Dienstag, 26. Juli 2011

Isle of Bella Rus’ 1959

Österreich kam 1957 die ehrenvolle Aufgabe des ersten Letztplazierten des Grand Prix’ zu (von 1956 weiß man das schließlich nicht), und das gleich bei der ersten Teilnahme. Keine Sau bzw. kein Jury-Mitglied interessierte sich damals dafür, wohin Bob Martin (alias Leo Heppe aus Sibirien) mit seinem depperten kleinen Pony hinreiten wollte. Zwei Jahre später wartete das seit 1918 adelsbereinigte kotelettförmige Land wieder mit einer musikalischen Monstrosität auf, ließ sich jedoch von Ferry Graf dabei selbst besingen: „Der k. u. k. Kalypso aus Wien“ schwelgte zu südamerikanisch inspirierten Rhythmen in Erinnerungen an vergangene Zeiten, als Österreich nicht nur Österreich war, sondern auch noch Ungarn und Böhmen sein Eigen nannte. Dazwischen ein wenig Walzer und Gejodel, fertig ist das Potpourri, das die musikalische Entsprechung des Speiseplanes einer Schwangeren sein dürfte: Von allem ein bißchen, Hauptsache, es paßt nicht zusammen. Bei Interesse bitte den Abspielknopf drücken:


Ferry Graf, Jahrgang 1931, ist übrigens mittlerweile nach Finnland ausgewandert. Kein Schelm, wer Böses dabei denkt…

Samstag, 23. Juli 2011

Isle of Bella Rus’ 1958

Nachdem 1957 keinerlei selbstbezogenes Liedgut beim Eurovisionswettbewerb aufzuweisen hatte, war 1958 wenigstens ein Beitrag aus dieser Kategorie dabei: Die Schweizerin Lys Assia besang dabei ein Wochenende mit ihrem Schatz namens Giorgio, den sie mit Risotto und Polenta mästet und mit Chianti abfüllt, all dies in Ascona in der Schweiz (ehemals Opel) am Lago Maggiore (ehemals Lacus Verbanus). Während die Nachbarn aus Deutschland und Österreich sowie die doch sonst angeblich so lustigen Dänen diesen Beitrag ignorierten, sammelte er andernorts genügend Punkte ein, um beinahe Lyssens Sieg von 1956 zu wiederholen, was jedoch vom französischen Beitrage vereitelt wurde. Wer sich für das gesungene Tagebuch eines Schlemmerwochenendes jenseits des Röstigrabens interessiert, drücke auf den Abspielknopf:

Donnerstag, 21. Juli 2011

Isle of Bella Rus’ 1956

Da ich an sämtlichen drei Terminen des heurigen eurovisionären Bardenbewerbes höchstselbst am Orte war und somit die Fernsehübertragungen lediglich hinterher am Rande mitbekam, blieb mir selbstredend auch der Großteil der üblichen dummen Kommentare erspart, mit denen Peter Ur-„Gestein“-Ban stets freigiebig um sich wirft. (Aber es sei ihm verziehen, es geht ja noch schlimmer, wie uns Steven Gätjen bewies.)
Hängen blieb mir jedoch der Kommentar bezüglich des heurigen weißrussischen Beitrages, wo Urban sinngemäß von sich gab, was wir wohl davon halten müßten, wenn nun jedes Land daherkäme und einen Sänger entsandte, der in seinem Liede die Vorzüge seiner Heimat lobpreiste. Nun, wahrscheinlich wäre dies dann der letzte Rest Individualität in einem Felde amerikanisierten Radiodudels mit „englischen“ Texten. Dabei war doch schon er allererste Grand-Prix-Beitrag von solcher Art, und er war weißgott nicht der letzte vor dem weißrussischen des Jahres 2011. Hier zunächst das Corpus delicti:



Nun zu den historischen Vorbildern: Bereits 1956 in Lugano wurde mit Jetty Paerls Liedlein „De vogels van Holland“ (muß man das noch übersetzen?) der Grundstein selbstbezogener Beiträge gelegt: Die Vögel von Holland (also nicht den gesamten Niederlanden, wohlgemerkt!) seien die bei weitem musikalischsten, weil nirgendwo die Pfützen so blau und das Gras so saftig wäre wie eben in Holland. Von den Vorzügen der Würmer, Insekten und diversen Vogelbeeren hingegen wird geschwiegen, obwohl das die vogels van Holland wohl weitaus mehr interessiert als irgendwelches Grünzeug. Wen es interessiert, wie dieses Loblied auf die Ornithologie in der niederländischen Provinz klingt, drücke auf Start:




Die Niederlande waren jedoch nicht alleine mit landesbezogener Lyrik; auch der Nachbar Belgien tat sich damit hervor. Jedoch wurden hier nicht die Vorzüge Belgiens besungen (was zu peinlicher Kürze des Liedes geführt hätte), sondern vielmehr die Hauptstadt des benachbarten Frankreich zum Orte der Trübsal herabgewürdigt: „Messieurs les noyés de la Seine“ (die Herren Etrunkenen der Seine), dargeboten vom kürzlich verstorbenen Fud Leclerc, läßt eine Reihe Männer Revue passieren, die das Leben in der angeblichen Stadt der Liebe satt haben, weil ihre Liebe nicht erwidert wird und sie daher den Gang ins Wasser wählen. Ob die französische Jury dies zu würdigen wußte, ist leider nicht bekannt, da sämtliche Ergebnisse des 1956er Wettbewerbs unter Verschluß gehalten wurden. Wer jedoch Lust auf einen Schuß Suizid im Hochsommer hat, drücke auf den Abspielknopf:


Sonntag, 17. Juli 2011

Popular?!?

Ich bin schon seit längerem auf YouTube Abonnentin des Kanals von EurovisionHorror. Die machen sich dort genau wie ich gerne mal über die Karaokeversionen der Eurovisionsjahrgänge her, nehmen dabei aber kein Blatt vor den Mund und sind so richtig schön böse. Leider sind sie nicht besonders produktiv, aber diese Woche wars mal wieder so weit.

Für alle Fans des drittplatzierten Beitrags des diesjährigen Contests muss ich an dieser Stelle eine ernsthafte Warnung aussprechen: Dieses Video könnte Deine Gefühle verletzen!Bitte klick nur dann drauf, wenn Du diese Platzierung für genauso absurd hältst wie die Schreiber dieses Blogs.

And now: Watch and enjoy!

http://www.youtube.com/watch?v=AvgY5uTiCWI

Mittwoch, 6. Juli 2011

Frau Fabians ESC-Nachlese, Teil 10

Slowakei
Hier wurde mal wieder eklatant gegen das oberste aller Showgesetze verstoßen, das da heißt: "Du sollst nicht langweilen!".Scheinbar ist das noch nicht bis zu den Jurys durchgedrungen, denn sie wollten die Slowaken allen Ernstes im Finale sehen. Dabei war nun wirklich nix Dolles an diesem Beitrag: Die Kompostition [sic!] mischte das schlechteste aus "Rescue me" von Bell, Book & Candle und dem ohnehin schon grauenhaften "Run and Hide" von uns Grazi, versuchte ansonsten, ohne erkennbare Höhen und Tiefen auszukommen und frühstückte nebenbei noch die sattsam durchgenudelte Vier-Akkord-Folge Tonika-Dominante-Tonikaparallele-Subdominante ab, aus der ca. 50% aller Welthits bestehen. Mit diesen Vokuhila-Kleidern sind letztes Jahr schon die weitaus besseren Feminnem gescheitert, und das einzige interessante, nämlich die Tatsache, dass hier ein eineiiges Zwillingspaar auf der Bühne stand, wurde 14 Startnummern später auf "leider doch vergleichsweise uninteressant" zurückgestuft. Ich könnt ja jetzt noch ein bisschen ablästern, aber.... chrrrrrrrr......

San Marino
Wie bitte, die Jury wollte DAS im Finale haben? Ich staun doch immer widder, hätte mein Vater jetzt gesagt, und recht hätte er gehabt. Die Juroren müssen wohl eine andere Performance geseh... pardon, haben sie ja auch. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass wir hier den dritten Semi-Nullpointer sehen. Denn die Performance am Grand Soir war von vorne bis hinten unter aller Sau, Senit sang konsequent an der Melodie vorbei, man verstand nix, das Kleid war wohl vor dem Auftritt noch schnell in den Schredder geschmissen worden, und mit dem Liedle war ich mangels italienischen Idioms bereits über Kreuz, bevor ich überhaupt nur einen Ton davon gehört hatte, und das langweilige Ding, als das es sich dann entpuppte, tat nichts, um mich für sich einzunehmen. Blieben lediglich Senits Strahlen und ihre tolle Ausstrahlung. Aber allein dafür jemanden ins Finale wählen wollen, also, ich weiß nicht....

