Mittwoch, 1. November 2017

Zwischen Kiew und Lissabon

Aufmerksamen Lesern und -innen dieses Blogs wird bestimmt aufgefallen sein, dass wir uns bisher um eine Nachlese des Jahres 2017 gedrückt haben. Nachdem nun bereits die erste Interpretin für Lissabon bestimmt ist, werden wir das auch nicht mehr tun. Neues Spiel, neues Glück - einerseits.

Andererseits ist es (zumindest bei mir) aber auch so: Je besser und schöner der Jahrgang, desto größer und stärker ist das Bedürfnis, darüber zu schreiben. Als der ESC vor drei Jahren seine möglicherweise größte Sternstunde erlebte, hat meine Tastatur geglüht. In diesem Jahr schweigt sie. Und dafür gibt es gute Gründe.

Das abgelaufene ESC-Jahr war eins der bittersten und schwärzesten Jahre ever. Damit meine ich nicht den jedes Jahr wieder passierenden Kleinkram wie Votingverzerrungen (hallo portugiesische und bulgarische Jury), den falschen Sieger (only my personal taste), abgestürzte Favoriten (dito), einen NDR, der es einfach nicht lernen will (dazu in späteren Postings mehr), eine einfach nur erbärmlich zu nennende Moderation (da hättste auch drei Holzlatten für hinstellen können!), technische Probleme (haben die Esten nach ihrem Ausscheiden da eigentlich was unternommen?), die ganzen Probleme mit der Organisation im Vorfeld, ... die Liste lässt sich wie immer beliebig fortsetzen.

Dazu kommt für mich persönlich noch das krachende Scheitern des Hörtests. Von der letztendlichen Top 3 hat den nämlich keiner bestanden. Tat meinem Ego gar nicht gut - was soll der innere Besserwisser denn jetzt machen? :-)

Das ist aber alles Killefit. Nichts von wirklicher Bedeutung.

Es gibt aber noch vier weitere Dinge.

1. Die fast völlige Abwesenheit des ESCs in den Charts. In allen Jahren davor gab es immer mindestens einen Song, der sich auch noch längere Zeit in den Charts hielt und der auch hoch genug kletterte, um wahrgenommen zu werden. Das haben wir in 2017 nicht gehabt. Der ESC braucht aber Songs, die den Leuten nachher noch gefallen, um überleben und sich weiterentwickeln zu können. Über diese These lasse ich gern mit mir streiten, aber es ist nun mal meine Meinung. Was passiert, wenn ESC und Charts sich auseinander entwickeln, haben wir in den 80ern und 90ern gesehen. Warum wir den ESC überhaupt brauchen? Siehe 4.

2. Der eine oder andere wird oben in meiner Aufzählung ein Ärgernis vermissen, das nur wenige Sekunden gedauert hat. Die Rede ist natürlich von dem ukrainischen Nichtganzsosehrspaßkeks, der es witzig fand, während Jamalas Auftritt im Finale zu ihr auf die Bühne zu kommen und uns allen den Anblick seines entblößten Allerwertesten zuzumuten. Aus drei Gründen sehr bedenklich: Erstens hatte er eine australische Flagge umgelegt (ausgerechnet Australien! Die Stimmen, was die denn bei der Eurovision zu suchen haben, sind ja nach wie vor nicht verstummt), zweitens passierte das ganze während der Televotingphase (ob es da einen Zusammenhang zu den zwei Televotingpünktchen für Isaiah gibt?). Alles noch nicht wild. Aber dass die Security in der Halle einen solchen Vorfall nicht verhindern konnte, ist katastrophal. Es können auch mal ernstere Bedrohungen in so einer Halle sein als ein Idiot, der die Security dafür aushebelt, seinen nackten Arsch in die Kamera halten zu können!

3. Ein Sieger ist ein Sieger ist ein Sieger. Salvador hat das Ding mit absoluter Rekordpunktzahl geknackt, hat Portugal den ersten Sieg nach 48 Jahren verschafft. Egal, was man von diesem Sieger hält, nach seinem Sieg soll ein Sieger die Welt erobern! Er soll die Menschen auf und neben der Bühne bezaubern! Er soll seinen Traum leben! Er soll singen und sein Ding machen! Ganz bestimmt aber soll er nicht im Krankenhaus liegen und dort inzwischen mit Hilfe eines künstlichen Herzens um sein Leben kämpfen. 

Lieber Salvador, wir wünschen Dir von Herzen alles alles Gute und baldige Genesung!

4. Und dann gab es da ja noch das unwürdige Gezacker zwischen Russland und der Ukraine im Vorfeld. Wer es unbedingt nochmal nachlesen will: Bitteschön. Nicht, dass einem der erbärmliche russische Beitrag, der genau so auch von Ralph Siegel hätte stammen können, jetzt so sonderlich gefehlt hätte. Aber darum geht es nicht. Eine Veranstaltung, die eigentlich dafür ins Leben gerufen wurde, die Menschen in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg wieder miteinander zu verbinden, darf nicht als Bühne für zwei miteinander im Krieg stehende Länder missbraucht werden. Wir haben das Gezacker mit zwei gewissen Kaukasusländern alle Jahre wieder, aber das war Kinderfasching gegen das Theater, das uns Russland und die Ukraine in diesem Jahr geboten haben.

Die Russen haben das Ganze provoziert, indem sie mit Julia Samoylova eine Sängerin nominiert haben, von der bekannt war, dass sie nach ukrainischem Gesetz nicht in die Ukraine einreisen darf.

Die Ukraine agierte daraufhin sagenhaft ungeschickt, indem sie nicht über ihren Schatten sprang und die Samoylova trotzdem einreisen ließ - das hätte den Russen den Wind aus den Segeln nehmen können. Und es kann mir keiner erzählen, dass der veranstaltende Sender sich da nicht mit den entsprechenden Ämtern hätte einigen können. So war der Image-Schaden für die Ukraine immens.

Noch ungeschickter war nur die EBU, die sich mal wieder hilflos auf ihr "der ESC ist unpolitisch" zurückzog, anstatt als verantwortliche Institution mal durchzugreifen: Warum wurden die Russen nicht dazu aufgefordert, die Sängerin auszutauschen? Ein entsprechendes Ultimatum hat doch 2009 bei den Georgiern auch gefruchtet (oder eben nicht, weil die genug Standing hatten, von ihrem Plan nicht abzurücken). Warum wurde der Ukraine der alleinige schwarze Peter zugeschanzt (wie man hört, 200 000 EUR Strafe), wenn man vorher nicht mal drüber nachgedacht hat, ihnen die Ausrichtung zu entziehen (okay, dafür war es dann irgendwann wohl auch zu spät)? So oder so, es bleibt ein ganz ungutes Gefühl.

Liebe EBU, ich bleibe dabei und wiederhole mich gern: Der ESC ist EUER Ding. Gebt Euch und den Teilnehmer verbindliche Verhaltensregeln und einen gemeinsamen Wertekodex und greift durch, wenn es nötig ist! So habt Ihr Euch wieder nur als Wirbelsäulenträger erwiesen, mit denen man machen kann, was man will. Erbärmlich.

Nein, ESC 2017, ich möchte Dich so schnell wie möglich vergessen.

Für 2018 wünsche ich mir, dass der ESC wieder das völkerverbindende Event wird, als das er gedacht ist. In einem Europa, dessen Zukunft zumindest im Moment recht düster aussieht, brauchen wir solche Events! 

Mittwoch, 17. Mai 2017

Programmhinweis für Radio ŒDE

Nach dem ESC ist – nach dem ESC, und auf Radio ŒDE gibt es nun passend zum jüngst vergangenen Sanges- und Liedgutbewerbes die Sendung Kiewer Karma mit allen 42 Beiträgen sowie dem zurückgezogenen russischen Schreckenswerk und – ŒDE wäre seines Namens unwürdig, wäre dies nicht der Fall – selbstmurmelnd den landessprachlichen Versionen der Beiträge aus Albanien, Griechenland, Island und Serbien. Als zusätzliches Schmankerl gibt es noch die italienischen Versionen aus Estland und Malta, dazu noch den einen oder anderen Vorentscheidstitel. Wir wünschen viel Vergnügen! 

Die Sendezeiten: 
Mo: 8–10, 22–23
Di: 18–19
Mi: 7–8
Fr: 19–20
Sa: 20–21
So: 20–21

Samstag, 13. Mai 2017

Last-Minute-Prognose Finale


Wir sind uns trotz aller Unwägbarkeiten relativ einig, wie es ausgehen wird

1. Italien
2. Portugal
3. Bulgarien
4. Belgien und Großbritannien gleichauf
6. Kroatien (das ist allein den beiden Österreichern in der Runde geschuldet! Allerdings bringt einen die Startnummer schon etwas ins Grübeln...

...

16. Österreich

19. Deutschland

Ganz unten sehen wir:

22. Ukraine
23. Dänemark
24. Zypern
25. Polen
26. Spanien

Mal sehen, ob es so kommt.

Wir wünschen  Euch allen einen pläsierlichen Eurovisionsabend! May da best one win!

Donnerstag, 11. Mai 2017

Mit wenigen Worten :-)

Unfassbar happy!

Nun aber hurtig! Last-Minute-Prognose Semi 2

Auch für das zweite Semi gibt es aus dem Dunstkreis dieses Blogs einen Last-Minute-Tipp, und der sieht so aus:

Sixtus:
Österreich, Mazedonien, Rumänien, Niederlande, Ungarn, Dänemark, Irland, Weißrussland, Bulgarien, Estland

Sigi: Österreich, Rumänien, Niederlande, Kroatien, Norwegen, Schweiz, Weißrussland, Bulgarien, Estland, Israel

Rainer:
Serbien, Österreich, Mazedonien, Niederlande, Ungarn, Irland, Norwegen, Weißrussland, Bulgarien, Israel

Tami:
Österreich, Rumänien, Niederlande, Ungarn, Dänemark, Kroatien, Weißrussland, Bulgarien, Estland, Israel

Ihr seht, hier liegen wir etwas weiter auseinander als noch im ersten Semi. An Litauen, San Marino und Malta glaubt bei uns allerdings aus guten Gründen keiner. Kumuliert ergibt das folgenden Tipp (in Klammern wieder die Anzahl der Nennungen:

Bulgarien (4)
Österreich (4)
Niederlande (4)
Weißrussland (4)
Rumänien (3)
Ungarn (3)
Estland (3)
Israel (3)

und um die letzten beiden Tickets kloppen sich

Mazedonien (2)
Dänemark (2)
Irland (2)
Kroatien (2)
und Norwegen (2)

Dem allgemeinen Schwarmtipp nach zu urteilen werden es Norwegen und Dänemark. Wenn es jemand anders wird, haben wir es aber gleich gewusst.

Und natürlich wollten wir Euch auch den Tipp von Fritz-Erwin "wer besser tippt als ich, der ist gedopt" vorenthalten:

Weiter kommen:
Malta (Semi-Sieger)
Ungarn
Litauen
Irland
Bulgarien
Weißrussland
Schweiz
Norwegen
Niederlande
Israel.

Letzter wird Estland.

Na, da wollen wir doch mal gucken, ob er mehr als die fünf aus dem ersten Semi schafft. Die Chancen stehen ganz gut.

Wir wünschen Euch allen ein pläsierliches Semi - mögen Eure Favoriten weiterkommen und wir nicht wieder eine Trauerflagge bauen müssen!

(Ach ja: Falls Ihr nicht wisst, für wen Ihr anrufen sollt: Österreich wär eine gute Idee. Ich als Nicht-Österreicherin darf das schreiben!)

Dienstag, 9. Mai 2017

Ohne Worte :-(


Semi 1 - Last Minute Prognose

So, nur noch knapp drei Stunden, dann geht es LOHOS! Sonst noch wer aufgeregt?

Wie sich das gehört, bekommt Ihr jetzt von mir eine Last-Minute-Prognose. Weil Ihr ja meine Prognose schon kennt, hab ich mir aus dem Kreise der Freunde und Förderer dieses Blogs ein bisschen Unterstützung geholt, um mal zu gucken, ob es mit einer gewissen Schwarmintelligenz besser geht. Folgendermaßen haben wir getippt:

Weiterkommer:

Sixtus: Schweden, Australien, Belgien, Finnland, Aserbaidschan, Portugal, Griechenland, Moldawien, Armenien, Lettland
(Sixtus hat damit genau den gleichen Tipp abgeliefert wie der durchschnittliche Tipper beim Tippspiel des Prinz-Blogs - mal gucken, ob deren Schwarmintelligenz besser ist oder unsere)

Sigi: Schweden, Georgien, Belgien, Finnland, Aserbaidschan, Portugal, Griechenland, Polen, Moldawien, Armenien

Rainer: Schweden, Georgien, Australien, Finnland, Aserbaidschan, Portugal, Griechenland, Polen, Moldawien, Armenien

Tami: Schweden, Australien, Finnland, Aserbaidschan, Portugal, Griechenland, Moldawien, Zypern, Armenien, Lettland

Wenn man jetzt also den Durchschnittstipp bildet, glauben wir hier an folgende Finalisten (in Klammern die Anzahl der Nennungen):

Schweden (4)
Finnland (4)
Aserbaidschan (4)
Portugal (4)
Griechenland (4)
Moldawien (4)
Armenien (4)
Australien (3)

Und dann wirds zäh, denn dann kommen bei uns gleichauf Belgien, Georgien, Polen und Lettland mit je zwei Nennungen. Hier geh ich jetzt nach dem durchschnittlichen Prinz-Blog-Tipp, der eindeutig für Lettland und Belgien ausgeht. Aber wenn doch Polen oder Georgien ins Finale kommen, dann haben wir das natürlich vorher gewusst.

Außerdem haben wir genau den gleichen Durchschnittstipp wie die Prinzen, was willste machen.

Als letzter Platz wurden bei uns Montenegro, Slowenien oder Tschechien genannt, während Portugal, Finnland, oder Markus Lanz' kleiner Bruder aus Schweden das Semi gewinnen werden.

Damit wir noch ein bisschen Spaß haben, haben wir auch unser Maskottchen Fritz-Erwin befragt, der natürlich wie immer alles besser wusste und per Zufallsgenerator folgenden Tipp abgegeben hat:

Weiterkommer:

Belgien (Semi-Sieger)
Armenien
Island
Aserbaidschan
Polen
Moldawien
Georgien
Montenegro
Tschechien
Finnland.

Portugal wird 11., Slowenien letzter.

Slowenien letzter? Die Blogger von Eurovision Ireland (die Truppe, die früher AKOE gemacht hat, aber ohne Keith Mills) sind kollektiv davon überzeugt, dass Slowenien ins Finale kommt....

Anyway, Alea jacta est! Jetzt wünsche ich Euch und uns allen ein höggschdpläsierliches Semifinale-auf dass alle Eure Favoriten weiterkommen!

Sonntag, 7. Mai 2017

Kaffeesatzleserei die Zweite - Semi 2

War das erste Semi schon heftig, haben wir hier the Godmother of the Metzelsemis. Aber das sind wir aus Kiew ja gewöhnt, das war ja 2005 auch nicht anders. Ich hoffe nur, dass sich die derben Enttäuschungen für mich dieses Mal in etwas engeren Grenzen halten. Schauen wir mal in die Kaffeetasse.

Wen haben wir denn da?

Serbien (11), Österreich (8), Mazedonien (14), Malta (16), Rumänien (2), Niederlande (5), Ungarn (6), Dänemark (3), Irland (15), San Marino (18), Kroatien (13), Norwegen (9), Schweiz (12), Weißrussland (10), Bulgarien (1), Litauen (17), Estland (4), Israel (7)

(in Klammern wieder die Prognose der Bookies, Stand jetzt gerade)

Das heißt, weiter kommen:

Österreich, Rumänien, Niederlande, Ungarn, Dänemark, Norwegen, Weißrussland, Bulgarien, Estland und Israel.

Raus:

Serbien, Mazedonien, Malta, Irland, San Marino, Kroatien, Schweiz, Litauen.

Mal gucken, ob ich damit d'accord gehe:

Fangen wir mal mit dem einfachsten an. Bulgarien wird dieses Semi gewinnen, ohne Wenn und Aber. Egal was man von dem Song hält: Vor dem, was Jung-Kristian da auf der Bühne macht, kann man nur allerhöchste Hochachtung haben, unglaublich toll und souverän für einen so jungen Künstler. Auch wenn er bei den Bookies bei der Siegwette gerade ein wenig sinkt: Er wird Polis tolles Vorjahresergebnis wahrscheinlich egalisieren, vielleicht sogar toppen. Auf jeden Fall wird er sein Land sehr stolz machen und kann jetzt schon sehr stolz auf sich selbst sein.

Nach der Beautiful Mess kommt in der Startreihenfolge direkt die Ugly Mess. Ich verstehe nicht, wie Litauen siebenundelfzig Vorentscheidungsrunden abhalten und dann mit so einem Mist da rauskommen kann. Man kann natürlich auch aus schlechten Songs noch was rausholen, das ist hier aber nicht der Fall. Klarer Semi-Ausscheider.

Genauso klar ist der Fall bei San Marino. Kommt, gebt es zu, irgendwie hat ja die gesamte Eurovisionsblase einen Soft Spot für Ralph Siegel und inzwischen auch für Valentina Monetta. Ich gehe von drei Minuten Pleasure (guilty) aus, aber, um mal die geschätzten Wiwiblogger zu zitieren: Sie werden das Finale am Samstag nur sehen, wenn sie sich Karten kaufen.

Das war der einfache Teil. Alle anderen fünfzehn (!) müssen zittern. Mal gucken, wer zum Wackelpudding wird und wer nicht. Es wird für mich auch ein bisschen schwierig, weil meine Favoriten Nummer 2, 3 und 5 allesamt in dieser Liste sind. Schauen wir mal auf die drei:

Meine Nummer 2, Österreich, hab ich im Vorfeld zugegebenermaßen sehr wackeln sehen. Schlechte Startnummer, unaufgeregter Song, das kann schiefgehen. Seit den Proben bin ich sicher, das wird gut gehen. Nathan macht uns den kleinen Prinzen (wahlweise auch den Dreamworks-Jungen), eine Inszenierung, die man sich merken wird. Dazu kommt sein überwältigender Charme (ihn sehen und ihn liebhaben ist eins, ähnlich wie bei Salvador aus Portugal) und seine solide Gesangsleistung. Eine absolut entzückende Inszenierung an der Grenze zum Kitsch, aber es bleibt im Gedächtnis und überstrahlt den Rest der ersten vier Starter um Längen.

Meine Nummer 3, Weißrussland, hat nach Irland, San Marino, Kroatien, Norwegen und der Schweiz die großartige Startnummer 14. Nachdem alle Vorgänger mehr oder weniger fragwürdig sind (dazu später mehr), kommt dieser Song an dieser Position so frisch und fröhlich daher, dass man sich einfach freut und mitwippt, Und es ins Finale hievt. Es hebt sich auch genug vom direkt dahinter startenden Bulgaren ab, um nicht kannibalisiert zu werden.

Die Niederlande, meine Nummer 5, bieten die vielleicht beste Gesangsleistung des gesamten Wettbewerbs. Was die drei Schwestern da machen, ist gesanglich absolute Oberklasse. Nach Rumänien ist sicher nicht der beste Startplatz, die Juries werden diese Qualität, die sie nach übereinstimmender Meinung ALLER Vor-Ort-Berichterstatter auch genau so auf die Bühne bringen, sehr zu schätzen wissen. Finaleinzug.

Apropos: Auch die direkt davor startenden Rumänen werden ins Finale kommen. Dieses Jodellied ist so schön doof, das fällt auf jeden Fall auf. Dazu kommt eine bonbonbunte Inszenierung mit zwei riesigen Kanonen. Was nun aus den Kanonen rauskommt, ist immer noch nicht so ganz klar, aber es ist auch egal, dazu macht das hier einfach viel zu viel Spaß.

Der Balkan wird es generell schwer haben. Mazedonien, obwohl inzwischen ein kleiner Fan Fave, sehe ich klar draußen. Das stimmt einfach alles hinten und vorne nicht, dazu kommt die schlechteste aller Startnummern (die eigentlich Russland zugedacht war - brav, Christer!). Von der Serbin hatte ich mir sehr viel erhofft, aber nachdem ich das ganze nun gesehen habe, fürchte ich, das wird nix. Sie wird von Österreich pulverisiert werden.

Die Kroaten sorgen im zweiten Semi für den WTF-Moment und könnten nach San Marino für eine Überraschung sorgen. Andererseits... vielleicht auch nicht. Schieben wir nochmal einen Moment nach hinten.

Schwer tu ich mich auch mit Estland und Israel. Auf dem Papier eigentlich klare Weiterkommer, aber in beiden Fällen liefen die Proben nicht so wirklich rund. Bei Koit und Laura stimmt die Chemie nicht so recht (aber das tat sie bei Chanel und Nimmergrün weiland ja auch nicht), und Imri hat Probleme mit den hohen Tönen (bei dem Aussehen achtet eh kein Mensch auf die Töne). Beide sind noch nicht durch, aber irgendwer aus dem Feld muss ja weiterkommen, deshalb sehe ich sie beide im Finale.

Wer ist denn jetzt noch übrig? Malta, Ungarn, Dänemark, Irland, Norwegen und die Schweiz. Hm, Mal sehen.

Maltas Claudia Faniello singt sich die Seele aus dem Leib, aber gut singen tun dieses Jahr wieder fast alle, und ihr Lied ist mit viel Wohlwollen als sehr, sehr klassisch zu bezeichnen. Ich bin mir sicher, dass sie es nicht schaffen wird.

Norwegen sehe ich im Gegensatz zu den Bookies ebenfalls draußen. Nach dem Exzess aus Kroatien wird es den Zuschauern schwer fallen, wieder runter zu kommen. Es steht zu erwarten, dass alle noch über Jacques reden, wenn Alex schon angefangen hat.

Mit der Schweiz tu ich mich extrem schwer. Timebelle waren ja in der Schweizer VE sowas wie die Einäugigen unter den Blinden. Aber der Song taugt nicht die Welt und wird durch die nachfolgenden Weißrussen überstrahlt. Da die Schweiz es generell schwer hat und schon mit weit besseren Beiträgen rausgeflogen ist, wird es zumindest extrem eng, obwohl sie auf der Bühne alles riskieren (ich sag nur kanariengelber Fummel!).

Dänemark macht das, was es am besten kann. Anja hat zwei gut funktionierende Lungenflügel und weiß sie zu benutzen. Das gleicht das mittelprächtige Lied ganz gut aus, so dass die Dänen nach zwei Pleiten wohl wieder ins Finale kommen werden.

Ungarn ist ja vermutlich nicht zuletzt durch die Landesprache und die Hintergrundgeschichte einer der ganz großen Fan Faves, allerdings erinnert mich das Lied im Aufbau sehr an den letztjährigen Beitrag aus Bosnien-Herzegowina. Aber da der das hier allen Berichten nach zu urteilen gut und stimmig inszeniert ist und durch die Landessprache überdies (fast) ein Alleinstellungsmerkmal hat, wird Joci auch am Samstag singen dürfen.

Jetzt fehlt noch Irland, und ich bin bei keinem anderen Beitrag mehr am Schwanken. Brendans Stimme wird zumindest sehr auffallen. An der Inszenierung mit dem Heißluftballon scheiden sich die Geister, aber zumindest auf den Bildern sieht es sehr schön aus. Der Song ist extrem eingängig, was zumindest kein Nachteil ist. Aber ob das reicht?

Puh, jetzt muss ich mir aus Kroatien, der Schweiz und Irland einen aussuchen. Ich glaub, ich nehm den Knödelix aus Kroatien. Aber ich bin TOTAL unsicher.

Also, aus meiner Sicht kommen weiter:

Bulgarien
Niederlande
Österreich
Rumänien
Weißrussland
Dänemark
Ungarn
Estland
Israel
Kroatien

Es könnte aber auch fast jeder der anderen weiterkommen. Wir machen hier am Di bzw Do kurz vor Toresschluss noch eine Last-Minute-Prognose. Stay tuned!

Samstag, 6. Mai 2017

Als in der Stadt die Lichter ausgingen - vom Trumpf-As zur Pik-Sieben

Genau wie alle anderen war auch ich beim ersten Hör sehr angetan von Blanches "City Lights". Der belgische Beitrag ist einer der modernsten im Wettbewerb, düster, apokalyptisch, unerhört spannend. Dazu kam noch Blanches unerwartet tiefe Stimme. Das Gesamtpaket wurde allgemein als heißer Siegesanwärter gehandelt und wurde nicht nur in Fankreisen hoch geschätzt.

Allerdings wurde zumindest hier auf dem Blog in den Kommentaren die Frage gestellt, ob Blanche denn wohl in der Lage sein würde, das ganze live auch zu stemmen. Die Antwort auf diese Frage wurde letzten Sonntag in der ersten Probe gegeben und hat den belgischen Beitrag zum meistdiskutierten der letzten Tage werden lassen.

Auch mich hat das drohende Desaster für Belgien seitdem stark beschäftigt, und nachdem ich gestern mal ein paar andere Sachen von Blanche auf der Tube angeschaut habe und zudem seit Freitag die Karaokeversion besitze, glaube ich eine Antwort auf die Frage zu haben, wie es soweit kommen konnte.

Nein, es ist nicht das Staging und es ist auch nicht das Kleid. Beides wird in den einschlägigen Blogs sehr kontrovers diskutiert, viele finden es gut, manche nicht. Wie wir aus der Vergangenheit (Kati Wolf!) wissen, bekommt auch das schlechteste Staging einen guten Song nicht raus aus dem Semi.

Sinds vielleicht doch Blanches vokale Fähigkeiten? Ein Blick auf die Tube verheißt gegenteiliges. Ihre Stimme ist durchaus mit der von Tanita Tikaram vergleichbar (und ich hoffe ja, Blanche macht nicht wie Tanita den Fehler, sich jedweder Weiterentwicklung zu verweigern). Sie weiß, was sie mit dieser Stimme anzustellen hat, sie schafft es, Emotionen zu transportieren, und ich finde, es klingt auch gut.

Das Problem des belgischen Beitrags ist meiner Ansicht nach genau das, wofür er so hoch gelobt wird, nämlich: Der SONG bzw. dessen Stimmlage.

