Dienstag, 23. August 2011

Isle of Bella Rus’ 1963

Der 1963er Musikbewerb in Sachen Eurovision war eine seltsame Angelegenheit: Publikum und Künstler befanden sich in getrennten Räumlichkeiten, und weit und breit war während der Sangesdarbietungen kein Mikrophon zu sehen. Daher hält sich bis heute hartnäckig das Gerücht, daß es sich bei diesem BBC-Experiment um eine voraufgezeichnete Playback-Sendung gehandelt hätte. Kein Gerücht hingegen ist, daß auch in jenem Jahre wie schon in dem davor weitere vier Länder gänzlich ohne Punkte nach Hause fahren mußten, darunter auch die „Heldin“ des heutigen Beitrages: Monica Zetterlund, geborene Nilsson, die für Schweden antrat. Die 1937 geborene und 2005 bei einem Brand ums Leben gekommene Sängerin trat nicht nur in Sachen Punkteerhalt in die Fußstapfen der Eleonore Schwarz (siehe 1962), sondern auch, was den Inhalt ihres Textes anging: „En gång i Stockholm“ (Es war einmal in Stockholm) beschreibt die Schönheiten der winterlichen Hauptstadt, die von der Sängerin mit ihrem Freund begutachtet werden, derweil die beiden sich immer noch wie im Sommer fühlen: Klara sjö, Riddarfjärd, die Deutsche Kirche – alles mit Schnee bedeckt und von Möwen beschissen, aber für Madame Zetterlund ist alles wunderschön und wie im Sommer. Weniger schön hingegen dürfte das ehemalige Fräulein Nilsson ihr Ergebnis gefunden haben, denn ebenso wenig wie für Operettenklänge konnten sich die damaligen Juries für die sanften Klänge des Nordens erwärmen. Wer dies kann, möge auf den Abspielknopf drücken:



Der Karriere der Monica Zetterlund tat dieses Ergebnis keinen Abbruch; bis 1999, als sie sich wegen einer Skoliose-Erkrankung zurückzog, war sie in Schweden populär und machte sich vor allem im Jazz-Bereich einen Namen.

Donnerstag, 18. August 2011

Isle of Bella Rus’ 1962

Dieses Mal finden sich zwei Länder in dieser Kategorie, die einander spinnefreund und durch eine gemeinsame Sprache voneinander getrennt sind: Österreich und Deutschland.
Eleonore Schwarz hieß die Vertreterin Österreichs, die damals 26 Lenze zählte. In ihrem Operettenliede „Nur in der Wiener Luft“, das in fast jeden Film Géza von Cziffras gepaßt hätte, erzählte sie nicht, wie heute zu vermuten, von Abgasen, saurem Regen und diversen Kofferabstellern in der Bim, sondern von all den Schönheiten, die Wien zu bieten hätte; angefangen vom Würstelmann mit Backhendln über Lärmbelästigung mit Wiener Walzer in Grinzing, verursacht von Schrammeln vorm Stephansdom, bis hin zu Opas schönstem Ferienerlebnis in der Staatsoper. Interessiert hat sich für diesen tongewordenen Stadtprospekt jedoch keine Sau Jury, denn neben drei weiteren Teilnehmern erhielt Österreich ganze null Punkte dafür und landete auf dem letzten Platze (wodurch sich gleich die Frage erübrigt, wie viele Punkte es aus Deutschland gab). Wer sich gerne anhören mag, wie sich gesungene Tourismusinformationen anhören, möge bitte auf den Abspielknopf drücken:



Wesentlich erfolgreicher, vor allem außerhalb des Wettbewerbes, war hingegen die deutsche Teilnehmerin Conny Froboess, die zuvor mit noch nicht einmal neunzehn Jahren und ihrem Liede „Zwei kleine Italiener“ schon die deutschen Schlagerfestspiele gewonnen hatte und deren Lied bis 1979 der erste und einzige Grand-Prix-Schlager war, der mit einem ersten Platz in der heimischen Verkaufsparade aufwarten konnte. In Luxemburg reichte es anno 1962 jedoch nur zu einem sechsten Platz mit 9 Punkten, wovon ebenso null aus Österreich wie aus dem betroffenen Italien stammten (in der italienischen Version dieses Beitrages wurden aus den beiden minderwüchsigen Kampaniern Küsse italienischer Art). Im Zeitalter politischer Korrektheit wird dieses seicht-fröhliche Schlagerlein gerne mal der chauvinistischen Herabwürdigung von Gastarbeitern geziehen, aber wen derlei nicht zu schrecken vermag, möge den Abspielknopf drücken:



Und als zusätzlichen Leckerbissen gibt es noch zwei Filmausschnitte, worin Frl. Froboess erneut ihr Lied präsentieren durfte. Weitaus schockierender als hineingedichteter Chauvinismus dürften hier jedoch ihre z. T. jacobsisterspudelrosafarbenen Haare sein:


Freitag, 12. August 2011

Eigenwerbung

Auf ausdrücklichen Wunsch des Hausherrn:



(ein wenig Werbung in eigener Sache sei hier mal gestattet - auch wenns hier "nur" eine simple Karaokenummer ist und kein Spökes, aber den Spökes gibts dann demnächst wieder!)

Donnerstag, 11. August 2011

Isle of Bella Rus’ 1961

Wieder einmal finden wir in dieser Kategorie Norwegen, das auch im zweiten Jahre seiner Grand-Prix-Teilnahmen Landesbezogenes von sich gab. Jedoch zog es die Norweger im Jahre 1961 von den Lappen nach „Malle“, namentlich nach Palma, wo Nora Brockstedt offenbar kurz zuvor ihren Sommerurlaub verbracht hatte und uns unbedingt singend von ihrem „Sommer i Palma“ erzählen mußte. Offenbar nicht bekannt war damals in Norwegen, daß man auf Mallorca nicht französisch, sondern mallorquinisch oder dem gemeinen Touristen zuliebe wenigstens spanisch spricht, so daß Nora bei der erstbesten Gelegenheit ihre jüngst aufgekeimte Liebe mit „chéri“ und „mon amour“ kundtat, was der Eingeborene lapidar mit „sí, sí“ („ja, ja“ – und was das heißt, wissen wir spätestens seit den „Werner“-Filmen) kommentierte. Obwohl Nora Brockstedt damit nur einen Punkt weniger als im Vorjahr erntete, namentlich zehn an der Zahl (davon die Hälfte allein aus Belgien, das schließlich selbst ein Lied von sprachlicher Verwirrung hätte singen können), landete sie damit doch nur noch auf dem siebten Platz (aber damit immer noch viel besser als die freigiebigen Belgier, die nur Letzte wurden). Wen Noras schönstes Ferienerlebnis interessiert, möge bitte den Abspielknopf drücken:


Montag, 1. August 2011

Isle of Bella Rus’ 1960

1960 traute sich Norwegen zum Debüt einmal mit etwas Landesbezogenem: Nora Brockstedt, Jahrgang 1923 und damit bei ihrem Auftritte für ESC-Verhältnisse schon fast in methusalemischem Alter, erzählte die Geschichte eines Lappenmädchens hoch im Norden, das mit lauten „Voi-Voi“-Rufen ihren Schatz daran erinnert, daß in der kommenden Samstagnacht mal wieder die eheliche Pflicht fällig wäre. Mit insgesamt 11 Punkten, davon alleine vier aus der Schweiz, kam Norwegen in seinem ersten Teilnahmejahr immerhin schon auf den vierten Platz, was bis zum Jahre 1985 eine von zwei Top-Fünf-Plazierungen bleiben sollte. Wer hören mag, wie das klingt, drücke auf den Abspielknopf:



Und als kleines Extra gibt es noch die 2006er Remix-Version der obskuren Formation „Superstars“: