Sonntag, 13. Juni 2021

ESC 2021 - Nachlese: Plätze 23-26

 Ich habe lange überlegt, wie ich die Nachlese in diesem Jahr aufziehen soll. Es fällt mir nicht ganz so leicht wie sonst, weil es so unendlich viele Geschichten gibt und weil man denen gar nicht wirklich Rechnung tragen kann, wenn man die Beiträge einzeln betrachtet. Ich versuch es trotzdem.

Die Überschrift dieser Geschichte hier lautet: Televoter sind Wichser.


26. Vereinigtes Königreich - 0 Punkte

Jury: 0 Punkte (Platz 26)
Televoting: 0 Punkte (Platz 23 geteilt)

Ich gestehe, mir geht es wie Graham Norton. Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Der Song ist ein ordentliches Stück Britpop, von dem sehr sympathischen Knuddelbär James kompetent vorgetragen. Okay, der Beitrag war jetzt nicht so, dass man sagen konnte, alles hat gestimmt. Far from it. Das Outfit war suboptimal, die Riesentröten hätte es nicht gebraucht, und auch die Schnelldurchlaufstelle hätte man etwas sorgfältiger wählen können - das gilt übrigens für alle vier Televoting-Nuller. Aber, verdammich, das rechtfertigt nicht die völlige Punktefreiheit in diesem Falle, so heftig war das doch nun wirklich nicht! James hat ordentlich abgeliefert, da gibt es wenig zu meckern! Und wisst Ihr was: Ich hoffe, dass er aus dieser WC-Hygiene jetzt mindestens genauso viel macht wie weiland Jahn Teigen (bei dem ich die Null im Gegensatz zu James absolut verstehen konnte!)!

Eins noch: Könnte mir bitte irgendjemand in leicht verständlichen Worten erklären, warum James aus Polen keine Jurypunkte bekommen hat? Hier ist die Tabelle mit den aufgedröselten Jurypunkten. Der Durchschnittsrang für James ist klar besser als der für die Russin, die einen Punkt bekommen hat. Please explain.


25. Deutschland - 3 Punkte

Jury: 3 Punkte (Platz 25)
Televoting: 0 Punkte (Platz 23 geteilt).

I just feel sorry.

Hier war ich überrascht über die Jurypunkte, ich hab eigentlich fest mit einer brettharten Null gerechnet. Denn mal ehrlich: Das hier war Dorfverein in der Champions League. Eddie Edwards bei den Olympischen Spielen in Calgary. Hauptsache dabei gewesen. Nur: Bei Olympia mag das noch angehen, beim ESC nicht. Aber das ist eine andere Geschichte und soll in einem anderen Beitrag erzählt werden. Zum Auftritt nur dies: Man wusste aus den Proben, dass das eine enge Kiste wird. Es war nicht ganz so schlecht wie erwartet, aber läääängst nicht auf dem Niveau wie die Mitbewerber. Jendrik war bereits vor der ersten Strophe aus der Puste. Der Mittelfinger bzw die Dame darin (Sophia, glaub ich), wird sich einst fragen lassen müssen, welcher Teufel sie geritten hat, um sich freiwillig in dieses Ding schießen zu lassen. Und ja, da kann sie noch so oft den Arm ausstrecken, das war ein Mittelfinger! Immerhin bewies Jendrik, dass er Ukulelenweitwurf einwandfrei drauf hat. Ukulele. Ein Instrument, das ich nie wieder beim ESC sehen möchte, egal, ob mit Strass oder ohne. Aber wenn man ihnen das jetzt sagt, kommen sie nächstes Jahr alle mit Tenorhörnern um die Ecke. Lieber nicht. Der Background ging übrigens auch überhaupt nicht. Wer hat den zu verantworten? Ganz am Ende ein dickes "HATE", das zwar kaputtging, aber außer Stinkefinger und Beleidigungen nix gewesen. I don't feel hate. I just feel embarrassed.