Blanche singt da sehr weit unten, viel tiefer kommt sie wahrscheinlich nicht mehr. Wenn man in einem solch tiefen Register singt, sind der stimmlichen Ausgestaltung eines Liedes aber sehr enge Grenzen gesetzt. Mit anderen Worten: Man kann da eigentlich kaum was machen und ist möglicherweise schon froh, wenn die Töne sitzen. Dadurch wirkt das ganze auch so leblos. Der Song gibt durch die tiefe Lage nichts her. Das gleiche Problem hat übrigens Hanna Pakarinen vor zehn Jahren die verdiente Top Ten-Platzierung gekostet, da waren die Strophen auch zu tief gelegt. Als der Refrain kam, war es schon zu spät. Die Sängerin hat da kaum Möglichkeiten, irgendwelche Emotionen in den Gesang zu legen. Da "City Lights" nur in der Bridge und dem Refrain danach ein bisschen nach oben geht, gibt es für Blanche praktisch keinen Gestaltungsspielraum.

Emotionen müssen aber sein, wenn man das Publikum erreichen will. Selbst die düstersten, plattesten Songs haben diese Stellen. Der finnische Beitrag ist hierfür ein gutes Beispiel, der ist mit Sicherheit einer der traurigsten und düstersten Songs der letzten Jahre. Aber im Refrain gehen die Töne nach oben, und da kommen die Verzweiflung und Trauer trotz des etwas flachen Textes super raus. Leena kann hier ihre Gefühle förmlich nach draußen schreien. Beim belgischen Beitrag dagegen gibt es diese Stellen praktisch gar nicht.

Es liegt, das sei nochmal klar gesagt, nicht an Blanche. Bei den anderen Sachen, die ich von ihr gesehen habe, hat sie höher gesungen und da wirkte ihr Gesang viel lebendiger. Wenn die belgische Delegation da noch irgendwas retten will, lässt sie im Schnelldurchlauf die Bridge und den hohen Refrain wiederholen. Das ist aus meiner Sicht die einzige Chance, dieses tolle Lied noch ins Finale zu hieven. Ansonsten...

Seid Ihr der gleichen Meinung? Ist meine These zu steil? Liege ich völlig daneben? Schreibts mir in die Kommentare!



Semi 1 - eine Runde Kaffeesatzleserei

Nein, Ihr Lieben, natürlich bin ich nicht in Kiew und ich sehe auch nix live in der Halle. Aber da ich mich nach langem Zögern jetzt doch mit 100% in die Bubble habe ziehen lassen und den Tag neben meinem Tagesgeschäft damit verbringe, mir die Probenberichte reinzudrehen, wage ich jetzt mal eine erste Prognose fürs Semi 1. Ja, ich weiß, Kaffeesatzleserei, aber es macht doch so einen Spaß... und da ich normalerweise zu Mitte / Ende der Probenphase mit meiner Prognose gar nicht so schlecht liege, ist es mal einen Versuch wert. Here we go:

Im Semi 1 treten an (in dieser Reihenfolge):

Schweden (1), Georgien (13), Australien (6), Albanien (16), Belgien (10), Montenegro (17), Finnland (7), Aserbaidschan (4), Portugal (3), Griechenland (5), Polen (12), Moldawien (8), Island (14), Tschechien (18), Zypern (9), Armenien (2), Slowenien (15), Lettland (11).

Die Zahl in Klammern ist der aktuelle Platz bei oddschecker jetzt in dieser Minute in der Rubrik "eurovision Semi final 1 - to qualify".

Das heißt, die zehn Glücklichen wären, wenn es nach den Bookies ginge:

Schweden, Armenien, Portugal, Aserbaidschan, Griechenland, Australien, Finnland, Moldawien, Zypern und Belgien.

Raus wären

Lettland, Polen, Georgien, Island, Slowenien, Albanien, Montenegro und Tschechien.


Wollen wir doch mal gucken, ob Frau F. zur gleichen Meinung kommt und ob hinterher die Bookies schlauer sind oder ich.

Schweden ist kommt natürlich ins Finale, keine Frage. Aber er wird das Semi nicht gewinnen, und ich frage mich auch, warum er bei den Bookies so weit oben ist. Das Staging ist gut, aber Robin ist mir zu gelackt, und der Song ist auch nichts Besonderes.

Wer kommt noch sicher weiter? Na klar, die Finnen. Und das sage ich nicht, weil der Song mein Liebling im Semi 1 ist, sondern weil er einfach auch grandios inszeniert ist. Es ist der düsterste Song im Wettbewerb und ich heule im Moment jedes Mal, wenn ich ihn höre. Aber trotz des schwarzen Witwen-Outfits schafft Leena es, ihre Verzweiflung gerade im Refrain richtig toll rüberzubringen. Ich bin inzwischen im Besitz der Karaoke-Versionen und muss sagen, dass dieser Song auch ohne Gesang die Wucht in Tüten ist. Mit Gesang ist es für mich einer von zwei Anwärtern auf dem Sieg in diesem Semi.

Der andere Semi-Sieges-Anwärter ist die große Sensation dieses Jahrgangs, nämlich Portugal. Entegegen meiner Ankündigung, keine Probenschnibbel zu gucken (da bin ich abergläubisch. Der letzte Schnipsel, den ich angeschaut habe, war mein über alles geliebtes "Era stupendo", und wie das ausging, ist ja leider bekannt) hab ich jetzt doch aus Versehen einen Schnelldurchlauf über alle Probeneindrücke gesehen. Da es aber alle betrifft, greift das mit dem bösen Karma nicht mehr, ich bin also nicht schuld, wenn Euer Liebling rausfliegt. Im Moment ist Salvador(able, danke Carlotta!) ja aus gesundheitlichen Gründen noch in Portugal, so dass seine Schwester Luisa für ihn eingesprungen ist. Ihre Wirkung ist nicht so stark wie seine, trotzdem war das schon zum Niederknien. Wie wird es erst mit ihm sein? Kommt auf jeden Fall ins Finale und dort in die Top 5.

Armenien wird wie immer solide ins Finale kommen, ist aber im Moment meiner Meinung nach etwas zu hoch platziert. Artsvik macht das gut, aber ich kann mir das Lied immer. Noch. Nicht. Merken.

Mein fünfter sicherer Finalist ist Moldawien. Das Lied kommt an dieser Startposition wie eine frische Brise, sie haben auf der Bühne nichts falsch gemacht, passt.

So, und ab jetzt wirds zäh. Gehen wir mal rüber zu denen, die sicher draußen sind.

Ich schrieb ja im Vorfeld, dass ich die Tschechen gern im Finale sehen wollte, aber mit diesem Staging und mit diesem Outfit wird das nix, da kann die Startnummer noch so toll sein.

Auch Island wird sich das dritte Mal in Folge das Finale von außen begucken müssen, was mir nach dem gigantischen Lauf der Jahre davor echt leid tut. Aber darüber singen, dass man sich wie Papier fühlt und dann wie Minnie Mouse als Amazone verkleidet auftreten passt halt nicht zusammen.

Der dritte sichere Ausscheider ist für mich Omar Naber. Nach allem, was ich aus den Proben gehört habe, hat er die Sache nicht so richtig im Griff, die Töne sitzen nicht, und er schafft es auch nicht, aus seinem Breitwandschlonz alles rauszuholen und dem Publikum eine Gänsehaut zu bescheren. Das aber wäre seine einzige Chance gewesen, und so sind auch die Slowenen raus.

Jetzt haben wir drei von Damen gesungene Kreischballaden, nämlich Georgien, Albanien und Polen. Was an Polen toll sein soll, habe ich bis heute nicht verstanden. Mir gefällt das Outfit nicht, mir gefällt die Frau nicht, mir gefällt das Lied nicht, und das Gänsehautmoment sehe ich hier auch nicht. Georgiens Tamara fällt zumindest optisch sehr auf, wenn auch nicht unbedingt positiv. Aber sie sticht an ihrer Startposition nicht heraus und wird es deshalb sehr schwer haben. Beide sehe ich derzeit nicht im Finale.

Die besten Chancen von den dreien hat sicher die Albanerin. Dabei hilft ihr der traurige Umstand, dass die eigentliche Mitfavoritin eine Position nach ihr sich zum großen Sorgenkind des Jahrgangs gewandelt hat und dass Lindita verglichen damit ordentlich abliefert und sie überstrahlt. Ob das reicht, muss ich mir gleich noch überlegen. Zum Sorgenkind gleich mehr.

Lettland müsste es eigentlich schaffen. Sie bilden einen maximalen Kontrast zu Slowenien und fischen zumindest optisch in einem ähnlichen Pool wie die Georgier letztes Jahr. Mit diesen Klamotten werden sie sich zwar mit Tschechien und Island um den Barbara Dex Award kloppen, but who cares.

Aserbaidschan. Hm. Schwierig. Die Startposition zwischen Finnland und Portugal ist maximal schlecht und irgendwie wirkt das auch alles sehr gewollt. DiHaj ist jetzt auch keine große Sympathieträgerin, singt aber ihren Song sehr kompetent. Aber hey, es ist Aserbaidschan. Kommt wohl ins Finale, reißt dort aber nix.

Jetzt bleiben noch Australien, Belgien, Montenegro, Griechenland und Zypern. Aus denen plus eventuell Albanien muss ich noch drei Finalisten finden, was schwieriger ist, als es auf den ersten Blick aussieht.

Fangen wir mal mit dem einfachsten an. Montenegro. Peitschenzopf, Feinstrumpfhose auf freiem Oberkörper, blauer Wallewallerock über Glitzerhose. Camp as a row of tents. Ich sage jetzt mal, Montenegro fliegt raus, die Kernzielgruppe für diesen Auftritt hockt schließlich geschlossen in der Halle.

Australien hat nach zwei herausragenden Beiträgen in den letzten beiden Jahren in diesem Jahr etwas recht mittelmäßiges am Start. Offen gesagt, ich weiß nicht, ob es funktioniert. Startnummer 3 ist im Semi der Todesslot, und das, was dort auf der Bühne passiert, ist solide, aber sehr medioker. Es fehlt irgendwie noch was. Solide könnte hier aber reichen, so dass er es schafft und die Albanerin nicht.

Griechenland bot bei den Proben Licht und Schatten. Die erste war gut, die zweite weniger. Demy hat, wie sich das gehört, zwei gut gebaute halbnackte Tänzer dabei, die im Wasser (!) rumplanschen. Bei der zweiten Probe hatte sie wohl etwas Probleme mit hohen Tönen, das darf am Dienstag nicht passieren. Aber ich denke, es wird reichen.

Zypern ist ein schwieriger Fall. Die Startnummer ist eigentlich ganz gut, vor allem nach Island und Tschechien, aber das ist es auch. Die Jurys werden das ignorieren, und er muss schon wirklich top abliefern, damit das mit den Zuschauern was wird. Es könnte durch den Kontrast zu den beiden Damen vor ihm tatsächlich ganz knapp reichen.

So, und jetzt das große Sorgenkind. Die Belgier haben ja umfangreiche Erfahrung mit Beiträgen, die hoch gewettet wurden und tief gefallen sind (mit dem umgekehrten Phänomen allerdings auch). Es ist schon jetzt klar, dass wir hier den F(an) F(avourite) F(ail) des Jahres 2017 vor uns haben. Die Frage ist nur, wie heftig der Fail wird. Ich denke, sie wird es tatsächlich nicht schaffen, nicht nur wegen der Startnummer. Warum? Das erkläre ich Euch gleich noch in einem gesonderten Posting.


Okay, hier also meine Qualifikantenliste nach den zweiten Proben:

Schweden
Finnland
Portugal
Armenien
Moldawien
Lettland
Australien
Griechenland
Zypern
Aserbaidschan

(huch, sind ja fast die gleichen wie bei den Bookies! Guck an...)

Freitag, 28. April 2017

Hörtest 2017

Sooo, dann wollen wir doch mal gucken, ob die Komponistenklasse von 2017 ihre Hausis gemacht hat.

Nach dem ersten Hören im Ohr:

Keiner. Das scheint langsam zur Gewohnheit zu werden.


Nach dem zweiten Hören im Ohr:

Österreich
Spanien
Irland (!!!!!)
Italien (damit dürfte die Sache wohl wirklich gelaufen sein!)
Rumänien


Nach dem dritten Hören im Ohr:

Australien
Belgien
Weißrussland
Tschechien
Estland
Finnland
Kroatien
Malta
Niederlande
San Marino
Slowenien
Schweden


Durchgefallen:

Albanien
Armenien
Aserbaidschan
Bulgarien (tja.)
Schweiz
Zypern
Deutschland
Dänemark
Frankreich
Großbritannien
Georgien
Griechenland
Ungarn
Israel
Island
Litauen
Lettland
Moldawien
Mazedonien
Montenegro
Norwegen
Polen
Portugal (I'm sorry...)
Serbien
Ukraine


Herrschaften, das ist, mit Verlaub, ein absolutes Armutszeugnis. Bei einem Wettbewerb, wo es darauf ankommt, innerhalb von drei Minuten das Publikum einzufangen, muss alles stimmen! Auch der Song! Ihr habt genau DREI Chancen: Ein Auftritt, zwei Schnelldurchläufe! Und dann muss das sitzen!

Aber mir soll es egal sein, meine persönliche Top 5 (Italien, Österreich, Weißrussland, Finnland, Niederlande) hat den Hörtest teils geradezu bravourös bestanden. Da Italien den bei weitem eingängigsten Song im gesamten Feld geliefert hat, gehe ich davon aus, dass meine Serie auch in diesem Jahr hält. Es bleibt dabei: Wer gewinnen will, muss den Fabian'schen Hörtest bestehen!

(Okay, um fair zu bleiben: Für die Plätze dahinter ist der Hörtest egal. Ich hab regelmäßig Vizemeister, die es nicht geschafft haben. Nur der Sieger darf nicht durchfallen.)

Italy for da win!

Montag, 17. April 2017

Die Eurovisionsklasse 2017 - Ein erstes Fazit

So, nach knapp vier Stunden Dauerbeschallung tut die Stille gerade recht wohl. Es ist kein schlechter Jahrgang, der uns da präsentiert wird. Italien ist natürlich herausragend und wird, wenn Francesco nicht von der Bühne in Kiew weggehalten wird, haushoch gewinnen. Aber auch viele der anderen haben sich richtig viel Mühe gegeben, mal was anderes zu schicken. Es gefällt mir nicht immer, aber es ist immer unbedingst zu begrüßen.

Was bleibt noch festzuhalten?

- Die Semis sind beide Metzel-Semis. Sehr ausgeglichen. Das war in den letzten Jahren schon klarer, da wird die Tagesform entscheiden.

- Mehr Landessprache wär schön gewesen. Leider wurden meine Hoffnungen nach dem zweisprachigen Siegerlied aus dem letzten Jahr da enttäuscht. Nun ja. Vielleicht wird es nächstes Jahr besser.

- Die 4-Chord-Songs halten sich in Grenzen. Gut so.

- Grundsätzlich habe ich den Eindruck, dass die Songs insgesamt melodischer daherkommen als noch in den Vorjahren. Auch ist nicht mehr alles in Moll. Alles unbedingt zu begrüßen.

- Ich bin komplett ohne Äppelwein ausgekommen, obwohl ich eine Pulle im Kühlschrank hatte. Aber jetzt hab ich mir die Pulle verdient, aber sowas von!

- Wie immer geht ein großer Dank an die beiden besten Eurovisionswebseiten von allen, nämlich den Prinzblog und aufrechtgehn.de, die mir wie immer superzuverlässig die Videos geliefert haben.

- Ein weiterer Dank geht an den mitschauenden Nachwuchs, der das ganze außerordentlich kurzweilig zu kommentieren wusste.

- Und last but not least: Ein ganz großer Dank an alle, die immer mal wieder hier reinschauen und unsere Ergüsse lesen! Schön, dass es Euch gibt!

Die Eurovisionsklasse 2017 - Teil 7

Spanien – Manel Navarro – Do it for your Lover

Bekanntlich gab es ja bei der spanischen VE einen Skandal, weil die Jury Manel gegen den erklärten Publikumswillen durchdrückte. Sooo schlimm ist der Song aber nun auch wieder nicht. Nur die Effekte gegen Ende des Refrains machen da ganze ein wenig kaputt. Und das Gejodel sollte er auch lassen. Ich sehe allerdings für Kiew schwarz, weil die Spanier in den letzten Jahren schon öfter mit ihren hochgejubelten Beiträgen auf die Nase geflogen sind. Wie wird das wohl einem Beitrag ergehen, der im eigenen Land schon so einen schweren Stand hat? Manel wäre aber nach dem ganzen Zirkus zuhause wenigstens zu wünschen, dass er nicht letzter wird.
Chancen auf die Top Ten: Keine.
Madrid 2018: Ohne Worte.
6/10


Frankreich – Alma – Requiem

Wenn ich mich richtig erinnere, ist ein Requiem doch eigentlich eine Messe für Verstorbene. Dafür kommt die gute Alma in ihrem Clip aber recht fröhlich daher. Auch wird getanzt, wenn auch nicht auf Gräbern. Nicht ganz so furios wie der wunderbare Vorjahresbeitrag, aber sehr modern und wird auch gut abschneiden.
Chancen auf die Top Ten: Aber ja!
Paris 2018: Das glaub ich nicht. Wenn Amir es nicht geschafft hat, schafft sie es auch nicht.
7/10


Großbritannien – Lucie Jones – Never give up on you

Lucie von Lippenstift bis Unterkante Saum in Weinrot mit passender Tönung auf dem Kopf. Singen kann sie, diesen Anfang mit der spärlichen Musikbegleitung muss man so auch erstmal hinkriegen. Sie singt so, wie ich das von jemandem erwarte, der unter die letzten sechs einer Castingshow gekommen ist. Is halt en Ballädsche, das mich nicht erreicht und von dem ich mich die ganze Zeit frage, wann es denn endlich losgeht. Wenn man da im letzten Teil noch ein bisschen Wumms reinbringt, würde mich das auch abholen. Lucie hat zwar in der VE um ihr Leben gesungen, aber was nützt einem das, wenn das Lied nicht mehr hergibt?
Chancen auf die Top Ten: Ach geh doch weg. Was das Mutterland des Pop uns seit einiger Zeit zumutet, geht auf keine Kuhhaut.
London 2018: Tower, Big Ben, London Eye. Kein Jurowischen.
6/10


Ukraine – O. Torvald – Time

Ich muss mich bei diesem Beitrag zwingen, die ganzen Begleitumstände außer acht zu lassen und mih nur auf den Act zu konzentrieren. Eine Menge Radau und maskenbildnerische Höchstleistungen (die LED-Uhren auf der Brust!). Würde dieser Beitrag aus Slowenien oder au Finnland kommen, würde ich es lieben. Es kommt aber aus der Ukraine. Trotzdem wird das Beuteschema der Frau F. natürlich trefflich bedient, und ich bin gespannt, was sie im Mai noch draufsetzen. Bei der Ukraine weiß man ja, dass man inszenatorische Höchstleistungen zu erwarten hat.
Chancen auf die Top Ten: Es ist die Ukraine! Natürlich!
Kiew 2018: Nein. Und auch hoffentlich in den nächsten hundert Jahren nicht mehr.
8/10 (weniger geht nicht)


Italien – Francesco Gabbani – Occidentali's Karma

Ladies and Gentlemen, I proudly present you the winner of the Eurovision Song Contest 2017.
11/10


Deutschland – Levina – Perfect Life

Levina war sicherlich die beste Performerin und Sängerin der deutschen Vorentscheidung, aber ich hätte mir gewünscht, dass man ihr einen besseren Song gibt. Der Remix ist zwar besser als das Heavytones-Arrangement, aber der vom NDR angekündigte ganz große Wurf ist das leider nicht. Ich denke aber, dass sie nicht Letzte wird. Alles weitere habe ich ja in meiner Besprechung der deutschen VE schon geschrieben. Bleibt nur noch, Levina viel Spaß und eine tolle Zeit in Kiew zu wünschen. Und vielleicht sorgt sie ja für eine Überraschung?
Chancen auf die Top Ten: Ach Leute. Wir sind ja schon froh, wenn es die Top 25 wird.
Berlin 2018: Meint Ihr, der Flughafen ist dann fertig?
6/10

Die Eurovisionsklasse 2017 - Teil 6

13 Schweiz – Timebelle – Apollo

Der Schweizer Beitrag war ja neben dem deutschen der einzige Beitrag, den ich mir vorher angeschaut hatte. Ich hab aber alles wieder vergessen. Wenn ich mich erinnere, war das in der Entscheidungsshow der Einäugige unter den Blinden. Und genauso kommt es jetzt auch rüber. Nix Besonderes, aber ganz solides Handwerk in den berühmten vier Akkorden. Die Startnummer meint es gut mit den Schweizern.
Chancen aufs Finale: Könnte knapp klappen.
Zürich 2018: Ach was.
7/10


14 Weißrussland – NAVI Band – Historiya majho zyccia

Die Weißrussen ENDLICH mal in Landessprache! Das kann ich aber nicht schlechtheißen! Das freut mich! Und obendrein wird die volle Folklore ausgepackt. Rhythmische Finessen, die Mickymaus und der Wuschelkopf (Zitat vom Nachwuchs) haben mächtig Spaß auf der Bühne, und das ganze holt mich sofort ab. Ich weiß, es ist nicht p.c., weißrussische Beiträge überhaupt nur ansatzweise zu mögen, aber das da ist: TOLL! Endlich mal ein bisschen Äktschen im Song! Bester weißrussischer Beitrag ever!
Chancen aufs Finale: Oh ja bitte! Wenn es das nicht schafft, darf es vieles andere auch nicht schaffen!
Minsk 2018: Das traut sich Europa niemals!
10/10 (werd ich jetzt geschmäht deswegen?)


15 Bulgarien – Kristian Kostov – Beautiful mess

Der erste Teilnehmer mit einer Zwei vorne im Geburtsjahr. Ich fühle mich steinalt. Und niedlich ist der Knabe! Die Bulgaren werden nach Polis tollem Ergebnis jetzt endgültig übermütig, dabei wollten sie doch mal das Eurovisionskatastrophenland Nummer 1 sein. Aber das haben sie wohl endgültig an San Marino abgegeben. Aktuell stehen sie an zweiter Stelle bei den Bookies, und ganz ehrlich: Ich frage mich gerade ein ganz winzig kleines bisschen warum. Kristian ist süß und kann gut singen, keine Frage, Welpenschutz genießt er auch, aber das Lied ist mir für einen Top-Favoriten ein bisschen zu dünn. Aber vielleicht liegt es nur daran, dass ich hier nur das Lyric-Video ohne bewegte Bilder gesehen habe. Den Bulgaren wäre natürlich eine tolle Platzierung unbedingst zu gönnen.
Chancen aufs Finale: Sicher drin.
Sofia 2018: Ich seh es nicht, andere schon.
7/10


16 Litauen – Fusedmarc – Rain of revolution

Huch?! Dutt jetzt auch bei Frauen? Und welche Sprache ist das? Nette Effekte, aber die Lady mit dem Dutt zickt ja mehr als das sie singt. Die macht mir Angst. Die verzieht das Gesicht so komisch. Und ich frage mich unwillkürlich, was man geraucht / geschnupft / gespritzt haben muss, um so aus der Wäsche zu gucken. Wärgs. Sagen wir mal so: Wenn Litauen danebengreift, dann greifen sie gleich richtig daneben. 
Chancen aufs Finale: Wenn es Gerechtigkeit gibt, keine.
Vilnius 2018: Ach geh weg.
0/10


17 Estland – Koit Toome & Laura – Verona

Koit hat mich ja damals vor 19 Jahren mit "Mere lapsed" völlig verzückt. Laura hätte ich niemals als Mitglied der gruseligen Suntribe von 2005 erkannt. In ihrem Fall ist das auch besser so. In diesem Jahr ist mal wieder Sven Lohmus dran mit dem Songwriting, aber das hier ist sicherlich nicht sein allerstärkster Wurf. Laura und Koit singen, was die Lungen hergeben. Ich weiß nicht, ob "Verona" auf eine Romeo-und-Julia-Story abzielt. Aber die kaufe ich den beiden leider nicht so richtig ab. Schade.
Chancen aufs Finale: Könnte dank der großen Namen und der Startnummer knapp reichen.
Tallinn 2018: Nein
7/10


18 Israel – Imri – I feel alive

Israel hat sich nach langer langer Durststrecke in den letzten beiden Jahren ja wieder berappelt und schickt den diesjährigen männlichen Eye Candy Nummer 1 auf die Bühne. Der Song ist ein guter Abschluss des zweiten Semis, hat das typisch israelische "Hurra, wir leben noch" in abgewandelter Form zum Thema, wenn ich den Text richtig verstehe und darüberhinaus viel vom Spirit von "Golden Boy". Und so ähnlich wird er sich auch platzieren, wenn nicht, dank der Startnummer, sogar noch besser.
Chancen aufs Finale: Ja aber sicher.
Jerusalem 2018:Dafür wird es nicht reichen, die Top Ten ist aber in Reichweite
8/10

Oh, schon wieder ein Semi rum. Im Finale sehen wir aus diesem Semi wieder:

Serbien
Österreich (da leg ich mich jetzt fest!!!)
Rumänien
Niederlande
Dänemark
Norwegen
Weißrussland
Bulgarien
Estland
Israel

(Puh, schon wieder so viele Grenzfälle)

Die Eurovisionsklasse 2017 - Teil 5

7 Ungarn – Joci Papai – Origo

Landessprache! LANDESSPRACHE! Allein schon dafür TAUSEND DANK, liebe Ungarn! Ich hatte es kaum noch zu hoffen gewagt. Aber darüberhinaus haben wir hier mal wieder einen Hochrisikobeitrag am Start: Gejaule, dieses Mal von einem Kerl mit Dutt (wann geht diese Mode eigentlich endlich vorbei?!?), folkloristische Elemente, die mir aber ganz gut gefallen, und jetzt auch noch ein Rap. Bunte Wundertüte. Na ja, irgendwer muss ja die Wundertüte geben, wo die Bosnier dieses Jahr nicht da sind. Ich versteh kein Wort von dem, was der Herr da rappt. Aber es muss ganz ganz GANZ arg wichtig sein. Nun ja. Egal, wie man zu solchen Beiträgen steht: Sie bereichern auf jeden Fall das Menü.
Chancen aufs Finale: Marginal. Ich glaubs eher nicht.
Budapest 2018: Niemalsnicht.
5/10 (normalerweise weniger, aber weil wegen Landessprache und ungewöhnlich und so)