Türkei
Ob es wohl irgendwo in Eurovisionsland jemanden gab, der DAS vorausgesehen hat? Nein, es war nicht der zu sehr an den Vorjahresbeitrag angelehnte Song, und es war auch nicht der versemmelte letzte Ton. Aber auch hier waren die Klamotten mal wieder frisch aus Andorra importiert (grün? GRÜN???), und vor allem: WAS sollte diese Else da in dem Käfig? Schwarze Klamotten an, einfach runtergerockt, und das Ding wäre (zu Recht!) gelaufen gewesen – aber SO? Schade um die Türkei, ich fand das Ausscheiden schon ein wenig unglücklich, aber sie haben es sich leider selbst zuzuschreiben.

Ukraine
Sollte sich jemand fragen, ob es ein Land gibt, dem ich Jahr für Jahr erfolglos den Semi-Rausschmiss wünsche: Ja, gibt es. Voilà. Die Ukraine hat es wie kein anderes Land raus, aus Scheiße gute Platzierungen rauszuholen, und dieses Jahr war ein besonders krasses Beispiel. Man hatte nämlich die Abkürzung ESC irgendwie missverstanden; Nein, "liebe" Ukrainer, es heißt NICHT Eurovision Sandmal Contest. Und nur für die Sandmalerei gabs auch die Punkte (hat irgendjemand in der Halle bei diesem Beitrag NICHT die kompletten drei Minuten auf die LED-Wand geschaut und die Ohren auf Durchzug gestellt???), die plärrende Schönheit im Tote-Raubvögel-Kleid störte da zwar nicht weiter, aber irgendwie bleibt ein blödes Gefühl. Und dann: PLATZ 4?????? Europa ist manchmal vollkommen wahnsinnig, aber das wissen wir ja bereits. Dennoch schockiert es mich immer wieder aufs Neue.

Montag, 4. Juli 2011

Frau Fabians ESC-Nachlese, Teil 9

Serbien

Beim Finale neben Ungarn, Irland, Spanien und natürlich Deutschland einer der großen Börner in der Halle. Nur die LED-Wand konnte ich nicht die ganze Zeit anschauen, sonst wär mir wohl schlecht geworden. Auch wenn der Song bis heute nicht meins ist: Die Choreo und die Klamotten waren absolut stimmig, und die süße Nina und ihre drei Mädels machten das sowohl im Semi als auch im Finale sehr, sehr gut und sind zu Recht ins Finale eingezogen. Dort dann angemessen platziert.

Russland

Also eins mal vorweg: Solche Schuhe möchte ich auch! Auf den Jacken haben sie im Semi ja noch keine beleuchteten Buchstaben gehabt, deshalb konnten wir ihre krasse Choreographie-Panne dann das erste Mal im Finale bewundern. Für sowas liebe ich den ESC – Gesangspannen schön und gut, aber so richtig lustig sind doch erst die Choreo-Pannen. Wer ist eigentlich dieser AELX, dessen Buchstaben da in Eurem Kreis zu sehen waren? Im Liedje selber passte irgendwie nix zusammen, und obwohl Alex alles in allem gut sang und bei weitem nicht so unsympathisch rüberkam wie z.B. das Pornofrettchen, war die Platzierung im Finale dann schon angemessen. Der letzte Platz bei den Jurys allerdings nicht, da war beispielsweise die ansonsten von den Jurys ja gerne mal präferierte Getter Jaani deutlich schlechter. Schon bemerkenswert, dass das hier jetzt Russlands viertschlechteste Platzierung ever ist. Und übrigens: Es ist KEINE gute Idee, nach dem Schluss immer noch was hinterherzusingen, was am besten gar nicht mehr zum Lied gehört!

Schweden

Ich bin platt, geplättet, aufn Boden gehaun wie Flunder. Nein, nicht weil die Performance so toll war, sondern weil sie es eben nicht war, weder im Semi noch im Finale. Im Semi war es stimmlich unter aller Sau, im Finale auch nicht wirklich gut, obendrein war das Timing bei der Glasbruchaktion in beiden Fällen nicht gut. Was blieb, war ein niedlicher Eric und ein starker Song, den ich zwar nicht besonders mag, bei dem aber immer klar war, dass er vorne mitspielt. Dass er allerdings nach diesen Auftritten das zweite Semi regierte und in der Endabrechnung Platz 3 holte, ist nicht erstaunlich, sondern schlichtweg unverständlich.