24. Spanien - 6 Punkte

Jury: 6 Punkte (Platz 24)
Televoting: 0 Punkte (Platz 23 geteilt)

Uff. Bei Blas kann ich die Null im Televoting noch am ehesten nachvollziehen. Er war eigentlich derjenige, den ich auf dem letzten Platz erwartet habe. Hier stimmte leider so einiges nicht. Schlechteste Stelle im Schnelldurchlauf (wieder mal), Falsettgesänge, das Lied ist zwar schön, aber sehr langweilig, und wenn man nicht weiß, worum es geht (wovon ich bei 95% der Abstimmenden ausgehe), dann geht es links rein, rechts raus. Und wenn man weiß, worum es geht, wundert man sich, warum der Cantó ein Liebeslied für seine Oma singt, dass eigentlich eher einer Geliebten zu Gehör gebracht werden sollte. Anyway, DIESE Null kann ich einigermaßen unterschreiben. Riesige Monde als Props auf der Bühne gab es jetzt meiner Erinnerung nach zweimal: Bei Nathan Trent 2017 und hier bei Blas. In Summe haben die beiden null Punkte im Televoting kassiert. Wir lernen daraus: Keine Monde. Keine Ukulelen. Keine Riesentröten. Und, wie wir gleich sehen werden, keine Wörter, die ganz Europa zu Verhörern einladen.


23. Niederlande - 11 Punkte

Jury: 11 Punkte (Platz 23)
Televoting: 0 Punkte (Platz 23 geteilt)

Kommen wir nun zum letzten und meiner Meinung nach unglücklichsten der Televotingnuller. Auch hier natürlich wieder die Frage, woran es gelegen haben könnte. Bin noch unschlüssig. Der Song ist echt toll. Und es geht hier auch um etwas Größeres als eine Eurovisionsteilnahme. Der sanfte Revoluzzer hat denn auch ein paar Worte auf dem in Suriname gesprochenen Sranantongo in seinem Song gehabt. Leider ist das europäische Publikum zu blöd, sich die Worte "Yu no man broko mi" adäquat zu übersetzen und denkt dabei an was ganz Anderes. Leider half auch der Tänzer im roten Gewand nicht viel, und die Stelle im Schnelldurchlauf war auch falsch gewählt. Die choreographischen Mätzchen hatte der Song eigentlich nicht nötig, und vermutlich haben sie sich damit auch keinen Gefallen getan. Aber dennoch: Ein krass unverdientes Ergebnis für einen der besten Heimbeiträge der letzten Jahre!


Leider spricht die Statistik auch gegen unsere vier Jungs. Nix mit "immer knapp Elfter geworden" und so. Die Durchschnittsrankings beim Televoting sehen folgendermaßen aus:

Deutschland: 17,42; 33x in der TOP 20 (immerhin!)

Spanien: 22,95; fünfmal in der TOP 20

Niederlande: 23,21; viermal in der TOP 20

UK: 23,42; fünfmal in der TOP 20.

Bei einer anderen Zählweise hätte Jendrik noch am ehesten Punkte bekommen, aber bei den anderen war nichts drin. Insbesondere der arme Jeangu hatte keine Chance, sein bester (!) Rankingplatz war 18. Die Televoter wussten die Beiträge einfach so gar nicht zu schätzen.

Ich hab es schon gesagt, und ich sag es auch nochmal: Televoter sind Wichser. Okay, Jurys auch, aber Televoter in diesem Jahr eindeutig schlimmer. So eine Situation gab es noch nie. Wir haben hier gesessen und den Mund nicht mehr zugekriegt. Ich kann mich nicht erinnern, jemals beim ESC so schockiert gewesen zu sein, zumal ich von den Nullen auch nur eine ansatzweise nachvollziehen kann. 

Was ich ganz, ganz schlimm fand: Jeder der vier wurde groß eingeblendet und musste gute Miene zum bösen Spiel machen. Zum Glück gab es das Publikum in der Halle, dass alle unterstützt hat, sei es durch Applaus bei James Newman oder Unmutkundtuung bei Jeangu Macroy. Und diese Unterstützung haben alle verdient! Unsere vier Jungs, insbesondere der bedauernswerte James Newman, haben gerade die größte Demütigung kassiert, die man in der Unterhaltungsbranche kriegen kann. Vermutlich wird außer Gabriela Guncikova, Nathan Trent und den Sisters niemand nachvollziehen können, wie sie sich damit fühlen, aber die wurden allesamt wenigstens nicht eingeblendet. Bei James, Jendrik, Blas und Jeangu dagegen hielt die Kamera drauf. Kein Wunder, dass die beiden Erstgenannten blau wie die Haubitzen waren, bei den anderen beiden konnte ich das nicht erkennen. Ich habe in allen vier Fällen größten Respekt davor, mit wie viel Würde und Grandezza sie das Ergebnis angenommen haben. 