8 Dänemark – Anja – Where I am

Bei dänischen Beiträgen bin ich ja grundsätzlich immer sofort in Hab-Acht-Stellung. Außer "Believe again" (ja, ich weiß. Alle hassen das außer mir) gefällt mir nämlich aus Dänemark so ungefähr nix. In diesem Jahr ist es nicht ganz so unerträglich wie sonst immer. Anja ist eine kompetente Performerin und hat auch sichtlich Spaß auf der Bühne. Der Song? Na ja. Versatzstück halt. Geht schlimmer. Geht aber auch besser.
Chancen aufs Finale: Nach zwei Rausschmissen könnte es dieses Jahr wieder knapp reichen.
Kopenhagen 2018: Neej.
6/10


9 Irland – Brendan Murray – Dying to try

"Irischer Harry Potter" - "Trying to die" - uff. Danke, aufrechtgehn.de! Ein Büblein singt sich mit hoher Stimme durch ein Ballädchen im Dreivierteltakt, das durch den Beat wohl wuchtig daherkommen soll (das Ballädchen, nicht das Büblein), aber dennoch ein Ballädchen bleibt. Mann, der kommt ja mit der Bruststimme höher als ich! Hatte der schon Stimmbruch? Iren, habt Ihr nach den sieben Siegen immer noch keine Kohle auf dem Konto? Oder was versprecht Ihr Euch hiervon?
Chancen aufs Finale: Wenn, dann nur knapp. Aus Mitleid. Wegen dem Welpenbonus.
Dublin 2018: Eher holt Schweden Sieg Nummer 7.
5/10


10 San Marino – Jimmie & Valentina – Spirit of the night

The Dream Team is Back! Welcome back, Ralphie und Valentina! Damit es nicht so auffällt, haben sie der Valentina noch einen Kerl mit an die Seite gegeben. Und so viele offene Fragen:
Haben sie das echt im P1 gedreht?!
Ist der Jimmie die Reinkarnation von Michael Ballack?
Ist dieser Song die Essenz des Siegelschen Schaffens der letzten 20 Jahre?
Ach, irgendwie muss man das ja mögen. Und diese Beharrlichkeit ist ja irgendwie auch wieder cool. Jedenfalls würde mir was fehlen, wenn Ralphie irgendwann das ganze an den Nagel hängt.
Prädikat GUILTY PLEASURE. Hoch siebenundelfzig.
Chancen aufs Finale: Hahaha, das wärs! Ich würd mich kringelig lachen.
Serravalle 2018: Ach was denn.
7/10 (jawohl! Und dazu steh ich!)
(PS: Meine Kinder sind grad aufgestanden, um zu tanzen!!!)


11 Kroatien – Jacques Houdek – My friend

Englisch und Italienisch! Ich hab ja im Vorfeld schon so einiges über diesen Beitrag gehört, aber diese Zweisprachigkeit nimmt mich sehr für ihn ein. Wir hören ein hohes Stimmchen auf Englisch und einen italienischen Knödelix (ich glaube, auf italienisch muss man einfach knödeln). Das Video gibt leider nicht viel her, aber das ist... das ist... das ist GEIL. Mi piace. Mal gucken, ob ich das noch revidiere.
Chancen aufs Finale: Kann gut gehen, kann aber auch total in die Hose gehen.
Zagreb 2018: So mutig ist Europa nicht.
8/10


12 Norwegen – JOWST – Grab the moment

Mit dem norwegischen Beitrag bin ich aus Prinzip über Kreuz. Ich bin ja erklärter Fan von Radau im allgemeinen und von Wig Wam im besonderen, so dass ich NATÜRLICH Ammunition in Kiew sehen wollte (da kennt Age Sten Nielsen sich ja auch schon aus, und "Wrecking Crew" finde ich NOCH besser als "In my dreams", das sich immer noch in meiner All-Time-Top3 hält). Aber nee. Statt dessen kriege ich eine zumindest für meine Begriffe strunzlangweilige Dance-Nummer vorgesetzt, der ich ohne dieses "Das wär Ihr Preis gewesen"-Gefühl etwas weniger übel gesonnen wäre. Brauch ich nicht. Sind zwar ein paar interessante Ideen drin, aber: Brauch ich nicht.
Chancen aufs Finale: Wird wohl.
Oslo 2018: Wird nicht.
5/10 (nach Überredung durch meine Kinder. Wrecking Crew hätte 12 gekriegt)

Die Eurovisionsklasse 2017 - Teil 4

Weiter gehts mit dem zweiten Semi:


1 Serbien – Tijana – In too deep

Schöne Frau, starke Stimme, sehr schön melodischer Song. Der Dubstep gefällt mir nicht ganz so, das hätte noch ein bisschen mehr reindonnern können. Ein bisschen mehr Tempo hätte da auch nix geschadet. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Die Serben zeigen auch in diesem Jahr wieder, wer auf dem Balkan Chef im Ring ist. 
Chancen aufs Finale: Das ist hundertpro drin.
Belgrad 2018: Das wird nicht reichen.
8/10


2 Österreich – Nathan Trent – Keep running

Auf diesen Beitrag war ich natürlich besonders gespannt. Nathan kenne ich ja noch vom Speeddating beim NDR. Nach allem, was man vom EiC und weiteren Events gehört hat, ist der hinreißend hübsche Nathan ein sehr guter Performer und hat dort wohl richtig abgeräumt. Wenn er das so auch in Kiew auf die Bühne bringt, ist zumindest mal eine dicke Überraschung drin. Sein entspannter, chilliger Song hebt sich nämlich meilenweit vom Rest des Feldes ab und wird hoffentlich nicht das gleiche Schicksal erleiden wie der letzte chillige Song aus Österreich. Meineeine ist jedenfalls entzückt und vergibt die erste ZEHN des Abends!
Chancen aufs Finale: Wehe! Wehe! Wehe! Wehe wenn Ihr den im Semi verhungern lasst!
Wien 2018: Es wäre so geil... aber es wird leider nicht passieren.
10/10


3 Mazedonien – Jana Burceska – Dance alone

Hier ist es wirklich schade, dass ich keinen Live-Auftritt habe. Man sieht nämlich von Jana nicht allzuviel im Video, so dass ich mir eigentlich überhaupt kein Bild machen kann. Das Lied geht ein bisschen in die Richtung von "To the sky" von Tijana und ist ansonsten nicht muh und nicht mäh. Und Beiträge, die nicht muh und nicht mäh sind und dann noch den Semi-Todesslot haben, habens im Semi zumindest mal nicht einfach.
Chancen aufs Finale: auch wenn es überall recht gut gehandelt wird: Grenzwertig.
Skopje 2018: Auch nicht.
5/10


4 Malta – Claudia Faniello – Breathlessly

Da hat sie es nun so oft versucht, die gute Claudia, und dann kommt sie mit diesem Breitwandschlonz daher. Der stellt zwar ihre Stimme ganz gut raus. Ich fühle mich gerade fatal an "I evighet" von Bettan erinnert (minus Panflöten, versteht sich). Und wer weiß, wie sehr ich Norrje 1996 hasse, der kann sich denken, dass mich das hier auch nicht erreicht. Es steckt auch noch ein bisschen Möchtegern-Power-Of-Love (von Jennifer Rush, leider nicht von Huey Lewis) drin. Nee, Claudia. Nee nee nee. Dir wirds genauso gehen wie weiland Olivia Lewis.
Chancen aufs Finale: Puh.
Valletta 2018: Glaubse doch selbs nich.
4/10


5 Rumänien – Alex Florea & Ilinca – Yodel it!

Pruuust. Und schon ist die Malteserin vergessen. Man kann ja den Rumänen so einiges vorwerfen, was die Zahlungsmoral angeht, aber ganz bestimmt nicht, dass sie uns langweilen. Die beiden haben Mordsspaß auf der Bühne, sind sich für nix fies und jodeln, was die Stimmbänder hergeben. So bescheuert, dass es schon wieder richtig gut ist!
Chancen aufs Finale: Haushohe, trotz der frühen Startnummer
Bukarest 2018: Dazu ist es zu abgefahren, aber ich glaube an eine Top-Ten-Platzierung
8/10 (wie gesagt: So doof, dass es schon wieder gut ist. Und ich liebe flache Unterhaltung ;-) )


6 Niederlande – OG3NE – Lights and Shadows

Genau wie die Belgier norden sich auch die Holländer allmählich wieder ein, wenn man von 2015 mal absieht. Das hier hebt sich von den jodelnden Rumänen maximal möglich ab. So mehrstimmige Chorsätze sind ja immer ein bisschen gefährlich, aber wenn die drei lekker meisjes das am Abend der Abende SO auf die Bühne bringen, wird das bestechend schön. Das braucht auch gar nicht viel Zirkus drumherum. Wenn man die Schönheit von Songs und Stimmen wirken lässt, müsste das eigentlich durchstarten.
Chancen aufs Finale: Aber hallo!
Amsterdam 2018: So weit ist Europa immer noch nicht. Demnächst dann!
9/10

Die Eurovisionsklasse 2017 - Teil 3

13 Island – Svala – Paper

("Söngelwackelpien")
Ach Island. Nachdem Du zehn Jahre lang den Turbo drin hattest und uns endsgeile Beiträge präsentiert hast, bist Du seit drei Jahren von der Rolle. Okay, Gretas Ausscheiden letztes Jahr war eine der größten Ungerechtigkeiten der Eurovisionsgeschichte. Aber dieses Jahr werdet Ihr Euer Ausscheiden redlich verdient haben. Es gibt außer Svalas Quadratlatschen nicht einen einzigen Grund, für diesen Beitrag anzurufen. Und die Epileptiker sollten gleich direkt mal ausmachen.
Chancen aufs Finale: Nein.
Reykjavik 2018: Leider auch nein.
2/10


14 Tschechien – Martina Barta – My turn

Sehr interessante Stimmfarbe und nach der anstrengenden Isländerin eine echte Erholung. Es ist doch schön, wenn jemand einfach nur SINGT, vor allem, wenn da so eine schöne Stimme in der Kehle drin wohnt. Und das Lied gefällt mir auch richtig gut. Tschechen, Ihr werdet doch wohl nicht zum zweiten Mal in Folge ins Finale einziehen? Wo kommen wir da hin?
Chancen aufs Finale: Definitiv.
Prag 2018: Das wird natürlich nicht reichen, aber es wird, wenn alles so läuft, wie es soll, das beste tschechische Eurovisionsergebnis werden.
8/10


15 Zypern – Hovig – Gravity

Hovig, Armenier in zyprischen Diensten, liefert uns hier dann wieder das totale Kontrastprogramm. Das klingt nach Radau, jetzt müsste es nur noch schneller sein, dann wärs richtig gut. Eigentlich gar nicht so viel anders als manches andere, was ich heute gehört habe, aber trotzdem gefällt mir das viel besser als zB Aserbaidschan. Ich weiß nicht, wie gut er live ist, aber das ist einer der Songs, wo es nicht wirklich darauf ankommt. Auch hier wirds wieder sehr darauf ankommen, wie das ganze inszeniert wird, das Lied bietet da jede Menge Möglichkeiten.
Chancen aufs Finale: Das müsste eigentlich locker reichen.
Nikosia 2018: Nein.
7/10


16 Armenien – Artsvik – Fly with me

Hovigs Landsmännin Artsvik hat leider auch keinen Liveauftritt, dafür ein Video mit einer noch seltsameren Frisur als der Montenegriner - and that is saying something. Die Bewegungen im Video erinnern mich mehr an das, was Crystal im Video zu "Hív a végtelen" gemacht haben, aber das Lied kann da leider nicht mithalten. Es ist halt typisch Armenien. Nach den relativ guten (2015) bis herausragenden (2014, 2016) Beiträgen back to the roots. Ich will die roots nicht. Und irgendwie kommt der Song auch nicht so wirklich aus dem Quark. Man wartet auf den Höhepunkt, aber der kommt leider nicht.
Chancen aufs Finale: Um nicht ins Finale zu kommen, ist es nicht schlecht genug
Eriwan 2018: Nein
3/10


17 Slowenien – Omar Naber – On my way

Der Mann, der schon mit dem genialen "Stop" im Metzelsemi von 2005 das Nachsehen hatte, singt in diesem Jahr einen Breitwandschlonz vor dem Herrn. Die schwarz-weiße Kameraführung ist doch eigentlich ein estnisches Patent, und so ganz passend finde ich den Song für Omar nicht. Er macht das zugegebenermaßen großartig, schnuckelig ist er auch immer noch, aber irgendwie finde ich, dass der brettharte zweite Teil von "Stop" viel, viel besser zu ihm gepasst hat...
Chancen aufs Finale: Ganz unten bei allen Bookies, ganz draußen bei allen Prognosen. Ich glaube, so weg vom Fenster ist der aber gar nicht.
Ljubljana 2018: Leider auch dieses Jahr wieder nicht.
7/10


18 Lettland – Trianas Parks – Line

("Suppennova")
Lettland dieses Jahr mal ohne Aminata - und Leute, bei dem Make-up müsst Ihr aber sicherstellen, dass das mit dem Schwarzlicht in Kiew auch funktioniert. Ansonsten fährt man die gleiche Schiene wie in den letzten beiden Jahren. Allerdings ist der Song bei weitem nicht so stark wie die beiden Würfe von Aminata. Wenn jemand diese Art Sound nicht mag, wird er auch hiervon nicht bekehrt, aber mich erreicht das durchaus. Sicherlich einer der stärkeren Songs dieses Semis.
Chancen aufs Finale: Ganz sicher drin.
Riga 2018: Nope
7/10

Das wars mit dem ersten Semi. Und von den Kombattanten sehen wir im Finale wieder:

Schweden
Australien
Belgien
Finnland
Aserbaidschan
Portugal
Griechenland
Moldawien
Tschechien
Zypern
Armenien
Lettland

Oh. Das sind zwei zuviel. Rein gefühlsmäßig würde ich Aserbaidschan rausschmeißen, aber ich fürchte, es wird dann doch die Finnen schrägen :-( Und... hm.... Puh. Möglicherweise Moldawien. Ich hoffe, dass ich insbesondere im ersten Falle Unrecht behalte. Ich hasse dieses Semi schon jetzt.

