Rumänien
Es ist
kaum zu glauben, aber, meine Damen und Herren: Rumänien hat im zweiten Semi
tatsächlich das Televoting gewonnen! Wie um Himmels Willen konnte das
passieren? Ganz einfach: In diesem Meer der Langeweile musste wohl wirklich mal
einer wie Cezar kommen, bei dessen Auftritt man zwischen brüllendem Gelächter
und absolutem Unglauben schwankt. Der Ausdruck "over the top" hat
eine komplett neue Bedeutung bekommen. Egal was man davon hält: Es polarisiert,
bleibt im Gedächtnis und ist wohl niemandem wirklich egal, sondern man findet
es entweder total geil, oder man kann sich wenigstens so wie ich daran
abarbeiten. Dem Cezar ist das alles ernst, sehr ernst, und er hat eine halbe
Stunde lang geweint, nachdem er ins Finale gekommen ist. Glaub ich sofort. Unmittelbar nach seinem Finalauftritt sahen die Äugelchen auch schon wieder verdächtig rötlich aus. Ich
werde hier nicht versuchen, die beiden Auftritte auch nur ansatzweise zu
beschreiben, das muss man einfach selber gesehen haben. Gleiches gilt
übrigens auch für das offizielle Video, und vergleicht bitte unbedingst mal die
dort zu sehende Brustbehaarung mit der beim Auftritt! Grandios übrigens an
dieser Stelle Petra Mede nach dem Semi: "He made me think of this old
famous saying: Every successful man has a woman under his skirt" . Übrigens hat auch mein Mann
schlagartig von seinem Buch aufgeblickt und für drei Minuten wie festgetackert
auf den Bildschirm gestarrt, als Cezar anfing zu, äh, singen. Und das will wirklich was heißen.
Großbritannien
Falls
sich jemand beim Lesen dieser Postingreihe fragen sollte, welcher Eintrag mir
am schwersten fällt: Dieser hier. Ich schreib das hier mit blutendem Herzen.
Das war die vielleicht schlimmste Selbst-Demontage der gesamten
Eurovisionsgeschichte, da kommt sogar die von Dana International in Düsseldof nicht
ran. Ich schrieb in der Vorbetrachtung, dass Bonnie es noch könne und alles an
die Wand singen würde. Glücklicherweise hab ich darauf keine Wette
abgeschlossen, sonst könnte ich wohl meine sämtlichen Habseligkeiten jetzt im
Pfandhaus abliefern. Nein, sie kann es nicht mehr. Zumindest konnte sie es in
den drei Minuten nicht mehr, als es darauf ankam. Einer gut gekleideten, gut
konservierten (ja, leider sah man DAS auch, und nein, das war NICHT
vorteilhaft) Dame mit großer Vergangenheit und bestenfalls nettem
Gegenwartssong, den irgendeine gütige Seele auch noch einen Ganzton tiefer
gelegt hatte, beim hoffnungslosen Kampf um jeden einzelnen Ton zuzuschauen,
macht nicht schadenfroh, sondern einfach nur tieftraurig. Bitte tut sowas nicht
nochmal, "liebe" Briten.
Schweden
Derjenige,
der für die schwedischen Kostüme zuständig war, wollte wohl unbedingt
vermeiden, dass Schweden auch 2014 Gastgeber wird. Anders sind Robins Oberteil
und vor allem seine entsetzliche Hose nicht zu erklären, wenn ich mich recht erinnere,
hat das ja auch beim Barbara-Dex-Award ziemlich abgeräumt. Die schwedischen
Chancen auf eine akzeptable Platzierung stufte ich nach der Lektüre der
Probenberichte als eher gering ein, aber das Hamsterbäckchen konnte liefern,
als es drauf ankam. Und wie! Der Gute sang, als ginge es um sein Leben und
söhnte mich mit diesem Auftritt beinahe mit dem Heimbeitrag aus. Aber nur
beinahe, wir wollen ja nicht übertreiben.
Ungarn
Das ist
so ein Beitrag, den hinterher jeder mag. Wunderbar versponnen, minimalistisch
und mit einem Hintergrund zum Niederknien (wenn man mal die englische Schrift
außen vor lässt). Ich bin immer wieder begeistert, wenn Leute beim ESC
auftreten, die diesem ganzen aufgepimpten Zirkus nix abgewinnen können und auf
der Bühne einfach ihr Ding machen. Das ganze war so liebenswert, dass man der
sympathischen Truppe auch gerne verzeiht, dass Alex im Refrain nicht besonders
tonsicher war.
1 Kommentar:
Ich sag Euch etwas zu Rumänien:
Cezar hatte den Ehrgeiz und das KÖNNEN diesen seinen Beitrag gut auf die Bühne zu bringen.
Viele seiner Zuhörer waren schlicht und ergreifend fasziniert, PLUS eine nicht zu unterschätzbare Zahl an Protestwählern.
So gesehen verwundert der Sieg nicht.
Ich persönlich fand Cezar amüsant.
Über Bonnie lasse ich nichts kommen, zu sehr habe ich sie in den 80ern geliebt.
Aber ihr Aufrtitt war, so schön das eigentliche Lied klang, leider "suboptimal". Ein Platz jenseits der 20 geradezu logisch.
Meine Hoffnung, dass Robin live total versagen würde wurde nicht bestätigt. Ganz im Gegenteil: Robin machte seine Sache ausgezeichnet.
Das übrraschte doch stark, weiß man doch, dass das Melodifergevaltigen alle beim ESC verbote nen Tricks zuläßt.
Ich spreche meinen Respekt aus, ohne Häme, Robin war live wirklich gut. Sein/e Modedesigner/in gehört allerdings sofort erschossen.
Ungarn: Großartiges Video, schön reduzierter Song. Verdienter Platz.
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