Und an alle, die jetzt wieder sagen, man möchte doch bitte in so einer Situation angemessen niedergeschlagen sein: Was sollen sie denn machen? Losheulen? Nein! Aufrechtgehn (pun intended) und sich dem ganzen trotzig entgegenstemmen, egal wie heftig man in die Fresse bekommt! Und deshalb: Ihr vier seid toll! Und Televoter sind Wichser! So! 

James, Jendrik, Blas und Jeangu: Ihr seid alle tolle Jungs, und ich hoffe und wünsche Euch, dass Ihr das gut verpackt!

Donnerstag, 10. Juni 2021

ESC 2021: Zwei Gimmicks, um das Warten aufs Finale zu verkürzen

 Sodele, das waren die Semis! 

Da ich in den nächsten Tagen viel zu tun habe und noch nicht weiß, wie schnell ich zur Besprechung der Finalisten komme, hab ich hier noch zwei nette Sachen für Euch.

Das eine - nun, die Performance kennt Ihr ALLE. Aber guckt trotzdem mal rein, ich fand es sehr lustig. Here you go!

Und das zweite, noch interessanter, ist der Podcast von Thomas Mohr und Marcel Stober auf eurovision.de. Falls Ihr den noch nicht gehört habt, hört insbesondere mal in die Folge vom 29.5. rein. Dort haben sie nämlich Consi zu Gast und unterhalten sich mit ihm über seine Jurorentätigkeit, und endlich, endlich, endlich bekommen wir von ihm auch die zumindest von mir so schmerzlich vermissten Einschätzungen zu allen Finalisten!

Here you go!

ESC 2021 - Nachlese: Die Ausscheider des zweiten Semis

17. Lettland - 14 Punkte


Televoting: 10 Punkte (Platz 16)
Jury: 4 Punkte (Platz 16)

"Ist das ein Scheibenwischer?" kam es direkt am Anfang von der weniger wohlmeinenden meiner Töchter. Nun ja, der "Scheibenwischer" erwies sich dann im Laufe der nächsten Sekunden als das kleinste Problem, denn dann betrat Ihro Majestät die Königin der Nacht die Bühne. Samanta hatte sich vorher das Video vom ersten Semi 2019 reingezogen und besonders bei San Marino genau hingeschaut. "So mach ich das auch!", hat sie gedacht. Gedacht, getan. Sie stellte sich auf die Bühne, gab alles und versuchte, ihren Song in einer anderen Tonart zu singen als das Backing Tape vorgab. Bei Serhat hatte das ja auch geklappt! Krassimir Avramov dürfte nach dieser Performance den Champagner geköpft haben., sein Beitrag ist nicht mehr der härteste Carcrash der ESC-Geschichte. Das waren drei Minuten blanke Pein, die vom Publikum auch kaum beklatscht wurde und mit 14 Punkten noch gut bedient war. Eigentlich hätte das die erste Gesamtnull werden müssen. 


16. Georgien - 16 Punkte

Televoting: 15 Punkte (Platz 14)
Jury: 1 Punkt (Platz 17)

Och, das hat er schon nett gemacht, der Tornike. Aber das ist eben genau das Problem: Alles hier war nur nett. Und das vom schlimmsten Bad Boy des Jahrgangs, das muss man sich mal vorstellen. Er hat halt einfach nur keinen Bad-Boy-Song mitgebracht, sondern was Langsames, Leises, das man entweder von vornherein mag (so wie ich) oder bei dem man nie eine Chance entwickelt, es mehr als nett zu finden. Angerufen hätte ich für ihn dennoch nicht. Georgien, normalerweise habt Ihr ja immer die Reihenfolge "Ein Löffel für Georgien, ein Löffel für den ESC". Nach mehreren Löffeln für Georgien hintereinander wäre jetzt dann doch mal wieder der ESC dran. Oder hat irgendjemand ernsthaft damit gerechnet, dass das hier nur den Hauch einer Finalchance hatte? Eine Frage zum Schluss: An einer Stelle saß Tornike auf dem Hocker und bekam Schrift auf sich draufprojiziert. Sollte das so? Sah seltsam aus. Seltsam ist leider nicht gut genug.


