Freitag, 20. Januar 2017

And the best hosts are:

Der offizielle Youtube-Kanal des Eurovision Song Contests rief letztens seine Fans zu ein paar interessanten Abstimmungen auf. Auf der Tube gibt es ja ESC-Song-Rankings noch und nöcher. Abstimmungen über die besten Moderatoren sind aber bis dato eher Mangelware. Daher ließ man jetzt dort mal die beste Moderation wählen - der 80er, der 90er, der Nuller und der Zehner. Für die Jahre davor habe ich nichts gefunden.

Die Ergebnisse dieser Abstimmung möchte ich Euch nicht vorenthalten, zumal mir das jetzt auch ermöglicht, eine sträfliche Unterlassungssünde auszumerzen. Soviel sei schon mal gesagt: Die Abstimmung brachte in allen vier Fällen diejenigen als Sieger, die ich selbst auch dazu gekürt hätte. Was allerdings teilweise dahinter passierte, war zuweilen... äh... interessant.

Nehmen wir mal die Achtziger. Die Siegerin war nicht so eindeutig, wie man meinen konnte, sondern lieferte sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit - Victor Lazlo (Brüssel 1987). Das war für mich die erste Überraschung, hier hätte ich Désirée Nosbusch (Luxemburg 1984 auch noch mit im Rennen erwartet. Aber gewonnen hat das ganze selbstverständlich Lill Lindfors (Göteborg 1985), und das dürfte nicht nur am Klamottentrick gelegen haben, sondern daran, dass sie den Abend zu "Die Welt zu Gast bei Lill machte".Warmherziger war selten jemand. Hier nochmal die Highlights ihrer Moderation:




In den Neunzigern waren es dann drei Moderationen, die um die Krone kämpften. Auf den Verfolgerrängen landeten Fionnuala Sweeney (Millstreet 1983) und zu meiner großen und durchaus freudigen Überraschung Ingvild Bryn und Morten Harket (Oslo 1996). Bevor ich mir den Osloer Bewerb mal komplett gegeben habe, hatte ich nur Fürchterbares über die beiden gelesen, fand aber dann ihre Moderation ausgesprochen unterhaltsam. Jedenfalls kann man das beides vertreten. Auch Carrie Crowley und Ronan Keating (Dublin 1997) oder Dafna Dekel, Sigal Shahamon und Yigal Ravid (Jerusalem 1999) hätten einen Platz weit oben verdient gehabt. Über das Ergebnis für Gigliola Cinquetti und Toto Cutugno (Rom 1991) ist indes nichts bekannt. Sieger waren hier Ulrika Jonsson und Terry Wogan (Birmingham 1998), die das rundum großartige Jahr 1998 trefflich abrundeten.




In den Nullern ging zwar der Sieger in Ordnung, aber dahinter - au weia. Ich hätte ja eigentlich gedacht, dass die Top drei neben den Siegern noch zwingend Kattis Ahlström und Anders Lundin (Stockholm 2000) sowie Marija Naumova und Renars Kaupers (Riga 2003) hätte enthalten müssen. Ich sollte mir wohl das Denken besser abgewöhnen, denn stattdessen sah das Wahlvolk allen Ernstes Maria Menounos und Sakis Rouvas (Athen 2006) - Leute, Ihr solltet die Moderation bewerten, nicht die Optik! - und, jetzt kommts: Alsou und Ivan Urgant (Moskau 2009, Finale) UND Natalia Vodianova und Andrej Malakov (Moskau 2009, Semis) vorne. Was bitte habt Ihr für Drogen genommen? Die will ich auch! Immerhin, beim Sieger hat man alles richtig gemacht, denn zu den besten Moderatoren der Nuller wurden höchstverdientermaßen Jaana Pelkonen und Mikko Leppilampi (Helsinki 2007) gewählt.




Bleiben die Zehner. Und hier ragt eine Moderation so deutlich heraus, dass die Kanalbesitzer sogar darauf verzichtet haben, die Plätze danach überhaupt nur zu benennen. Da kann man eigentlich nur gucken und genießen:


Ich möchte allerdings die videogewordene Laudatio noch um einen wichtigen Punkt ergänzen. Keine Frage, Petra Mede und Måns Zelmerlöw (Stockholm 2016) waren ein blind aufeinander eingespieltes Team, da saß jeder Übergang, jeder Gag, meistens haben sie noch nicht mal Moderationskärtchen gebraucht. Die beiden waren charmant, witzig, originell, souverän und wunderbar selbstironisch, ohne dabei aber zu dick aufzutragen. Und über die beiden Gesangstanznummern, die man im Video auch nochmal ausschnittsweise sieht (und ansonsten auch nochmal in Gänze auf der Tube findet), haben wir noch gar nicht gesprochen. Umso bemerkenswerter und beeindruckender fand ich es aber, dass die beiden es auch schafften, sich bei den leisen Tönen genau richtig zu dosieren. Die Ansage der "Grey People", dem Pausenact im ersten Semi, die die Situation der Flüchtlinge in Europa tänzerisch darstellten, hätte böse in die Hose gehen können. Aber Petra und Monz fanden mit ihrer empathischen, aber nicht pathetischen Ansage genau die richtigen Worte. Und das adelte dann endgültig eine Moderation, die wohl auch ohne das als die mit Abstand beste in 60 Jahren ESC-Geschichte angesehen werden darf.

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