Slowenien

So, liebe Dana International, kuck ma, SO geht Diva. Die im Semi direkt nach der Siegerin von 1998 startende Maja hatte leichtes Spiel: Ein dramatischer Song, eine superstarke Stimme und Optik, Ausstrahlung und Auftreten einer echten Diva. Da störte auch das unsägliche Outfit nicht. Im Finale wars dann direkt nach den späteren Siegern und zwei Startnummern nach dem ähnlich gelagerten österreichischen Beitrag ungleich schwieriger, aber Maja meisterte auch das mit Bravour. Mein Gott, HAT das Mädel ein Organ! Hut ab!

Freitag, 1. Juli 2011

Frau Fabians ESC-Nachlese, Teil 8

Niederlande

Der Sänger der drei Jotte muss in der Nacht vorher ordentlich einen draufgemacht haben. So heftig, dass er bis etwa 21:05 Uhr am Donnerstagabend tief und fest geschlafen hat. Da blieb keine Zeit mehr für Haare waschen oder eine Rasur, und weil grad nix anderes da war, schmiss er sich in den nächstbesten weißen Anzug. Zu dumm, dass der aus so einem komischen glänzigen Jaquardstoff war. Schnell noch das Goldkättsche an und rauf auf die Bühne. Der eine oder andere Ton saß zwar nicht, und die Backings waren stellenweise viel zu laut. Das Liedje ist und bleibt aber ein nettes (nett im Sinne von "kleine Schwester von Scheiße"). Allerdings war bei diesem Beitrag trefflichstens zu beobachten, dass dezente Optik-Katastrophen zuweilen genausoviel Durchschlagskraft haben können wie brachiale. Daher ist der letzte Platz nicht unbedingt zu beanstanden.

Norwegen

Ich hab norwegenbezüglich auf einer mir besonders lieb gewordenen Webseite den Begriff "Haba-Haba-Gate" gelesen (meaning: Televoter wollten das im Finale haben, Jurys nicht, Jurys setzten sich durch, ergo Jurys sind Wichser), aber warum eigentlich? Ja, das Liedle ist nett (aber eben nur nett, es kickt bei weitem nicht so, wie es könnte), ja, Stella ist süß und hat das strahlendste Lächeln des Wettbewerbs, aber bittschön: Stimmlich war das sowohl von Stella als auch von ihrem Chor eher suboptimal, Stellas Po-Manschette sollte wohl auch zu einem Podestplatz verhelfen (beim Barbara-Dex-Award), aber was am meisten störte, war der Schriftzug "02 Norway" in der unteren linken Ecke. Unnorwegischer gehts nicht mehr. Normalerweise kein Problem, aber es wirkte halt, wie gesagt, schlicht und einfach unpassend. Für unpassend gibts aber nun mal keine Pöngs. Dennoch, von den ausgeschiedenen im ersten Semi diejenige, um die es mir am meisten Leid tat.

Polen

Huch, was war denn da passiert? Eigentlich konnte doch nix schiefgehen: Hübsche Frau, starker Song, vergleichsweise schwache Konkurrenz, und so wurde Polen auch zuverlässig in sämtlichen mir bekannten Polls als sicherer Finalteilnehmer gehandelt. Allerdings hätte Magda sich nicht von vornherein um die Spitze beim Barbara Dex Award bewerben sollen (wer zum Henker hat diese Klamotten zu verantworten???). Und zum Gesang kann man nur sagen: XXL, Jemini – kommt zurück! Alles ist vergeben!

Portugal

Wenn diejenigen, die sich während dieser drei Minuten auf der Bühne versammelt hatten, so in zwei, drei Jahren mal das Video dieser drei Minuten in die Hand bekommen, könnte ich mir vorstellen, dass das so einigen von ihnen unglaublich peinlich sein wird, was sie da zu sehen kriegen. Jede Häme wäre hier verschwendet, man weiß gar nicht, wo man anfangen soll. Ich schreib dann demnächst mal an die EBU, für sowas gehört man eigentlich für ein Jahr vom Semi ausgeschlossen.

Rumänien

Es gibt jedes Jahr ein paar Beiträge, mit denen ich weder im Vor- noch im Nachhinein was anfangen kann, und dieseer hier gehört dazu. Nun gut, die große Zeit der Rumänen bei diesem Wettbewerb ist schon ein paar Jahre vorbei, aber das hier muss doch wohl nicht sein. Die Musi aus Schweden, die Tänzer von Marie N., am Klavier sitzt Jürgen Drews, und am Mikrofon der Bruder von Haldor Laegrid? Och nöööööö.... Das einzig positive, was sich sagen lässt ist, dass sie im Finale mit der Startnummer nach Lena einen extrem schweren Stand und dann dafür doch eigentlich ganz gut abgeschnitten hatten. Aber bittschön: Wer braucht diese Nummer? Ich nicht!