15. Tschechien - 23 Punkte

Televoting: 0 Punkte (Platz 17)
Jury: 23 Punkte (Platz 13)

Benny ist ja wirklich ein Süßer, und in der Studioversion ist der Song gut anzuhören. Die Liveperformance war allerdings gar nichts. Ich kann meinen Finger nicht drauf legen, woran das eigentlich lag, er hat ja schon die Töne alle getroffen, aber mit Sparflammenstimme. Und dann natürlich diese scheußliche gelborange Lurexjacke (aus Andorra?)! Sowieso hatte der gute Benny ein Klamottenproblem. Oder war das so geplante Choreographie, dass Herr Cristo sich ständig und permanent die Hosenbeine hochgezogen hat? Kerl, wenn die Hose zu lang ist, dann schneid VOR DEM AUFTRITT die Beine ab! Oder zieh gleich Hotpants an! Das war noch schlimmer als die Hosenträger von Jahn Teigen, Gott hab ihn selig. And that is sayin' something. Speziell im Vergleich zu Lettland finde ich die Null im Televoting zwar hart, aber letztlich leider nachvollziehbar.


14. Polen - 35 Punkte

Televoting: 17 Punkte (Platz 12)
Jury: 18 Punkte (Platz 14)

Spaßeshalber habe ich gerade mal auf die Ergebnisseite von eurovision.tv geschaut. Polen ist im zweiten Semi erwartungsgemäß letzter in Griechenland geworden. Kein Wunder. Rafał zeigte fast die ganze Zeit über eine Geste, die vermutlich ganz Griechenland als Moutza interpretiert hat. Immer schön mit den ausgestreckten Handflächen direkt rein in die Kamera - wer bitte war der Meinung, dass das eine gute Idee ist? Sogar ich fand das unangenehm, und ich hab keinen Tropfen griechisches Blut in mir. Dazu war hier auch alles mäßig, was vorher schon mäßig war. Rafał, auch hier wieder als möchtegerncooler Oppa verkleidet, wird in diesem Leben kein Sympathievoting mehr gewinnen, der Song kann nix, die Tänzer haben mit ihren blöden Taschenlampen genervt (hatte Rafał deshalb die Sonnenbrille an?), mal gabs Pyros, mal gabs Trockeneis und das alles ohne Sinn und Zusammenhang. Und zur Krönung vergaß der Herr dann auch noch vor lauter Publikumsanimation (Du! Sollst! Das! Publikum! Nicht! Animieren!) das Singen. Nee, nee, nee, das war nix für meine Töchter ihre Mutter!


13. Estland - 58 Punkte

Televoting: 29 Punkte (Platz 12)
Jury: 29 Punkte (Platz 12)

Apropos Sympathiewettbewerb, Uku wird auch keinen mehr gewinnen. Er sieht aber besser aus als der Pole, vor allem diese kristallblauen Augen sind schon sehr schick, auch wenn er nicht mein Typ ist. Leider weiß er das auch, also, dass er gut aussieht, und feuert das aus jeder Pore. Hier auch wieder. Er machte das solide, aber mein Gott, Versicherungsvertreter sind auch solide. Und diese offene Fliege ummen Hals ist doch so 2014! Es war von Anfang an klar, dass das nix werden würde. Wurde ja auch nix. Kann ich bestens mit leben!


12. Österreich - 66 Punkte

Televoting: 13 Punkte (Platz 15)
Jury: 53 Punkte (Platz 11)

Nicht so richtig gut leben kann ich hingegen mit dem Ausscheiden von Vincent. Ich hätte es ihm sehr, sehr gegönnt, wenn er ins Finale gekommen wäre, und es gibt mindestens einen Finalisten, der das Weiterkommen weniger verdient gehabt hat als er, dazu später mehr. Aber ich müsste lügen, wenn ich schreibe, dass ich komplett überrascht war. Irgendwas hat gefehlt. Er sah super aus und hat großartig gesungen, aber an manchen Stellen insbesondere am Anfang hatte ich den Eindruck, dass er den Song nicht so richtig fühlt und dass er sich darauf konzentriert, alles richtig zu machen. Aber allein für den Schluss hätte er weiterkommen müssen! Da HAT er den Song gefühlt, und da kams auch entsprechend rüber. Echt schade.



