Freitag, 15. Mai 2020

Lass Dich überraschen, Teil 8

Spanien: Blas Cantó - Universo

Blas, der Mann mit dem schärfsten Schlafzimmerblick Spaniens (oh mein Gott, was ein Satz! Ich muss den Nachnamen benutzen. Keine Witze mit dem Namen, das ist unreif, pubertär und deshalb abzulehnen), zeigt uns im Video seine komplette Garderobe und klettert in der Gegend rum. Seine Tänzer tragen dabei die kompletten Glitzervorräte am Körper, die noch von Aserbaidschan vom letzten Jahr übrig sind. Na ja, wenns schön macht. Das Lied besteht im wesentlichen aus "perdona me, perdona me, uni- universo", und weil ich kein Spanisch kann, frage ich mich, was ihm das Universum eigentlich verzeihen soll. Der Song ist ansonsten nicht weiter erwähnenswert, Herr Canto selbst ist, wie gesagt, Eye Candy. Aber ich habe ganz leichte Zweifel, ob er dieses stimmlich durchaus herausfordernde Liedchen live gestemmt bekommen hätte. Das hat doch gewaltiges Carcrash-Potenzial.

Das wär sein Preis gewesen: Da ich hier besagten Carcrash hätte kommen sehen, Platz 20+.

6/10 (Kinder: 5 und 5)


Tschechien: Benny Cristo - Kemama Sehr ungewöhnlicher Sound für die Eurovision. Stark afrikanisch bzw lateinamerikanisch beeinflusst, fängt der Song super an, geht dann aber irgendwie nicht so richtig weiter. Da hätte zum Ende hin noch etwas mehr Abwechslung kommen dürfen. Benny ist ein toller Sänger, keine Frage, er hätte das auch live gestemmt bekommen. Die Schwächen und die fehlende letzte Konsequenz im Songwriting überdeckt das aber leider nicht.

Das wär sein Preis gewesen: Uff, das wäre eine enge Kiste geworden für die Tschechen.

6/10 (Kinder: 5 und 6)


Ukraine: Go_A - Solovey

Drittletzter Beitrag, den wir hier begucken, und noch immer keinen Zehner vergeben. Zwanzig gloriose Sekunden lang dachte ich, dass ich endlich einen Zehner gefunden habe, denn das Intro ist zum Niederknien wunderbar. Leider fing dann der Gesang an. Es mag eine osteuropäische Kulturform sein, die zu wertschätzen und zu würdigen ist, aber ich kann mit diesem Gesang unglücklicherweise nicht nur nichts anfangen, er schmerzt mich auch in den Ohren. Es wird aber im Laufe des Liedes besser. Erfreulich ist zudem, dass die Ukraine endlich mal komplett in ihrer Landessprache singt. Das hätte man ruhig früher auch mal machen können, immerhin haben ja beide Siegerinnen ukrainische Anteile im Lied. Jedenfalls musikalisch eindeutig der beste Beitrag des Jahrgangs, und es ist davon auszugehen, dass ein Eurovisions-Powerhouse wie die Ukraine das auch atemberaubend auf die Bühne gebracht hätte.

Das wär ihr Preis gewesen: Top Ten im Finale. Wir reden hier von der Ukraine, und die wissen, wie man sowas macht. 

8/10 (Zwei Abzug für den Gesang, sonst wär es die 10 geworden. Kinder: 6 und 4 - der Gesang halt)


Weißrussland: Val - Da Vidna

Schau mal einer an, auch die Weißrussen singen in Landessprache. Das ist ja vor drei Jahren schon mal richtig toll gewesen. Dieser Song kommt leider nicht so ganz da ran. Die Strophen sind komplett arhythmisch, was das Zuhören etwas erschwert, dafür ist der Refrain umso eingängiger. Überdies wird man mit dem einen oder anderen Mätzchen abgelenkt, so trägt die (übrigens sehr gute und mit einer tollen Stimme beglückte) Sängerin eine Frisur aus Perlen und Strassgehängen. Da war wohl jemand bei Swarovski kampfshoppen. Außerdem hat der Keyboarder wohl sein Keyboard vergessen; er spielt auf dem Keyboardständer und hofft vergeblich, dass wir es nicht merken. Das alles schwächt den Eindruck des Liedes doch sehr ab und wäre eigentlich überhaupt nicht nötig.

Das wär ihr Preis gewesen: Trotz des überflüssigen Schnickschnacks wäre das wohl im Finale gewesen, hätte da aber keine Rolle mehr gespielt.

4/10 (Kinder: 3 und 4,5)


Zypern: Sandro - Running
Wieder so einer, der ganz genau weiß, dass er Eye Candy ist. Im Video wird ihm so allerlei auf den (vermutlich extra dafür) wohlgeformten Körper projiziert. Er will wohl vor irgendwas wegrennen, so wirklich gut versteht man es nicht. Ich glaube, er ist über irgendwas verzweifelt, rennt weg und wird nicht wieder fallen. Ja, schön. Dann renn mal. Ich glaub Dir leider kein Wort von dem, was Du da singst, das ist mir alles viel zu gewollt und zu unauthentisch. Der weiß genau, wie er wirkt, und versucht jetzt anscheinend, im gleichen Wasser wie Duncan Laurence zu fischen. Das geht grandios schief. Nur Eye Candy reicht halt nicht. Außerdem: es gibt nur EIN Running in der Eurovision.

Das wär sein Preis gewesen: Finale am Samstag. Aber nur, wenn er sich vorher eine Eintrittskarte gekauft hätte. Sonst nicht.

4/10 (Kinder: 4 und 6)

3 Kommentare:

TorstenWF hat gesagt…

Zum Kommentar für den russischen Beitrag: ich vergebe 10/10 Punkte. Die/Der Bloggerin/Blogger ist eine Spaßbremse!��

TorstenWF hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
Tamara Fabian hat gesagt…

Mist, er hat es gemerkt! Tamara ist übrigens in allen mir bekannten Kulturen ein Mädchenname, aber es kann ja nicht jeder alles wissen.