Der Hausherr dieses Blogs hat mich soeben gebeten, den ersten Post für die Eurovisions-Saison 2012 zu machen, dieser Bitte komme ich natürlich gerne nach. Schließlich stehen die ersten beiden Beiträge ja auch schon fest. Aber zu diesen werde ich mich in guter alter Tradition natürlich erst dann äußern, wenn ich sie kenne, d.h. etwa Mitte März, wenn auch alle anderen Beiträge feststehen und ich den anderen hier zeigen kann, dass ich ja alles viel besser weiß als sie.
Bemerkenswertes gab es dennoch, so ging in der Schweiz allen Ernstes nochmal die allererste ESC-Gewinnerin Lys Assia an den Start, allen Ernstes mit einem Song aus der Feder von Ralph Siegel. Respekt vor so viel Mut, kann ich da nur sagen, denn auch wenn die Gute nicht mehr überall Standing Ovations bekommt und auch den Unterschied zwischen Belgrade und Bulgäääria nochmal erläutert kriegen müsste: Sie kann es noch. Also singen. Jetzt nicht so performen, dass sie damit die ESC-Krone einkassiert, aber: singen.
Ob sie indes in Baku tatsächlich mit den Bühnenklamotten von 1956 aufgetreten wäre, lässt sich nicht mehr eruieren, da sie es zwar bis ins Schweizer Finale geschafft hat, dort aber völlig zu Recht auf Platz 8 verendete.
Völlig zu Recht? Jawoll! Ich kanns beurteilen, denn ich hab mir jetzt, nachdem ja keine Gefahr mehr besteht, mal den Lys-Auftritt angeschaut. Keine Frage, es wäre wirklich ein großer Wurf gewesen, die alte Schabracke nochmal in den Ring zu schicken. Aber bittschön: Nicht mit diesem Song. Der hat nix. Da ist gar nix. Das kann ich bei einer drittklassigen Silvestergala in den 70ern zur Aufführung bringen, aber nicht beim ESC.
Lieber Ralph: Lass es doch einfach sein. Du kannst es nicht mehr. Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, ist er somit erbracht. Das Scheitern ist einzig und allein dieser erschreckend schwachen Kompostition [sic!] zuzuschreiben. Lys war gut, sehr gut sogar, allen Respekt davor, egal, was man von ihr halten mag. Aber da hat sich jemand allein auf große Namen verlassen, das ist zu wenig. Fragt mal Dana International, die ist 2011 auch mit einer Kompostition auf die Fresse geflogen, und zu Recht. Fragt mal Niamh, die hatte ein schönes Lied, konnte im entscheidenden Moment aber nicht liefern. Fragt Charlotte, die hatte ein gutes Lied, konnte liefern, sah aber aus wie ein Zombie. Und so weiter, und so weiter. Die ESC-Geschichte ist doch nun wirklich voll von Beispielen!
Aber keiner, KEINER von den genannten hatte ein dermaßen schwaches Lied!
Ich denke mal, das Weiterkommen ins Finale ist einzig und allein der Ehrfurcht (oder was auch immer) vor Lys geschuldet. Mit dem, was sie da gesungen hat, hatte das jedenfalls nix zu tun. Und so ist der 8. Platz nur folgerichtig. Aber je mehr ich drüber nachdenke, desto mehr ärgert es mich. Aus diesem Mist war halt einfach nix rauszuholen.
Immerhin verstand es die gute Frau Assia (Duzen soll man sie ja nicht, wie wir gleich sehen werden), sich nach dem Abend noch einige Zeit in den Schlagzeilen zu halten. Einer der Juroren nämlich, ein gewisser Stämpf, erdreistete sich nicht nur, ihr das Du anzubieten (was sie im übrigen mit "ja aber natürlich" annahm!), sondern konstatierte auch noch völlig zu Recht, er wisse nicht, "ob der Song zum Eurovison Song Contest passt oder mehr zu einer Kreuzfahrt-Kaffeefahrt". Das konnte die Gewinnerin der ersten Eurovisionswettbewerbs natürlich nicht auf sich sitzen lassen und beschwerte sich öffentlichkeitswirksam über das "flegelhafte" Verhalten und die "Unverschämtheit" der Jury.
Wer sich das in Wort und Bild anschauen will, klicke bitte hier!
Tja, da hat man wohl für Baku wirklich eine Chance verpasst. Das hätte schon sehr lustig werden können. Andererseits.... Die Zeit bleibt nicht stehen, und ich halte es da eher mit diesem Kommentar hier.
Auf eine fantastische ESC-Saison 2012!
VALENTINO - Valentino No. 5 (1989)
vor 4 Stunden
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