11. Dänemark - 89 Punkte

Televoting: 80 Punkte (Platz 8)
Jury: 9 Punkte (Platz 15)

Der Trauerfall des zweiten Semis. Ja, ich gebs ja zu, ich hab es bei sämtlichen Tipps auch nicht im Finale gesehen - aber gewünscht hab ich mirs! Es ist eins der größten Guilty Pleasures der ESC-Geschichte, und man muss nicht in den 80ern aufgewachsen sein, um damit Mordsspaß zu haben. Die Performance war genauso überdreht und lustig und gelungen wie in der VE. Warum hätte man auch was ändern sollen? Das hat gepasst! Ihr hättet mal sehen sollen, was in den drei Minuten hier los war! Dass der Sessel, auf dem wir zu dritt gehockt, pardon, gewippt sind, nicht umgekippt ist, war alles! Drei Minuten Hardcore-Spaß, die ich genau wie die Televoter gern im Finale gehabt hätte. Allein: Jurys sind? Ihr wisst schon. Obwohl, kann man nach so langer Zeit auch mal wieder ausschreiben: Jurys sind Wichser! Das wird wohl leider das letzte Mal für die nächsten 24 Jahre gewesen sein, dass die Dänen sich in Landessprache in den ESC trauen. Menno!
PS: Bevor jemand fragt: Ja, ich hab es mir inzwischen schon ein paarmal in Endlosschleife gegeben. 



Die weiteren Platzierungen:
10. Albanien - 112 Punkte (TV: 38 (11), J: 74 (8) )
9. San Marino - 118 Punkte  (TV: 42 (10), J: 76 (7) )
8. Serbien - 124 Punkte  (TV: 68 (9), J: 56 (10) )
7. Moldau - 179 Punkte  (TV: 123 (4), J: 56 (9) )
6. Griechenland - 184 Punkte  (TV: 80 (7), J: 104 (5) )
5. Finnland - 234 Punkte  (TV: 150 (1), J: 84 (6) )
4. Portugal - 239 Punkte  (TV: 111 (5), J: 128 (4) )
3. Bulgarien - 250 Punkte  (TV: 101 (6), J: 149 (2) )
2. Island - 288 Punkte  (TV: 148 (2), J: 140 (3) )
1. Schweiz - 291 Punkte  (TV: 135 (3), J: 156 (1) )


Mittwoch, 9. Juni 2021

ESC 2021 - Nachlese: Die Ausscheider des ersten Semis

 Los geht's mit den Ausscheidern des ersten Semis:

16. Irland - 20 Punkte

Televoting: 4 Punkte (Platz 15)
Jury: 16 Punkte (Platz 15)

Ach, Lesley. Ach, Lesley! Da haben die einen wirklich tollen Song, einer meiner absoluten Lieblingssong in diesem Jahr, sowie eine sympathische Interpretin und ein wirklich niedliches Staging, das es so noch nie gab und das unter normalen Umständen hätte einschlagen können wie eine Bombe. Da hat man sich bei RTÉ wirklich Gedanken gemacht. Diese Papier-Miniaturwelt war wirklich allerliebst. Leider war Lesley mit der ganzen Sache hoffnungslos überfordert und vergeigte ihren Auftritt TOTAL. Das wirkte viel zu angestrengt und ich-probier-es-jetzt-mit-der-Brechstange-ig. Bereits vorher in den Proben hatte sie wohl schon erkennbar Probleme gehabt, ich habe aber bis zuletzt gehofft, dass sie es hinbekommt. Allein, wir wussten direkt, dass das nichts werden kann. Lesley hat es auch gemerkt, die fing schon beim letzten Ton an zu weinen, und zwar, wie ich vermute, nicht aus Überwältigung, sondern wohl tatsächlich aus Trauer um die vergeigte Performance. Ach, Lesley. Komm. Aufstehen, Krönchen richten!


15. Nordmazedonien - 23 Punkte

Televoting: 11 Punkte (Platz 13)
Jury: 12 Punkte (Platz 16)

Man musste ja allein schon aufgrund der Vorgeschichte mit den ganzen Anfeindungen Team Vasil sein, aber ich muss zugeben, so recht wollte mir das nicht gelingen. Dazu ist der Song einfach zu uneingängig. Ich glaube, den hätte ich nicht mal im Hirn, wenn ich ihn selbst einsingen würde. Aber er ist nicht nur nicht eingängig, sondern hat auch, Leben hin, lassen her, auf dieser Bühne beim besten Willen nichts zu suchen und wurde ja auch nicht honoriert. Der Effekt mit Vasil als lebender Discokugel war zwar nett, ist aber für den eingeweihten Mellofan bekanntlich keine Neuigkeit mehr. Immerhin, Vasil sang makellos, wenn auch mit deutlichem Hang zum Überperformen. Na ja, passt ja auch zum Song. Haldor Laegrid hat sich im Angesicht dieser Performance vermutlich vor Neid entleibt.