(Die beiden eingeklammerten Bemerkungen vor Island und Lettland sind übrigens Verleser meiner Kinder. Ihr könnt ja mal raten, was das eigentlich heißen sollte)

Die Eurovisionsklasse 2017 - Teil 2

7 Finnland – Norma John – Blackbird

Die Finnen präsentieren uns in diesem eine extrem düstere Ballade, und Norma ist passenderweise auch als Schwarze Witwe verkleidet. Aber jetzt werde ich bösartig, und das hat sie nicht verdient. Das Lied gefällt mir nämlich sehr sehr gut und wird in Kiev mit Sicherheit seine Liebhaber finden. Der zauberhafte Zwischenteil tut ein übriges. Das haut bei mir voll rein. Mir steht gerade echt das Wasser in den Augen, und das passiert mir sonst beim ersten Hören so gut wie nie. Eine sehr zurückgenommene Präsentation, dann einfach Norma und ihre Stimme wirken lassen, viel Trockeneis, und das Finale ist geritzt, würde ich sagen.
Chancen aufs Finale: Ja.
Helsinki 2018: Dafür wird es nicht reichen. Aber bitte in die Top Ten.
9/10


8 Aserbaidschan – DiHaj – Skeletons

Wenn man schon ein Lied hat, das "Skeletons" heißt, dann muss die Sängerin wenigstens auch optisch herausgefordert sein, dachte man sich in Azedaze. Mal was anderes für ein Land, das sonst immer Azerbaijan's Next Top Model auflaufen lässt, egal ob das Model singen kann oder nicht. Die hier kann einigermaßen singen (ob sie es live kann, weiß ich aber nicht). Der Song? Same procedure as every year. Und ist der erste aserbaidschanische Song, mit dem ich wirklich überhaupt gar nix anfangen kann.
Chancen aufs Finale: Es ist Aserbaidschan. Bei jedem anderen Land hätte ich gesagt, das fliegt raus.
Baku 2018: Nein.
2/10


9 Portugal – Salvador Sobral – Amar pelos dois

Portugal stand wahrscheinlich in seiner Geschichte noch nie so hoch bei den Bookies wie im Moment. Das Erstaunliche ist, WOMIT sie so hoch im Kurs stehen. Der Beitrag schert sich nämlich einen Dreck um alles, was gerade in ist - und kommt damit durch. Das liegt natürlich vor allem an dem superniedlichen, superputzigen Salvador, der das ganze so entzückend präsentiert, dass man einfach nicht anders kann, als ihn ins Herz zu schließen. Sehr hübsch zu sehen, wie sich die Frisur nach und nach auflöste. Das Lied ist natürlich hoffnungslos retro, sticht aber nach Aserbaidschan so dermaßen raus, dass die Portugiesen zumindest in diesem Semi abräumen werden. Aber egal wie es wird: Hutsammlung ab vor dem Mut der Portugiesen!
Chancen aufs Finale: Ja. Wobei, es kann super laufen, aber auch total schiefgehen.
Lissabon 2018: Das glaub ich nun nicht, aber ich würde mir ein Loch in die Mütze freuen, wenn es so käme!
8/10


10 Griechenland – Demy – This is love

Nachdem die Griechen im letzten Jahr mit ihrem wahrscheinlich folkloristischsten Beitrag seit langem ihren ersten Semirausschmiss kassierten, haben sie in diesem Jahr die Folklore rausgeworfen. Demi ist eine gute Sängerin, keine Frage, und das ganze ist auch gut gemacht, aber leider finde ich das ganze schon arg austauschbar. Auch wenn Ihr dieses Jahr besser abschneiden werdet, liebe Griechen: Letztes Jahr habt Ihr mir trotzdem besser gefallen. (Schlecht geht trotzdem anders).
Chancen aufs Finale: Finale dieses Jahr wieder mit Griechenland.
Athen 2018: Ochi.
6/10


11 Polen – Kasia Mos – Flashlight

Ich will ja hier weiß Gott keinen Altersrassismus an den Tag legen, zumal ich auch nicht in einer Position bin, um das zu tun, aber bitte gebt der Frau einen anderen Make-Up-Artisten! Das ist ein Notfall! So alt ist sie doch noch gar nicht - oder nur gut gebotoxt? Sie hat ein sehr kräftiges Organ und weiß es auch zu benutzen, aber das ganze ist AAAANSTRENGEND und ist in dem Moment aus meinem Ohr draußen, wo es versucht, hineinzugehen. Ich denke daran, dass dieses Land uns das geniale "Ale jestem" geschenkt hat, und gehe nochmal ein bisschen weinen.
Chancen aufs Finale: Eher nicht.
Warschau 2018: Nö.
3/10


12 Moldawien – Sun Stroke Project – Hey Mamma

Der Epic Sax Guy!! Und der Leadsänger ist auch was fürs Auge. Ich kann ja mit der Musik von SSP gemeinhin nicht viel anfangen, aber diese Tapp-Tapp-Choreo mit High Heels ist schon ziemlich witzig. Vor allem kommt das nach der anstrengenden Polin richtig gut. Das ist zwar nix für zuhause, aber als kleine Abwechslung zwischendrin allemal gut genug. Es wird wohl ins Finale kommen. Dort werden sie dann so abschneiden wie vor sieben Jahren.
Chancen aufs Finale: Siehe oben.
Chisinau 2018: Nein.
5/10 (und damit fünf mehr als 2010!)

Die Eurovisionsklasse 2017 - Teil 1

Los gehts!

1 Schweden – Robin Bengtsson – I can´t go on

Und gleich einer der Top-Favoriten am Anfang. Auch ohne zu wissen, wo es herkommt, weiß man natürlich sofort, wo es herkommt. Robin weiß natürlich, wie man so eine Meute begeistert, aber das Lied ist gnadenlos beliebig. Der Gimmick mit dem beweglichen Boden ist natürlich sehr nett, auch die absolute Synchronität aller Beteiligten weiß zu gefallen. Mich hat aber vor allem Robins Ring mit dem blauen Stein fasziniert. Oh und jetzt haben sie auch noch die Fußgymnastik von Kurt Calleja geklaut. Aber alles in allem ist das eher mau, und den hohen Platz bei den Bookies verstehe ich auch nicht.
Chancen aufs Finale: Soll das ein Witz sein? Es ist Schweden!
Stockholm 2018: Auch wenn da der eine oder andere anderer Meinung sein sollte: Nein.
5/10


2 Georgien – Tamara Gachechalidze – Keep the faith

Nun die erste einer erklecklichen Anzahl von Balladen. Tako sieht ummen Kopp rum aus, als ob sie in die Steckdose gepackt hätte. Und rosa Glitzerlurex im Kleide hatten wir auch noch nicht. Immerhin passt der Lippenstift knapp nicht dazu. Das Katastrophenvideo im Hintergrund erklärt mir immerhin ein bisschen, worum es geht, allein vom Gesang her hätte ich das nicht verstanden. Und jetzt leuchtet auch noch das Kleid. Singen kann sie ja, Kraft hat sie auch in der Stimme, aber ich fühle mich gerade ein bisschen reizüberflutet. Einerseits. Andererseits ist das Lied schon zum einem Ohr wieder raus, kaum dass das Video zu Ende ist. Ich weiß ja den hehren Grund zu schätzen, aber normalerweise kann ich solche Weltverbesserungslieder auf den Tod nicht ausstehen. Es ist besser als das entsetzliche "Wars for nothing", aber deshalb noch lange nicht gut.
Chancen aufs Finale: Borderline. Kommt zu früh, um wirklich im Gedächtnis zu bleiben.
Tbilisi 2018: No way.
4/10


3 Australien – Isaiah – Don´t come easy

Die Fallhöhe für den jungen Australier ist nach den beiden herausragenden Beiträge der letzten beiden Jahre natürlich gigantisch. Sowohl stimmlich als auch optisch (schneidet dem die Haare ab und er sieht aus wie Rybak) überzeugt er mich aber schon mal. Mal gucken, ob er es live stemmen kann - ich hab mal wieder nur das Video. Der Song? Ach so, ja. Nein, kein "Tonight again", auch kein "Sound of silence". Auch fehlt mir das außergewöhnliche Element, dass zumindest "Tonight again" ausgezeichnet hat. Aber das ist natürlich weitaus besser als seine beiden Vorgänger in diesem Semi.
Chancen aufs Finale: Würde er in der zweiten Hälfte starten, hätte ich gesagt, ja klar. So könnte es knapp werden.
Woauchimmer 2018: Nein.
7/10


4 Albanien – Lindita – World

Ich hab hart mit mir gekämpft - VE-Auftritt (also live, albanisches Original) oder Remix (nicht live, aber das, was wir in Kiew hören werden). Remix hat gewonnen. Auch hier erkennt man, wo es herkommt. Schöne Frau kreischt sich durch sperriges Stück. Remixed. Man fragt sich nur warum, von Linditas Englisch verstehe ich nämlich kein Wort, und das dürfte live eher noch schlimmer werden. Ich werde mir wahrscheinlich gleich die VE-Version anschauen und ein bisschen weinen.
Chancen aufs Finale: Nein.
Tirana 2018: Erst recht nicht.
4/10


5 Belgien – Blanche – City Lights

Auch von Belgien hab ich leider nur ein Video. Hier hätten mich die Live-Fähigkeiten sehr interessiert. Blanche hat eine schöne tiefe Stimme, und die Belgier haben bekanntlich gerade einen Lauf. Es ist der bisher mit Abstand modernste Song. Kommt meiner Meinung nach nicht ganz an das geniale "Rhythm inside" ran und braucht ein bisschen, bis es sich in den Gehörgang fräst. Trotzdem eine der Favoritinnen. Völlig zu Recht. Ich bin schon sehr gespannt auf die Inszenierung!
Chancen aufs Finale: Ja sichi!
Brüssel 2018: Die erste ernsthafte Siegeskandidatin, ja.
8/10


6 Montenegro – Slavko – Space

Lieber Deen, ich fürchte, Dein Prädikat "campster Auftritt aller Zeiten" wirst Du wohl abgeben müssen. Das hier toppt ja nun so ungefähr alles, was ich in der Hinsicht je gesehen habe. Deen hatte nämlich keine angewachsene Peitsche aufm Kopf - oder ist das angeschweißt? Ich weiß es nicht. Ob Slavko singen kann, weiß ich auch nicht, ich war zu abgelenkt. Das Lied? Na ja, das übliche, möchte ich sagen. Da rein, da raus. Wie gesagt, ich bin gerade reizüberflutet. Mich gruselt! Ich sehe ja ein, dass es nach Würdigung schreit, wenn jemand sich was traut, aber bitte doch nicht so!
Chancen aufs Finale: Bloß nicht.
Podgorica 2018: Hs?
1/10 (0 fürs Video, 2 fürs Lied)

Die Eurovisionsklasse 2017 - ein paar Worte vorab

So, da steht die Startreihenfolge nun schon seit fast drei Wochen fest, und die geneigte Leserschaft hat sich möglicherweise schon gefragt, ob wir hier überhaupt noch am Leben sind oder allmählich vor uns hinmodern. Seid beruhigt: Wir modern noch nicht, jedenfalls nicht über die sattsam bekannten Alterserscheinungen hinaus. In unserem Alter muss man das ja so langsam dazusagen.

Ich gebe zu: Wir sind ein unzuverlässiger Haufen, ohne Wenn und Aber.

Aber: Ich hab mich aber auch noch nie so wenig aufraffen können, einen ESC zu besprechen, wie das in diesem Jahr der Fall ist. Das hängt neben privaten Gründen, die nicht hierher gehören, auch an den außerordentlich unerfreulichen Begleitumständen, die in meinem letzten Posting hier ja schon Thema waren. Dass Russland und die Ukraine ihren Konflikt ungeniert mitten in den ESC hineingetragen haben, hat mir persönlich schon ziemlich die Petersilie verhagelt. Nun hat das ganze ja durch den russischen Rückzug sein unrühmliches Ende gefunden, der Schaden aber bleibt. Da hat sich keiner der Beteiligten mit Ruhm bekleckert, insbesondere auch die EBU nicht. Ich hoffe, dass die nach der ganzen Geschichte nicht direkt wieder zur Tagesordnung übergehen und wiederhole meine Forderung nach einem verbindlichen Wertekatalog.

Aber nachher gilts. Heute nachmittag werde ich mich, bewaffnet mit Apfelwein und Schoko-Ostereiern (die Fastenzeit ist rum! Und Herr Sixtus rät mir ja sowieso immer zum Alkoholkonsum beim Bloggen) über den aktuellen Jahrgang hermachen. Mal sehen, was unsere Helden und Heldinnen in diesem Jahr so zu bieten haben.

Donnerstag, 30. März 2017

"Der Eurovision Song Contest ist unpolitisch!"

Dieses Posting sollte eigentlich schon gegen Ende der letzten Eurovisionssaison kommen, ich habe mich aber dann doch dagegen entschieden. Aus Gründen. Faulheit zum Beispiel. Aber wie wir alle wissen, ist das Thema ja nicht vom Tisch und derzeit sogar in der Mitte des Tisches, aber sowas von! Deshalb nach längerem Hadern auch nochmal meine fünf Cent zum Thema.

Kurz zur Ausgangslage: Bekanntlich hat sich die Ukraine letztes Jahr den Sieg mit einem Song davongetragen, der aufgrund seiner politischen Aussage haarscharf an der Disqualifikation vorbeischrammte. Zu allem Überfluss verwies das Land durch die bessere Jurywertung den hochfavorisierten Televoting-Sieger aus Russland dadurch gar noch auf Platz 3, was dem ohnehin schon zerrütteten Verhältnis der beiden Länder nicht gerade zuträglich war.

Die ESC-Blase fragte sich nun also seit dem 14. Mai 2016, ob und wenn ja wie die Russen in der Ukraine überhaupt antreten. Diese Frage wurde vor zweieinhalb Wochen beantwortet - und mit dieser Antwort gingen die Scherereien dann richtig los.

Russland nominierte nämlich Julia Samoylova, eine an den Rollstuhl gefesselte Sängerin, die, wenn ich meinen einschlägigen Quellen glauben darf, einen Schmachtfetzen vor dem Herrn singen wird. Und singen kann sie wohl sehr gut.

Zunächst erschien es als großartige Idee, ausgerechnet in die Ukraine jemanden zu schicken, der vermutlich einen riesigen Mitleidsbonus bekommen und den auch der härteste Russlandgegner aus diesen Gründen in Kiew nicht ausbuhen wird. ABER, und das ist ein großes Aber: Julia Samoylova trat im Jahre 2015 auf der bekanntlich im Jahr davor von Russland annektierten Krim auf und reiste für diesen Auftritt von Russland aus ein. Dies ist aber in der Ukraine per Gesetz verboten und wird mit mehrjährigem Einreiseverbot geahndet.

Das heißt: Julia Samoylova darf in der Ukraine derzeit überhaupt nicht einreisen und somit auch nicht am ESC teilnehmen. Das hat die ukrainische Regierung nochmal nachdrücklich klar gemacht. Nachdem die EBU darüber mit allen Beteiligten verhandelt hatte, machte sie den Vorschlag, die Sängerin per Videoschalte auftreten zu lassen - was sowohl von der Ukraine als auch von Russland sofort und kategorisch abgelehnt wurde, in letzterem Falle mit der süffisanten Bemerkung, die EBU möge sich doch bitte an ihre eigenen Regeln halten, wonach ein Interpret live aufzutreten und zu singen habe.

Die ganze Geschichte schlug natürlich in sämtlichen einschlägigen Kommentarspalten und in den sozialen Netzwerken hohe Wellen, von der Forderung, der Ukraine die Ausrichtung zu entziehen und beide Länder für die nächsten Jahre vom Wettbewerb auszuschließen bis zu einer Rücktrittsforderung an Jon Ola Sand war alles dabei. Und das alles ist samt und sonders überzogen bzw. völlig fehl am Platz.

Zunächst die Ausschlussforderung. Natürlich wäre es schon extrem verwunderlich, wenn das ganze von russischer Seite keine Absicht gewesen wäre. Ist ja auch ein feiner Schachzug; die Ukraine steht als Depp da, egal was sie macht. Lässt sie Samoylova ins Land, heißt es, die Russen können mit ihr (der Ukraine nämlich) machen, was sie wollen. Tut sie das nicht, ist die Ukraine der hartherzige Buhmann, der der armen gehandicapten Sängerin den Traum vom ESC-Auftritt verwehrt.

Nur: Nachweisen lässt sich das nicht. Nun schützt zwar Unwissenheit per se vor Strafe nicht, aber es wird niemals zweifelsfrei bewiesen werden können, dass Russland die Ukraine hier gezielt provoziert hat. Und so lange das nicht bewiesen ist, wird man Russland auch nicht vom Wettbewerb ausschließen können - vermutlich sogar auch dann nicht, wenn es bewiesen werden sollte.

Die Ukraine wird man ebenfalls nicht ausschließen können, wofür auch? Dafür, dass sie das in ihrem Land geltende Recht durchsetzt? Kritische Stimmen meinten ja, dieses Gesetz sei unmenschlich und gehöre ignoriert, aber das ist sicherlich nicht Sache der EBU (und schon gar nicht der Eurovisionsblase), das zu beurteilen bzw. den Gesetzesübertritt durchzusetzen.

Julia Samoylova hat ein Gesetz in der Ukraine gebrochen, worauf eine gewissen Sanktion steht. Die EBU hat schon gesagt, dass sie von der Ukraine nicht verlangen wird, diesen Gesetzesübertritt ungestraft zu lassen. Dass es seitens der Ukraine ein geschickter Schachzug wäre, trotzdem darauf zu verzichten, Samoylova ins Land zu lassen und somit als moralischer Sieger aus der Angelegenheit hervorzugehen, ist eine andere Geschichte. Das wäre einer der beiden Auswege aus dieser Sache, wird aber wohl nicht passieren, siehe oben.

Die zweite Möglichkeit und der vermutlich einzig gangbare Weg ist, dass die EBU Russland auch zu diesem Zeitpunkt noch gestattet, die Sängerin auszutauschen. Dafür ist aber ein entsprechendes Entgegenkommen der Russen notwendig, und auch das sehe ich noch nicht. Für alles andere sind der EBU im derzeitigen Fall die Hände gebunden.

Natürlich kommen im Moment auch diejenigen Fälle hoch, wo die EBU in der Vergangenheit hart durchgegriffen hat, namentlich Libanon 2005, Georgien 2009 und Rumänien 2016. Schauen wir mal drauf:

Der Libanon durfte 2005 nicht teilnehmen, weil es dort per Gesetz verboten gewesen wäre, den israelischen Beitrag zu übertragen. Laut Regelwerk für den ESC muss aber jeder Beitrag in jedem teilnehmenden Land übertragen werden.

Georgien zog 2009 seinen Beitrag zurück, weil das zu diesem Zeitpunkt in einem Konflikt mit Russland stehende Land seinen Song "we don't wanna put in" nicht austauschen wollte (Pun very intended!), die EBU aber solch einen politischen Beitrag nicht dulden wollte, denn der ESC ist ja, wie wir alle wissen, unpolitisch. Warum dann letztes Jahr 1944 durchgewunken wurde, weiß allein die EBU.

Schließlich Rumänien: Ovidiu Anton wurde letztes Jahr disqualifiziert, da der entsprechende Sender bei der EBU derbe in der Kreide stand.

Warum kann nun die EBU Russland nicht disqualifizieren, wenn sie doch sonst nicht zimperlich ist? Ganz einfach: Die drei oben genannten Fälle hatten alle direkt mit dem ESC bzw. mit der EBU zu tun, so dass die EBU hier auch handeln konnte. Im aktuellen Fall allerdings ist das nicht so, sondern das ganze ist eine Sache zwischen Frau Samoylova bzw. der russischen Delegation und der ukrainischen Regierung. Die EBU tut gut daran, sich hier nicht aktiv einzumischen.

Was kann man nun tun? Ich glaube, für den aktuellen Fall gibt es nur die beiden oben genannten Varianten. Wenn niemand nachgibt, bleibt es spannend, und ich bin sehr gespannt, was bzw. wer oder ob überhaupt irgendwer für Russland im Mai auf der Kiewer Bühne steht. Für die Zukunft würde ich mir wünschen, dass die EBU sich endlich mal einen verbindlichen Wertekodex gibt. Heißt: Der völkerverbindende Charakter des Eurovision Song Contest gehört endlich mal ins Regelwerk geschrieben. Jedes Land verpflichtet sich diesem völkerverbindenden Gedanken, der ALLE (!) anderen Teilnehmer mit einschließt. Wer in Konflikt mit einem anderen Eurovisionsteilnehmerland steht und diesen Konflikt auch in den ESC trägt, wird halt künftig vom Wettbewerb ausgeschlossen. Ich denke dabei auch an zwei mir besonders lieb gewordene Kaukasus-Länder, deren Namen ich hier aus Gründen des Taktes nicht nenne.

Aber egal, wie man es dreht, das ganze ist ein trauriges und unwürdiges Schmierentheater. Dass der ESC hier von einigen wenigen dazu missbraucht wird, aktuelle Konflikte mit anderen Mitteln fortzusetzen, ist einfach nur zum Kotzen!

Liebe EBU, der Eurovision Song Contest ist nicht unpolitisch. Das war er nie, und das wird er nie sein. Aber so lange Ihr weiterhin so beinhart an dieser Behauptung festhaltet und Euch von einigen ach so unpolitischen Teilnehmerländern auf der Nase rumtanzen lasst, wird sich nichts zum Besseren ändern. Nehmt endlich das Heft in die Hand, damit der völkerverbindende Geist des ESC nicht immer weiter aufgeweicht wird!


Freitag, 10. Februar 2017

Das perfekte Leben der Isabella Levina L.

Gestern Abend ging bekanntlich die deutsche Vorentscheidung über die Kölner Bühne, und da ich ja meiner VE-Abstinenz immer mehr abschwöre (in zwanzig Jahren habt Ihr mich so weit, dass ich mir das Mello anschaue), hab ich in trauter Runde vor dem Livestream gehockt und mir selbige angeschaut. Traute Runde? Jawoll! Meine Töchter haben mitgeschaut, außerdem waren Herr Sixtus und zwei weitere Freunde meines Eurovisionsfreundeskreises zugeschaltet (1x aus Deutschland, 1x aus Österreich, dazu gleich mehr), so dass das zumindest den Begleitumständen nach ein töfter Abend war.

Auf dem Bildschirm, soviel darf ich vorweg nehmen, war der Abend dann nicht ganz so super und lässt mich etwas ratlos zurück. Aber der Reihe nach.

Der durchaus komplizierte Voting-Modus ist ja schon in epischer Breite diskutiert worden. Da es aber trotzdem nicht so richtig verständlich war, rollen wir das hier nochmal auf. In der ersten Runde traten die glorreichen Fünf mit einem Coversong auf und hinterließen sehr unterschiedliche Eindrücke:

Runde 1

Das Küken musste zuerst auf die Bühne und war dementsprechend aufgeregt. Immerhin hatte Helene richtig Spaß auf der Bühne, auch wenn ich mich nach wie vor frage, wer sie eigentlich unter die letzten Fünf hat kommen lassen. Diese, ähm, Stimme ist zum Gruseln. Yosefin spielte natürlich, was Bühnenpräsenz und -erfahrung angeht, in einer anderen Liga, schoss sich aber durch ihre Songwahl selbst ab. Dennoch hätte ich lieber sie als Helene eine Runde weiter gesehen. Gleiches gilt für Felicia Lu, die mich vor allem durch ihre verschiedenfarbigen Augen faszinierte und ansonsten sehr lenaesk rüberkam, was zwar kein Nachteil sein muss. Dennoch blieb sie genau wie Yosefin durch ihre Songwahl erkennbar unter ihren Möglichkeiten. Dass sie nicht weiterkam, war eine herbe Enttäuschung für mich. Bei Axel kam bei uns trotz Anzug zum ersten Mal das Gefühl auf, dass das was werden könnte, und Levina bot in der ersten Runde nicht nur eindeutig die beste Leistung der Fünf, sondern war schon da die klare Favoritin des Kölner Publikums. Man hätte da eigentlich schon aufhören können, aber da es ja eine Coversong-Runde gewesen war, gings danach erst richtig los.


Pause 1

Matthias Schweighöfer singt. Laut Babsi findet man den im besten Falle super scharf (die genaue Wortwahl hab ich nicht mehr nicht im Kopf), im schlechtesten Falle immer noch süß. Im Falle der Schreiberin dieser Zeilen lässt er einen vollkommen kalt und man fragt sich, was an dem so toll sein soll. Das Lied hab ich schon wieder vergessen.


Runde 2

Jetzt wurde es spannend, denn der erste der beiden groß angekündigten Songs kam zu Gehör. Helene sang Wildfire in einer sehr flotten Country-Interpretation, die mich tatsächlich mitriss und die ich von jemand anderem gesungen gern als Sieger gesehen hätte. Leider konnte man ihr nicht mal eben die Stimmbänder austauschen und ihr Bühnenerfahrung einbimsen. Mit einer Stimme wie eine rostige Gießkanne ist leider nix zu holen. Axel saß statisch auf einem Barhocker und erinnerte mich spontan an Max Mutzke, ohne dessen Stimmgewalt allerdings. Das Arrangement allerdings war mir viel zu glattgebügelt und beliebig. Auch bei Levina muss dieser Song in der Halle irgendwie anders rüber gekommen sein, ich vermute, die hatten alle ein Yohanna-Moment. Bei mir zuhause klangen da einige schräge Töne raus, und auch das balladeske Arrangement war mir viel zu lahm.

