vor allem seine entsetzliche Hose nicht zu erklären, wenn ich mich recht erinnere, hat das ja auch beim Barbara-Dex-Award ziemlich abgeräumt. Die schwedischen Chancen auf eine akzeptable Platzierung stufte ich nach der Lektüre der Probenberichte als eher gering ein, aber das Hamsterbäckchen konnte liefern, als es drauf ankam. Und wie! Der Gute sang, als ginge es um sein Leben und söhnte mich mit diesem Auftritt beinahe mit dem Heimbeitrag aus. Aber nur beinahe, wir wollen ja nicht übertreiben.

Ungarn
Das ist so ein Beitrag, den hinterher jeder mag. Wunderbar versponnen, minimalistisch und mit einem Hintergrund zum Niederknien (wenn man mal die englische Schrift außen vor lässt). Ich bin immer wieder begeistert, wenn Leute beim ESC auftreten, die diesem ganzen aufgepimpten Zirkus nix abgewinnen können und auf der Bühne einfach ihr Ding machen. Das ganze war so liebenswert, dass man der sympathischen Truppe auch gerne verzeiht, dass Alex im Refrain nicht besonders tonsicher war. 

1 Kommentar:

Sixtus hat gesagt…

Ich sag Euch etwas zu Rumänien:

Cezar hatte den Ehrgeiz und das KÖNNEN diesen seinen Beitrag gut auf die Bühne zu bringen.
Viele seiner Zuhörer waren schlicht und ergreifend fasziniert, PLUS eine nicht zu unterschätzbare Zahl an Protestwählern.
So gesehen verwundert der Sieg nicht.
Ich persönlich fand Cezar amüsant.

Über Bonnie lasse ich nichts kommen, zu sehr habe ich sie in den 80ern geliebt.
Aber ihr Aufrtitt war, so schön das eigentliche Lied klang, leider "suboptimal". Ein Platz jenseits der 20 geradezu logisch.

Meine Hoffnung, dass Robin live total versagen würde wurde nicht bestätigt. Ganz im Gegenteil: Robin machte seine Sache ausgezeichnet.
Das übrraschte doch stark, weiß man doch, dass das Melodifergevaltigen alle beim ESC verbote nen Tricks zuläßt.
Ich spreche meinen Respekt aus, ohne Häme, Robin war live wirklich gut. Sein/e Modedesigner/in gehört allerdings sofort erschossen.

Ungarn: Großartiges Video, schön reduzierter Song. Verdienter Platz.