14. Australien - 28 Punkte

Televoting: 2 Punkte (Platz 16)
Jury: 26 Punkte (Platz 14)

Ich hab ja im letzten Posting davon geschrieben, dass es in diesem Jahr unglaublich viele Geschichten gab. Hier ist auch eine, wenn auch keine schöne. Ich bin ja nun weiß Gott kein Fan von Montaigne, aber bittschön: Das muss sowas von hart gewesen sein. Alle anderen sind in Rotterdam und machen Party, und sie durfte nicht, weil sie aus Coronarisikogründen in Australien geblieben ist. Es gibt ein Instagram-Video von ihr, wo sie darüber berichtet, wie es ihr damit geht: Überhaupt nicht gut. Nun gut, glücklicherweise gab es die Regelung, dass es im Falle eines coronären Ausfalls ein vorher aufgenommenes Backup-Tape eingespielt wird. Und nein, es lag nicht am Zeigen desselben, dass Australien es erstmals nicht ins Finale geschafft hat. Die Backup-Performance war bis auf zwei, drei überangestrengte Töne sehr gut, aber der Song ist halt einfach too much of everything, und Montaigne wirkt leider auf mich nach wie vor sehr anstrengend und nicht wie jemand, mit dessen Person und Werk ich mich in irgendeiner Weise auseinandersetzen will. Und nochmals die Frage: Trägt Frau ihr Achselhaar jetzt wirklich wieder lang?


13. Slowenien - 44 Punkte

Televoting: 8 Punkte (Platz 14)
Jury: 36 Punkte (Platz 13)

Keine Geschichte dagegen in diesem Falle. Wir haben auf der Habenseite eine attraktive Blondine mit einer wirklich tollen Stimme. Und das wars. Das reicht nicht, zumal mit Startnummer 2. Liebe Ana, ich möchte Dich wirklich nochmal gern auf der ESC-Bühne sehen, aber bitte bring dann auch einen Song mit, der nicht einfach nur tödlich langweilt. Bitte im Titel keine religiösen Bezüge, es gibt keinen ESC-Gott, (na ja, obwohl: Halleluja? Hard Rock Hallelujah? Molitva? Ach, egal!) und bitte keine, keine, keine Publikumsanimation. Es ist ein Fernsehcontest! Wenn Du das alles beherzigst, darfst Du gern nochmal wiederkommen. Sonz nich.



12. Rumänien - 85 Punkte

Televoting: 27 Punkte (Platz 12)
Jury: 58 Punkte (Platz 9)

Roxen, meine Süße, es gibt eine Sache, die Du wirklich ganz ganz GANZ dringend brauchst, und das ist ein ordentlicher Stylist. Ich weiß nicht, wer Dich immer so zurechtmacht, wie Du zurechtgemacht wirst, aber die Person solltest Du ganz dringend feuern! Dieses Mädel ist so unfassbar hübsch, aber sie / ihr Stylist / ein andorranischer Schneider tut alles dafür, um das zu verbergen. So gesehen war der hüfthohe Trockeneisnebel am Anfang des Auftritts durchaus eine gute Idee, so konnte man wenigstens das furchtbare Kleid nicht sehen. Der Hoodie aus den Proben wäre entschieden besser gewesen. Apropos: Die Probenberichte ließen Schlimmstes befürchten. Es war dann besser als befürchtet, aber noch lange nicht gut. Und habt Ihr mal den Gesichtsausdruck von dem etwas größeren Tänzer mit dem Bart und den langen Haaren gesehen? Dem will ich aber nicht allein im Dunkeln begegnen. Im Brotberuf ist der bestimmt Vampir. Is ja auch Rumänien. Anyway, schade um meinen persönliches Dark-Horse-Tipp, aber leider nicht unverdient ausgeschieden.



