Samstag, 1. Juni 2019

ESC-2019-Nachlese - Die Ausscheider des 1. Semis

So, dann kommen wir mal zu den Beiträgen. Wir sind ja schließlich nicht zum Vergnügen hier!

Da meine Blitznachlesen nach den Semis ja dann doch immer sehr kurz und knapp ausfallen, will ich es mir nicht nehmen lassen, mir die angetretenen Recken und Reckinnen noch mal ein bisschen ausführlicher zur Brust zu nehmen.

Fangen wir mal mit denen an, die es im ersten Semi geschrägt hat:

17. Finnland - 23 Punkte

Televoting: 14 Punkte (Platz 17)
Jury: 9 Punkte (Platz 16)

Tja. Es reicht halt nicht, sich nur auf einen großen Namen zu verlassen, man braucht auch einen Song. Darude klimperte nett im Hintergrund, und der arme Sebastian marschierte reichlich verloren über den Catwalk. Das einzige, was an diesem Beitrag ein wenig zu fesseln vermochte, war die grüne Tänzerin. Der Effekt mit dem Verschwinden von der Eisscholle und Auftauchen auf der Leinwand (und vice versa) war ja ganz nett, aber das allein reicht halt nicht, obwohl es das angesagte Thema "Rumtreiben im Wasser" trefflich aufgegriffen hat. Und so hehr auch der Anspruch des Liedes, war die Musi dann doch so ausgelutscht und die Performance so unterwältigend, dass es erwartungsgemäß nicht gereicht hat.


16. Montenegro - 46 Punkte

Televoting: 15 Punkte (Platz 16)
Jury: 31 Punkte (Platz 13)

Guck an, guck an. Da haben doch alle Stein und Bein geschworen, dass die Montenegriner Letzte in diesem Semi werden, und dann werden sie nur Vorletzte. Lag wahrscheinlich an der markerschütternden Textzeile "I got used to feelin' naked", womit wohl auf die Preview-Videos etwas erfolgreicherer Acts in diesem Bewerb angespielt wurde. Siehste, am Ende gibt dann doch alles einen Sinn. Keinen Sinn ergab hier die Bühnenshow, das war mehr so Nachwuchs des Gesangvereins Hintertupfingen-Süd, der aus Versehen in den Recall bei DSDS gekommen ist. Geil, ich bin im Fernsehen! He, Kameramann, guck mich an! Nein, nicht den Schmierlappen da mit dem komischen Seitenscheitel, MICH! Ich hab extra mein Hemd ganz weit auf! Und ich hab ne Timoschenko-Frisur! Heee, halloooo! ICH war noch gar nicht im Bild! Weg da! Guck mal, wir haben auch genau hingeschaut, wie andere das machen. Mit den Händen und so. Und mit dem Rumgewackel und so. Wenn die glorreichen Sechs sich und uns einen Gefallen tun wollen, treten sie bitte nie nie NIE wieder in dieser Kombination auf. Schade übrigens um den Song, der hat mir nämlich durchaus gefallen. Aber ich glaube, da bin ich so ungefähr die Einzige.


15. Portugal - 51 Punkte

Televoting: 43 Punkte (Platz 12)
Jury: 8 Punkte (Platz 17)

Liebe Portugiesen, wenn man einen solchen Hochrisikobeitrag hat, dann muss man die Reise konsequent zu Ende machen! Wo waren die weißen Outfits? Wo die Scherenhände? Wo die Mehrfachstürze? Wo die Löffel im Gesicht? Nein, dieser seltsame schwarze Plastikbart ist genauso wenig ein Ersatz wie die merkwürdigen grünen Stoffgewandungen, mit denen sogar halbnackte gut gebaute Tänzer Scheiße aussehen und die Euch letztlich auch den Barbara Dex Award eingebracht haben. And that is sayin' something, denn Ihr hattet wirklich harte Konkurrenz, aber dazu später mehr. Möglicherweise hat auch die Startreihenfolge eine Rolle gespielt, Ihr wart ja mittendrin im Wahnsinn dieser zweiten Hälfte des ersten Semis - zu dem Ihr allerdings auch nicht unwesentlich beigetragen habt. Also, zum Wahnsinn. Vielleicht waren die Zuschauer von den Isländern schon so abgestumpft, dass für Euch nichts mehr übrig blieb. Die Jurys waren es auf jeden Fall.


