Mittwoch, 5. Juni 2019

ESC-2019-Nachlese - Eröffnungen und Pausenprogramm

Was soll man zu den Eröffnungssequenzen und dem Pausenprogramm sagen? Überwältigend ist hier glaub ich ein ganz gutes Wort.

Der Anfang des ersten Semis mit der kleinen Netta treibt mir bei jedem Anschauen immer noch zuverlässig das Wasser in die Augen, das war einfach ganz, ganz toll. Nicht minder toll war dann die große Netta, der man die Begeisterung für das Ganze in jeder Sekunde angemerkt hat. Die war so stolz und so happy darüber, dass sie den Contest nach Tel Aviv geholt hat. Fürwahr a beautiful creature.

Dana Internationals Auftritt mit der Kiss Cam war ebenfalls großartig. Man hat hier natürlich sehr viel auf die Kernzielgruppe zugeschnitten, aber auch das war sehr bewegend und hat mich sofort abgeholt. Man mag das alles etwas over the top finden, aber meine Güte, wir sind beim ESC! Wenn da nicht mehr mehr ist, wo denn bittschön dann? Liebste, Deinen Friseur verklagst du aber noch, ja?

Auch Shalva, der Pausenact im zweiten Semi, war ganz großes Kino. Herzerwärmend und völlig zu Recht als bester Auftritt des Abends gefeiert.

Das absolute Highlight der Semis waren für mich allerdings die Zusammenschnitte von Kutiman. Ganz, ganz großes Tennis. Die kann ich mir in Endloswiederholung anschauen und finde immer noch was Neues. Schade, dass sie nicht länger sind, das macht süchtig

Auf den Mentalist Lior Suchard hätte ich allerdings verzichten können. Immerhin war es nett, dass so einiges nicht mit den aufgerufenen Kandidaten abgesprochen war. Das Gesicht von Jurijus im zweiten Semi war absolut unbezahlbar, und Sarah, Paenda und Sergey hatten ordentlich Spaß an der Sache.

Im zweiten Semi sparte man ein bisschen Puste bei der Eröffnung und ließ lieber das erste nochmal Revue passieren. Kann man machen, muss man nicht, aber die Eröffnung des Finales entschädigte für so ungefähr alles. Das war mit Abstand die beste, warmherzigste, mitreißendste Eröffnung, die ich jemals gesehen habe. Ja, auch besser als Düsseldorf 2011, Malmö 2013, Kopenhagen 2014 und Wien 2015. Man weiß echt nicht, wo man anfangen soll mit Loben, deshalb bemühe ich mich auch gar nicht erst, sondern möchte einfach jedem diese unfassbar großartigen 11 Minuten ans Herz legen. Wird sehr schwer für die Niederlande, da nächstes Jahr ranzukommen.

Herausheben möchte ich generell die Hommagen an verdiente Größen des Landes, alle vier Sieger hatten ihren Platz in den Shows, genau wie Ilanit, Nadav Guedj und, die viel zu früh gestorbene Ofra
Haza. Absolut zum Niederknien.

Das Idan Reichel Project brachte im Finale ein bisschen israelische Ethno-Sounds in die Hütte, die aber aufgrund des Hypes um einen gewissen anderen Pausenact etwas untergingen. Schade, das hätte mehr Aufmerksamkeit verdient gehabt. Gleiches gilt für Nettas neuen Song, auch wenn ich den nicht so stark finde wie "Toy".

War noch was? Hab ich noch was vergessen? Ach ja. La Ciccone. Vielleicht der überflüssigste Auftritt der Eurovisionsgeschichte. Warum traut man denn seinen eigenen Produkten nicht, die ja nun weiß Gott zahllose Highlights boten? Aber nee, stattdessen ließ man sich von der Dame nach allen Regeln der Kunst am Gängelband herumführen: Geschlagene zwei Tage (!!!) vor der Show war der Vertrag unter Dach und Fach, bei den Proben von Madame mussten alle die Halle verlassen, das Greenroom-Interview mit Assi war schon sehr grenzwertig, und obendrein musste irgendein armes Schwein auch noch 1,15 Millionen dafür abdrücken. Und dann das: Madonna sang wie Maradona, die groß angekündigte Sensation erwies sich als kompletter Rohrkrepierer. Ich hoffe, dass diese Geschichte allen weiteren ESC-Ausrichtern eine Lehre sein wird. Diese Art von Pausenacts sind überflüssig wie ein Kropf und taugen vor allem für Pipipause, vor allem, wenn man in der Halle ist. Wann immer es Euch schlecht geht: Denkt daran, dass es jemanden gibt, der für diesen Auftritt 1,15 Millionen bezahlt hat - es wird Euch sofort besser gehen!

Alles andere ist mit so viel Liebe und Überlegung auf die Beine gestellt worden - hätte Madonna einen guten Auftritt hingelegt, wäre es komplett entwertet worden. So gesehen war es gut, dass das so in die Hose gegangen ist. Außerdem mag die Schreiberin dieser Zeilen Madonna sowieso nicht.

Und das schöne ist, dass da fünf Leute auf der Bühne waren, die ihr amtlich die Show gestohlen haben. Das Tauschkonzert von Conchita, Monz, Eleni,Verka und Gali Atari war ohne jede Frage der Höhepunkt des gesamten ESC-2019-Beiprogramms. Über die Outfits von Conchita und Eleni reden wir jetzt mal nicht, aber ansonsten war das superklasse. Und noch schöner: Diese Idee lutscht sich auch nicht aus, das kann man gerne in den nächsten Jahren noch öfter machen.

Alles in allem haben die Israelis das gesamte Drumherum unglaublich toll gemacht, das kann man gar nicht hoch genug loben.

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