Alles in allem kam ich mir bei diesem Song vor wie in einem Puzzlespiel wo jemand an den Teilen rumgeschnipselt hat. Der Song ist gut und eingängig, aber die richtige Kombi aus Arrangement und Sänger/in war leider nicht dabei.


Pause 2

Tim Bendzko durfte neben seiner anstrengenden Juryarbeit auch mal singen.


Runde 3

Alle meine Hoffnungen ruhten nun auf Axel, Levina und Perfect Life. Der Song passte eindeutig besser zu Axel als Wildfire, angeblich hat er sogar ein kleines Tanzschrittchen (huch!) drin gehabt, das ich aber nicht gesehen habe. War auf jeden Fall besser als der erste Versuch. Als Levina Perfect Life sang, war mir sofort klar, dass das der Einäugige unter den Blinden ist und dass diese Kombi unser Song für Kiew werden wird. Das beste Gesamtpaket, allerdings saßen auch hier wieder die Puzzleteile nicht an ihrem Platz.

Kein Lena-Moment. Kein Roman-Lob-Moment. Irgendwie alles - nett. Und nett ist ja bekanntlich die kleine Schwester wovon?


Pause 3

Drei Eurovisionssiegerinnen in einem laut Babsi "sensationellen Medley". Das war der Moment, auf den ICH hingefiebert habe, aber von dem Medley war leider nur das dritte Drittel sensationell. Im ersten Teil metzelte Ruslana (immerhin untenrum mal vollständig bekleidet, wenn auch obenrum nicht) "Euphoria" dahin, wobei sehr deutlich zu merken war, dass Ruslana kein Wort von dem verstand, was sie da sang, was durchaus amüsant war. Nicole vergriff sich an "Merci Cherie". Frust. Nicole hatte früher eine der schönsten Frauenstimmen, die ich jemals gehört habe. Die Art und Weise, wie sie ihre Stimme inzwischen kaputt gesungen hat, macht mich fertig. Da war es für Conchita ein Leichtes, den beiden anderen Damen zu zeigen, wo der Frosch die Locken hat. Ihre Version von "Satellite" war ohne Frage das sängerische Highlight des Abends. Der schönste Moment der gesamten Veranstaltung war übrigens für mich, als die von Conchitas Vortrag sichtlich ergriffene Lena danach aufsprang und alle drei Damen umarmte. Lena herzt Nicole! Dass ich das noch erleben darf!


Runde 4

Levina durfte nun gegen sich selbst antreten. Wildfire war zwar wieder der Burner in der Halle, überzeugte aber am Fernsehschirm auch beim zweiten Mal nicht. Perfect Life klang insgesamt spannender, und glücklicherweise hat sich das abstimmende Publikum dieses Mal nicht von der Stimmung in der Halle und der Meinung von Jury und Moderatorin beeinflussen lassen und mit deutlicher Mehrheit Perfect Life nach Kiew gewählt.


Manöverkritik allgemein:

Moderation: Der Lichtblick an diesem Abend. Babsi ist einfach unverwüstlich und moderierte diese zähen drei Stunden einfach weg. Dabei sparte sie auch den einen oder anderen derben Witz nicht aus. Aber ihre lockere selbstironische Art half einem über manche Pein an diesem Abend hinweg. Thumbs up, wie immer.

Bühne: Bühne?

Jury: Kann man machen, muss man nicht. Die drei trugen jetzt nichts Wesentliches zum Abend bei, störten aber auch nicht. Einzig Herr Silbereisen nervte etwas mit seiner Helenentreue - kriegt er zuhause Ärger, wenn er Leute dieses Namens nicht pusht, oder was? Lena war entzückend, Tim Bendzko der einzige, der mal kritische Töne wagte. Hübsch der Running Gag, dass Herr Silbereisen noch einen Schnelldurchlauf will. Wie gesagt, kann man machen, muss man nicht.

Pausenacts: Ja, doch. Das hat Spaß gemacht, vor allem der Schluss der letzten Pause.

Internationales Barometer: Gott, bin ich froh, dass das dabei war. Ich hätte mir in den Hintern gebissen, wenn man das wieder ignoriert hätte. Wie brauchbar das tatsächlich ist? Keine Ahnung.

Heavytones: Wie sagt der Rabe? Never more.

Songs: Die sensationell angekündigten Songs erwiesen sich als zwei Four-Chord-Machwerke, solide, aber keinesfalls sensationell. Die Arrangements taten ein übriges. By the way, Wildfire hat den Fabianschen Hörtest bestanden (nach dem 2. Hören drin), wohingegen ich Perfect Life einfach nicht in den Gehörgang kriege - und das trotz günstigster Bedingungen. That sounds good to me. Not. Und es frustriert mich nach wie vor, dass die Knallerkombi aus Songarrangement und Interpreten einfach nicht dabei sein wollte. Man kann natürlich einwenden, dass da bis Mai noch was gemacht werden kann, aber wer daran glaubt, glaubt auch noch an den Weihnachtsmann. Am allerliebsten wäre mir ja, dass wir uns am üblichen weißrussischen Vorgehen mal ein Beispiel nehmen und gleich den ganzen Song austauschen. Aber das wird latürnich nicht passieren. Das Thema Plagiatsdiskussion möchte ich gern hier aussparen, das ist so überflüssig wie ein Kropf.

Interpreten: Nuuun ja. Ich war ja beim Vorsingen nicht dabei, sondern habe nur die Speed-Dating-Videos gesehen, in denen die Kandidaten dem Bürger Lars Dietrich ein paar Tönchen vorgeträllert haben, aber die Frage muss mal gestattet sein: WER zum Henker hat denn Helene ins Finale gehievt? Und warum muss jemand, der so ESC-unpassend wirkt wie Axel, durch diese Tretmühle? Zugegeben, er hat sich gestern sehr teuer verkauft und das wirklich gut gemacht, dennoch gebe ich dem Silbereisen hundertprozentig recht: Die ESC-Bühne ist nicht wirklich Axels Bühne. Gut, das war es bei Max Mutzke auch nicht, aber der spielt stimmlich dann doch nochmal eine Liga höher. Yosefin und Felicia haben sich durch falsche Songwahl in der Coverrunde leider selbst rausgekickt, Ich hätte die beiden Songs gern auch mal von ihnen gehört. Bleibt Levina, und die ist nun wirklich eine würdige Siegerin, war sie doch in sämtlichen Runden klar die beste. Man würde ihr nur einen besseren Song wünschen! Im Moment erinnert mich das doch sehr an Lidia Isac aus Moldawien letztes Jahr: Tolle Sängerin mit toller Optik, Song zum Vergessen.

Konzept: Uff. Doppel-Uff. Zu verwirrend, zu viele Runden, zu wenige Songs, zu viele Heavytones. Wenn hier was gerissen wird in Kiew, dann liegt das ausschließlich an Levina und ihrem Können, wiewohl ihr ein wenig die Leichtigkeit fehlt. Über alles andere möchte ich gern den Mantel des Schweigens breiten. Bitte macht es das nächste Mal anders. Und vor allem: THE SONG!

Lieber NDR, schaut doch bitte einfach nochmal das hier an und lernt:

Das kann doch irgendwie nicht so schwer sein! Und wenn Ihr es nicht könnt, dann gebt es ab!


Nun ja. Die Wettquoten für Deutschland fallen derzeit wie ein Stein. Immerhin: Österreich liegt derzeit (noch) hinter uns, und meinen beiden österreichischen Freunden ging gestern abend Nathan-Trent-bezüglich schon ziemlich der Hintern auf Grundeis ("Wo hat der ORF den her? Was haben sie sich dabei gedacht?"). Ich hoffe in beiden Fällen nicht, dass wir uns wieder gemeinsam das Scoreboard von unten begucken und wünsche Levina all the best of luck in Kiew - sie kann es gebrauchen. Und ich hoffe, dass die ganzen Unkenrufer, die bereits den dritten letzten Platz in Folge kommen sehen, Unrecht behalten.

In diesem Sinne: Viel Glück in Kiew, Levina! Und uns allen eine tolle Saison!

Freitag, 20. Januar 2017

And the best hosts are:

Der offizielle Youtube-Kanal des Eurovision Song Contests rief letztens seine Fans zu ein paar interessanten Abstimmungen auf. Auf der Tube gibt es ja ESC-Song-Rankings noch und nöcher. Abstimmungen über die besten Moderatoren sind aber bis dato eher Mangelware. Daher ließ man jetzt dort mal die beste Moderation wählen - der 80er, der 90er, der Nuller und der Zehner. Für die Jahre davor habe ich nichts gefunden.

Die Ergebnisse dieser Abstimmung möchte ich Euch nicht vorenthalten, zumal mir das jetzt auch ermöglicht, eine sträfliche Unterlassungssünde auszumerzen. Soviel sei schon mal gesagt: Die Abstimmung brachte in allen vier Fällen diejenigen als Sieger, die ich selbst auch dazu gekürt hätte. Was allerdings teilweise dahinter passierte, war zuweilen... äh... interessant.

Nehmen wir mal die Achtziger. Die Siegerin war nicht so eindeutig, wie man meinen konnte, sondern lieferte sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit - Victor Lazlo (Brüssel 1987). Das war für mich die erste Überraschung, hier hätte ich Désirée Nosbusch (Luxemburg 1984 auch noch mit im Rennen erwartet. Aber gewonnen hat das ganze selbstverständlich Lill Lindfors (Göteborg 1985), und das dürfte nicht nur am Klamottentrick gelegen haben, sondern daran, dass sie den Abend zu "Die Welt zu Gast bei Lill machte".Warmherziger war selten jemand. Hier nochmal die Highlights ihrer Moderation:




In den Neunzigern waren es dann drei Moderationen, die um die Krone kämpften. Auf den Verfolgerrängen landeten Fionnuala Sweeney (Millstreet 1983) und zu meiner großen und durchaus freudigen Überraschung Ingvild Bryn und Morten Harket (Oslo 1996). Bevor ich mir den Osloer Bewerb mal komplett gegeben habe, hatte ich nur Fürchterbares über die beiden gelesen, fand aber dann ihre Moderation ausgesprochen unterhaltsam. Jedenfalls kann man das beides vertreten. Auch Carrie Crowley und Ronan Keating (Dublin 1997) oder Dafna Dekel, Sigal Shahamon und Yigal Ravid (Jerusalem 1999) hätten einen Platz weit oben verdient gehabt. Über das Ergebnis für Gigliola Cinquetti und Toto Cutugno (Rom 1991) ist indes nichts bekannt. Sieger waren hier Ulrika Jonsson und Terry Wogan (Birmingham 1998), die das rundum großartige Jahr 1998 trefflich abrundeten.




In den Nullern ging zwar der Sieger in Ordnung, aber dahinter - au weia. Ich hätte ja eigentlich gedacht, dass die Top drei neben den Siegern noch zwingend Kattis Ahlström und Anders Lundin (Stockholm 2000) sowie Marija Naumova und Renars Kaupers (Riga 2003) hätte enthalten müssen. Ich sollte mir wohl das Denken besser abgewöhnen, denn stattdessen sah das Wahlvolk allen Ernstes Maria Menounos und Sakis Rouvas (Athen 2006) - Leute, Ihr solltet die Moderation bewerten, nicht die Optik! - und, jetzt kommts: Alsou und Ivan Urgant (Moskau 2009, Finale) UND Natalia Vodianova und Andrej Malakov (Moskau 2009, Semis) vorne. Was bitte habt Ihr für Drogen genommen? Die will ich auch! Immerhin, beim Sieger hat man alles richtig gemacht, denn zu den besten Moderatoren der Nuller wurden höchstverdientermaßen Jaana Pelkonen und Mikko Leppilampi (Helsinki 2007) gewählt.




Bleiben die Zehner. Und hier ragt eine Moderation so deutlich heraus, dass die Kanalbesitzer sogar darauf verzichtet haben, die Plätze danach überhaupt nur zu benennen. Da kann man eigentlich nur gucken und genießen:


Ich möchte allerdings die videogewordene Laudatio noch um einen wichtigen Punkt ergänzen. Keine Frage, Petra Mede und Måns Zelmerlöw (Stockholm 2016) waren ein blind aufeinander eingespieltes Team, da saß jeder Übergang, jeder Gag, meistens haben sie noch nicht mal Moderationskärtchen gebraucht. Die beiden waren charmant, witzig, originell, souverän und wunderbar selbstironisch, ohne dabei aber zu dick aufzutragen. Und über die beiden Gesangstanznummern, die man im Video auch nochmal ausschnittsweise sieht (und ansonsten auch nochmal in Gänze auf der Tube findet), haben wir noch gar nicht gesprochen. Umso bemerkenswerter und beeindruckender fand ich es aber, dass die beiden es auch schafften, sich bei den leisen Tönen genau richtig zu dosieren. Die Ansage der "Grey People", dem Pausenact im ersten Semi, die die Situation der Flüchtlinge in Europa tänzerisch darstellten, hätte böse in die Hose gehen können. Aber Petra und Monz fanden mit ihrer empathischen, aber nicht pathetischen Ansage genau die richtigen Worte. Und das adelte dann endgültig eine Moderation, die wohl auch ohne das als die mit Abstand beste in 60 Jahren ESC-Geschichte angesehen werden darf.