11. Kroatien - 110 Punkte

Televoting: 53 Punkte (Platz 9)
Jury: 57 Punkte (Platz 10)

Das eherne Eurovisionsgesetz, dass jedes Semi mindestens einen Trauerfall hervorbringt, is alive and well. Hier ist der für dieses Semi. Und es war so knapp! Nur fünf Punkte hinter dem direkt vor ihr startenden TIX, in beiden Rankings in der Top Ten, und dann hat es in der Summe doch nicht gereicht. So bitter. Dabei wäre das Weiterkommen absolut verdient gewesen, sie hat bis auf den hohen Ton am Ende der ersten Strophe toll gesungen, das war mitreißend und mit Sicherheit (zumindest im Refrain) einer der besseren Dancesongs in diesem Jahr. Allerdings gab es da etwas, was mich extrem abgelenkt hat, und je mehr ich draufgeguckt hab, desto mehr hat es mich abgelenkt. Liebe Kroaten, könnte es ganz eventuell sein, dass Ihr vor dem ESC irgendwo in den Pyrenäen shoppen wart? Just asking? Wer hat insbesondere die Tänzer in diese Klamotten geschossen? Dritte beim Barbara-Dex-Award hinter TIX und Roxen. Tja. Schade auch.



Die weiteren Platzierungen:
10. Norwegen - 115 Punkte (TV: 77 (8), J: 38 (12) )
9. Belgien - 117 Punkte  (TV: 47 (11), J: 70 (7) )
8. Aserbaidschan - 138 Punkte  (TV: 91 (6), J: 47 (11) )
7. Schweden - 142 Punkte  (TV: 51 (10), J: 91 (6) )
6. Zypern - 170 Punkte  (TV: 78 (7), J: 92 (5) )
5. Israel - 192 Punkte  (TV: 93 (5), J: 99 (4) )
4. Litauen - 203 Punkte  (TV: 137 (3), J: 66 (8) )
3. Russland - 225 Punkte  (TV: 108 (4), J: 117 (2) )
2. Ukraine - 267 Punkte  (TV: 164 (1), J: 103 (3) )
1. Malta - 325 Punkte  (TV: 151 (2), J: 174 (1) )


Dienstag, 8. Juni 2021

ESC 2021 - Nachlese: Ein bisschen Vorgeplänkel

Tja, Ihr lieben Menschen da draußen, jetzt ist der ESC 2021 schon wieder seit zweieinhalb Wochen Geschichte. Ich bin diesbezüglich immer noch ziemlich voll mit Eindrücken und Emotionen, aber so langsam wird es Zeit, das Ganze mal in Ruhe Püree rasieren zu lassen, wie unser Flaverl jetzt sagen würde. 

Hach, war DAS nicht toll? Endlich wieder einen ESC haben? Endlich wieder mitfiebern? Endlich wieder rein in die Blase und mal ein paar Tage (okay, in meinem Falle wohl eher ein paar Wochen) mal an GAR NIX denken außer an das eine? Die Veranstaltung in diesem Jahr war ja aus verschiedenen Gründen nicht so ganz unumstritten, einige Entscheidungen hätte man sicherlich anders treffen können und müssen, und so ganz wollte ein gewisser Mulm auch bis zum Schluss nicht weichen aber: War das toll oder war das toll?

Die Moderatoren haben mich allesamt überzeugt, die haben das großartig gemacht, Edsilia und Nikki noch ein bisschen mehr als Chantal und Jan. Ob es jetzt immer vier Moderatoren sein müssen, da kann man drüber streiten, aber sei es drum, sie waren alle klasse.

Und ansonsten: Eine tolle Bühne, trotz der Begleitumstände originelle und witzige Postkarten, ein supertolles, sehr ESC-betontes Pausenprogramm  ohne unnötigen Schnickschnack von außen, genau das Richtige für den in den letzten zwei Jahren komplett ausgehungerten Fan. 

Und Geschichten. Geschichten, Geschichten, Geschichten. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich dieses Jahr besonders intensiv in der Bubble rumgehangen habe, aber mir ist, als hätte es noch nie so viel über den ESC zu erzählen gegeben wie in diesem Jahr. Ich versuche, hier auch ein paar der Geschichten aufzugreifen, erhebe aber selbstverständlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit. 

Bevor ich gleich mit den Ausscheidern des ersten Semis einsteige, möchte ich an dieser Stelle allen Bloggern und Kommentatoren von esckompakt ein aus tiefstem Herzen kommendes Danke aussprechen. Ihr wart in den vier Wochen vor und während dem ESC sowas wie mein Dreh- und Angelpunkt und der Garant dafür, im echten Leben den Kopf über Wasser zu behalten. Tausend, tausend Dank dafür!

And now: To business!