Sonntag, 8. Mai 2022

Was ich täte, wenn ... (2)

Wenn Irland gewinnt, dann melde ich mich nächstes Jahr auch an. Stimme braucht man ja offensichtlich keine, um zu gewinnen. Dagegen ist Nikki eine ausgebildete Opernsängerin.

Wenn Israel gewinnt, dann freue ich mich, obwohl ich den Beitrag nicht ausstehen kann. Aber dass Michael auf den letzten Metern noch die Kurve gekriegt hat, nach Turin gekommen ist und dann auch noch gewonnen hat, das ist geil.

Wenn Island gewinnt, dann fange ich an zu sparen. Irgendwie wollen die Kneipentouren in Reykjavik ja finanziert werden. Ach ja, und freuen tu ich mich auch.

Wenn Italien gewinnt, dann wird das Wort "Brividi" in den allgemeinen Sprachgebrauch übergehen. In der Bubble ist es das ja bereits. Außerdem wird die RAI direkt am nächsten Morgen Toto Cutugno anrufen, ob er nicht für eine Mordsgage Moderation, Bühnendesign, Postkartendesign und das Singen des italienischen Beitrags ... ach nee, das ist ja inzwischen verboten. Anyway, die RAI wird dann dafür sorgen, dass es noch größeres Chaos gibt als in allen anderen Jahren zusammengenommen, damit sie bloß nicht wieder gewinnen.

Wenn Litauen gewinnt, gönne ich es ihr. Sie hat Klasse. Ich schreibe dann eine Trostkarte an The Roop. Dann ist es mal wieder nicht der Beste des Landes gewesen, der die Krone holt.

Wenn Lettland gewinnt, freue ich mich diebisch darauf, dass in der Siegerreprise deutlich hörbar sowohl das P-Wort als auch das F-Wort fallen. Hähähä, eat this, EBU!

Wenn Moldau gewinnt, dann gibts hier ebenfalls Party. Außerdem singe ich dann am nächsten Tag eine phonetische Version des Songs ein, die mir schon seit Wochen im Hirn rumspukt. Aber vielleicht mach ich das auch, wenn Moldau nicht gewinnt.

Wenn Montenegro gewinnt, bin ich zwar extrem verwundert, freue mich aber sehr für Vladana, insbesondere, weil sie es dann geschafft hat, ihre persönliche Geschichte so zu transportieren, dass alle davon berührt sind.

Wenn Nordmazedonien gewinnt, werde ich wohl das Hobby wechseln müssen.

Wenn Malta gewinnt, kriegt ihr dann hier in den nächsten Tagen mehrseitige Rants, wie ich das finde. Vielleicht schlage ich dann auch meinen Laptop kaputt, obwohl Gewalt gegen Sachen ja nun mal gar nicht geht. Aber egal, ist schließlich mein Laptop.

Wenn die Niederlande gewinnen, bin ich geflasht darüber, dass man mit so einem ruhigen und eher traurigen Lied tatsächlich gewinnen kann. Außerdem wäre ich begeistert, dass sie wieder ausrichten dürfen, weil sie das im letzten Jahr SO brillant gemacht haben.

Wenn Norwegen gewinnt, feiere ich die Nacht durch und freue mir ein Loch in die Mütze. Und hoffe, dass man bei der Siegerreprise sehen wird, wer denn nun die Wölfe sind. Kleiner Tipp: Alexander Rybak ist es nicht, der ist in Chicago und studiert daselbst Filmmusik. Wusstet Ihr das schon? Wenn nein: Bitte, gerne.

Wenn Polen gewinnt, dann bin ich sehr happy. Die Stimme ist genial, der Song ist toll - go for it!

Wenn Portugal gewinnt, dann höre ich den Song die ganze Nacht in Endlosschleife und kuschel mich in meine Kuscheldecke. Und genieße, genieße, genieße.

Wenn Rumänien gewinnt, dann gibt das einen fetten Sommerhit, Tanz und unmögliche Klamotten inklusive.

Wenn Serbien gewinnt, bin ich restlos happy. Das ist große Kunschd und gehört gewürdigt! Außerdem fahre ich dann mal bei einem gewissen Peter Urban vorbei und erkläre ihm, worum es in dem Song eigentlich geht und das das alles ist, aber ganz bestimmt kein anthroposophischer Ansatz. Manchmal kannste echt nur den Kopf schütteln.

Wenn Schweden gewinnt, gähne ich einmal herzhaft und schaue mir eine Wiederholung der Sendung "die Drehscheibe" an. Und dann freue ich mich darauf, dass das Dream Team wieder hosten darf und wieder Intervall-Acts für die Ewigkeit liefert.

Wenn Slowenien gewinnt, kontaktiere ich den Hausherrn und dann zwinge ich ihn, mit mir nächstes Jahr zur Abiturientenveranstaltung da in Ljubljana oder Maribor hinzugehen.

Wenn San Marino gewinnt, dann freue ich mich diebisch, weil die EBU spätestens bei der Siegerreprise die Regel "man darf nicht nackt auf die Bühne" kassieren muss. Und dann zeigen die San Marinesen den Italienern im nächsten Jahr, wo der organisatorische Hammer hängt! 

Wenn die Ukraine gewinnt, dann bin ich alles andere als überrascht und wünsche mir, dass sie daraus was Gutes für sich und ihr Land machen können - wäre ja nicht das erste Mal in der Geschichte, dass ein Eurovisionssieg für die Ukraine ein Signal ist. Ich wünsche mir, dass anerkannt wird, dass der Song einfach gut ist und es verdient hat zu gewinnen und nicht nur diese unsäglichen "Mitleidsvotes"-Diskussionen weitergehen. Und ich wünsche mir, dass ein ukrainischer Sieg keinen Einfluss auf die Zukunft des Wettbewerbs hat. So ganz kann ich mich da von einem gewissen undefinierten Mulm noch nicht frei machen but we will see.


An dieser Stelle auch hier nochmal ein ganz riesengroßes Danke an alle Blogger von ESC kompakt - was Ihr im Moment leistet, ist der Oberhammer, vor allem unter den erschwerten Bedingungen. Danke, danke, danke Euch allen!

5 Kommentare:

duracellhase hat gesagt…

Schöne Gedankenspielereien! Hat Spaß gemacht zu lesen. Danke!

Zwelfbungt - Lucas hat gesagt…

Hallo Tamara! Diese "Wenn..., dann..."-Einträge fand ich sehr amüsant.

Ich möchte dennoch kurz die Gelegenheit nutzen, um dich vom aufrechtgehn.de-Blog zu zitieren (zu finden im Artikel "ESC-Finale 2021: Fünf ist Trümpf"):

“jetzt bin ich gespannt auf 2022 in Italien! Deutschland und Dänemark haben es vorgemacht, wie man die Scharte eines schlecht veranstalteten ESCs wieder auswetzt. Das schafft Ihr auch!”

Also, ich sag's nur ungern, aber wenn in den Liveshows jetzt auch noch recht viel schiefgeht, dann wird das nix mit auswetzen.

Dir eine schöne ESC-Woche! Möge das beste Lied gewinnen! Möchte Estland, aber mein Glaube an Schweden ist noch nicht ganz verloren.

Tamara Fabian hat gesagt…

Lieber Lucas, lieber duracellhase,

ich wünsche Euch ebenfalls eine schöne Woche. Und ja, das mit dem Auswetzen war wohl nix ...

Allez la France! (in Ermangelung von Bretonisch-Kenntnissen)

Sixtus hat gesagt…

Schade, schade... kein Sekt, kein Champagner, kein Aperol - und kein Meet and Greet in Ljubljana (wobei ich ja eher für Maribor gewesen wäre).
Aber es gibt ein nächstes Jahr (wenn sich nicht der Idiot im Kreml vollkommen ausspinnt).

Anonym hat gesagt…

Mein Fave ist Schweden gefolgt von Estland, Finnland und UK. SERBIEN liebe ich auch.