14. Georgien - 62 Punkte

Televoting: 33 Punkte (Platz 13)
Jury: 29 Punkte (Platz 14)

Uff. Eine Höllenfahrt wurde uns im Vorfeld angekündigt, aber trotz der Pyros und dem Hintergrund wurde es dann doch keine solche. Auch hier fehlte mir die letzte Konsequenz. Freunde, merkt Euch mal, bei der Eurovision gilt nicht: "weniger ist mehr", sondern "mehr ist mehr"! Das heißt, WENN man schon alle in die Hölle schicken will, dann muss ALLES stimmen, umso mehr, wenn ich einen dermaßen sperrigen Song habe. Da muss dann die Inszenierung so sein, dass den Leuten Hören und Sehen vergeht. Und die Töne sollten übrigens auch sitzen. Das ist hier alles leider nur zum Teil gelungen. Schade.


13. Belgien - 70 Punkte

Televoting: 20 Punkte (Platz 15)
Jury: 50 Punkte (Platz 12)

Das Erste, was mir weiland beim Begutachten des belgischen Beitrags durch den Kopf ging, war, ob Eliot das denn auch live stemmen könne. Nun kennen wir die Antwort. Auch sonst wurde so ungefähr alles falsch gemacht, was man falsch machen kann. Wer zur Hölle hat den armen Kerl denn in diese Klamotte geschossen? Wer ist für die Riesentrommeln verantwortlich, bekanntlich immer ein Signal dafür, dass man dem Ganzen ansonsten nix zutraut? Und wer war der Meinung, dass es reicht, einen guten Song (der Song in seiner Ansichichkeit gehört meiner Meinung nach immer noch zu den besten des Jahrgangs) und einen blutjungen, durchaus niedlichen Sangesversucher (Sänger?) zu haben, wenn sonst wirklich GAR NIX stimmt? Ach Belgien. Dabei wart Ihr so gut unterwegs in den letzten Jahren!


12. Ungarn - 97 Punkte

Televoting: 32 Punkte (Platz 14)
Jury: 65 Punkte (Platz 10)

Auch das ist ein unumstößliches Eurovisionsgesetz: Jedes, jedes, jedes Semi bringt mindestens einen Trauerfall hervor. Woran es gelegen hat? Ich habe keine Ahnung. Mir gefällt "Az en apam" um einiges besser als "Origo" (auch da bin ich vermutlich wieder die Einzige), und ich weiß auch nicht, was Joci hätte anders machen sollen. Für mich ein klarer Finalanwärter, aber Platz 14 im Televoting spricht leider eine überdeutliche Sprache. Warum nur, warum?


11. Polen - 120 Punkte

Televoting: 60 Punkte (Platz 8)
Jury: 60 Punkte (Platz 11 - wären bei korrekter Abgabe der tschechischen Jurywertung eigentlich im Finale gewesen)

Obwohl ich diesen Song eigentlich nicht leiden kann, fällt auch er in die Kategorie "Trauerfälle", denn auf diese Weise sollte niemand ausscheiden. Ich habe mich ja schon ausführlich darüber echauffiert, deshalb will ich hier von weiteren Tiraden absehen. Und die Mädels waren echt gut! Dieser Schreigesang ist ja so gar nicht meins, aber bei ihrem Auftritt haben sie es geschafft, dass es tatsächlich sehr harmonisch rüberkam. Der Song bleibt immer noch nicht meins, und über die Outfits schweigt der Chronistin Höflichkeit. Dennoch bleibt ein ganz übler Nachgeschmack.


Die weiteren Platzierungen:
10. Weißrussland - 122 Punkte (TV: 44 (11), J: 78 (6) wäre bei korrekter Abgabe der tschechischen Jurywertung nicht im Finale gewesen)
9. Zypern - 149 Punkte (TV: 54 (10), J: 94 (4) )
8. San Marino - 150 Punkte (TV: 124 (4), J: 26 (15) )
7. Serbien - 156 Punkte (TV: 65 (7), J: 91 (5) )
6. Slowenien - 167 Punkte (TV: 93 (5), J: 74 (7) )
5. Griechenland - 185 Punkte (TV: 54 (9), J: 131 (2) )
4. Estland - 198 Punkte (TV: 133 (3), J: 65 (9) )
3. Island - 221 Punkte (TV: 151 (1), J: 70 (8) )
2. Tschechien - 242 Punkte (TV: 85 (6), J: 157 (1) )
1. Australien - 261 Punkte (TV: 140 (2), J: 121 (3) )

1 Kommentar:

toto hat gesagt…

Stimme dir da vollkommen zu, lediglich um Ungarn ist es sehr schade und die Umstände bei Polen waren auch sehr unglüclich.